Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#1
Hallo,

dieser Thread soll zum Gedankenaustausch dienen, einen Raum ermöglichen, seine Trauer hier kund zu tun. Es muss sich nicht ausschließlich um Tod handeln, hier haben auch Dinge Platz, die einen bewegen, berühren und traurig machen.

Was mich interessiert ist, wie geht ihr mit Trauer um? Was macht ihr in der Trauerphase? Lasst ihr euh da speziell Zeit für euch oder stürzt ihr euch gleich in die Arbeit?

Trauert ihr allein oder doch lieber mit Menschen, die euch wichtig sind?

Meine Therapeutin ist vor einigen Tagen gestorben und heute ist der erste Tag, den ich erfüllter leben möchte.

Ich bin immer noch sehr traurig, aber ich versuche Dinge zu machen, die ich sonst auch immer tue. Habe heute wieder Gymnastik gemacht, versuche keinen FA zu haben und werde mich gleich ans Lernen machen.

Ich sitze am Schreibtisch und sehe überall all meine Lernsachen, die auf mich warten.
Was mich etwas verunsichert ist die Zeit, die ich noch habe. Ich habe noch 3 Wochen frei und bin hier zu Hause. Woanders hin kann ich jetzt nicht, dazu ist es zu kalt und zu viel Schnee liegt da draußen. In weniger als einen Monat habe ich wieder Prüfungen, doch irgendwie scheint mir das zu wenig zu sein und auch gleich zu viel. Ich fühle mich unterfordert, aber wenn ich gleich versuche wieder so zu leben wie immer, dann überfordert mich das.

Vom Kopf her weiß ich, wie ich mit der Thera abzuschließen habe. Von den Emotionen her kann ich das noch nicht, da steckt in mir ein anderes System dahinter, das selbst reguliert, was ich zu fühlen und wann ich zu weinen habe.

Ich weiß nicht, wo sie beerdigt wird, sie wird, glaube ich, in einem anderen Bundesland begraben. Da sie aber jetzt im Himmel lebt und nicht mehr hier, brauche ich nicht ihr Grab aufzusuchen, ich denke mir, dass sie jetzt in meinem Herzen ist und sie somit überall hier bei mir ist.

Habe ihr heute noch letzte Sms geschickt und automatisch gucke ich am Handy nach, ob sie zurück geschrieben hat. Das bin ich so gewohnt, früher hat sie mr hin und wieder geantwortet, manchmal durfte ich ihr Sms schreiben.

Mit der Zeit habe ich mich von ihr abgelöst. Habe die Thera beendet und wollte ein Leben ohne Therapie. Dann hatte ich Bedenken und bat sie darum, mich nicht von der Liste zu streichen. Ich wollte wieder zurück kehren, aber damit wollte ich mir mehrere Monate Zeit lassen.

Ich weiß noch, wie sie gesagt hat, dass ich mich einfach nur melden soll, wenn ich wieder bereit bin und wir wussten, dass einer von uns die Verlassene sein wird. Sie meinte auch, sie würde merken, ich sei flügge geworden und sie würde damit schon länger rechnen, dass ich sie nicht brauche und nicht mehr kommen werde. Ich sah es als Entwicklung an, dass ich in ein eigenes Leben starten wollte und versuchte ein endgültiges Loslassen zu erlernen.

Ich dachte, ich hätte Zeit. Ich dachte, ich könnte mir selber das Flüggesein aussuchen und wusste, ich könnte wieder zurück kehren bzw. mir ein Hintertürchen offen lassen. Ich wollte aber endgültig loslassen, so von Zeit zu Zeit immer mehr.

Jetzt hat man mir die Entscheidung genommen. Ich denke mir, sie würde es wollen, wenn ich die Dinge wieder aufnehme. Dass ich auf mich schaue und mich nicht unterkriegen lassen soll.
Das umzusetzen ist schwer, weil ich keine Maschine bin.

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#2
es tut mir sehr leid dass du den tod deiner dir nahe stehenden (ex-)therapeutin erfahren musstest :? ..

ich glaube, dass ein guter ansatz zur trauerbewaeltigung jener ist, die trauer/ traurigkeit/ kummer/ frust rauszulassen, mal den alltag ein bisschen stehen zu lassen und trauer zuzulassen /raum zu geben. verdraengung waere kein guter weg, glaube/ finde ich (und viele andere psychotherapeutInnen o.a.).
also wenn einem nach weinen ist, ohne hemmungen weinen, wenn einem nach schreien ist, schreien, oder auf einen polster einschlagen bei wut, tagebuch schreiben, offen mit anderen drueber reden, ..

ansonsten haett ich noch folgendes gefunden:


Vom schmerzlichen Umgang mit Verlusten

In unserer Gesellschaft sind die Themen Tod und Sterben weitgehend aus unserem Alltag verbannt. Wir tun alles, um uns nicht damit befassen zu müssen, da uns Verluste Angst machen.

Dennoch wird jeder von uns im Laufe seines Lebens irgendwann einmal mit dem Tod eines nahen Angehörigen oder Freundes konfrontiert. Der Tod ist demokratisch und wir können ihn nicht umgehen.

Gefühle, die wir bisher nie oder nie in dieser Stärke erlebt haben, bestimmen plötzlich unseren Alltag. Wir glauben, den Verlust und den Kummer nicht ertragen zu können, abnormal zu sein oder eines Tages "noch verrückt zu werden".

Damit Sie sich Ihren schmerzlichen Gefühlen und Körperreaktionen nicht hilflos ausgeliefert fühlen, möchte ich Ihnen den Trauerprozess beschreiben, den wir beim Verlust eines geliebten Partners oder Angehörigen durchleben.

Wir müssen beim Trauerprozess 4 Phasen durchlaufen, bis wir wieder zu einem seelischen und körperlichen Gleichgewicht finden. Die einzelnen Phasen, die wir durchlaufen, können sich überlappen, zusammenfallen und sich miteinander vermischen.
Die 4 Stadien der Trauerbewältigung

1. Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens und der Verleugnung
In der ersten Phase wollen wir nicht wahrhaben, dass der uns so sehr am Herzen liegende Mensch gestorben ist und uns für immer verlassen hat. Wir stehen wie unter einem Schock oder bewegen uns wie in Trance.

2. Phase der aufbrechenden Gefühle
Wir haben die Hoffnung aufgegeben und verspüren den vollen Schmerz und die Verzweiflung. Wir leiden unter Gefühlsschwankungen, fangen aus heiterem Himmel an zu weinen. Unser Körper ist völlig aus dem Gleichgewicht.

Wir können nicht mehr schlafen oder kommen kaum noch aus dem Bett. Wir können nicht ruhig sitzen oder uns kaum noch von der Stelle bewegen. Wir schlingen wahllos Essen in uns hinein oder bekommen keinen Bissen hinunter.

Wir haben an nichts mehr Freude. Wir glauben, nie wieder glücklich sein zu können. Wir hadern mit dem Schicksal. Wir beneiden andere, die ihren Partner noch haben und reagieren vielleicht gereizt, wenn uns jemand sein Beileid ausspricht, Mitgefühl und Anteilnahme zeigt.

Unsere Gedanken kreisen nur noch um den schmerzlichen Verlust und darum, was wir nie mehr mit dem Verstorbenen erleben können. Das Leben draußen erscheint uns wie ein Film, an dem wir nicht mehr teilhaben können. Diese Phase ist die schmerzlichste und schwierigste Phase in der Trauerbewältigung.

3. Phase der langsamen Neuorientierung
So langsam beginnen wir wieder, uns nach außen zu orientieren. Wir können uns zeitweise wieder konzentrieren, auch mal an etwas erfreuen. Trauer und Hadern lassen langsam nach und sind nicht mehr so intensiv. Jedoch haben wir noch starke Stimmungsschwankungen. Unser Körper gelangt langsam wieder zu seinem normalen Rhythmus.

4. Phase des neuen Gleichgewichts
Wir sind zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht gelangt. Es erfüllt uns bisweilen immer noch mit Wehmut, an die Vergangenheit zu denken, doch wir sehen vertrauensvoll in die Zukunft. Wir werden den verstorbenen Menschen nie ersetzen und vergessen können, aber lenken unseren Blick auf das, was wir jetzt im Leben noch haben können. Wir haben uns eine neue Lebensaufgabe gesucht und uns neue Fähigkeiten zugelegt, die Alltagsaufgaben zu bewältigen.


Wie mit der Trauer und dem Kummer umgehen?

Der Weg durch die Trauer bis zu einem neuen Gleichgewicht dauert bei den meisten Menschen zwischen drei und fünf Jahren. Deshalb sollten Sie zunächst lernen, Ihre Gefühle zu akzeptieren - auch "verrücktes Verhalten" wie etwa die ganze Nacht das Radio laufen zu lassen, um die Einsamkeit und Leere nicht zu spüren. Ihren Schmerz sollten Sie nicht mit Tabletten oder Alkohol betäuben - oder zumindest nicht länger als vier Wochen.

- Ein Tagebuch, dem Sie Tag und Nacht Ihre Verzweiflung anvertrauen können, kann gute Dienste leisten. Es gibt in verschiedenen Städten auch Trauerbewältigungsgruppen, in denen Sie sich mit Menschen, die auch einen geliebten Menschen verloren haben, treffen und austauschen können.

- Große Entscheidungen wie Umzug, Hausverkauf oder Stellenkündigung sollten Sie anfangs vermeiden. Ein Tagesplan, in dem Sie sich ganz kleine Schritte vornehmen, wird Ihnen helfen, zumindest das Nötigste zu regeln. Wichtig ist es, die Wochenenden zu planen.

- Ihr Körper braucht - obwohl Sie gerade jetzt wahrscheinlich am wenigsten Interesse an einer gesunden Ernährung haben - Ihre Aufmerksamkeit. Gut bekommen ihm Vollwertprodukte, Salat, Obst und rohes Gemüse. Auch eine Nahrungsergänzung durch die Vitamine B, C und E sowie den Mineralstoff Magnesium ist empfehlenswert. Um Ihre körperliche Anspannung abzubauen, ist ein kleiner Spaziergang oder eine Entspannungsübung zu empfehlen.

Die Trauerbewältigung gleicht einer Bergbesteigung. Sie müssen unten im Tal beginnen und sich langsam nach oben emporarbeiten, bis Sie wieder eine neue Lebensperspektive für sich erkennen können.

Sicher ist, dass Sie Ihren verstorbenen Partner, Angehörigen oder Freund nie vergessen können und werden. Die Erinnerung an ihn wird Sie im Laufe der Zeit jedoch nicht mehr so stark schmerzen.

http://www.psychotipps.com/Trauerbewaeltigung.html



Wie du deine Trauer und Verzweiflung lindern kannst - Selbsthilfe Strategie zur Überwindung von Trauer und Verzweiflung

- Nimm deine Gefühle der Trauer und Verzweiflung an
Es ist normal, zu trauern, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Keine Angst, diese traurigen Gedanken und die Hoffnungslosigkeit werden dich nicht ewig begleiten. Du wirst deine tiefe Trauer mit der Zeit überwinden, auch wenn du den Menschen nicht mehr zurückholen kannst.

- Drücke deine Traurigkeit aus.
Führe ein Tagebuch, in dem du deine Stimmung festhältst und wenn dir danach ist, lasse die Tränen laufen. Schreibe Gedichte, verleih deinen Gefühlen in selbst gemalten Bildern Ausdruck. Erlaube dir, traurig zu sein.

- Erlaube dir Hadern und Selbstmitleid.
Für den Augenblick ist es in Ordnung, mit dem Schicksal zu hadern. Es ist in Ordnung, wenn du dich bedauerst und bemitleidest.

- Hole dir Unterstützung.
Bleib nicht allein, sondern rufe einen Freund oder bei der Telefonseelsorge an. Sprich mit anderen über deine Gefühle.

- Verwöhne deinen Körper.
Hast du bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke, die du früher mit "Trost" verknüpft hast: eine Tasse heiße Schokolade, einen Teller Hühnersuppe, Himbeersaft, Vanillepudding, ein Erdbeereis? Das ist jetzt der Moment, wo sie dir wieder helfen können.

- Bring dich in Bewegung
Wenn du dich bewegst, läufst du deiner Traurigkeit davon. Trauer hat immer etwas mit Erstarrung und Hilflosigkeit zu tun. Durch die Bewegung zeigst du deinem Körper, dass du etwas bewegen kannst und es weitergeht.

- Lebe nur diesen einen Tag.
Plane nur für einen Tag. Einen Tag kannst du mit deinem Schmerz aushalten. Morgen kannst du neu entscheiden.

- Suche nach Dingen, für die du dankbar sein kannst.
Suche nach Dingen in deinem Leben, für die du - auch jetzt, wo du einen Verlust beklagst - dankbar sein kannst. Das mag vielleicht etwas zynisch klingen, aber versuche bitte, deinen Blick weg von dem, was du verloren hast, auf das zu lenken, was dir geblieben ist. Dein Leben besteht nicht nur aus deinem Verlust, auch wenn du es im Augenblick so empfinden magst.

- Erinnere dich an Krisen, die du überwunden hast.
Welche Gedanken oder Verhaltensweisen haben dir damals geholfen? Könnten sie dir auch jetzt helfen? Gibt es Menschen, die dir damals geholfen haben, und heute auch für dich da sein könnten?



Was du langfristig gegen deine Trauer und Verzweiflung tun kannst

Vielleicht möchtest du mir an dieser Stelle sagen, dass du die Ursache deines Schmerzes sehr wohl kennst. Und man bräuchte nur den Verlust rückgängig zu machen, dann wären all deine Probleme gelöst und deine Trauer wäre verflogen.

Diesen Wunsch kann dir leider niemand erfüllen. Doch kann ich dir Mut machen. Auch wenn die Lücke, die dieser Verlust in dein Leben gerissen hat, nie mehr in dieser Form zu füllen ist, wirst du nicht dein ganzes Leben unter diesem großen Schmerz leiden. Du wirst eine neue Perspektive für dich und dein Leben finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Zunächst einmal musst du akzeptieren, dass der Verlust stattgefunden hat und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Du musst dich verabschieden von all dem, was du nicht mehr in dieser Form erleben kannst. Das braucht seine Zeit.

Dann kannst du deinen Blick auf die Frage richten: Wie könnte mein Leben von nun an aussehen? "Was möchte ich mir nun vornehmen?" "Was habe ich jetzt an Möglichkeiten, mein Leben zu gestalten?" "Wie möchte ich meinem Leben jetzt einen Sinn geben?"

Blättere den Kalender 5 Jahre weiter. Stell dir vor, du wärst bereits 5 Jahre älter. Wie könnte dein Leben dann aussehen? Bemühe dich darum, dich nicht trauernd zu sehen, sondern zumindest wieder von einem Sinn erfüllt.

http://www.selbsthilfe-beratung.de/trauer.html


alles liebe !
sun will set

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#3
hallo inner-child,

es tut mir sehr leid für dich! den tod einer nahestehenden person zu verkraften, ist immer schwierig. generell, ist verlust und trauer zu verarbeiten schwierig. ich wurde dadurch schon an den rand dessen, was ich persönlich ertragen kann, gebracht. ich kann mich da equilibre nur anschliessen: trauer zulasssen, ihr raum geben. mir hat das sehr geholfen. natürlich sind menschen verschieden, aber ich denke, trauer zu verdrängen, hilft den wenigsten. du machst aber nicht den eindruck, daß du das tust. ich finde, der trauer raum geben, kann auch helfen, sie in ihre schranken weise und dadurch den alltag schnell wieder meistern zu können (denn manchmal muss man einfach funktionieren). mir hatte es geholfen zu sagen, wenn sich die gedanken während der arbeit wieder drehten: jetzt nicht, aber heute abend ab sieben. da darfst du heulen und schreien und trauern so viel du willst.

lass es dir gut gehen!

hanne

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#4
hallo inner-child

Ich wünsche dir sehr viel Kraft, denn ich denke mir, dass man das braucht, wenn einem die Thera weg stirbt. Ich weiß nicht, wie ich damit klar käme und das, obwohl ich mit dem Tod selber kein Problem habe.
Es tut mir daher von Herzen leid, dass es dir so passiert ist und du diesen Verlust durch machen musst. Möchte dir aber auch sagen, dass ich von ganzen Herzen weiß, dass sie dort, wo sie jetzt ist, es gut haben wird und ja, ich denke sie würde wollen, dass du mit deiner Selbstständigkeit weiter machst und dem Los lösen. Deine Thera wird immer einen Platz in deinem Herzen haben, da bin ich mir sicher, denn schließlich kannte sie dich mehr als du selbst und doch wird sie in deinen GEdanken immer wieder da sein, nämlich dann, wenn du etwas tust, was Thera vielleicht anders erwartet hätte. (hoffe du verstehst was ich meine).
Schon verrückt, gerade heute dachte ich mir, ich brech die Therapie ab, doch wenn sie versterben würde, würd ich das nciht packen.

Alles , alles Gute und viel Kraft.

piggi

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#6
Hallo inner child,

hatte Deinen anderen Thread auch gelesen. Hatte aber noch nicht eine Idee, was ich dazu schreiben könnte. Ich denke aber, Du solltest noch mal zu der Praxis zurück gehen. Ich denke, Du solltest noch mal nachfragen, woran sie gestorben ist, und die anderen Fragen, die Du vielleicht noch hattest, stellen. Außerdem kannst Du dann fragen, ob es vielleicht die Möglichkeit gibt, für die hinterbliebenen Patienten eine Selbsthilfegruppe einzurichten. Vielleicht könnte man an der Anmeldung eine Liste auslegen. Und jede/r Patient/in, der oder die Interesse hat, schreibt seine oder ihre Kontaktdaten drauf. Bestimmt gibt es ja noch mehr trauernde Leute. die vielleicht noch nicht mal so "flügge" waren wie Du, und denen jetzt auch jemand zum Reden fehlt. Und es wäre vielleicht schön, ihr könnt euch gegenseitig austauschen und begleiten.

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#7
Hallo,

danke, für die lieben Zeilen! Habe equilibres kursiv Geschriebenes am Spätnachmittag richtig durchgelesen und befinde mich in der 2. Trauerphase, und nur etwas in der dritten. Was ihr alle schreibt, erkenne ich in mir selbst, ich merke, ihr habt das auch alle erlebt und aus euren Zeilen entnehme ich neue Ideen und auch neu auflebende Gefühle, dafür möchte ich mich bei jedem einzelnen bedanken!!!!

Ich habe heute in der Praxis angerufen und nachgefragt, was denn jetzt passiert, ob es einen Ersatz/Vertretung gibt, denn schließlich gibt es auch noch mehrere Klienten, die Hilfe brauchen und dann sagte man mir wortwörtlich: "In der Praxis wird es wahrscheinlich nicht mehr möglich sein. NameeinerBeratungsstelle können Sie ja auch noch hingehen!" Ich betonte, dass es aber noch mehrere Klienten gibt, die müssen doch auch irgendwohin und sie: "Was kümmert es Sie, was mit den anderen Klienten ist?! Sie müssen sich selber drum kümmern und zu einer Beratungsstelle gehen, da kann ich Ihnen aber nicht helfen!" - Joa, vielleicht kam das für sie so rüber, als würde ich mir um alle Klienten sorgen (was nicht ganz verkehrt ist, ich dachte nur pauschal an uns) und genau das fasste sie so negativ auf, denn schließlich muss ICH mich darum kümmern, an welche Instanzen ich mich jetzt wende.

Ich finde es schon recht unfair, ich meine, was können wir denn dafür? Ist es nicht so, dass man wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wird? Was ist mit Nachsorge? Die müssten uns doch jemanden empfehlen? Oder mache ich mir da zu viele Gedanken? Vielleicht übertreibe ich es ja, vielleicht müsste ich wirklich nur auf mich schauen und nicht darüber nachgrübeln, wohin die anderen Klienten jetzt gehen. Ich bin verwirrt!

Liebe Grüße an euch alle!! :)
Zuletzt geändert von inner-child am Di Feb 12, 2013 21:09, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#8
inner-child hat geschrieben:Ich habe heute in der Praxis angerufen und nachgefragt, was denn jetzt passiert, ob es einen Ersatz/Vertretung gibt, denn schließlich gibt es auch noch mehrere Klienten, die Hilfe brauchen und dann sagte man mir wortwörtlich: "In der Praxis wird es wahrscheinlich nicht mehr möglich sein. NameeinerBeratungsstelle können Sie ja auch noch hingehen!" Ich betonte, dass es aber noch mehrere Klienten gibt, die müssen doch auch irgendwohin und sie: "Was kümmert es Sie, was mit den anderen Klienten ist?! Sie müssen sich selber drum kümmern und zu einer Beratungsstelle gehen, da kann ich Ihnen aber nicht helfen!"

[...] Die müssten uns doch jemanden empfehlen? Oder mache ich mir da zu viele Gedanken?
Hallo inner-child,

technisch betrachtet hat sie Dir jemanden empfohlen (Name einer Beratungsstell, kursiv gedruckt). Sie hätte aber netter sein sollen. Hatte wahrscheinlich einen schlechten, unprofessionellen Tag. Was natürlich für Dich schlecht ist. aber Du solltest es nicht auf Dich beziehen.

LG

Sophie
Zuletzt geändert von Sophie11 am Di Feb 12, 2013 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#9
Ich find, Trauerbewältigung gehört zu den schwersten Dingen und ist eines der Dinge, mit denen ich absolut noch nicht zurecht komm...
Als mein Onkel vor ein paar Jahren gestorben ist, hab ich viel geweint am Anfang. Und ich hab mit meinen Eltern darüber geredet. Das war gut. Aber ich war auf keinem Begräbnis und nichts und war, als er gestorben ist, nicht für meine Familie da (war damals für ein paar Wochen im AUsland und es hat mir niemand gesagt, dass er gestorben ist).
Dadurch konnte ich irgendwie nie damit abschließen. Hab damals, ein paar wochen oder monate später auch das erste mal zum SVV gegriffen (war damals ne einmalige sache, bevor es 2 jahre später richtig losging)
Also wie gesagt - mein Umgang mit Trauer ist eindeutig der falsche.
Aber ein paar Dinge, haben mir dennoch geholfen:

-Weinen
-Über die Person zu reden, was einem mit ihr verbindet hat, schöne Erlebnisse aufholen, gute Situationen aufzählen
-Mich irgendwie verabschieden zu können (bei meinen Großeltern war ich noch viel jünger aber die Beerdigung war für mich wichtig. Und bei meinem Onkel war es für mich persönlich auch wichtig später einmal alleine an sein Grab zu fahren und mich zu verabschieden - das ist aber etwas was man nicht unbedingt am Grab machen muss (weil du geschrieben hast, dass es für dich nicht wichtig ist, das Grab zu sehen) - bisschen so wie du es mit der SMS glaub ich gemacht hast)
-Ein Foto von der Person bei mir zu haben (ist halt bei einem Familienmitglied üblicher. Aber vllt hast du ja irgendein Symbol, dass dich an sie erinnert und an die Hilfe, die sie dir gegeben hat?!)

Liebe Inner-Child, ich hoff von ganzen Herzen dass du diese schwierige Zeit gut schaffst! Wenn wir/ich dir hier irgendwie helfen können/kann, schreib es!

Glg und fester Drücker!
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#10
erst mal will ich dir sagen dass mir das ganze sehr leid für dich tut... ist schon ne harte nummer.. :?

mein damaliger thera- war aber schon vor etlichen jahren- hat mit dieses buch empfohlen.
ich weiss ich fand es zu meinem speziellen thema recht gut.

http://www.patmos.de/trauerheilung-p-1524.html

vielleicht ist das ja was für dich?

lieben gruß
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#11
:?:
stand da nicht dass du auf der suche nach literatur in dieser richtung warst? oder spinne ich :?
wollte nämlich mal nachfragen ob du dir jetzt schon was besorgt hast-vielleicht ja auch dieses buch?

lg
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#12
zornröschen hat geschrieben::?:
stand da nicht dass du auf der suche nach literatur in dieser richtung warst? oder spinne ich :?
Nein, Zornröschen, Du spinnst nicht. Ich kann mich auch noch dran erinnern. sie meinte sogar, Dein Beitrag wäre wie Gedankenübertragung, weil sie gerade nach einem Buch fragen wollte.

Sie wird's gelöscht haben. Man kann immer seinen letzten Beitrag ganz spurlos verschwinden lassen.

Bei mir geht Trauerbewältigung in etwa so:

Wie betäubt durch die Gegend wandeln, Hängen lassen, Fressen, bei Freunden ausheulen, Dinge reparieren (wenn ich das Eigentliche schon nicht retten kann, dann wenigstens was anderes), Verdrängen, Weiterarbeiten an einem Ziel. Und dazwischen noch ein bisschen hängen lassen & Fressen.

LG

Sophie
Zuletzt geändert von Sophie11 am Mi Feb 20, 2013 14:28, insgesamt 3-mal geändert.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#13
Sophie11 hat geschrieben:
zornröschen hat geschrieben::?:
stand da nicht dass du auf der suche nach literatur in dieser richtung warst? oder spinne ich :?
Nein, Zornröschen, Du spinnst nicht. Ich kann mich auch noch dran erinnern. sie meinte sogar, Dein Beitrag wäre wie Gedankenübertragung, weil sie gerade nach einem Buch fragen wollte.

Sie wird's gelöscht haben. Man kann immer seinen letzten Beitrag ganz spurlos verschwinden lassen.
prima-danke dir
dachte schon das wäre das fieber :roll: oder schlimmeres-schmunzel..
denn gestern dachte ich mir wirklich-jetzt ist es soweit s. dein hirn geht flöten... und dann das hier :?

ich werde also doch nicht verrückt :wink:
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Trauerbewältigung - wie geht ihr mit Trauer um?

#15
Ich habe eine neue Art von Trauerbewältigung gefunden, diesmal kann ich sie anwenden, weil sie auch diesmal in der Praxis funkt: Ignorieren.

Ich habe gemerkt, dass es für mich absolut keinen Sinn (mehr) macht, mich den Gefühlen hinzugeben. Ich weiß, Gefühle sind wichtig, sie machen uns lebendig und sie machen das Leben auch lebenswert - wer nichts fühlt, der hat auch nicht gelebt. Aber ganz ehrlich? Ich will nichts mehr fühlen, nie wieder!

Nie wieder traurig sein! Warum sollte ich überhaupt Gefühle haben? Warum soll ich mich Erinnerungen hingeben, wenn doch die meisten davon bloß traurige und traumatische sind und die mich einfach nur noch fertig machen? Da ist es mir allemal besser eine Maschine zu sein und nichts mehr zu fühlen, als heulend auf den Boden zu fallen und nen Anfall zu haben.

Wie ich heute mit Trauer umgehe? Wenn ich Glück habe, dann spüre ich das nicht, wenn ich Pech habe, dann versuche ich mir eine Logik auszudenken, deren Konstrukt das Traurigsein verscheucht. Der Tenor wäre immer nur ein trauriger und das kann ich nicht mehr ertragen.

Ich habe zu viel gefühlt, ergo gilt, ich habe zu viel gelebt. Leute, ich will nicht mehr traurig sein und ich hasse mich dafür, dass ich als ein scheinbar schwacher Empfänger dafür herhalte(n) (muss).