Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#1
Hallo Ihrs,

einige hier kennen mich ja sicher noch etwas näher und wissen das ich seit vielen Jahren gesund und glücklich damit bin.
Ich bin normaler weise die Erste, die ganz laut Ja schreit wenn es um die berühmte Frage geht ob man von einer Essstörung geheilt werden kann oder nicht und sehe mich als lebendes Beispiel dafür, dass es geht.

Ich bin gesund, geheilt, esse gern, regelmäßig, ausgewogen, vielseitig, wo mir der Sinn nach steht und was mir in die Finger gerät und mache mir Null Gedanken darüber.
Alles toll sollte man also eigentlich meinen.

Dennoch ist es so, dass mir bis heute auffällt das ich, sobald ich "emotional gefordert" bin schnell wieder "umkippe". Soll heißen, sobald ich emotionalen/psychischen Stress habe falle ich in alte Verhaltens/Gedankenmuster zurück.
Ich hatte erst vor wenigen Monaten Abschlussprüfungen, habe mich getrennt, bin umgezogen (erst wieder zu meinen Eltern, 6 Wochen später die erste eigene Wohnung) habe einen neuen Job, mich neu verliebt um zu merken das er ein Arsch ist.... Alles viel zu viel und was macht die liebe Bibi dann?
Richtig, das Essen einstellen/ nur "auf Zwang" essen, übers Kotzen nachdenken, svv nachdenken etc. pp.
Das ganze Programm also wie früher.

Und es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert, es passiert jedes mal wenn ich mit extremen Gefühlen konfrontiert bin. Da ich aber ein sehr Gefühlslebiger Mensch bin passiert mir das durchaus öfter.
Ich habe mal gesagt andere haben Gefühle, ich lebe sie. Bei mir gibt es keinen halben Sachen. Wenn ich mich zb. verliebe dann nicht so ein bisschen, sondern dann gleich Hals über Kopf. Und wenn ich dann Liebeskummer habe, enttäuscht bin, wütend bin, traurig bin, dann passiert das eben auch nicht nur so ein bisschen (mit positiven Gefühlen ist es natürlich das Gleiche, aber die lösen nicht so ein Chaos aus). Und weil ich damit anscheinend immer noch nicht umgehen kann kommen dann immer und immer wieder die alten Gedanken zurück.

Wenn ich sonst alles vergesse, mein Suchtgedächtnis funktioniert 1a.

Und mir wird auch immer mehr bewusst wie weit das eigentlich geht. Ich habe zb keine Waage, weil ich sage das ich keine brauche. Brauche ich auch nicht. Aber ich weiß auch, dass ich bis heute keine haben könnte. Es würde einfach nicht gut gehen. Oder könnte ich zb nie eine Woche fasten, wie es eine Freundin von mir gerade getan hat. Mir wäre das Risiko einfach viel zu groß das ich nicht mehr damit aufhöre bzw nach der gesetzten Zeit nicht wieder esse wie vorher/ ewig brauche um zu einem normalen Essverhalten zurück zu finden.
Und das alles ja nicht nach 6 Monaten oder einem Jahr clean sein. Wir reden hier von 7 oder 8 Jahren.
Was gut ist, es aber manchmal auch gefährlich für mich macht. Weil mich da nämlich der Gedanke lockt, der sagt mir kann ja gar nichts passieren. Nur einmal, komm schon, dass ist doch nicht so schlimm...

Der einzige Grund weshalb ich noch nicht wieder bis zu den Ohren in der Scheiße stecke ist die andere Seite meines kleinen Hirns, die zum Glück viel zu schlau dafür ist.
Ich glaube ich bin ein ziemlich willensstarker Mensch. Das hat mich damals geheilt, mich dahin gebracht wo ich jetzt bin und bewahrt mich davor wieder in den Abgrund zu springen.
Ich mache mir also auch nicht all zu viele Sorgen wieder da zu landen wo ich schon einmal war, weil ich mich eigentlich auf diese Seite von mir verlasse.

Ich frage mich nur, ist das normal???
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#2
Hi Bibi,

ich wünschte ich wäre schon so weit und könnte aus eigener Erfahrung sprechen. Dennoch glaube ich, ja, das ist normal sowas.
Auch wenn man Jahre lang wieder gesund ist, irgendwie denke ich wird einen die Krankheit immer begleiten und grade in Zeiten wo es einem schlecht geht wird man umso mehr daran erinnert.
Suchtgedächtnis ist genau das richtige Wort. Im Grunde fängt die Sucht ja meist durch andere persönliche Probleme an und "hilft" diese zu vergessen oder was auch immer. Und dadurch erinnert man sich eben gerade in solchen Situationen daran, weil man weiß wie man früher darauf reagiert hätte, als man die Krankheit noch hatte.

Ich kann es auch nachvollziehen, da ich selber so ein willensstarker Mensch bin. Bei den ES hab ich es zwar noch nicht geschafft, aber bei den Zigaretten ist es momentan so. Ich hab zwar erst seit knapp zwei Wochen endgültig aufgehört (davor waren es 2-6 pro Tag, je nach Stresslevel), aber ich schaffe es eigentlich gut ohne. Die Lust darauf kommt eben dann wenns mir schlecht geht, in Situationen wo ich früher dazu gegriffen hätte, nur ist mein Wille stärker.

Ich weiß, man kann das nach so kurzer Zeit nicht mit deiner Situation vergleichen, aber trotzdem... es geht in die selbe Richtung. ;)


Ich glaube, solang du zuversichtlich bist nicht in alte Muster zu verfallen, brauchst du dir da keine Gedanken zu machen.
Negative Gedanken kommen immer, solang man ihnen nicht nachkommt ist alles in Ordnung. ;)
Es ist nunmal ein Teil deiner Vergangenheit, der wird dich vermutlich noch lange begleiten.


LG,
jiji

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#3
Hallo Bibi,

obwohl ich dir eigentlich sehr gerne ausführlicher antworten würde,
werd ich mich ganz kurz halten, da mir schon die Augen zu fallen. :wink:

Ja, ich denke das ist normal.
Leider ist es so, dass ehemalige ES´ler wohl ein wenig mehr gefährdet sind,
erneut in eine Essstörung zu geraten, als nicht "vorbelastete" Menschen.

Genauso wie ein Alkoholiker, der abstinent lebt.
Die Gefahr bzw. die Krankheit ist trotzdem noch da. :(

ABER dein klarer Vorteil liegt darin, dass du die ganze Prozedur schon einmal
durchgemacht hast und dein Frühwarnsysteme stets auf Alarmbereitschaft ist!

Außerdem weißt du ganz genau, was du benötigst um gesund zu bleiben
und kennst notfalls auch den Weg um wieder gesund zu werden. :wink:

Du kannst dein Verhalten und deine Sichtweisen sehr gut selbst reflektieren,
bist ehrlich zu dir selbst, lügst dich nicht an, machst dir nichts vor und gestehst
dir deine schwache Momente ein. Das ist sehr viel wert und zeugt von einer
starken Persönlichkeit!

Du klingst sehr tapfer, auch wenn es zurzeit für dich nicht leicht ist, lese ich
aus deinen Zeilen deinen Lebensmut und deine Willenskraft heraus.

Es ist gut, dass du so genau hinschaust und das Problem analysierst.
Die aufkommenden alten Gedankensweisen signalisieren dir vielleicht, dass
du im Moment ein wenig innehalten solltest, dich zurücknehmen, in dich hinein
hören und nur auf dich konzentrieren solltest.

Aber ich glaube du weißt schon, was zu tun ist. :wink:


Ganz liebe Grüße,
A :D

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#4
Ich frage mich nur, ist das normal???
Hallo Bibi, ja ich denke das ist normal! Weil ich in diesem Moment und in meinem Befinden momentan genauso denke, wie du dies hier schreibst. Ich finde es gut, dass du deine Gefühle/Gedanken so ausdrücken kannst, ich kanns nicht.! Mir fehlen da die Worte!

ES IST NICHT UNNORMAL, ABER
WAS IST NORMAL?


LG
Pablo

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#5
Betrachten wir es zuerst mal aus der Sicht einer Person, die nie mit der Krankheit konfrontiert war, also meiner. :wink:

Auch ein Mensch, der sich selber als emotional ausgeglichen betrachtet, kennt dieses Gefühl, besondere Stresssituationen mit etwas zu kompensieren. Den psychischen Druck mit Handlungsweisen "abzuarbeiten". Dies kann der Griff zu einer Kiste Bier sein, sich hyperaktiv in Arbeit zu stürzen, in der Gegend herumzufahren was auch immer. Sich einfach abzulenken von der Situation, die einen extrem beschäftigt oder belastet. Soweit eine ganz normale Reaktion.

Bei Dir kommen mehrer Extreme hinzu. Erstmal das Suchtverhalten, zwar schon lange abgelegt und in keinster Weise dominant, aber man erinnert sich an alte Verhaltensweisen. Man hat sich ja lange damit konditioniert, besondere Situationen damit vermeintlich zu verbessern oder einfach aus dem Kopf zu bekommen. Nimm einen Raucher, der jahrelang keine Ziggi mehr angefasst hat. Dann macht es *peng*, es passiert etwas, mit dem er nicht klar kommt, der erste Gang ist zur Tanke um eine Schachtel zu kaufen. Sicher erinnert man sich daran, die Psyche vergißt soetwas nicht.
Das andere Extrem ist eben dieses, wie Du es selber beschrieben hast: Du fühlst zu 100% nach oben oder nach unten, dazwischen ist eben normal und mit diesem "normal" gibst Du Dich selten zufrieden. Hinzu kommt Dein unbändiger Wille, Dinge, die Du machen möchtest oder haben willst, auch mit einer Zielstrebigkeit durchziehst, die sogar bis zur Selbstaufgabe gehen können. Dabei hast Du aber die Fähigkeit, diesem manchmal selbstzerstörerischem Tun von einer logischen Warte zuzusehen, die Dir sagt, daß es eigentlich Quatsch ist, was da gerade passiet. Und das trifft Dich dann zweimal hart, weil eigentlich bist Du Dir rein von der Vernunft her einig, daß diese Handlungsweise Unsinn ist, aber das eigene Ego dagegen ankämpft und daraus wird ein Zwei-Fronten-Krieg im eigenen Kopf.

Du hast die Gabe, letztendlich den vernünftigen Teil gewinnen lassen zu können. Es ist zwar immer wieder ein neuer Kampf, aber je öfter man diesen gewonnen hat, um so besser geht es. Vermutlich wird es noch viele solcher Kämpfe geben, Du bist noch jung, da werden noch Dinge passieren in Deinem Leben, die diese Kämpfe wieder neu aufleben lassen werden. Du bist aber auch lernfähig (entschuldige jetzt den blöden Ausdruck, mir fiel gerade kein besserer ein ... :oops: ). Was bedeutet, Du siehst es ja jetzt schon, daß das konditionierte Verhalten in einer Ausnahmesituation nur einen temporären Erfolg bringen wird, meist aber keine Lösung der Gesamtsituation an sich. Verdrängen bedeutet nicht gelöst ! Und kotzen gehen oder SVV ist verdrängt. Ich weiß, Du bist absolut kein Freund von Entscheidungen, aber manchmal hilft eine klare Entscheidung tatsächlich schneller heraus, als sich erst auf den Kampf im Kopf einzulassen.
Du befindest Dich gerade wieder in einer solchen Ausnahmesituation. Das "ich will" kämpft gegen "es ist aber Quatsch". Und grundsätzlich leidet da erst mal das Essen drunter, das ist aber normal. Es ist nur die Frage, wie weit darüber hinaus Du es zulassen magst, daß es noch weiter geht. Und da habe ich eigentlich keine Sorge, daß das Teufelchen im Kopf zu stark wird. Den hast Du echt im Griff.

Mach Dir selber Mut, Bibi ! Du kennst Deine Stärken und Deine Schwächen. Schwach sein ist nicht schlimm, das sind wir alle mal. Aber dann krame Deine Stärke wieder raus und Du brauchst die alten Verhaltensweisen gar nicht mehr.

*liebe Umarmung*

Caruso
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Mai 14, 2012 23:03, insgesamt 1-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#6
Wow!

Als ich das hier gelesen habe, kamen mir fast die tränen .. das bedürfnis zu überwinden, sie sucht zu stoppen, und das teufelchen zu ersticken ist echt schwierig.
Ich finde das so toll wie in diesem Forum geholfen wird :cry:
Wenn meine Familie genauso reagieren wird, wenn ich es ihr irgendwann sage, bin ich der Glücklichste Mensch der welt. Denn etwas schöneres, als hier solche hilfe stellungen und aufmunterungen zu hören/lesen..


MFG _OSashisuO_

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#7
Liebe Bibi,

ich weiß wie es dir momentan geht - zumindest was das Problem mit dem Essen angeht.
Bei mir kommt diese Seite auch leider noch durch. Bis jetzt habe ich es immer als Warnung empfunden und konnte auch dagegen ankämpfen. Einfach deswegen, weil ich nicht mehr dort sein will, wo ich war.

Bei mir macht sich das etwas anders bemerkbar als bei dir. Ich bin eine Person, die (negative) Gefühle nicht gerne zulässt bzw. zulassen kann. Und sobald diese Gedanken ans Essen wieder da sind, weiß ich, dass es eigentlich ein anderes Problem gibt, das mich beschäftigt, ich aber verdränge bzw. es versuche.
Und genau dann weiß ich, dass ich an etwas anderem arbeiten muss - nicht an meiner Figur :roll:
Ich spreche nicht gerne über Probleme, behalte sie lieber für mich. Vielleicht liegt dort mein Problem. Ich weiß es nicht.
Aber hier geht es um dich... Sorry... :P

Ich weiß nicht was ich dir raten könnte. Aber ich gehe davon aus, dass du das Richtige tun wirst und auf die "gute Seite" hörst.
Wir kennen uns nicht persönlich, aber ich habe das Gefühl, dass du eine sehr starke Person bist und dies auch überwinden wirst.

Wir bezeichnen uns beide als gesund. Auch, wenn diese Gedanken manchmal wieder zurückkommen.
Die ES war jahrelang da, Mittel, um "Probleme zu lösen". Ich denke das, was Caruso schreibt, klingt plausibel.

Hier muss man eben aufpassen, dass man nicht zurückfällt. Denn bei einem Mal würde es sicherlich nicht bleiben!

Liebe Bibi, bleib stark!
Es lohnt sich - und das weißt du auch!

Dicke Umarmung

... und wenn du jemanden zum Zuhören brauchst, biete ich mich auch jederzeit gerne an :wink:

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#8
Danke für die vielen Feedbacks.

Ich will viel dazu sagen und hab die Hälfte schon wieder vergessen :wink: deswegen fange ich jetzt einfach mal oben an.
Aschenputtel hat geschrieben:Du klingst sehr tapfer, auch wenn es zurzeit für dich nicht leicht ist, lese ich
aus deinen Zeilen deinen Lebensmut und deine Willenskraft heraus.
Ja, das ist auch so. Ich mache zwar gerade sehr viele Veränderungen durch und das verlangt mir viel ab, aber dennoch bin ich glücklich und genieße alles was hier passiert so weit es geht. Ich baue mein Leben neu auf und tue dies mit Freunde, aber es raubt eben auch viel Kraft...
Aschenputtel hat geschrieben:Du kannst dein Verhalten und deine Sichtweisen sehr gut selbst reflektieren,
bist ehrlich zu dir selbst, lügst dich nicht an, machst dir nichts vor und gestehst
dir deine schwache Momente ein. Das ist sehr viel wert und zeugt von einer
starken Persönlichkeit!
Das konnte ich noch nie gut. Also mich selbst belügen. Das geht bei mir zwei Tage gut und dann weiß ich doch wieder wo der Hase eigentlich lang läuft. Seit ich denken kann bin ich mir selbst gegenüber ehrlich. Manchmal Fluch und Segen zugleich, aber im Grunde bin ich sehr froh darüber, dass es so ist. Ich wäre niemals nie nicht da wo ich heute bin, wenn ich das Prinzip der Selbstverarsche verstanden hätte.
Aschenputtel hat geschrieben:Die aufkommenden alten Gedankensweisen signalisieren dir vielleicht, dass
du im Moment ein wenig innehalten solltest, dich zurücknehmen, in dich hinein
hören und nur auf dich konzentrieren solltest.
Wie gern würde ich das tun. Einfach eine Woche zu einer Freundin fahren, oder ganz allein an meinen geliebten See. Was besseres könnte mir nicht passieren, aber es geht nicht. Ich habe seit 6 Wochen einen neuen Job und bete darum, dass ich im Sommer frei bekomme. Das wäre schon wirklich schön.

So, nun zu Caruso. Du kennst mich wirklich, so ne scheiße :wink:
Caruso hat geschrieben:Hinzu kommt Dein unbändiger Wille, Dinge, die Du machen möchtest oder haben willst, auch mit einer Zielstrebigkeit durchziehst, die sogar bis zur Selbstaufgabe gehen können.
Vielleicht bin ich es gewohnt zu bekommen was ich will und wenn es mal nicht so ist versuche ich deshalb um so mehr es zu bekommen???
Nur grad so ein Gedanke...
Caruso hat geschrieben:Du hast die Gabe, letztendlich den vernünftigen Teil gewinnen lassen zu können.
Naja, gelingt mir ja gerade so mittelmäßig gut. Ich muss meine ganze Denkweise auf links ziehen um trotzdem "in meinen Augen" noch "gewonnen zu haben"
Caruso hat geschrieben:Und da habe ich eigentlich keine Sorge, daß das Teufelchen im Kopf zu stark wird. Den hast Du echt im Griff.
Na wenigstens etwas, wenn ich den Engel schon nicht im Griff habe :wink:

Aber Spaß bei Seite, sonst versteht hier ja keiner mehr was.
Es gibt da eben diesen "Mann" in den ich mich am Osterwochenende unsterblich verliebt habe. Wie im Anfangspost erwähnt funktioniert sowas bei mir eben nicht nur so ein bisschen, sondern wenn schon denn schon. Ich also bis über beide Ohren verliebt muss leider ziemlich schnell feststellen das er nur meinen Körper will, aber mich nicht. Also so rein vom Verstand her hatte ich das sehr schnell begriffen, nur glauben wollte ich es natürlich nicht. Wie das eben so ist wenn Frau verliebt ist. Er verarscht und belügt mich also und anstatt ihn einfach sein zu lassen kann ich das natürlich nicht auf mir sitzen lassen.
Ich hatte eine ähnliches Situation schonmal. Den Mann damals wollte ich und konnte ihn niemals haben und den jetzt wollte/will ich und weiß das es sinnlos ist.
Damals habe ich bis zur Selbstaufgabe gekämpft, dennoch verloren und schwer verletzt den Kampfplatz geräumt.
Ich sehe mir gerade zu, wie ich den gleichen Quatsch nochmal mache und trotzdem fällt es mir so unendlich schwer es zu lassen. Wir haben uns letzte Woche noch einmal gesehen und oh Wunder ging es mir am nächsten Tag nicht gut.
Aber anstatt das Thema "Engel" zu den Akten zu legen will ich immer noch "gewinnen". Nicht mehr ihn gewinnen, weil für ne Beziehung ist der absolut untauglich, aber ich will n glamourösen Abgang hinlegen.
Trotzdem immer noch Quatsch, weil eigentlich gewinne ich nur in dem ich nichts mehr tue. Dann werde ich nicht wieder verletzt und ich bau nicht wieder den selben Mist wie vor 5 Jahren. Jetzt muss ich es "nur noch" schaffen, dass ich das nicht nur weiß, sondern auch so fühle...

@ Jersey:

Das hier
Jersey hat geschrieben:Bei mir macht sich das etwas anders bemerkbar als bei dir. Ich bin eine Person, die (negative) Gefühle nicht gerne zulässt bzw. zulassen kann. Und sobald diese Gedanken ans Essen wieder da sind, weiß ich, dass es eigentlich ein anderes Problem gibt, das mich beschäftigt, ich aber verdränge bzw. es versuche.
Kenne ich auch sehr gut. Vor zwei Jahren war ich Monatelang depressiv vom allerfeinsten, mein Essverhalten litt extrem, ich bin sogar wieder zum Thera. Ich weiß bis heute nicht wo es her kam, aber das Essen war auch damals nie mein Problem. Letzten endes haben es 2 Wochen Urlaub mit genau der richtigen Mischung aus Familie, Zweisamkeit und Urlaub bei Katz gebracht. Und da mal wieder zu merken, dass ich gar nicht so schlecht bin, so wie ich bin.

Mir ist heute auch nochmal klar geworden das es mich nicht so sehr stört wenn die Gedanken in Phasen kommen wo es mir wirklich schlecht geht. Das ist ok und damit kann ich leben.
Aber das mit zb bewusste geworden ist, dass ich auch heute noch niemals ein Waage haben könnte, dass schockiert mich eigentlich ein bisschen.
Ich stelle mich nur alle paar Wochen bei meinen Eltern auf die Waage. Wenn ich abgenommen habe find ichs auf den einen Seite doof, weil mein Gewicht sehr grenzig zum UG ist, auf der anderen Seite freue ich mich und es kommen sofort "na, was meinst du wie weit runter du es noch schaffst" Gedanken. Wenn ich zugenommen hab gehts andersrum.
Oder nach meinen Prüfungen im Januar. Ich hatte erschrocken festgestellt wie ich abgenommen habe und dachte da muss ich aber die nächsten Tage mal schön rein haun um das wieder drauf zu kriegen. Und welche Stimme meldet sich als nächstes? "Dann machst du ja aber alles wieder kaputt"
Und so etwas passiert nicht nur wenn es mir gerade extrem schlecht geht.
Ich lasse mich ja nicht drauf ein, aber das KANN doch nicht normal sein, oder?

Und heute zb. Ich bin bei der Arbeit stressbedingt nicht wirklich zum Essen gekommen.
Also überlege ich, was ich denn heute abend esse um auf meine xy kcals zu kommen weil ich eigentlich eher zunehmen als abnehmen müsste.
Ich WILL aber nicht darüber nachdenken. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Ich will einfach Essen. Einfach so...

Hmm.... alles ein wenig undurchsichtig fürchte ich. Aber vielleicht versteht ja doch der Ein oder Andere ein paar Worte.

LG
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#9
Bibi, wie gehts dir denn?
Bibi hat geschrieben:Ich hatte erschrocken festgestellt wie ich abgenommen habe und dachte da muss ich aber die nächsten Tage mal schön rein haun um das wieder drauf zu kriegen. Und welche Stimme meldet sich als nächstes? "Dann machst du ja aber alles wieder kaputt"
Und so etwas passiert nicht nur wenn es mir gerade extrem schlecht geht.
Ich lasse mich ja nicht drauf ein, aber das KANN doch nicht normal sein, oder?

Und heute zb. Ich bin bei der Arbeit stressbedingt nicht wirklich zum Essen gekommen.
Also überlege ich, was ich denn heute abend esse um auf meine xy kcals zu kommen weil ich eigentlich eher zunehmen als abnehmen müsste.
Ich WILL aber nicht darüber nachdenken. Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Ich will einfach Essen. Einfach so...
So gehts mir auch teilweise noch. Manchmal frage ich mich auch, ob man wohl einfach damit leben muss?!
VIelleicht muss man auch einfach nur lernen, damit umzugehen. Wie gesagt, ich weiß, dass, wenn diese Gedanken kommen, ich an etwas anderem arbeiten muss.
Ich sehe es als eine Art "Warnung", da ich eben gerne mal etwas verdränge bzw. es versuche.
Aber Verdrängen hilft nichts... es macht alles nur schlimmer.
Bibi hat geschrieben:Hmm.... alles ein wenig undurchsichtig fürchte ich. Aber vielleicht versteht ja doch der Ein oder Andere ein paar Worte.
Ich habe eigentlich alles verstanden. So undurchsichtig war es nicht - zumindest für mich.


Ich hoffe es geht dir wenigstens ein klein wenig besser?!


Ganz liebe Grüße,
Jersey

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#10
Hallo Jersey,

lieb dass du fragst.

Ja, mir geht es besser. Irgendwie...
Die Sache mit dem Typen macht mir noch immer zu schaffen. Ich vermisse ihn, will ihn nach wie vor haben, auch wenn ich weiß das es totaler Blödsinn ist. Aber meine Gefühle sprechen leider eine andere Sprache als mein Kopf.
Und wenn ich mich nicht melde bringt es auch nichts, weil spätestens nach 5 Tagen meldet er sich dann. Ich muss das irgendwie beenden, noch einmal mit ihm reden und ihm sagen, dass er gehen soll weil ich es nicht kann. Ich gehe daran kaputt, weil ich einfach mehr will als nur Sex. Ja, den will ich auch, aber eben nicht nur und ausschließlich.
Ich träume mir eine rosa-rote Schmetterlingswelt zusammen, die es nie geben wird und das muss aufhören.

Dann hab ich gerade auch noch erfahren, dass ich morgen in einer neuen Abteilung anfangen darf. Ansich nicht schlecht, weil sie mich brauchen, flexible Leute und ich so zu sagen in Zukunft multitaskingfähig eingesetzt werden soll. Aber mich nervt der Gedanke noch ein wenig, weil ich mich da wo ich jetzt bin gerade richtig eingelebt und wohl gefühlt hatte. Jetzt kommt schon wieder was neues...

Aber was solls, da muss ich durch.
Ich freue mich erstmal aufs Wochenende, Zelten mit vielen netten Freunden die ich lange nicht gesehen habe. Dann hoffentlich ende Juli Urlaub mit Nads und im August Berlin. Das wird schön :)
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#11
Bibi hat geschrieben:Ich träume mir eine rosa-rote Schmetterlingswelt zusammen, die es nie geben wird und das muss aufhören.
Ich kenne das. Und ich weiß, dass es schwierig ist, wahnsinnig schwierig!
Der Kopf weiß, dass es Schwachsinn ist, daran festzuhalten - das Herz sagt was anderes :roll:
Man selbst weiß auch, dass es wohl besser ist, das ganze zu beenden, aber irgendwie ist da dann doch noch ein kleines bisschen Hoffnung, dass es doch anders kommt. So war es zumindest bei mir. ich bin bei diesem Typen geblieben. Ich wusste, dass es noch andere Frauen gibt, aber es war mir egal. Hauptsache ich war auch eine davon und er verbringt seine Zeit mit mir :roll:

Als Aussenstehende würde ich dir raten, Schluss zu machen und an die Zukunft zu denken (Ja, leicht gesagt - das würde ich mir an deiner Stelle jetzt auch denken). In ein paar Wochen ist der Schmerz vorbei oder geringer (denk daran!). Wenn du bei ihm bleibst, wird es dir auch weiterhin nicht besser gehen, weil du nie seine Freundin sein wirst, sondern lediglich seine Bettgeschichte... Und das wird dich irgendwann kaputt machen.
Bibi hat geschrieben:und ihm sagen, dass er gehen soll weil ich es nicht kann
Denkst du, dass er das dann auch tun wird?
Er weiß dann, dass bei dir Gefühle mit ihm Spiel sind, wenn du ihm sagst, dass du nicht gehen KANNST (oder weiß er es schon?!)
Für ihn ist es doch einfach - er kann mit dir schlafen, wenn er will. Warum sollte er das dann einfach aufgeben?

Gut, ich kenne ihn nicht. Sollte er das nicht akzeptieren und gehen, wäre er schon äußerst krass drauf.
Jeder normale Mann würde deinen Wunsch respektieren und sich von dir fern halten.

Ich hoffe du kannst diesen Schritt wagen und mit ihm reden. Und noch mehr hoffe ich für dich, dass er von sich aus geht!
Es wird nochmal wahnsinnig weh tun, so ehrlich muss man sein.

Das tut mir Leid, Bibi :(

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#12
Hallo Jersey,
sehr interessant.
Jersey hat geschrieben:ich bin bei diesem Typen geblieben. Ich wusste, dass es noch andere Frauen gibt, aber es war mir egal. Hauptsache ich war auch eine davon und er verbringt seine Zeit mit mir
Würdest du es noch einmal tun?

Ich frage deshalb, weil ich so etwas auch schon einmal hatte. Ich kenne das und habe mir damals geschworen, dass sowas nie wieder passieren wird. Das ich mich nie wieder für einen Mann/ anderen Menschen verbiege, sondern man mich so nehmen muss wie ich bin. Und wer das nicht tut/ kann hat pech gehabt.

Und was tue ich jetzt? Ich heule ihm hinterher und springe wenn er mit dem Finger schnippt.
Also so ungefähr jedenfalls.
Er meldet sich bei mir wenn er Sex will. Das kann ich ihm ja nicht mal vorwerfen. Er ist single, ich bin single, wir haben keine Beziehung, keine Verpflichtungen, nichts. Aber dann hätte er sich meiner Meinung nach auch von vornherein so verhalten sollen. Hat er aber nicht. Zu anfang hat er mich jeden Tag angerufen, "ich denk an dich" "ich vermisse dich auch" "Kuss"...
Wenn ich ihn jetzt drauf anspreche, dass er es auch hätte gleich sagen können, dass er nur Sex will weil es einiges einfacher gemacht hätte kommt "nein, will ich ja gar nicht" er mag mich ja wirklich, bla bla...
Jersey hat geschrieben:Der Kopf weiß, dass es Schwachsinn ist, daran festzuhalten - das Herz sagt was anderes
Man selbst weiß auch, dass es wohl besser ist, das ganze zu beenden, aber irgendwie ist da dann doch noch ein kleines bisschen Hoffnung, dass es doch anders kommt.
Und genau deshalb und nur deshalb habe ich mich überhaupt noch mit ihm getroffen.
Im Grunde wusste ich nach zwei Wochen das er ein Arsch ist und nicht mehr und nicht weniger von mir will als meinen Körper.
Aber wer weiß, vielleicht täusche ich mich ja, sein Vater ist ja auch gerade gestorben, da hat man ja nachsicht.... und wenn er mich doch mag, wer weiß, lernen wir uns erst mal richtig kennen und dann verliebt er sich ja vielleicht auch? Und vielleicht ist er ja in Beziehungen ganz anders???

So ein bullshit.
Ich weiß das es nicht passieren wird und doch möchte ich es glauben.

Und du vollkommen recht hast und es mich kaputt machen wird muss ich einen Strich ziehen. Weil wenn ich ihm nicht sagen, dass er sich nicht mehr melden soll, dann wird er es früher oder später tun. Genau dann, wenn er "mal wieder was los werden muss".

Ich glaube schon, dass er das so akzeptieren wird, habe einzig und allein angst was passiert wenn er anfängt "mir die Sterne vom Himmel zu holen". Er weiß genau das ich Gefühle für ihn habe und das ich mehr will. Wenns also scheiße läuft erzählt er mir genau das was ich hören will und ich knicke ein.

Kann mich da selber leider nur sehr schwer einschätzen.
Es wird auf jeden Fall hart sollte er anfangen mir Honig ums Maul zu schmieren, statt einfach zu zugeben, dass er keinen Nerv für ne Beziehung hat.

Danke,
Bibi
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#13
Oh man... Ich kann mich so gut in dich hineinversetzen :|
Bibi hat geschrieben:Würdest du es noch einmal tun?
Wahrscheinlich schon :roll:
Du hast all das ja auch bereits hinter dir und trotzdem fällst du wieder drauf rein. Das kann man wenig beeinflussen. Man kann versuchen, von anfang an den Kopf einzuschalten, aber das lässt sich nicht so leicht in die Tat umsetzen.
Bibi hat geschrieben:Wenn ich ihn jetzt drauf anspreche, dass er es auch hätte gleich sagen können, dass er nur Sex will weil es einiges einfacher gemacht hätte kommt "nein, will ich ja gar nicht" er mag mich ja wirklich, bla bla..
Und genau DAS wird er wieder sagen, wenn du ihn triffst. Und innerlich wirst du dich freuen und hoffen, dass er es ernst meint...
Aber das wird er nicht. Es ist SO einfach für ihn. Er weiß, dass du Gefühle für ihn hast und dass er dich leicht um den Finger wickeln kann und du bei ihm bleibst.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dir raten könnte. Alles ist so leicht dahergeredet...
Solltest du noch Redebedarf haben, kannst du mich gerne noch anschreiben. Gerne natürlich auch über PN oder FB.

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#14
Hey Bibi!

Wie läuft es bei dir?

Hm, ich greif nur mal einen Aspekt raus - ich glaube, dass es immer nicht leicht sein wird, nicht in alte Verhaltensmuster zu fallen, wenn es einem nicht gut geht. Und das ist normal, da muss man dann aufpassen und nur etwas wachsam sein.
Ich kenne das auch von mir, wobei ich nie auf die Idee kommen würde da dann tatsächlich weniger zu essen, ich trainiere dann halt nur noch mehr als sonst auch, weil ich keine Lust zum Fühlen habe, passiert mir aber äußerst selten, da ich dann schnell mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werde und ich dann wieder besser auf mich aufpasse.

Und das mit dem Typen geht gar nicht - ehrlich nicht, wenn man sich abspricht, dass es für beide *nur* Spaß ist, dann ist ja alles okay, aber wenn einer Gefühle hat, dann ist das doch einfach nur unfair.

Liebe Grüße!
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Willensstärke vs. Suchtgedächtnis

#15
Ich möchte einfach nur jemanden, der da ist.
Der da ist und mich in den Arm nimmt. Und mich festhält :cry: :cry: :cry:

Deshalb auch die ganze scheiße mit dem Essen. Weil ich mir manchmal so klein und schwach vorkomme und eben einfach nur möchte das jemand hier ist und mich lieb hat.
Und ich habe immer das Gefühl diesen Teil sieht niemand an mir. Alle sehen nur die große starke Bibi, die auf einmal erwachsen ist und auf eigenen Beinen stehen kann und alles schafft was man ihr vor noch gar nicht all zu langer Zeit nie zugetraut hätte.
Ist ja auch schön, so will ich ja im Prinzip auch gesehen werden. Aber manchmal eben auch klein sein dürfen. Und wenn ich abnehmen oder so, dann sieht es vielleicht jemand?
Ich weiß, dass es total idiotisch ist. Aber so läuft es eben in meinem Kopf und da kann ich leider nichts gegen tun...
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde