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amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Mo Nov 08, 2010 21:18
von jen
hallo,

habe soeben im internet herausgefunden, dass das nicht nur ein "sich blöd anstellen" ist, sondern eine ernstzunehmende angststörung. wird ja in der gesellschaft immer stark heruntergespielt und belächelt. ernst genommen wurde ich selten. kennt das jemand von euch?
würde mich über austausch freuen :-).
jen

Re: amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Mo Nov 08, 2010 23:44
von Nightmare
Ich leide unter verschiedenen Phobien und kann sagen, dass leider viele belächelt werden - allerdings scheint mir die Fahrangst eine besonders schlimme in sofern, als sie eigentlich unumgänglich ist. Man muss ja ständig irgendwie von A nach B kommen.
Fährst du denn gar kein Auto mehr, oder geschieht dies wenn überhaupt, nur noch unter massiven Panikgefühlen?

Bin seit über einem Jahr am Projekt Führerschein, anfangs war es noch normale Nervosität, aber inzwischen bin ich vor jeder Fahrstunde weitaus aufgeregter als vorm Abitur (ja, wirklich :oops: ) und habe immer panische Angst, jemanden zu übersehen oder irgendwo gegen zu fahren...dabei sitzt ja noch jemand neben mir.
Wenn sich da nichts ändert, werde ich entweder nie den Führerschein machen oder aber ich nach Bestehen der Fahrprüfung nie wieder ins Auto steigen.

Kann deine Angst also nachvollziehen, wobei ich nicht weiß, ob ich in diesem Fall eine voll ausgeprägte Phobie habe, das äußert sich in meinen anderen Ängsten doch noch drastischer.

Bist du deshalb in Behandlung?

Liebe Grüße :)

Re: amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Di Nov 09, 2010 0:43
von piccola
ich dachte erst, das bezieht sich generell auf unterwegs sein in fahrzeugen...

also, was den führerschein angeht hab ich auch die hosen voll! wenns nach mir ginge mach ich den schein nie! und ich kann nicht mal erklären, wovor ich so angst hab, ich will es nur einfach nicht. ich, ein auto lenken? mir wird schlecht beim gedanken daran... und das war schon immer so. statt sehnsüchtig auf den 18. geburtstag zu warten, wo man endlich fahrstunden nehmen darf :roll: hey ich glaub wir hattens sogar kurz davon, als wir letztes Jahr in C. waren, kann das sein? *lach* man das ist viel zu lange her!

jedenfalls, hätte nicht gedacht, daß das nun ne "echte phobie" ist... aber irgendwie kommt mir vor, die psychologie hat für alles und jedes nen schönen namen mittlerweile ^^

Re: amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Di Nov 09, 2010 6:52
von jen
nein, in behandlung bin ich nicht, werd das auch nicht machen. aber dennoch - mich hat es vielmehr beruhigt, zu lesen, dass dies weit verbreitet ist. es ist nämlich nicht nur ein tick. wenn ich fahre, bekomme ich schweißausbrüche, zittere, wenns ganz schlimm wird, fange ich an, zu weinen und muss das ganze abbrechen. mein freund ist mit mir vor ein paar monaten zum ersten mal so richtig gefahren. also ich selbst hab es noch einmal versucht und bin 30 km landstraße gefahren. eine mir recht unbekannte strecke vom fahren her. ich war so panisch, dass ich den armen die ganze zeit angeschrien habe. als wir angekommen sind, waren meine sachen völlig nass geschwitzt... insofern. ich denke nicht, dass psychologen einfach nur einen namen dafür finden. ich denke, sowas ist ernstzunehmen.

ich fahre derzeit nicht mehr, weil ich auch keine notwendigkeit dazu habe. führerschein war eigentlich kein problem. hab den innerhalb von kürzester zeit und auf den ersten anlauf geschafft. meine mitmenschen, die mich mal fahren sehen haben, meinen, dass sie mich nicht verstehen, weil ich definitiv fahren kann. witzigerweise meinen sie auch, ich habe einen ruhigen, sicheren fahrstil. naja, mein freund meint das nun nicht mehr, aber damals war es so. UND ich bin schonmal neun monate lange jede woche über 60 kilometer gefahren, was für mich ne hammer leistung war. und am ende dieser zeit habe ich sogar mitten in der stadt eingeparkt, was ich am anfang immer vermieden hatte. ich wurde sicherer, im laufe der zeit. ein stückchen angst blieb dennoch, aber immer nur in kritischen situationen. je länger ich nicht fahre, desto schlimmer wird es. ich denke immer, ich könnte das auto zu schrott fahren oder menschenleben gefährden. ich denke viel zu viel, wenn ich fahre.

angehen will ich das ganze gemeinsam mit meinem freund. er hat mir angeboten, gemeinsam mit mir auf einem parkplatz oder wo auch immer anzufangen, so dass ich mich wieder dran gewöhnen kann. ich denke, mit viel übung bekomme ich das schon wieder hin. und mit viel geduld.

dennoch. das begleitet mich nun schon fast sieben jahre. und nachdem ich das gelesen habe, habe ich mich zum ersten mal ernst genommen gefühllt. die meisten lachen darüber. drücken einem einfach die schlüssel in die hand und sagen: stell dich nicht so an.

Re: amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Di Nov 09, 2010 12:10
von aire
Hallo Jen,

schön, mal wieder was von Dir zu hören. Unschön, was negatives zu hören. Mit Fahrangst habe ich persönlich nicht so viel am Hut, da ich ja nicht mal einen Führerschein habe. Mir hat einfach immer das Geld gefehlt. Ich habe ein bisschen Angst vorm Busfahren. Aber nicht so viel, als dass ich es nicht machen würde, wenn ich spät dran bin. Klar, man sollte vorsichtig sein. Aber man kann nicht alles verhindern. Ich habe eher so einen Haufen von latenten Ängsten. Zum Beispiel im Winter: Dass Leute Kerzen umwerfen und einen Brand verursachen. Dass meine Mitbewohnerin die Herdplatte anlässt und geht und alles brennt ab. Angst vor Gewaltverbrechen. Aber nix davon wäre so extrem, dass es mich groß einschränkt. Und eine Panikattacke hatte ich noch nie.

Was ich Dir eigentlich sagen wollte: Ich hatte (von Deinem Beitrag her) den Eindruck, Du siehst Deine Fahrangst isoliert von anderen Themen bei Dir. Als ob es etwas ist, das Du in den Griff kriegen kannst, wenn Dein Freund mit Dir übt. (Also so ein verhaltenstherapeutischer Ansatz im Prinzip.) Ich habe auch nichts dagegen. ;) Im Gegenteil. Ich fände es schön, wenn ich jemanden hätte, der mir praktische Hilfe leistet. Aber ich denke, Du solltest vielleicht auch einen Blick darauf werfen (wenn Du es nicht eh schon tust und bloß hier unterschlagen hast), was vor sieben Jahren passiert ist, das sich diese Angst entwickelt hat. In welchen Zeiten sie besser wurde und in welchen schlechter. Was war da in Deinem Leben? Hast Du Angst, die Kontrolle zu verlieren über das Auto, einen Fehler zu machen? Oder ist es eher die Angst, dass das Auto einen Defekt haben könnte? Oder die Angst vor der Fahrlässigkeit anderer Verkehrsteilnehmer? Oder alles zusammen? Geht es vielleicht um die Kontrolle, die Du in Deinem Leben (nicht) hast? Fühlst Du Dich deswegen dann auch am Lenkrad ausgeliefert…? Verstehst Du, was ich meine?

Re: amaxophobie - fahrangst

Verfasst: Di Nov 09, 2010 13:09
von jen
liebe aire,

auch schön, von dir zu lesen. ja, es ist nicht gerade positiv, wovon ich schreibe, aber ich grüble gerade einfach viel. abgesehen von diesem problem geht es mir eigentlich gerade so gut wie schon lange nicht mehr. habe meine allererste "vorlesung" gehalten und die ist eingeschlagen wie eine bombe. nicht nur, dass ich das angebot bekommen habe, meine wissenschaftlichen ergebnisse zu veröffentlichen, nein, ich wurde auch noch bezahlt, obwohl ich das ganze eigentlich ehrenamtlich gemacht habe. zudem zwei einser und sätze wie "frau..., das ist kein sehr gut. ganz bestimmt nicht. das ist ein SEHR sehr gut..." oder "solche arbeiten würde ich gerne öfter lesen" oder "es wird zeit, dass sie examen machen"(so von wegen, hier lern ich nicht mehr viel) :-). nein, im großen und ganzen läuft gerade einiges SEHR gut. auch die sache mit meiner freundin. ich habe das gefühl, nun viel besser damit umgehen zu können.

ja, du hast recht, aire. ich will das ganze sozusagen verhaltenstherapeutisch angehen. weil es schon einmal geklappt hat und ich denke, es so am besten wieder schaffen zu können. ich kenne die gründe für meine fahrangst. sie ist schlechter, wenn ich eh angespannt bin, besser, wenn ich mit mir selbst recht zufrieden bin. auch, wenn es keinen leistungsdruck gibt (den ja eh nur ich mir mache, aber manchmal mache ich mir den eben auch nicht). ich habe eigentlich keinerlei angst vor den anderen verkehrsteilnehmern. komischerweise habe ich auch keine angst, dass MIR etwas passiert. nein, es geht darum, dass ich nicht das gefühl habe, das auto unter kontrolle zu haben. ich traue es mir nicht zu. ich habe angst, diese immense verantwortung zu tragen. ich habe angst, andere zu gefährden. das auto zu beschädigen, welches nicht mir gehört (dann wäre es auch schon viel besser).
ich würde sagen, in meinem leben habe ich mittlerweile viel kontrolle, wobei ich an den stellen, wo ich sie nicht habe, gelassen darüber hinweg sehe. das war einmal, dieses kontrolle haben wollen. ein guter gedanke von dir, aber das ist wirklich nicht mehr aktuell.

ich habe zu einem ungünstigen zeitpunkt das fahren gelernt. ich habe den fehler gemacht, dass ich damals nicht zu einer anderen fahrschule bin. DA sehe ich viele ursachen. da ist soooo viel schief gelaufen. ich war damals unfähig, für mich zu sorgen. mir jemanden zu suchen, mit dem ich umgehen kann. der mit MIR umgehen kann. hinzu kommt sicher die lange zeit des nichtfahrens. und was es eben auch nicht besser macht, ist, dass man von allen seiten schlichtweg nur belächelt wird und kommentare anhören muss wie "aber du hast doch den führerschein".