Hallo Awan
Gratulation zu deinen 250 Tagen das ist echt richtig toll... ich zieh den Hut vor dir...ich wünsche dir das du diesen erfolgreichen Weg weitergehen kannst...
Zu mir:
Ich war jetzt nicht in Eggenburg sondern in Linz im Neuromed Campus. die Wartezeit bis Eggenburg hätte bis etwa Jänner 2018 gedauert und nach dem ich körperlich und psychisch immer schlechter geworden bin, wollte ich nicht solange warten.
Also am 22. August am frühen Nachmittag kam der Anruf das spontan ein Platz freigeworden wäre in Linz. So nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und packte meine Sachen. Und 20 Stunden später bezog ich auch schon mein Zimmer in der Klinik.
So zum Tagesablauf:
also es gibt fixe Essenszeiten die je eine halbe Stunde betragen, bei denen man beim Tisch sitzen bleiben muss, egal wie viel man isst ob man schon fertig ist oder nicht. Die Mahlzeiten sind frei wählbar aus dem Menüplan so wie man ihn aus Krankenhäusern halt kennt. Das heißt man wählt halt aus was man möchte und das bekommt man dann halt.
logischerweise gibt es Essensregeln: zb: Alle Speisen vom Menü kosten was man sich bestellt hat oder die Mahlzeiten mit einer Achtsamkeitsübung zu beginnen und zu beenden.
Essen von zuhause mitbringen ist nicht erlaubt. aber man konnte sich täglich 2 Zusätze bestellen zb. Joghurt und Obst oder Pudding oder so...
Was mir am meisten geholfen hat, ist das ich wirklich gelernt habe was die Hintergründe von meiner ES sind. Warum ich das alles mache... und welche Möglichkeiten das ich habe die Essanfälle mit Skills abzufangen. ( skills sind zb. scharfer kaugummi.. kalte Dusche... oder Kühl- Pack in den Nacken usw.)
Weil bei mir ist es immer so das ich wenn ich einen Essanfall habe oder hatte ich garnicht mehr klar denken kann. Nicht Herr meiner Lage bin. Die Vernunft und der Verstand ausgeschalten ist. Ich wusste immer das ich das nicht machen will aber ich konnte einfach nicht anders... ich denke das kennen viele.
es ist ja auch jetzt noch so das immer wieder in kleinere Essanfälle falle, die langsam weniger werden bzw. es wird immer besser die ganzen Frühwarnzeichen zu erkennen und auch wahrzunehmen.
und das ist das nächste: immer wenn mich wer gefragt hat was ist eigentlich vor den Essanfällen was löst sie aus? Ich hatte keine Antwort.. jetzt weiß ich dass immer dann wenn der Druck zu Essen obwohl ich keinen Hunger verspüre kommt habe ich irgendwo nicht auf meine Gefühle und Gedanken geachtet. Und ja es gehen bei mir immer Gefühle vorraus vor einem Essanfall. Und es gibt Frühwarnzeichen die einem Essanfall voraus gehen. Diese herauszufinden und auch rechtzeitig wahrzunehmen war ein hartes Stück Arbeti.
auch ein großer Teil der Therapie ist die Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen und das schärfen von der Wahrnehmung. Was denke und fühle ich den ganzen Tag. Bei mir ( und ich denke bei jedem) läuft da so extrem viel Gedanken den ganzen Tag die ich nicht bewusst wahrnehme. ist ja auch nicht das Problem niemand kann all seine Gedanken bewusst wahrnehmen. Aber mal zu schauen was ich wirklich den ganzen Tag denke was mich beschäftigt und welche Gefühle bestimmte Situationen und Gedanken auslösen war ein harter und langwieriger weg und ist es immer noch. das ist ein ständiges Auseinandersetzten mit mir selbst. Doch als ich herausgefunden hatte welche Gefühle mir die Essanfälle auslösen war zumindest ein Puzzleteil des ganzen ES Chaos gefunden.
Ja und das ist dann natürlich auch noch die Einzelpsychotherapie: soviele Sachen von früher und jetzt sind da zum Vorschein gekommen, die mir nicht bewusst waren, jedoch unbewusst ständig der ES Nahrung gegeben haben.
Auch auf dem Therapieprogramm stand: Körperwahrnehmung, Kochgruppe und Kunsttherapie, Musiktherapie sowie verschiedene Basisgruppen
so ich hoffe das alles war jetzt nicht zu verwirrend
falls noch wer fragen hat gerne
ich hoffe ich konnte mal einen groben Überblick geben wie so eine Therapieprogramm in eine Klinik ausschaut bzw. ausschauen könnte. sind ja verschiedene Ansätze in verschiedenen Kliniken.
ein Schlusssatz noch: Es ist nie zu Spät der ES den Kampf anzusagen und sich helfen zu lassen. Es zeigt von riesiger Stärke und Mut sich sich selbst zu stellen und das eigene Leben mal in kleinste Einzelteile zu zerlegen. Zu schauen wo die Probleme begraben sind und dann aus diesen ganzen teilen ein gesundes Essstörungfreies Leben zu bauen.
Es geht nicht von heute auf morgen es ist ein langer Prozess. Auch ich weiß das ich erst am Anfang meiner Veränderung stehe aber allein dass die Hilflosigkeit nicht dagegen machen zu können kleiner wird gibt extrem viel Kraft und Hoffnung dass irgendwann der Moment kommt wo ich zurückblicke und feststellen kann das die ES mein Leben verlassen hat.
Glg die Dranbleiberin
Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie erfahren ob du es geschafft hättest
