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Soziale Netzwerke

Verfasst: Mi Aug 05, 2009 20:58
von aire
Im Wartezimmer habe ich in einer Psychologischen Zeitschrift meiner Therapeutin gelesen. (Geht also davon aus, dass er mindestens zehn Jahre alt ist. Obwohl, da wurde so eine Inernetgemeinschaft in der Einleitung erwähnt, ähnlich wie Facebook, also vielleicht doch nicht so alt...) Der Artikel hieß „Wie viele soziale Kontakte braucht ein Mensch?“ oder so ähnlich. Die Antwort war, kurz gefasst: Es können nie genug sein – die Leute, die ein größeres soziales Netzwerk hatten, hatten 4-8 Jahre später einen bessren Gesundheitszustand als diejenigen, deren Netzwerk von Anfang an kleiner war. Aber es kommt auf das ‚Wie’ an. Im Artikel wurde dann erzählt, worauf es ankommt:

- Am wichtigsten ist das Gefühl, dass im Falle eines Falles auf sein soziales Netzwerk verlassen könnte. Oft bekommt dieses aber gerade dann Löcher und reißt ein, wenn man es bräuchte. Das ist eine gesicherte Erkenntnis. Man spekuliert aber noch über die Gründe unter den Forschern (Soziologen z.B.) So ist z.B. möglich, dass Diabetiker weniger aktiv sind. Nun ist es so, dass Leute sich ja zu anderen Menschen hingezogen fühlen, die ihnen ähnlich sind. Akademiker interagieren mit Akademikern, Familienväter kegeln mit Familienvätern, Kampfsäufer treffen sich mit Saufkumpanen zum Bier in der Kneipe. Ein nahe liegender Verdacht ist, dass wen ein Mitglied der Gruppe krank wird, dass dann die Lebensphilosophie der anderen infrage gestellt wird. Wenn Person xy Lungenkrebs betrifft, sind wir dann vielleicht auch gefährdet? Das Gruppenmitglied wird dann als unähnlich erlebt, das entlastet. Oder wenn der Saufkumpane ins Alkoholdelirium fällt.
- Entscheidend ist, wie gesagt, das Gefühl, es wäre jemand da. Und das fällt oft optimistischer aus wenn jemand noch in keiner schweren Krise war, wo er dann feststellt, dass das soziale Netz nicht hält, was es zu versprechen schien.
- Aber Freunde bieten nicht nur Unterstützung und Anerkennung, sie kritisieren auch. Dies kann aber auch positiv sein. Zum Beispiel fällt es älteren leichter, in ihrem Leben einen Sinn zu sehen, wenn sie das mit anderen ausdiskutieren können.
- Nicht bei allen Krankheiten wirkt sich das soziale Netzwerk positiv aus. Bei Herz Kreislauf Krankheiten und einem zu hohen Cortisolspiegel ist ein positiver Effekt belegt, nicht aber auf das Immunsystem. Zum Beispiel bei Aids Kranken können Sozialkontakte negative Auswirkungen haben. Das wurde so erklärt, dass es für das Immunsystem mehr Arbeit ist, als wenn man sich zurück zieht.
- Männer profitieren mehr von sozialen Netzwerken als Frauen. Das liegt an der Art von Unterstützung. Männer erteilen mehr Rat und holen Informationen ein, oft bagatellisieren sie die Krankheit ihrer Partnerin auch („Andere haben das auch schon hingekriegt.“) Frauen trösten eher und haben aufmunternde Worte wie „Ich finde, du bist sehr tapfer.“ (Ich finde diese Einteilung ja problematisch, stand da aber so.)
- Soziale Netzwerke können auch schaden. Z.B. durch Kritik und Maßregelung „Stell dich nicht so an, so schlimm ist es nun auch nicht.“ Diese Sätze helfen niemandem weiter.
- Netzwerkmitglieder müssen nur da sein. Es wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem Versuchsteilnehmer vor eine unlösbare Matheaufgabe gesetzt wurden. Das bedeutet Stress, bei den Leuten schnellten Puls und Blutdruck in die Höhe. Bei einem Teil saß ein Freund mit im Raum, bei einem Teil nicht. Bei denjenigen, die einen Freund im Zimmer hatten, gingen Puls und Blutdruck wieder runter. Dabei sollte diese Person aber nicht Dinge sagen wie „Du schaffst das schon, ich glaube an dich.“ Und „Du findest die richtige Lösung, nur Mut.“ Das setzt die Leute zusätzlich unter Druck. Stattdessen sollte man neutral kommentieren, was der andere tut. „Nun gehst du also zur nächsten Aufgabe über.“ Oder „Du hast noch genügend Zeit.“, die Hand der Versuchsperson anfassen, streicheln…

Re: Soziale Netzwerke

Verfasst: Do Aug 06, 2009 22:24
von CoCoRiCo
Kann es sein, dass es ein Artikel aus "Psychologie Heute" war?
Ich habe diesen Artikel (geht ueber mehrere Seiten) auch teilweise gelesen :wink:

Ist immer interessant, was es da fuer neue Erkenntnisse gibt.. Aber dass Menschen Netzwerke, meiner Meinung nach ist das ein Freundeskreis oder Verwandtenkreis, ist ja klar :wink:

Aber das mit dem AIDS macht mich ein wenig stutzig.. Heikle Situation :roll: Ich waere lieber nicht gerne alleine, wenn ich wuesste, dass ich todkrank bin.. :shock: