Hallo Milena,
nun, es stimmt schon, im Journalismus sind praktische Erfahrungen in Form von Praktika und freien Mitarbeiten in Redaktionen enorm wichtig. Aber wenn Du ohnehin erstmal studierst, bleibt Dir doch noch Zeit, das nebenbei zu machen.

Auch für Dich persönlich ist das essenziell, damit Du merkst, ob der Job überhaupt etwas für Dich ist und in was für ein Arbeitsumfeld (Agentur, Redaktion, Rundfunkanstalt, Produktionsfirma oder vielleicht doch lieber PR direkt in einer Firma) Du möchtest und welche Art von Medium (Print, Radio, Fernsehen, Online) Dir am meisten liegt, ob Du mit dem Stress in einem tagesaktuellen Medium klar kommst etc. Ich hab zum Beispiel mal ein Jahr lang für eine tagesaktuelle Nachrichtensendung im Fernsehen gearbeitet - nie wieder! Aber das ist eben auch eine Typfrage. Die internen Abläufe sind auch überall etwas anders.
Im Journalismus arbeiten zu wollen heißt übrigens nicht unbedingt, Journalismus studieren zu müssen. Im Gegenteil: Viele Fachmänner und -frauen sagen, es ist eher vom Vorteil, fachspezifische Kenntnisse zu haben (Politik, Jura und die ganzen Wirtschaftswissenschaften sind da recht gefragt) und dafür parallel Praxiserfahrung zu sammeln. Ob sich da im Modebereich etwas anbieten würde, weiß ich nicht; im Grunde könntest Du auch mit einem Germanistik- oder Kunstgeschichtestudium Modejournalistin werden, da kommt es wirklich vor allem auf Deine praktischen Tätigkeiten an und darauf, wo Du einen Fuß in die Tür bekommst. Es gibt aber auch einige gute Journalismusstudiengänge in Deutschland (falls Du überhaupt aus D bist

). Soweit ich weiß, haben Leipzig und Dortmund einen ganz guten Ruf. Außerdem existieren einige wenige erstklassige Journalistenschulen (Henri Nannen und so) - die haben aber auch sehr harte Aufnahmekriterien und -prüfungen. Da brauchst Du schon ein extrem fundiertes Wissen rund um Politik, Geschichte und Gesellschaft, um da überhaupt reinzukommen. Nach dem Abi hatte ich damals zu viel Angst, um mich überhaupt dort zu bewerben.

Ein Volontariat ist jedenfalls i.d.R. erst mit einem abgeschlossenen Studium möglich, wobei es auch einige seltene Ausnahmen gibt, wenn Dich Dein Arbeitgeber für sehr talentiert hält und gerne fördern und behalten möchte.
Du musst auch bedenken, dass der Job trotz seines Beliebtheitsgrades kein Zuckerschlecken ist. Du wirst mit voller Energie über eine Million Dinge recherchieren und schreiben müssen, die Dich null interessieren, als müsstest Du in der Schule ständig Facharbeiten schreiben. Als freier Mitarbeiter dagegen brauchst Du ständig neue Ideen, die auch Deinem Chef gefallen. Diese werden dann - genau wie Deine fertigen Arbeiten - von tausend Leuten auseinandergepflückt und redigiert. Oft lernst Du eher kurz und schnell schreiben als schön schreiben (Meldungen ohne viel Schnickschnack; Du wirst nicht sofort mit spannenden Reportagen beauftragt). In den meisten Redaktionen musst Du Dich mit Ellbogen gegen Deine Kollegen durchsetzen, um einen Auftrag zu kriegen. Du machst Dir keine Freunde. Es darf Dir nicht unangenehm sein, ständig Menschen am Telefon zu nerven und ihnen lästige Pressefragen zu stellen. Bist Du freie Mitarbeiterin - und das sind die meisten Journalisten - hast Du kein festes Einkommen und musst jeden Monat gucken, wie Du über die Runden kommst. Deine Arbeitszeiten sind in vielen Fällen nicht sehr familienfreundlich. Du musst flexibel sein. Und wenn Du im Journalismus (oder alternativ noch Werbung, PR oder sonstwas) keinen Fuß fassen kannst, aber Journalismus studiert hast, dann wirst Du vielleicht Kellnerin oder Taxifahrerin. Eine Garantie gibt es nicht, und auch deutlich weniger Sicherheit als z.B. nach einem Ingenieursstudium.
So, ich schwafel wieder.

Hoffe, ich hab Dich nicht zugetextet und Dir keine Angst gemacht, aber das muss Dir schon alles bewusst sein.
Liebe Grüße
Keiko