Freund betrogen und dabei erwischt
Verfasst: Mo Okt 11, 2010 21:44
Ich bin seit 4 Jahren in einer Beziehung. Das heißt, ich war es, nachdem, was ich getan hab.
Mein Partner war nicht nur mein Liebhaber, er war auch mein bester Freund, meine wichtigste Bezugsperson, mein Kumpel... Wir haben uns immer über alles ausgetauscht. Ohne Grenzen. Ich war ihm sogar näher als all meinen Blutsverwandten einschließlich meiner Eltern. Und dabei hab ich einen guten Draht zu meiner Familie.
Trotzdem gab es in unserer Partnerschaft einige Schwierigkeiten. Er ist 35 Jahre älter als ich, war schon mal 20 Jahre verheiratet (allerdings auch wieder 20 Jahre geschieden), hat 4 Kinder im Alter von 18 bis 40. Die älteren 3 sind von seiner Ex-Ehefrau. Der Jüngste von einer anderen Frau. Er lebt mit seiner ältesten Tochter, seinem Schwiegersohn und deren Tochter, also seiner Enkelin unter einem Dach.
Mit dieser Situation gingen einige Schwierigkeiten einher. Verständlicherweise war es für seine Familie schwierig, seine Beziehung mit mir zu akzeptieren und oft war seine Ex-Frau auch mehrere Tage über zu Besuch. In diesen Zeiträumen war es für mich tabu, ihn zu besuchen. Denn seine Ex hat sich jedesmal schrecklich aufgeregt und mich beschimpft. Ein weiteres Problem war, dass er stets bestritt, mich zu lieben. Obwohl wir zusammen waren und ich eigentlich fühlte, dass er mich liebte. Ich hab ihn immer sehr geliebt.
Nach 2 Jahren mit ihm gab es erstmals eine längere Beziehungspause. Aber aus einem völlig anderen Grund, und zwar weil er mich mit einer seiner Schülerinnen betrogen hat. Und in den von mir gefundenen Briefen, die seine Untreue verrieten, stand immer wieder drin, wie sehr er sie liebte. Worte, die er mir gegenüber nie ausgesprochen hatte. Ich war zutiefst verletzt.
In der Beziehungspause fand ich Arbeit in einer anderen Stadt, zog dorthin, fand in meinen Arbeitskollegen und -kolleginnen Freunde. Unser Chef war nicht nur ganz toll und professionell sondern auch ausgesprochen attraktiv und fast alle Frauen aus der Firma (ca 20) haben für ihn geschwärmt bzw. waren in ihn verliebt. Auch ich war seinem Charme unterlegen und fand ihn ganz hinreißend. Eine unerreichbare Fantasie, wie etwa die Schwärmerei für einen Filmstar.
Mittlerweile hatte ich auch wieder Kontakt zu meinem damaligen Freund. Es waren einige Monate vergangen. Der Vorfall mit seiner Schülerin war vergeben und vergessen.Wir verstanden uns noch besser als vorher. Er besuchte mich oft in meiner Wohnung. Meine Liebe zu ihm war sehr stark. Am liebsten wäre ich mit ihm zusammengezogen, hätte ihn geheiratet und alles was dazu gehört. Er sagte er könne nicht. Er sei schon zu alt, zu krank, hätte schon zuvieles mitgemacht. Er habe keine Energie mehr für sowas. Offensichtlich war er auch zu alt und zu krank mir zu sagen, dass er mich liebte. Wenn ich ihm sagte, wie sehr ich ihn liebte, reagierte er allergisch. Trotzdem fühlte ich, wie sehr er mich liebte. Und ich wusste, keiner würde mich so akzeptieren und lieben wie er mich. Er war auch stolz auf mich, und darauf, wie seine Freunde ihn um eine so junge Freundin beneideten. Doch wenn irgendein entfernter Bekannter ihn mit mir antraf, und fragte, ob ich seine Tochter sei (das geschah oft), so sagte er fast immer einfach nur 'ja', oder 'ja die Jüngste', oder 'Nein, meine Enkelin.' und lenkte vom Thema ab. Er nahm sich dabei selbst auf die Schippe. Allerdings auch unsere Beziehung und ich fühlte mich verleugnet. Ich war ihm aber nicht böse denn ich kannte seinen Humor, den ich eigentlich auch liebte, so wie alles an ihm. Es kam mir so vor, als wüchsen wir Tag für Tag enger zusammen. Im Großen und Ganzen war ich richtig glücklich.
In der Arbeit trat eine Veränderung ein, über die ich so bestürzt war, wie nie gedacht. Mein Chef wurde befördert und versetzt. Wir bekamen eine andere Vorgesetzte. Sie hatte keine Ahnung vom Job und wir mussten ihre Fehler ständig ausbügeln, länger arbeiten, Chaos! Die Arbeit machte mir keinen Spass mehr und meinen Kolleginnen und Kollegen gingen auch durch die Hölle. Wir vermissten unseren alten Chef und wie eine Legende war er in aller Munde. Es dauerte aber nicht lang, und wir kamen ganz gut klar mit unserer neunen Chefin. Sie hatte zwar immer noch keine Ahnung vom Job, aber wir hatten uns mit der Sitution arrangiert und sie als gut verträgliche, witzige Person akzeptiert. Sie ist zu unserer Freundin geworden. Wir sind alle per du. Das ist der Vorteil gegenüber unserem ehemaligen Chef. Der war zwar zum Verlieben aber stets unnahbar und reserviert. Und bei ihm mussten immer alle huschen. Er war immer noch Gegenstand meiner heimlichen Schwärmerei und immer bevor mich mein Freund besuchen kam machte ich sein Foto, dass ich als Hintergrund auf dem PC benutzte, schnell weg und ersetzte es durch einen Koalabären oder einer Qualle. Er wusste aber von meinem Schwarm. Ich hab ihm erzählt, von den Mann, in den ich verknallt bin, so wie er mir erzählt hat, wie toll er beispielsweise Brigit Bardot findet. Ich wollte ihm nur kein Foto dazu liefern. Er hätt es auch nicht sehen wollen.
Eines Tages schickte ich aus Langeweile meinem homosexuellen Kollegen und zugleich Kumpel witzige aber belanglose SMS, deren Inhalt ich jetzt nicht genau wiedergeben kann und außerdem erklären müsste, denn der Humor ist branchenintern. Aprupt kam eine Antwort, aber nicht von ihm sondern von meinem ehemaligen Chef! Ich hatte seine Nummer noch in meinem Handy gespeichert und da der Name des vermeintlichen Adressaten fast identisch mit dem des tatsächlichen Empfängers war, kam diese Missverständnis zustande. Egal. Durch diesen Zufall wurde ein privater Kontakt zu meinem damaligen Chef hergestellt. Er wollte mich treffen.
Ich habe eine Verabredung nach der anderen abgesagt. Eigentlich wollte ich ihn ja schon gerne sehen. Allein die Tatsache, dass er mich sehen wollte, war eine Ehre, gleich einem Ritterschlag. Wie hätt ich bei meinen Kolleginnen angeben können! Eines Tages hatte er wohl die ganzen Absagen satt und bestimmte einfach. Den Tag, Die Uhrzeit, den Ort. Er wusste, ich habe frei. Ein Nein - nich toleriert. Ist natürlich Schwachsinn. Ich hätte trotzdem nein sagen können. Doch seine Bestimmtheit war unwiderstehlich. Mit meinem Freund hatte ich einige Minuten vorher telefoniert. Er hatte heute sowieso keine Zeit für mich.
Ich traf mich mit dem Traumprinzen. Es war unvorstellbar nett. Aus dem nett wurde romantisch. Aus dem romantisch wurde mehr. Wein war im Spiel, wir gingen zu mir. Mein Telefon, ausgesteckt, mein Handy ausgeschalten. Ich war nicht Herrin meiner Sinne. Das alles war so unrealistisch. Wie einer meiner schwärmerischen Tagträume. Plötzlich schellte es an der Tür. Um 21:30. Ich wusste sofort, das musste mein Freund sein. Er stand unten in der Tür "Überraschung! Schön siehst du au..." - "Ich... Ich hab jemanden bei mir." - "Wen?" "(Name der Person)". "aha... Viel Glück..." dreht sich um und steigt zurück in seinen Wagen. Ich dachte er wäre sogleich weggefahren. Doch wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, hatte er noch ziemlich lange da unten gewartet. Es hat mir so leid und so weh getan. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Mann, den ich über alles liebte irgendwann nicht hereinlassen würde. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Mord begangen. Und wie üblich nach einem Mord, auch wenn mann ihn noch so bereut, beseitigt man erstmal die Spuren und tut so, als wäre alles in Ordnung. Als ich nach dieser schwärzesten Minute meines Lebens wieder nach oben ging, erklärte ich Supermann, dass sei nur der Nachbar gewesen, er habe seinen Schlüssel vergessen. Eiskalt. Ich Judas.
Ich habe falsch gehandelt. Ich hatte immer soviel Respekt vor meinem Chef. Zwar waren wir jetzt seit einigen Stunden auf privater Basis, doch dieser Respekt war immer noch in meinen Knochen. Ich hätte ihm doch nicht sagen können "Sie müssen gehen, das mit der wilden Liebesnacht, dass müssen Sie sich leider abschminken, mein Freund ist da!" Aber ich hätte das sagen sollen. Ich hatte meinen Freund nicht mal erwähnt. Er ging davon aus, ich sei alleinstehend.
Ich war paralyisiert. War überfordert mit der Scham um mein schändliches Benehmen gegenüber meinem Freund, meiner Trauer, über den Schmerz den ich diesem bereitet hab
und der Euphorie über die Tatsache, dass der Traum aller Frauen, den ich bislang nur von meinem Monitor-Wallpaper aus anschmachten konnte plötzlich inmitten meines Wohnzimmers stand und sich nach meinen Lippen sehnte. Ich gab der Euphorie nach. Mit Superman knutschen war toll, obwohl meine Freude sehr getrübt war.
Wie bereits vorher erklärt, hatte ich ungeheuren Respekt vor meinem Ex-Chef. Es glich schon fast an Ehrfurcht. Das hatten aber alle seine Angestellten. Bei mir ging es soweit, dass, auch wenn ich es noch so sehr wollte, ihn mir hab nie nackt vorstellen können. Sich hohe Leute nackt vorstellen, soll ja ein Mittel gegen Nervosität sein. Hatte bislang meine Vorstellungskraft gesprengt, jetzt wurde es Wirklichkeit.
Es schien mir, als ob er mit jedem Kleidungsstück ein Stück von seiner respekteinflößenden Präsenz ablegte. Irgendwann war er nackt. Wir beide, in meinem Bett. Wir wollten es miteinander tun. Wir waren aber wohl beide irgendwie angespannt. Er ging nicht bei mir rein. Auch nicht nach mehreren Versuchen. Irgenwann war sein Glied ganz erschlafft und er lag schwitzend neben mir, sich für seine "Performance" entschuldigend. Ich erfuhr noch, dass er nur bei Licht schlafen könne; im Kindesalter wurde er nämlich von Alpträumen von Teufeln unter seinem Bett geplagt. Er strahlte aufeinmal soviel Unsicherheit aus. Dann musste er auch bald gehen, denn er hatte seine Kontaktlinsenbox nicht dabei, und wenn er die zu lange drinbehielt, würden seine Augen brennen. Mit einem Superhelden habe ich mich zum Date getroffen. Einen Nerd hatte ich am Ende neben mir im Bett liegen. Und dafür hatte ich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben das Herz gebrochen - für eine Illusion?
Als Nerd ging, schaltete ich mein Handy wieder ein. Ein SMS-Bombardement: "Wie konntest du mich nur so demütigen" -"Habe unten vor deiner Tür gewartet wie das letzte Arschloch." - "Musste mir vorstellen, wie du mit dem Typ f...st" - "Jetzt kannst du an unserer Beziehung zweifeln - aber echt." - "Ich dachte, du liebst mich." - " Ich bin geschockt." Da war soviel Entsetzen, Trauer, Wut. Ich war schuld daran.
Einen Tag später hatte er sich schon wieder beruhigt. Wir haben sachlich telefoniert. Er sagte, er wüsste, es sei alles seine Schuld. Ich solle versuchen, glücklich zu werden, es sei sehr schade, denn mit mir intim zu sein, war so schön für ihn gewesen, die Sache widerte ihn unheimlich an, seine Schülerinnen seien ihm total egal, ich sei die einzige Frau gewesen, seine Gefühle für mich hätten sich nicht geändert.
Meine Gefühle für ihn hatten sich auch nicht verändert.
Mein "Schwarm" ist jetzt erstmal für eine Woche im Ausland. Am Wochenende wollten wir uns treffen. Die Brücken zu meinem Freund sind mehr oder weniger niedergebrannt. Vielleicht wäre mein ehemaliger Chef trotz allem ein optimaler Partner für mich. Er ist erst 30, war noch nicht verheiratet, sieht gut aus, ist gesund... Doch ich weiß jetzt schon dass mein Seelenverwandter ein anderer ist. Und ausgerechnet ihn hab ich verraten. Einerseits war es eine sehr aufregende Begegnung und ein sehr wertvoller Abend, andererseits würde ich gern die Zeit zurückdrehen. Doch das geht nicht. Es würde dauern, aber er würde mir verzeihen. Nur ich würde noch eine Zeit lang Schwierigkeiten haben, ihm in die Augen zu sehen. Und auch wenn wir und super verstehen, hat unsere Beziehung doch keine Zukunft. Soll ich um meine alte Liebe kämpfen? Ich vermisse ihn sehr, doch bin ich nicht der Meinung, ich hätte noch eine Chance verdient. Wenn er sie mir gibt, in all seiner Großzügigkeit, wäre es nicht dreist, sie anzunehmen? Soll ich an meinem langjährigen Schwarm dranbleiben, stattdessen auf seine Liebe hoffen? Ich muss mir bis zum Wochenende meiner Gefühle und Wünsche im Klaren sein.
Mein Partner war nicht nur mein Liebhaber, er war auch mein bester Freund, meine wichtigste Bezugsperson, mein Kumpel... Wir haben uns immer über alles ausgetauscht. Ohne Grenzen. Ich war ihm sogar näher als all meinen Blutsverwandten einschließlich meiner Eltern. Und dabei hab ich einen guten Draht zu meiner Familie.
Trotzdem gab es in unserer Partnerschaft einige Schwierigkeiten. Er ist 35 Jahre älter als ich, war schon mal 20 Jahre verheiratet (allerdings auch wieder 20 Jahre geschieden), hat 4 Kinder im Alter von 18 bis 40. Die älteren 3 sind von seiner Ex-Ehefrau. Der Jüngste von einer anderen Frau. Er lebt mit seiner ältesten Tochter, seinem Schwiegersohn und deren Tochter, also seiner Enkelin unter einem Dach.
Mit dieser Situation gingen einige Schwierigkeiten einher. Verständlicherweise war es für seine Familie schwierig, seine Beziehung mit mir zu akzeptieren und oft war seine Ex-Frau auch mehrere Tage über zu Besuch. In diesen Zeiträumen war es für mich tabu, ihn zu besuchen. Denn seine Ex hat sich jedesmal schrecklich aufgeregt und mich beschimpft. Ein weiteres Problem war, dass er stets bestritt, mich zu lieben. Obwohl wir zusammen waren und ich eigentlich fühlte, dass er mich liebte. Ich hab ihn immer sehr geliebt.
Nach 2 Jahren mit ihm gab es erstmals eine längere Beziehungspause. Aber aus einem völlig anderen Grund, und zwar weil er mich mit einer seiner Schülerinnen betrogen hat. Und in den von mir gefundenen Briefen, die seine Untreue verrieten, stand immer wieder drin, wie sehr er sie liebte. Worte, die er mir gegenüber nie ausgesprochen hatte. Ich war zutiefst verletzt.
In der Beziehungspause fand ich Arbeit in einer anderen Stadt, zog dorthin, fand in meinen Arbeitskollegen und -kolleginnen Freunde. Unser Chef war nicht nur ganz toll und professionell sondern auch ausgesprochen attraktiv und fast alle Frauen aus der Firma (ca 20) haben für ihn geschwärmt bzw. waren in ihn verliebt. Auch ich war seinem Charme unterlegen und fand ihn ganz hinreißend. Eine unerreichbare Fantasie, wie etwa die Schwärmerei für einen Filmstar.
Mittlerweile hatte ich auch wieder Kontakt zu meinem damaligen Freund. Es waren einige Monate vergangen. Der Vorfall mit seiner Schülerin war vergeben und vergessen.Wir verstanden uns noch besser als vorher. Er besuchte mich oft in meiner Wohnung. Meine Liebe zu ihm war sehr stark. Am liebsten wäre ich mit ihm zusammengezogen, hätte ihn geheiratet und alles was dazu gehört. Er sagte er könne nicht. Er sei schon zu alt, zu krank, hätte schon zuvieles mitgemacht. Er habe keine Energie mehr für sowas. Offensichtlich war er auch zu alt und zu krank mir zu sagen, dass er mich liebte. Wenn ich ihm sagte, wie sehr ich ihn liebte, reagierte er allergisch. Trotzdem fühlte ich, wie sehr er mich liebte. Und ich wusste, keiner würde mich so akzeptieren und lieben wie er mich. Er war auch stolz auf mich, und darauf, wie seine Freunde ihn um eine so junge Freundin beneideten. Doch wenn irgendein entfernter Bekannter ihn mit mir antraf, und fragte, ob ich seine Tochter sei (das geschah oft), so sagte er fast immer einfach nur 'ja', oder 'ja die Jüngste', oder 'Nein, meine Enkelin.' und lenkte vom Thema ab. Er nahm sich dabei selbst auf die Schippe. Allerdings auch unsere Beziehung und ich fühlte mich verleugnet. Ich war ihm aber nicht böse denn ich kannte seinen Humor, den ich eigentlich auch liebte, so wie alles an ihm. Es kam mir so vor, als wüchsen wir Tag für Tag enger zusammen. Im Großen und Ganzen war ich richtig glücklich.
In der Arbeit trat eine Veränderung ein, über die ich so bestürzt war, wie nie gedacht. Mein Chef wurde befördert und versetzt. Wir bekamen eine andere Vorgesetzte. Sie hatte keine Ahnung vom Job und wir mussten ihre Fehler ständig ausbügeln, länger arbeiten, Chaos! Die Arbeit machte mir keinen Spass mehr und meinen Kolleginnen und Kollegen gingen auch durch die Hölle. Wir vermissten unseren alten Chef und wie eine Legende war er in aller Munde. Es dauerte aber nicht lang, und wir kamen ganz gut klar mit unserer neunen Chefin. Sie hatte zwar immer noch keine Ahnung vom Job, aber wir hatten uns mit der Sitution arrangiert und sie als gut verträgliche, witzige Person akzeptiert. Sie ist zu unserer Freundin geworden. Wir sind alle per du. Das ist der Vorteil gegenüber unserem ehemaligen Chef. Der war zwar zum Verlieben aber stets unnahbar und reserviert. Und bei ihm mussten immer alle huschen. Er war immer noch Gegenstand meiner heimlichen Schwärmerei und immer bevor mich mein Freund besuchen kam machte ich sein Foto, dass ich als Hintergrund auf dem PC benutzte, schnell weg und ersetzte es durch einen Koalabären oder einer Qualle. Er wusste aber von meinem Schwarm. Ich hab ihm erzählt, von den Mann, in den ich verknallt bin, so wie er mir erzählt hat, wie toll er beispielsweise Brigit Bardot findet. Ich wollte ihm nur kein Foto dazu liefern. Er hätt es auch nicht sehen wollen.
Eines Tages schickte ich aus Langeweile meinem homosexuellen Kollegen und zugleich Kumpel witzige aber belanglose SMS, deren Inhalt ich jetzt nicht genau wiedergeben kann und außerdem erklären müsste, denn der Humor ist branchenintern. Aprupt kam eine Antwort, aber nicht von ihm sondern von meinem ehemaligen Chef! Ich hatte seine Nummer noch in meinem Handy gespeichert und da der Name des vermeintlichen Adressaten fast identisch mit dem des tatsächlichen Empfängers war, kam diese Missverständnis zustande. Egal. Durch diesen Zufall wurde ein privater Kontakt zu meinem damaligen Chef hergestellt. Er wollte mich treffen.
Ich habe eine Verabredung nach der anderen abgesagt. Eigentlich wollte ich ihn ja schon gerne sehen. Allein die Tatsache, dass er mich sehen wollte, war eine Ehre, gleich einem Ritterschlag. Wie hätt ich bei meinen Kolleginnen angeben können! Eines Tages hatte er wohl die ganzen Absagen satt und bestimmte einfach. Den Tag, Die Uhrzeit, den Ort. Er wusste, ich habe frei. Ein Nein - nich toleriert. Ist natürlich Schwachsinn. Ich hätte trotzdem nein sagen können. Doch seine Bestimmtheit war unwiderstehlich. Mit meinem Freund hatte ich einige Minuten vorher telefoniert. Er hatte heute sowieso keine Zeit für mich.
Ich traf mich mit dem Traumprinzen. Es war unvorstellbar nett. Aus dem nett wurde romantisch. Aus dem romantisch wurde mehr. Wein war im Spiel, wir gingen zu mir. Mein Telefon, ausgesteckt, mein Handy ausgeschalten. Ich war nicht Herrin meiner Sinne. Das alles war so unrealistisch. Wie einer meiner schwärmerischen Tagträume. Plötzlich schellte es an der Tür. Um 21:30. Ich wusste sofort, das musste mein Freund sein. Er stand unten in der Tür "Überraschung! Schön siehst du au..." - "Ich... Ich hab jemanden bei mir." - "Wen?" "(Name der Person)". "aha... Viel Glück..." dreht sich um und steigt zurück in seinen Wagen. Ich dachte er wäre sogleich weggefahren. Doch wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, hatte er noch ziemlich lange da unten gewartet. Es hat mir so leid und so weh getan. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Mann, den ich über alles liebte irgendwann nicht hereinlassen würde. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Mord begangen. Und wie üblich nach einem Mord, auch wenn mann ihn noch so bereut, beseitigt man erstmal die Spuren und tut so, als wäre alles in Ordnung. Als ich nach dieser schwärzesten Minute meines Lebens wieder nach oben ging, erklärte ich Supermann, dass sei nur der Nachbar gewesen, er habe seinen Schlüssel vergessen. Eiskalt. Ich Judas.
Ich habe falsch gehandelt. Ich hatte immer soviel Respekt vor meinem Chef. Zwar waren wir jetzt seit einigen Stunden auf privater Basis, doch dieser Respekt war immer noch in meinen Knochen. Ich hätte ihm doch nicht sagen können "Sie müssen gehen, das mit der wilden Liebesnacht, dass müssen Sie sich leider abschminken, mein Freund ist da!" Aber ich hätte das sagen sollen. Ich hatte meinen Freund nicht mal erwähnt. Er ging davon aus, ich sei alleinstehend.
Ich war paralyisiert. War überfordert mit der Scham um mein schändliches Benehmen gegenüber meinem Freund, meiner Trauer, über den Schmerz den ich diesem bereitet hab
und der Euphorie über die Tatsache, dass der Traum aller Frauen, den ich bislang nur von meinem Monitor-Wallpaper aus anschmachten konnte plötzlich inmitten meines Wohnzimmers stand und sich nach meinen Lippen sehnte. Ich gab der Euphorie nach. Mit Superman knutschen war toll, obwohl meine Freude sehr getrübt war.
Wie bereits vorher erklärt, hatte ich ungeheuren Respekt vor meinem Ex-Chef. Es glich schon fast an Ehrfurcht. Das hatten aber alle seine Angestellten. Bei mir ging es soweit, dass, auch wenn ich es noch so sehr wollte, ihn mir hab nie nackt vorstellen können. Sich hohe Leute nackt vorstellen, soll ja ein Mittel gegen Nervosität sein. Hatte bislang meine Vorstellungskraft gesprengt, jetzt wurde es Wirklichkeit.
Es schien mir, als ob er mit jedem Kleidungsstück ein Stück von seiner respekteinflößenden Präsenz ablegte. Irgendwann war er nackt. Wir beide, in meinem Bett. Wir wollten es miteinander tun. Wir waren aber wohl beide irgendwie angespannt. Er ging nicht bei mir rein. Auch nicht nach mehreren Versuchen. Irgenwann war sein Glied ganz erschlafft und er lag schwitzend neben mir, sich für seine "Performance" entschuldigend. Ich erfuhr noch, dass er nur bei Licht schlafen könne; im Kindesalter wurde er nämlich von Alpträumen von Teufeln unter seinem Bett geplagt. Er strahlte aufeinmal soviel Unsicherheit aus. Dann musste er auch bald gehen, denn er hatte seine Kontaktlinsenbox nicht dabei, und wenn er die zu lange drinbehielt, würden seine Augen brennen. Mit einem Superhelden habe ich mich zum Date getroffen. Einen Nerd hatte ich am Ende neben mir im Bett liegen. Und dafür hatte ich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben das Herz gebrochen - für eine Illusion?
Als Nerd ging, schaltete ich mein Handy wieder ein. Ein SMS-Bombardement: "Wie konntest du mich nur so demütigen" -"Habe unten vor deiner Tür gewartet wie das letzte Arschloch." - "Musste mir vorstellen, wie du mit dem Typ f...st" - "Jetzt kannst du an unserer Beziehung zweifeln - aber echt." - "Ich dachte, du liebst mich." - " Ich bin geschockt." Da war soviel Entsetzen, Trauer, Wut. Ich war schuld daran.
Einen Tag später hatte er sich schon wieder beruhigt. Wir haben sachlich telefoniert. Er sagte, er wüsste, es sei alles seine Schuld. Ich solle versuchen, glücklich zu werden, es sei sehr schade, denn mit mir intim zu sein, war so schön für ihn gewesen, die Sache widerte ihn unheimlich an, seine Schülerinnen seien ihm total egal, ich sei die einzige Frau gewesen, seine Gefühle für mich hätten sich nicht geändert.
Meine Gefühle für ihn hatten sich auch nicht verändert.
Mein "Schwarm" ist jetzt erstmal für eine Woche im Ausland. Am Wochenende wollten wir uns treffen. Die Brücken zu meinem Freund sind mehr oder weniger niedergebrannt. Vielleicht wäre mein ehemaliger Chef trotz allem ein optimaler Partner für mich. Er ist erst 30, war noch nicht verheiratet, sieht gut aus, ist gesund... Doch ich weiß jetzt schon dass mein Seelenverwandter ein anderer ist. Und ausgerechnet ihn hab ich verraten. Einerseits war es eine sehr aufregende Begegnung und ein sehr wertvoller Abend, andererseits würde ich gern die Zeit zurückdrehen. Doch das geht nicht. Es würde dauern, aber er würde mir verzeihen. Nur ich würde noch eine Zeit lang Schwierigkeiten haben, ihm in die Augen zu sehen. Und auch wenn wir und super verstehen, hat unsere Beziehung doch keine Zukunft. Soll ich um meine alte Liebe kämpfen? Ich vermisse ihn sehr, doch bin ich nicht der Meinung, ich hätte noch eine Chance verdient. Wenn er sie mir gibt, in all seiner Großzügigkeit, wäre es nicht dreist, sie anzunehmen? Soll ich an meinem langjährigen Schwarm dranbleiben, stattdessen auf seine Liebe hoffen? Ich muss mir bis zum Wochenende meiner Gefühle und Wünsche im Klaren sein.