Gibt es die perfekte Familie??

#1
Hm, ich hätte da mal eine Frage und mich würde interessieren, wie ihr darüber denkt: Gib es das perfekte Elternhaus? Ich weiß eine etwas seltsame Frage und nun ja, dass es eine wirklich "perfekte" Familie nicht gibt, ist mir klar, aber gibt es tatsächlich Eltern, die so wenig falsch gemacht haben, dass ein Therapeut keinen Haken, keine Verfehlungen finden würden? Wenn Dinge wie "Überbehütung" als Negativum gewertet werden, ist man dann nicht an einem Punkt angelangt, an dem man übertreibt? Kann "zu viel Liebe" wirklich falsch sein? Gibt es davon ein "zu viel"? Kann es sein, dass man selbst im besten Elternhaus etwas findet, auf dem man in der Therapie herumreiten kann? Was meint ihr, was sind eure Erfahrungen und eure Sichtweisen? Bin auf eure Antworten gespannt!

Kibi
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#2
Gute Frage...das hab ich mir auch schon oft gedacht.
Ich glaube jeder Therapeut findet etwas...aber es geht vielleicht gar nicht darum die Eltern "anzuklagen" oder aufzuzeigen was sie falsch gemacht haben, sondern den Grund zu finden warum man wie handelt bzw. das zu finden was einen verletzt hat...und wenn man übertrieben behütet worden ist hat man nicht oder zu wenig gelernt mit Schmerz umzugehen.
Denn wenn man weiß warum man anders handelt kann man das vielleicht auflösen.
WER MIT WENIG NICHT ZUFRIEDEN IST - IST MIT GAR NICHTS ZUFRIEDEN

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#3
Hallo Kibi,

wenn Du eine Tehrapie machst, ist es immer die Frage: Vertraust Du dem Urteil des Therapeuten mehr als Deinem eigenen? Ich tue das nicht, schon daran scheitert eine Therapie.

Ob Therapeuten alles pathologisieren, keine Ahnung. Nötig haben sollten sie es eigentlich nicht, bei der Warteliste an Patienten.... Ob es Überbehütung und zu viel Leibe gibt? Bestimmt. Man kann alles übertreiben. Und alles, was man übertreibt, schadet. Die Dosis macht das Gibt.

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#4
Hallo Kibi
Denke die perfekte Familie ist dort, wo du dich wohl fühlst -denk-. Sicher überbehütet sein ist hinderlich gegenüber der Selbstständigkeit. Also ich meine diese Möglichkeit sollte schon irgendwie gegeben sein, so dass man eben selber Sachen tun darf ohne dass es gleich heißt "Tu das nicht, du tust dir weh, oder du fällst herunter oder was weiß ich noch alles". Also ein gewissen Zutrauen sollte schon gegeben sein und trotzdem ist ein Überhüten sicher noch besser als ein nieder gemacht werden und schlimmeres. -denk-
Vielleicht denke ich ja mal wieder falsch, aber dies sind eben so meine Gedanken dazu. Und du selber kannst vieles in deiner eigenen Familie anders machen!!!!!!!!!!!!!!!

piggi

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#5
Hallo Kibi,

erstmal zur Überbehütung: ja, das kann genauso viele Schäde anrichten wie Vernachlässigung. (Kenne da jemanden... sie hat das Problem, dass ihre Mutter sie immer vor "dem Bösen" in der Welt beschützt hat und nun kommt sie überhaupt nicht mit "alltagsproblemen" klar. Sprich, sie hat nie gelernt, wie man Konflikte und Probleme löst... außerdem hat sie ein riesiges Problem, sich von ihrer Mutter zu lösen. Der Abstand ist für sie so schmerzlich, dass es zu Depressionen geführt hat (natürlich hat da noch mehr zu beigetragen). Aber zu viel Liebe ist das nicht, denke ich, eher ein ständiges Bewahren und Beschützen vor der Welt. Aber ein Kind MUSS lernen, dass das Leben manchmal schwer ist und damit auch die Erfahrung machen: "Hey, ich kann was, ich habs geschafft" (wenn auch mit Mamas Hilfe) oder auch, dass halt Schmerz in gewisser Dosis zum Leben dazu gehört... mM.

Was das mit den Therapeuten angeht... ich bin der Meinung, JEDER Mensch auf dieser Welt hat Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, jeder muss irgendwie die Fehler seiner Eltern ausbaden, da diese auch nur Menschen sind. Aber der eine halt mehr und der andere weniger und ich denke, da liegt der Knackpunkt: wann ist es so viel, dass ich es nicht mehr nur noch mit Hilfe von Freunden, meiner Lebenserfahrung etc kann, wann macht es mich KRANK, das heißt, schränkt es mein Leben so weit ein dass ich sehr leide? Eine aus meiner Ausbildung erzählte letztens, dass sie auch mal beim Psych war und der ihr aber gesagt hat, dass sie keine Therapie braucht, weil sie ganz "normale" menschliche Probleme hat. Der Meinung war sie eigentlich auch, aber dadurch bestätigte es sich erst für sie. Also theoretisch könnte jeder Therapie machen... nur notwendig ist es nicht bei jedem...

so viel zu meiner Meinung :)

smutek
Ganz gleich,
was deine Mutti sagt,

Du bist eine Prinzessin.

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#6
Für die 'perfekte Familie' bräuchte es ein Zusammenkommen aller Charakteristika, die man allgemeinhin als positiv/gesund/zusammenhaltsfördernd bezeichnen würde - da dies utopisch ist, kann es eine solche Familie auch nicht geben.
Auch deshalb nicht, weil jenseits gewisser Grundbedürfnisse (wenn diese nicht im Zusammenleben ihren Platz finden, kann man umgekehrt meiner Meinung nach sehr schnell sagen, dass es über kurz oder lang zu krankmachenden Umgangsformen kommen kann) die konkreten Wünsche des Einzelnen an seine Familie viel zu unterschiedlich sind.
Also ja, es gibt grundsätzliche Merkmale, die den Umgang miteinander ehrlicher, freundschaftlicher und gemeinschaftlicher machen.

Natürlich kann man - wie beim Charakter einer jeden Person - immer etwas finden, das nicht 'ideal' ist, aber ich glaube, wirklich problematisch ist es erst, wenn eine oder mehrere Personen darunter leiden, was sich ja in konkreten Symptomen zeigt.
Der Eine fährt eben gerne nach Mallorca und der Andere lieber nach Sibirien - solange es an beiden Orten eine gewisse 'Grundausstattung' gibt, ist beides okay, wenngleich in einigen Punkten völlig gegensätzlich.

Ich kenne eine Familie, bei der ich mir schon seit meiner Kindheit gewünscht habe, auch ein Teil von ihr zu sein.
Dort wird gesprochen, diskutiert, sich gestritten - und das nicht auf verschieden gewichteten Ebenen, sprich "Eltern gegen Kinder" o.ä., sondern alle haben ein gleiches Recht auf Meinungsäußerung und Gestaltung des Zusammenlebens. Klingt nun sehr märchenhaft und wie aus einem der super schlauen Familienpsycholigie-Ratgeber, aber ich habe den Eindruck, dass dort nicht nur wenig schiefläuft, sondern auch vieles wirklich gut und dass die einzelnen Angehörigen dieser Familie sich größtenteils sehr wohl fühlen und zufrieden mit ihrem Leben sind. Ob da nun irgendeine Richtlinie behaupten würde, etwas falle aus dem Rahmen der Norm, spielt doch letztlich keine Rolle.
Was ist schon richtig? Und wo beginnt es, falsch zu sein. Jenseits der oben erwähnten Grundbedürfnisse ist das doch reine Gefühlssache.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#7
Hallo meine Lieben!

Danke euch allen für eure Antworten!

Vielleicht eine kurze Erklärung, wie ich zu dieser Frage komme: Ich habe eine Familie, die viel, sehr viel richtig gemacht hat, mich geliebt hat und liebt und schier alles für mich machen würde. Sie verwöhnt mich auf ganzer Linie. Vor allem meine Mutter. Sie verbietet mir zwar nichts, das mir schaden könnte, aber ich denke am liebsten würde sie mir alles abnehmen, was mühsam ist. Rufe ich sie an, wenn ich gerade öffentlich unterwegs bin, fragt sie, ob sie mich abholen soll, erzähle ich, dass ich mir ein T-Shirt oder auch ein teures Gerät gekauft habe, bittet sie darum, es mir zahlen zu dürfen, lasse ich i-etwas bei ihr stehen, um es später zu erledigen (z.B. Hausarbeit), erledigt sie es. Auch finanziell fehlt es mir durch meine Eltern an absolut nichts, wenn es eine Feier gibt, werde ich mit Geschenken überhäuft. Es klingt nach den Traumeltern. Mir ist das (bzgl. Mum) ein wenig zu eng, ich möchte selbstständiger werden und versuche das abzuwehren, aber sie sieht das halt nicht gerne und es kommt dann zu Diskussionen.

Gleich zu Beginn meiner Therapie vor 4 Jahren, bereits in der ersten Stunde habe ich eines klargestellt: Meine Mum hat keine Schuld an meiner ES, meine Eltern sind toll, ich liebe sie. Die nächsten Jahre, habe ich extrem abgewehrt, wenn mein Thera irgendetwas negatives über meine Eltern gesagt hat. Bisher habe ich einer kleinen extra Wohnung im Haus meiner Eltern gelebt, das auch sie finanziert haben, ich hatte immer vor, nach Ende des Studiums eine neue Wohnung zu suchen, die dann MEINE ist und die ich mir selbst erarbeitet habe. Nun hat aber meine Mum ein Haus geerbt und dieses gegen eine Wohnung direkt um die Ecke eingetauscht, die traumhaft schön ist, ich habe die Wohnung übernommen, da sie sonst leer stehen würde. Damit ist es wieder nicht meine. Und ich muss sagen, seit etwa dieser Zeit geht's mir mit dem Essen recht schlecht. K.A., ob's direkt damit zu tun hat, habe gleichzeitig auch z.B. ein Praktikum begonnen, aber hm, auch in der Therapie kommt jetzt das Thema Familie ständig hoch, auch z.B. in den Hypnoseübungen. Mir ist das nicht recht. Ich denke mir immer, dass das doch nicht sein kann, dass eine so perfekte Familie dazu beiträgt, dass die Töchter krank werden, nur weil die Mutter etwas zu viel für ihre Töchter macht? Oder will ich es einfach nicht wahrhaben? Ich will meine Mum nicht schlechtmachen und nicht schlechtmachen lassen.. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, wenn meine Eltern mit ihrem Verhalten eine Krankheit nicht verhindern konnten, dann müssten doch alle krank werden, denn die meisten Eltern sind - denke ich - schlechter als meine? Ich fühle mich auch oft undankbar, wenn ich negativ über meine Eltern schreibe oder rede, weil es - nach allem, was sie für mich getan haben . so undankbar ist... Hm, versteht ihr was ich meine? Ach sorry, falls das verquer oder eingebildet oder sonst wie klingt. :oops: Mich beschäftigt dieses Thema bloß sehr und ich verstehe mich und meine Reaktion nicht und da frage ich mich, ob ich mir das alles einfach nur einbilde.

Hm, was denkt ihr? Danke!

Kibi
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Do Apr 12, 2012 20:39, insgesamt 3-mal geändert.
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-Hans Manz-

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#8
Hey Kibi!

Ich denke nicht, dass es die "perfekte" Familie gibt, weil zu einer Familie eben so wie nightmare schon sagte, alles bedacht und mithineingenommen werden muss.
Ich selbst wurde von meiner Mutter auch sehr überbehütet und habe jetzt das Gefühl, dass ich von meinen Eltern (meiner Mutter) einfach nicht diese Bestärkung bekommen habe "du schaffst das". Somit war für mich diese Überbehütung ziemlich schlecht, weil ich es wahrscheinlich auch ganz falsch interpretiert habe und eben das Gefühl hatte ich kann eh nichts und keiner traut mir etwas zu. Ich weiß jetzt, dass sich meine Eltern nur Sorgen gemacht haben (die ja nichtmal nur unbegründet waren), aber trotzdem ist in mir immer noch dieses Gefühl nicht gut genug zu sein.
Meine Schwester sieht das z.B. ganz anders, sie hat sich immer wohl gefühlt und die Familie scheinbar als nahezu perfekt erlebt (außer mich als "Störfaktor" sozusagen). Ich denke, es kommt auch sehr auf die eigene Person an, was man jetzt als gut und was man als schlecht sieht.
kleines Ich-bin-ich hat geschrieben:Meine Mum hat keine Schuld an meiner ES
Ich weiß gar nicht, ob es so wichtig ist jemanden die "Schuld" zu geben, sondern eher, was doch gewisse Auslöser für die ES sind/waren und es ist schon so, dass ES häufig überbehütete Mädchen haben, weil das natürlich eine gewisse Eigendynamik hat, die nur dir gehört.
Ich will auch nicht sagen, dass es nur von dem kommt ich hab eine Zeit lang meiner Mutter die Schuld gegeben, aber diese Schuldfrage bringt einfach nichts, weil es wird dadurch nicht besser zumindestens bei mir nicht.
kleines Ich-bin-ich hat geschrieben: Ich denke mir immer, dass das doch nicht sein kann, dass eine so perfekte Familie dazu beiträgt, dass die Töchter krank werden, nur weil die Mutter etwas zu viel für ihre Töchter macht?
Naja ich denke eben, "zu viel" ist ziemlich relativ und kommt eben vor allem auf die Person an und eben auch in Familien wo es doch mehr Probleme gibt (so wie bei mir) "entstehen" gesunde KInder auch, wie meine Schwester.

Alles Liebe Aurora

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#9
Ich glaube nicht, dass es die perfekte Familie gibt, und zwar deshalb, weil wir alle, egal ob Erwachsene, Kinder oder Jugendliche, unterschiedlich sind. Und weil, bzw. wenn wir unterschiedlich sind heisst das, dass es auch verschiedene Dinge braucht, um das Umfeld auf den Menschen abzustimmen.
Es ist also schon rein theoretisch gar nicht möglich, dass alles harmonisch abläuft, geschweige denn praktisch.
Hinzu kommen, so überlege ich gerade, auch noch Stimmung, die sich verändert, Welchseljahre, oder vielleicht eine mögliche Schwangerschaft, die sich auf das schon geborene Kind auswirkt.
Eben; ich glaube es ist nicht möglich eine perfekte Familie zu sein, aber es ist möglich mit den Unterschieden, die es im zwischenmenschlichen Verhalten von Menschen gibt, umzugehen, denn das kann man lernen.

Liebe Grüsse,
Larissa
Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut könnte eine Gans nach Hause bringen.
Georg Christoph Lichtenberg

Das Leben ist ein Regenbogen!

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#10
Danke für die Antworten! :)

Hm, irgendwie geht es jetzt schon seit einiger Zeit jede Stunde um das Thema. Mein Thera macht jetzt jedes mal Hypnoübungen und kommt jedes mal auf das Thema zurück, vermutlich deshalb, weil ich in diesen Übungen auch ein bisschen mehr zu dem Thema sage und auch negatives über meine Eltern sagen kann, zumindest ein bisschen. und gleichzeitig kommt mir das so falsch vor. Ich habe perfekte Eltern, sie lieben mich und bemühen sich um mich und ich danke es ihnen indem ich undankbar bin und mich beim Thera über sie beschwere. Das ist einfach so überhaupt nicht richtig. Und irgendwie mache ich einen Riesenaufstand für nichts und wieder nichts. Ich könnte ja auch einfach ganz normal über das Thema sprechen und das war's dann, aber nein, ich muss blockieren und damit vermitteln, dass da was nicht passt. Und eigentlich passt doch alles! Meine Güte, ich komme mir so verdammt gemein, verlogen, undankbar und verquer vor. Warum tue ich das? Will ich einfach nur Aufmerksamkeit? Wünsche ich mir, dass etwas schief gelaufen ist, um eine Erklärung zu haben? Habe ich es mir einreden lassen? Bin ich einfach so eine schlechte Tochter? Oh Mann, manchmal denke ich mir, ich sollte das Thema einfach ein für allemal fallen lassen, aber das geht jetzt irgendwie auch nicht mehr...

Hm. :( Was denkt ihr, wie seht ihr das?

Liebe verwirrt Grüße,
Kibi
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Sa Apr 14, 2012 16:09, insgesamt 1-mal geändert.
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-Hans Manz-

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#11
Hallo Kibi,

ich fand's bisher sehr schwer, Dir zu dem Thema "Familie" zu antworten, weil Du nie etwas Konkretes geschrieben hast. Also hatte ich auch nur ziemlich verwaschene Vorstellungen von Deinen Eltern. Liegt vermutlich daran, weil das ein sensibles Thema mit Dir ist. Deswegen weiß ich, dass es ein großer Schritt für Dich ist, dich in Bezug auf das Thema zu öffnen. (Mal abgesehen von der Angst, dass Bekannte mitlesen.)

zu Deiner Familie: ich kann verstehen, dass Du Deine Eltern sehr liebst und sie lieben Dich offensichtlich auch sehr. Ich gehe mal davon aus, dass Deine Mutter das nicht nur über Materielles ausdrückt? Jedenfalls ist die Situation natürlich sehr schwierig, denn da Deine Mutter Geld hat und Du ihre Tochter ist, die sie liebt, ist es nur selbstverständlich, dass sie das Geld für Dich ausgibt. Hallo, ich gebe auch immer Geld für die Sachen aus, die mir wichtig sind. :wink: Auf der anderen Seit hast Du aber natürlich das Bedürfnis, Dich zu entwickeln als Persönlichkeit. und dazu gehört auch, selbst mal etwas auf die Füße zu stellen, selbst für den Lebensunterhalt aufzukommen, Wohnung selbst zu bezahlen. die Adolezensphase ist bei uns in Mitteleuropa eben sehr lang geworden dadurch, dass viele Leute studieren, oder sogar zwei Ausbildungen machen. Dadurch wird diese Phase der wirtschaftlichen Abhängigkeit bei gleichzeitig Verantwortung für alles andere schwierigerweise auch noch verdammt lang.

Und dadurch kommen Deine Mutter und Du sozusagen in einen Konflikt: Sie will tun, was eine gute Mutter tut 8sich kümmern), und Du willst tun, was eine gute Tochter tut (selbstständig sein). Hinzu kommt dann natürlich noch, dass Du vermutlich ein schlechtes Gewissen hast, wenn sie so viel Geld ausgibt. Vor allem, wenn es mit dem Essen nicht gut läuft, mit dem Studium nicht gut läuft, oder sonstwas. Wenn die Eltern so viel Geld investieren, will man als Tochter ja wenigstens eine gute investition sein. :roll: Auch wenn die Eltern sagen, dass sie einen bedingungslos unterstützen.

Und dann kommt für Deine Mutter noch hinzu, dass Ablehnung ihrer Unterstützung sich anfühlt wie Ablehnung ihrer Liebe, Ablehnung von ihr als Mutter. Und natürlich willst Du ihr auf keinen Fall weh tun.

Und voila: schon hast Du super Situation, aus der es eigentlich keinen sauberen Weg raus gibt. Und nicht lösbare Konflikte löst man am besten mit fressen und Kotzen. Wissen wir alle. Vielleicht sollte Deine Mutter mal in Therapie gehen und loslassen üben. Irgendwann müsst ihr euer Verhältnis ja neu sortieren. Das müssen Eltern und Kinder vermutlich in jeder Entwicklungsphase des Kindes. Und das ist euch für die Adoleszensphase wohl noch nicht so ganz gelungen. (Hehe, klinge ich schon wie Dein Therapeut? :mrgreen: ) Ich denke jedenfalls, wenn Deine Mutter versuchen würde, etwas an ihrem „Ich tue alles für Dich“ Verhalten abzulegen, ohne sich deswegen wie auf dem Abstellgleis zu fühlen, würde das vermutlich helfen. Sie sollte halt mal üben, nicht immer gleich Deine Wäsche weg zu räumen, und Dein Essen zu kochen und was weiß ich noch. Oder Du darfst radikal nichts mehr bei ihr stehen lassen. Und bei alledem darf es halt nicht so rüber kommen, als ob es darum ginge, sie überflüssig zu machen. Sondern es geht darum, Dich von der Bulimie zu heilen und fürs Leben zu wappnen. Und zwar nicht nur fürs Studium, was Du ja anscheinend super hinkriegst, sondern auch für den Rest davon. ;)
Allerdings, wenn Deine Mutter es nicht hinkriegt, ihr Verhalten zu ändern, dann müsste es auch reichen, wenn Du Dich änderst. So oder so kommt Bewegung ins System. Und Bewegung ist nicht schlecht, davor muss man keine Angst haben. Es bleibt sowieso nichts, wie es ist….

Hoffe, die Antwort war jetzt okay für Dich und dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Also, kurz und gut: ich bin nicht der Meinung, dass Du die perfekte Familie hast. Klar kann man als Therapeut vermutlich jede Familie als krank darstellen, wenn man so disponiert ist. Aber in Deinem Fall habe ich nicht den Eindruck, dass Dein Therapeut was erfindet, um seine Existenz zu sichern. (Hat er bei der Warteliste an Patienten wohl eh nicht nötig.) Sondern das, was Du geschrieben hast im vorletzten Beitrag klingt für mich wirklich nach Problem.

Aber hey, ihr kriegt das hin. Im Gegensatz zu meiner Mutter und mir seid ihr ja sozial kompetent und könnt miteinander reden.


Lg

Sophie
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Re: Gibt es die perfekte Familie??

#12
Hallo kibi
Ich galube auch nicht, dass es die perfekte Familie gibt. Denn jede Familie muss doch umständehalbe schon von anderen Voraussetzungen ausgehen: Bildung des Vaters, Bildung der Mutter, Anzahl Kinder, Wohnort, Einkommen, Elternhaus des Vaters, Elternhaus der Mutter. Das sind doch nur einige Komponenten, die mitentscheiden, WIE wir sind, WIE wir erziehen.
Man hört doch immer wieder, dies oder das mache ich dann bei meinen eigenen Kindern anders als ich es erlebt habe. Es ist auch absolut richtig, dass wir aus "Fehlern" oder was wir als solche empfunden haben, lernen. Es braucht dann jedoch auch die Absprache mit dem Partner, der gleicher Meinung sein muss, damit beide am gleichen Strick ziehen. Jede Familie ist doch so individuell, dass es diese perfekte Familie gar nicht geben kann. Oder dann in ganz vielen verschiedenen Varianten.
Wichtig in der Erziehung der Kinder ist doch, dass die Eltern ihnen Rückhalt geben, Liebe und Zuneigung. Die Kinder sollen aber auch lernen, sich in der Welt zu behaupten. Je älter sie werden, umso mehr wollen sie das üben und das soll man sie auch lassen. Als Eltern stellt man Regeln auf, die für diese Familie gelten. Wie sich die Kinder innerhalb dieser Regeln verhalten, ist egal. Es ist wie der Vergleich mit der Autobahn: Links und rechts gibt es Leitplanken, dazu eine Höchstgeschwindigkeit. Darin dürfen sich die Fahrzeuge bewegen.
Es geht doch auch darum, den Kindern einen möglichst grossen Rucksack zu schnüren, von dem sie profitieren können, wenn sie das Elternhaus verlassen. Da drin sollen Wissen, Fertigkeiten, Sozialkompetenz und ein gesundes Mass Selbstbewusstsein sein.
Es ist bestimmt falsch, die Kinder mit irgendwelchen "Zückerchen" möglichst lange bei sich halten zu wollen. Meine Meinung: Wenn ein Kind der Meinung ist, es habe eine schöne Kindheit verlebt, kommt es immer wieder gerne zu den Eltern zurück!

Bei dir, kibi, habe ich so den Eindruck, dass deine Mutter dich nicht loslassen kann/will. Warum hat sie das geerbte Haus z.B. eingetauscht gegen eine Wohnung in der Nähe? Damit sie dir diese Wohnung schmackhaft machen kann. Somit bestimmt sie, wo du wohnst und nicht du selber. Auch wenn du nicht mehr zu Hause wohnst, hat sie doch sowas wie die Kontrolle über dich. Sie könnte diese Wohnung auch anderweitig vermieten oder ganz verkaufen und das Geld anlegen. Möglichkeiten gäbe es noch einige. Es heisst nicht unbedingt, dass die Wohnung leerstehen müsste, wenn du nicht drin wohnst.
Das ist ein Punkt, in dem ich "Überbehütung" durch deine Mutter sehe, wobei ich sie deshalb nicht verurteilen möchte. Es gibt noch andere Punkte, die du kurz erwähnt hast und ich vermute, das sind die Sachen, worauf die Thera hinauswollen. Du möchtest selbstständig werden, doch kannst es nicht in gewünschtem Rahmen, weil deine Mutter dich manchmal nicht loslässt.

lg
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Gibt es die perfekte Familie??

#13
Liebe Sophie!

Danke, dass du wieder so wahnsinnig nett antwortest und dir so viel Zeit für mich nimmst. :oops:

Ja, meine Mutter drückt ihre Liebe auch anders aus, als über materielles, wir sind also keine "wohlstandsverwahrlosten" Kinder, meine Mutter war sehr lange in Karenz und spendet uns auch heute noch sehr viel ihrer Zeit. Und ja, wie du schreibst liebe ich sie sehr und sie mich auch. Danke, dass du das siehst.

Ansonsten hast du's vermutlich ziemlich getroffen. :?
Sophie11 hat geschrieben:Hehe, klinge ich schon wie Dein Therapeut?
:arrow: *nick* ;)

Ich danke dir, für deine Sicht und auch dafür, wie du es formuliert hast, ich denke näher darauf eingehen kann/will ich derzeit nicht, aber zu deinem letzten Satz möchte ich dir nur sagen, dass zumindest DU sozial kompetent bist, jemand, der nicht sozial kompetent wäre, hätte es wohl kaum geschafft das so zu schreiben, dass ich es auch halbwegs annehmen kann. ;) Danke.

Ich drücke dich und hoffe dir geht's halbwegs gut?

Kibi

Lieber Peter!

Auch dir danke für deine Antwort, ich habe sie gelesen und bin dankbar, dass du dir Gedanken zu meinem Thema machst. Verzeih, dass ich dazu jetzt nichts dazu schreibe, aber das täte im Moment zu sehr weh. Du schreibst Dinge, die ich so nicht sehen will. Dennoch danke, das liegt nicht an dir.

gglg, Kibi
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-