#35
von Ginga
Hallo!
Ich war jetzt schon lange nicht mehr hier und habe erst heute wieder einmal die Beiträge gelesen!
Nun möchte ich doch auch von meinen Erfahrungen schreiben.
Ich war auch bei Dr. Weber.
Das ist schon einige Jahre her.
Die Erinnerungen aber bleiben und sind auch etwas sehr Wertvolles.
Ja, es war eine harte Zeit...
Doch was war die Zeit in der Krankheit? Was habe ich mir da selbst angetan, was habe ich da selbst kontrolliert, vorgegeben, mich eingesperrt?
Die Arbeite gegen die Krankheit ist dann genau auch eine solche. Natürlich ist es dann leichter, wenn jemand anderer diese Dinge mit mir macht, auf ihn böse zu sein, die Verantwortung von sich wegzugeben.
Doch ich habe dann verstanden, wie mich die Krankheit eingenommen hatte.
Denn nur dann kann so ein Zorn und diese große Angst vor der Therapie entstehen.
Dr. Weber hat gegen die Krankheit gearbeitet, nicht gegen mich. Das zu verstehen, war ein entscheidender Punkt, und danach wusste ich auch die aufziehenden Bemerkungen richtig einzuordnen!
Ja, im ersten Moment wirkt es demütigend, besonders vor einem Mann, sich auszuziehen. Gerade auch, weil man selbst sehr wenig Bezug, bzw. Scham vor sich selbst hat.
Und wie klein kommt man sich vor, mit der dauernden Kontrolle!
Doch wenn ich denke, wie kontrolliert ich mich selbst habe, und damit mein Leben nicht zugelassen habe. Wenn ich daran denke, wie wenig Frau ich damals war.
... dann sind es ganz andere Dinge, als der nackte Oberkörper, um die es da gegangen ist.
Ich weiß, dass ich diese Kontrolle gebraucht habe. Weniger wegen Bulimie, das war nicht mein Problem. Sondern einen Gegendruck zu spüren, und auch einen Halt zu haben.
Die Selbstverantwortung? Daran kann gearbeitet werden, wenn die Krankheit nicht mehr so große Macht hat, und man sich selbst wieder mehr spürt. Vorher führt jede Selbstverantwortung, wie sie immer wieder bei vielen Therapien von Anfang an großgeschrieben wird, in die selbe Richtung, zur Krankheit und in viele, immer wieder neue Ausreden.
Ein Ziel ist sicher auch, sich selbst mit etwas mehr Humor nehmen zu können, ohne dauernd perfekt sein zu wollen.
Diese "Unmenschlichkeit", wie ihr es beschreibt, ist sicher ein spezieller Punkt in den Erzählungen um Dr. Weber.
Ja, es scheint sehr unmenschlich, so behandelt zu werden.
Auch ich habe solche Situationen erlebt.
Und doch, je mehr man die Krankheit hinter sich lässt, umso mehr wird man auch andere Seiten von Dr. Weber erleben.
Und die sind dann mitunter auch ganz amüsant und interessant.
Bei all dem, sind auch die vielen Therpien nicht zu vergessen.
Davon habe ich mir sehr viel mitgenommen. Besonders, dass ich mir öfter etwas Gutes tun darf, mir immer wieder Spannung und Entspannung bewusst mache und die Erinnerung, dass es mir auch einmal sehr schlecht gegangen ist, macht jetzt alles zu etwas ganz Besonderem!
Ich hoffe, ich kann mit meinem Beitrag ein bisschen Hoffnung geben.
Egal, welchen Weg ihr geht.
Ich wünsche euch viel Kraft und Zuversicht!
Ginga