Re: State of the art

#2
Liebe aire,

ich habe deinen Beitrag gelesen und konnte in manchen Bereichen deutliche Ähnlichkeiten mit eigenen Verhaltensweisen feststellen. Du hast etwa im ersten Absatz geschrieben, dass dir die Motivation fehlt um Freunde, Job oder eine Wohnung zu kämpfen. Ich denke du hast gelernt mit "Verlusten" umzugehen. Meiner Erfahrung nach, kann es daran liegen, dass man bereits einige Veränderungen im Leben hinnehmen musste, die man trotz Bemühungen nicht ändern konnte. Auf lange Sicht gesehen ist es erträglicher, sich gegen darauffolgende negative Gefühle und Empfindungen abzuschotten. Zusätzlich kennt man diesen Zustand schon. So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein Bewältigungsmuster. Fraglich ist nur, ob es immer zu deinem besten ist, wenn du mit dieser Strategie vorgehst. Halte dir vor Augen, für welche Personen und Umstände es sich zu kämpfen lohnt. Eine innige Freundschaft hat einen immens großen Wert, auch wenn du mit Einsamkeit umgehen kannst. Viele Umschwünge und ein turbulentes Leben können reizvoll sein, aber Beständigkeit sorgt für Geborgenheit, dafür, dass man "mit beiden Beinen fest im Leben stehen kann". Gefallen dir Veränderungen? Wird dir sonst schnell langweilig? Fühlstdu dich in deiner aktuellen Situation wohl?

Du hast auch angemerkt, dass du dir Sorgen zwecks einer Arbeitsstelle machst. Bzw. denkst, dass ein Arbeitsverhältnis schnell wieder gelöst werden würde. Weshalb glaubst du das? Wie sehen deine bisherigen Erfahrungen damit aus? Ich bin mir sicher, dass du nicht inkompetent bist und gegen ein schüchternes Auftreten und schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein kann man etwas tun. Das muss noch nicht mal zwingend Thema in einer Therapie werden, schon kleine Ansätze (wie bewusster Blickkontakt, Stimme heben, rhetorische Raffinessen) lassen dich selbstbewusster wirken, infolgedessen ist auch die Resonanz der Kollegen eine andere und du wirst in der Person bestärkt.

Der Satz "anderen gehts doch viel schlechter" vergisst du ganz schnell. Jeder findet irgendwo einen Menschen dem es "schlechter" geht. Nur was heißt das denn bitte? Statistisch gesehen geben Personen aus Afrika weitaus häufiger ein "Gefühl des Glücklichsein" an, als Europäer. Das Gefühl der inneren Zufriedenheit ist nicht (nur) vom materiellen Besitz abhängig, sondern viel mehr vom persönlichen Gefühl. Wenn du traurig bist, dann geht es dir schlecht. Auch wenn sich der Obdachlose vor deinem Fenster die Finger abfriert geht es dir trotzdem schlecht und du hast es nicht verdient, deinen eigenen Schmerz abzuwerten.

Ich kann nicht beurteilen woher deine Traurigkeit kommt. Ich hoffe nur, dass du einen Auslöser findest und das du dem entgegen wirken kannst.

Liebe Grüße

Die Woelfin
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.

Re: State of the art

#3
aire, ich würde dir echt gern helfen und gute Tipps geben, aber das funktioniert ja bei mir eh nicht, weil unsere Auffassungen vom Leben so unterschiedlich sind.

Aber ich kann dir sagen, dass ich auch manchmal traurig bin. Dass es mir manchmal auch nicht gut geht und ich mich gerade im privaten Bereich perspektivlos fühle, auch, wenn das immer nicht allzu lange anhält.

Was mir grundsätzlich hilft ist Inspiration. Die Inspiration irgendetwas gut und besser zu machen, etwas umzusetzen, etwas zu verändern. Und das schaffe ich dann auch, auch, wenn es nur kleine Dinge sind.
Und die Inspiration... Filme, Bücher, Ideen...

:) Fühl dich geknuddelt.
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: State of the art

#4
Liebe aire,

soo schön der beitrag!

ich habe ganz oft, wenn ich etwas von dir lese, das gefühl, dass du dich einfach nur treiben lässt, mit dem strom, rüsseln an schwanz hinterher und voller wut auf die scheuklappen, die du tragen zu müssen glaubst.

sicher, du scheinst viel zu haben, wofür du dankbar sein kannst aber man kann leid nicht vergleichen, niemals und es tut mir immer ein bischen weh zu lesen, wenn jemand das gefühl zu haben scheint, dass das elend anderer leute ihm die legitimation nimmt, sich selbst ernst zu nehmen und auf seine innere stimme zu lauschen.

sicher, das leben geht weiter, auch wenn du etwas verlierst, das wertvoll für dich war aber du hast doch immer die möglichkeit, so gut du halt kannst, darauf aufzupassen, oder? zu schwimmen, die richtung zu steuern anstatt sich einfach nur treiben zu lassen.
Mein Hirn sagt vielleicht noch ‚Du musst’ oder ‚Du sollst’. Aber meine Seele sagt ‚Ist mir doch egal.’
was ist denn deiner seele wichtig?
was WILLST du?
(bitte entschuldige,das ist so indiskret... aber ich frage wirklich aus interesse)

hirngespinst
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: State of the art

#5
Hallo Aire,
die Uni führt doch aber zu etwas? Du wirst den BA, oder ein Diplom, haben! Das ist ja ein Ziel/Ende. Oder nicht? Und die Uni muss danach noch nichtmal zu Ende sein, du könntest ja noch etwas anderes studieren, oder den Master machen oder den Dr. oder oder...
Also hast du es geschafft und konntest umziehen. Ist ja schon mal was. Sieht es finanz. jetzt besser aus bei dir? Kannst du nun weiterstudieren? Oder musst du dir immer noch Sorgen machen? (Kann seeeehr zermürben und einem alle Lebensfreude klauen, weiß ich leider auch von mir selbst, das ist echt schlimm)
wegen den Gedanken bezüglich einer Arbeit, da kann ich dich auch gut verstehen, geht mir ja teils ähnlich. Deshalb fällt mir da jetzt gerade auch nichts weiter ein.
Hast du eigentlich irgendetwas in deinem Leben, was dir Spaß macht? Worin du aufgehen kannst? Was du gerne tust? So etwas ist total wichtig. Ich weiß aber auch, wenn man zu Depri ist, dann kann man sich so etwas gar nicht mehr suchen . Ich hoffe, es ist bei dir nicht so. Wenn doch, BertaSophie hat schon den Weg aufgeschrieben, wie man da raus kommen könnte..Wäre das eine Option für dich? Therapie? Evtl. Medis?
Viele Grüße
Tine

Re: State of the art

#7
Wegen dieser 2 Jahre Wartezeit...
das habe ich hier paar mal gelesen und kann das bis heute nicht verstehen. was habt ihr denn für komische Therapeuten aufgesucht ??????
Ich bin seit 6 Jahren in Therapie und hatte noch nicht einmal das Problem.
Ich war auch mehrmals in der Klinik zwischendurch und auch 2 mal innerhalb von 2 Jahren in einer Rehaklinik (was ja angeblich auch nicht geht).......
meine therapeutin hat mir auch versichert, dass wir so lange therapie machen bis ICH das gefühl habe das nicht mehr zu brauchen. sie meinte es gibt immer verschiedene abrechnungswege und es gibt viele möglichkeiten keine zwangsfrist dazwischen zu haben.

Vielleicht muss man einfach einen andren Therapeuten aussuchen, wenne s nicht direkt klappt `??? und wenn du ausgelach wirst aire, dann war es mit sicherheit nicht die richtige. es geht ja nicht darum welches Problem objektiv vielleicht schlimm ist, sondern darum was einen belastet. und wenn es etwas gibt was einen belastet, dann ist das doch schon genug grund für eine therapie, oder ?

Re: State of the art

#8
:). Hm,,,, mich irritiert das alles :). Ich hatte immre mind. einmal die Woche Therapie. Zweitweise auch 2 mal die Woche....Und das die ganzen 6 Jahre lang..

Aber aire....wie auch immer dein möglciher psychotherapeut das händelt...du wirst es erst rausfinden, wenn du das in die hand nimmst und hingehst...

Re: State of the art

#10
Nix von dem :).

Ich bin nicht suizidgefährdet und ich lebe auch in Deutschland :).....
aire hat geschrieben: Ich bini ja nicht völllig unfähig, mich zu freuen, oder apathisch, oder suizidal.
Jeder mensch hat dinge, die ihn freuen und wenn es nur kleinigkeiten sind. Es ist vielleicht nicht jeder fähig, die dinge zu sehen, aber es gibt immer irgendwas kleines positives.
Aire es gibt Leute, die gehen zur Therapie wegen Sachen, die für uns vllt. Kleinigkeiten sind, für sie aber sehr belastend. und trotzdem haben die ein recht auf therapie.
deine sachen sind mit sicherheit keine kleinigkeiten, warum sollten die ausgerechnet dich wegschicken?
du hast selber gescdhrieben dein ESverhalten ist wieder den Bach runtergegangen, oder nicht ?

Re: State of the art

#11
Liebe aire,
ich habe den Eindruck, dass du nicht richtig motiviert bist zu einer Thera.
Es gibt noch ganz andere Indikationen, bei der eine Therapie angezeigt ist.

Du nimmst dich selber nicht ernst genug, würdest du es tun, würdest du dir einen Therapeuten suchen.
Wie willst du denn eine Depression beweisen! Man muss doch nicht suizidal, apathisch und vollkommen lebensunfähig sein, um eine Depression zu haben.

liebe Grüße
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Albert Schweitzer

Re: State of the art

#15
Wenn du nicht so weit wegwohnen würdest (und davon gehe ich aus, weil hier irgendwie immer alle weit von mir wegwohnen ;) ), dann würde ich dich bei der Hand nehmen und mit dir zusammen gehen......!

Aire du darfst dir auch Hilfe holen. Genauso wie alle andren. Du musst nicht warten bis du jeden Tag nur noch im Bett liegst......Aire du weißt es doch eigentlich besser als dein blödes Gefühl was im Moment immer durchkommt, oder ?