
Man sollte eine Kritik immer mit etwas Positivem beginnen, deshalb möchte ich Ihnen zuallererst ein großes Lob aussprechen: meines Erachtens ist der Film „Königreich der Himmel“ mehr als nur gelungen. Die Spannung und Dramatik des Themas sind zweifelsfrei sozusagen „blockbuster-tauglich“ umgesetzt, die Besetzung vorzüglich. Insbesondere der edle Balian, verkörpert von Frauenheld Orlando Bloom, hinterließ sicherlich einen bleibenden Eindruck bei den weiblichen Zuschauern. Auch Liam Neeson war eine treffende Wahl, um den machtvollen, auf eine Weise kriegerischen und doch gerechten, liebenden Vater darzustellen. Ebenso Eva Green, die die Rolle der Sibylla übernahm. Sie scheint durch ihre fremdartige, mysteriöse Ausstrahlung geradezu geschaffen, den Männern des Orients sowie des Abendlandes gleichermaßen die Sinne zu vernebeln. Im Großen und Ganzen ist die Rollenverteilung zwar auf große Stars beschränkt, aber darum nicht weniger passend.
Nun will ich zu einem Punkt kommen, der mich stört. Bei aller Liebe zum „Ganz Großen Kino“, historische Tatsachen sollten dabei wohl beachtet werden. Natürlich kann man sie kaum 1:1 einbringen, da sich aus der damaligen Situation wahrscheinlich keine atemberaubende Story, wie sie im Film gezeigt wird, entwickelt hätte. Ich bin jedoch der Meinung, dass, wenn man schon nicht die tatsächlichen Begebenheiten genau nachstellt, man zumindest den Grundcharakter der Völker im Auge behalten sollte. Denn gerade die Tempelritter, im Film oft grausam und unbarmherzig gezeigt, waren, wie es uns die Geschichte berichtet, eher das Gegenteil. Schwarze Schafe gab es sicher überall, dennoch war es nicht die grundlegende Intention der Templer, Moslems auszurotten oder Jerusalem gewaltsam zu übernehmen. Positiv fällt mir allerdings auf, dass Tiberias als wahrlich humanitär, fair und rechtschaffen dargestellt wird. Ich denke, hiermit soll die nicht immer feindliche Stimmung zwischen Christen und Moslems zum Ausdruck gebracht werden, nach dem Motto: „Einer muss es ja machen“.
Ein Hollywood-Film ist nicht immer tatsachengetreu und muss es auch nicht sein. Alles in allem sehe ich „Königreich der Himmel“ als ein Werk, dem mehr Beachtung geschenkt hätte werden sollen, als so manch anderen Filmen, die zurzeit in den Kinos laufen. Denn wie sonst kann man „Kulturbanausen“ die Geschichte ihrer Religion näher bringen, als durch ein solches Werk? Nicht langweilig, nicht schwer zu verstehen und auch mit einer gehörigen Portion „Action“ gespeist, ist „Königreich der Himmel“, ich wage es zu sagen, bestimmt einer der besten Filme zum Thema Templer und den Kampf um das heilige Jerusalem. Ich hoffe darauf, noch mehr geschichtliche oder religiöse Ereignisse in einem derart grandiosen Meisterwerk verarbeitet zu sehen, es gibt noch viel zu wenige davon.
LG