#16
mit gesund meine ich, auskuriert, aus der gefahrenzone, so wie man es bei masern halt ist. hatse se gehabt, isses überstanden. das wird sicher keine, wie es nur trockene, nicht aber geheitle alkoholiker gibt, ein restrisiko wird immer bestehen bleiben

ich bin mir da anderer meinung, was das "trocken"- oder besser: "satt"-werden betrifft.
glaube auch nicht, dass sich die situation mit der ehemaliger alkoholiker/innen vergleichen lässt, schon allein deshalb nicht, weil sich bulimiker/innen wohl oder übel irgendwie mit dem potentiellen gefahrenstoff als teil ihres lebens arrangieren müssen, um zu überleben. auf alkoholsüchtige menschen trifft das so nicht zu.

aber, was ich bezweifle: dass das restrisiko, wie du es nennst, zwangläufig immer bestehen bleiben muss. zumal das "risiko" ja nicht vom essen ausgeht (dann nämlich bliebe es tatsächlich bestehen, siehe oben), sondern von den möglichen resten an "unfähigkeit" der/des betroffenen, mit gefühlen, problemen, stress usw. auf der adäquaten ebene umzugehen, die nun mal nicht das essen ist.

das heißt, wenn es gelingt - und das sollte wohl das ziel einer therapie sein - das "schlachtfeld essen" zu verlassen und (wieder) konfliktlösungspotential, selbstliebe und eigenverantwortung zu entwickeln, verliert das essen als problemslösungsvehikel allmählich seine attraktivität. dann geht es nicht mehr darum, das entgleiste essverhalten mit selbstdisziplin und einem mehr an ohnehin schon pervertierter selbstkontrolle oder durch ablenkungsmanöver "niederzuhalten" oder bezwingen zu müssen, sondern das essen besitzt dann einfach keine anziehungskraft mehr, die über das "normale" individuell unterschiedliche hunger- und genußbedürfnis hinausgeht.

mehr noch: ich glaube sogar, dass es gerade ehemaligen essverhaltensgestörten personen gelingen kann, einen entspannten, sprich: keinen über die "normale" beschäftigung mit essen hinausgehenden umgang mit nahrung an den tag zu legen, zumal sie gelernt haben, innere von äußeren erwartungen abzutrennen, die selbstwahrnehmung zu schärfen und auf eigenen bedürfnisse adäquat zu reagieren. all das aber nur unter einer voraussetzung: die krankheit muss als beginn eines notwendigen lernprozesses verstanden werden und die bereitschaft, die signale richtig zu deuten und das leben gegebenenfalls grundlegend zu ändern, gegeben sein. anderfalls tritt ziemlich sicher das ein, was du beschreibst:

ein restrisiko wird immer bestehen bleiben

#17
oooh, asyl. das gefällt mir total gut, was du geschrieben hast.

[Anmerkung: ich hatte gestern schon ziemlich viel geschrieben, als ich aus Versehen das Fenster zugeklickt habe. Dann hatte ich keine Lust mehr, das frustriert mich immer so. Aber das, was ich geschrieben hatte, wär lang nicht so gut wie deins gewesen.]

elly: ich habe zugegeben schon ganz gut verstanden, was du gemeint hast. Aber ich mag diesen Satz wirklich gar nicht, weil mir der immer so hoffnungsraubend erscheint --> à la warum soll ich mich dann bemühen, wenn ich richtig gesund eh nicht mehr werden kann?

Ich bin mir noch nicht so ganz sicher. Ich meine, ich habe seit knapp eineinhalb Jahren nicht mehr gekotzt, und seit etwa einem Jahr (oder vielleicht auch erst seit einem halben, das ging fließend) esse ich wieder normal. Also, was ich will, wann ich es will, wieviel ich will. Ich steige alle heiligen Zeiten mal auf die Waage, aber eher um zu sehen, dass ich nicht abnehme (mein Stoffwechsel meint es manchmal zu gut mit mir.)

Manchmal würde ich noch gern kotzen, ja. Oder hungern. Oder dürr sein. Aber ich halte den Gedanken stand und es bedarf keiner sehr großen Kämpfe. Manchmal zwicke ich mich in den Bauch und denke "Hoppala", aber dann ziehe ich ein T-Shirt drüber an und die Sache ist gegessen.
Ein sehr hoher Prozentsatz aller Frauen diäten herum und so weiter. Da finde ich mich dann schon um einiges gesünder (aber nicht falsch verstehen, das heißt nicht, dass ich die alle als krank bezeichnen würde).

Das Verhältnis, das ich jetzt zum Essen habe, würde ich als total gesund bezeichnen.

Wenn "gesund" nur dann vollkommen ist, wenn man niemals wieder Gedanken in die Richtung hegt, dann glaube ich auch, dass das nicht möglich ist. Ich würde aber "gesund" schon viel früher ansetzen. Denn sonst wäre ja so ungefähr gar keine Frau mehr gesund. Und den Gedanken weigere ich mich standhaft, anzunehmen *zugeb*

Na ja, ansonsten bin ich jetzt lieber still - nachdem ich ja eigentlich nur bei asyl zu 110 % unterschreiben wollte :D

Ach ja, zu Ursachen - eigentlich ist das ja verzwickt, der Beitrag läuft jetzt etwas zweigleisig. Ich meld mich dann, muss erst Gedanken ordnen.

liebe Grüße, never

#18
never hat geschrieben: Manchmal würde ich noch gern k*, ja. Oder hungern. Oder dürr sein. Aber ich halte den Gedanken stand und es bedarf keiner sehr großen Kämpfe.

Das Verhältnis, das ich jetzt zum Essen habe, würde ich als total gesund bezeichnen.
das spricht doch für sich, oder? mir geht es auch nicht um Nahrung als gegenstand der sucht, genausowenig wie alkohol gegenstand einer sucht ist, sondern die damit verbundenen psychischen und physischen mechanismen und die einschränkung bzw. förderung dieser. ich will niemanden deprimieren, aber woher denn bitte der gedanke, dass ein alkoholabhängiger rückfallgefährdeter ist als eine bulimikerin. beide haben die chance "Nein" zu sagen. ich bin nur der überzeugung, dass ein schluck bier genauso riskant ist wie noch einmal über die schüssel zu gehen, und beides ist doch aus dem leben nach jahren der gewöhnung nicht vollständig zu eliminieren. wenn es gegenteilig ist, dann umso besser, wenn du recht hast asyl, dann dein wort in gottes gehörgang, die vorstellung macht mich schon froh, vielleicht gewöhnungssache heraus aus meinem opportunierten pessimismus... sehen.

#19
da hast du aber meine worte aus dem zusammenhang gerissen, ne? :)

ich glaube, in der gesamtaussage versteht man besser, was ich meine. vielleicht hätte ich nicht dürr, sondern dünn schreiben sollen.

zusammengefasst:
ich glaube nicht, dass ich mehr daran denke als jede andere frau. fast jede denkt hin und wieder daran, sie wäre lieber dünner, als sie es ist. oder würde gern abnehmen.

und anders ist es bei mir auch nicht mehr.

#20
ah, vor allem das "es bedarf keiner sehr großen kämpfe", verstehst du? es überkommt mich kein "drang" zu kotzen. ich muss mich nicht bewusst ablenken. es ist ein gedanke, der auftaucht und wieder verschwindet. so wie "ich wär grad gern auf urlaub" (blödes beispiel, okeeee).