Etwas von mir
Verfasst: Sa Sep 20, 2003 5:38
Hallo Ihr Lieben,
ich bin nun schon seit ein paar Tagen hier registriert, habe mich aber bisher darauf beschränkt, auf eure Beiträge zu antworten. Wie ich schon erwähnt habe, hatte ich 24 Jahre Bulimie. Ich kann euch hier schwer meine ganze Lebensgeschichte erzählen.
Einige haben mir inzwischen private Nachrichten geschickt und mir persönliche Fragen gestellt. Darüber habe ich mich echt gefreut und ich antworte gern.
Ich lese eure Beiträge und finde mich darin wieder. Ich war ein dickes und fröhliches Kind. Als ich 12 war, haben meine Eltern sich scheiden lassen. Mein Vater hatte eine neue Frau und auch gleich ein Baby, er hat sich dann nicht mehr für mich interessiert. Meine Mutter hat sich nur für ihr eigenes Leid interessiert, aber nie für mich. Dass es mir auch schlecht ging, darauf ist keiner gekommen.
Mit 14 habe ich dann angefangen zu hungern. Habe damals in einem halben Jahr mehr als *kg abgenommen. Mit 16 habe ich angefangen, Alkohol zu trinken. Meine Mutter hatte inzwischen einen neuen Freund, der mich auch nicht mochte. Ich war meistens allein. Ich habe die Einsamkeit und den Schmerz kaum ausgehalten...
Als ich siebzehn war, habe ich mit F+K angefangen. Und getrunken. Beides gleichzeitig, viele viele Jahre lang. Habe Abitur gemacht, einen Beruf erlernt, mir einen Job gesucht und bin mit fast 20 von zuhause geflüchtet. Aber meine Sucht habe ich natürlich mitgenommen...
Professionelle Hilfe gab es damals kaum. Psychotherapie oder Suchtfachkliniken waren längst nicht so populär wie heute. Ich wusste auch viele Jahre wirklich nicht, dass das mit dem Kotzen eine Krankheit ist. Dachte immer, ich wäre damit ganz allein auf dieser Welt und habe mich natürlich versteckt. Damit war ich noch einsamer.
1989 konnte ich aufhören zu trinken, aber die Bulimie blieb. Es ist leichter, auf Alkohol zu verzichten als normal essen zu lernen. Essen muss man, Alkohol kann man weglassen.
1991 habe ich geheiratet. Aber die Bulimie blieb. Habe meinem Mann natürlich gesagt, dass ich Essstörungen habe, aber damit konnte ich doch nicht aufhören. Habe es auch vor ihm verheimlicht. Mittel und Wege habe ich immer gefunden. Er hat schon etwas geahnt. Aber selbst, wenn er mich darauf angesprochen hätte, ich hätte nicht zugelassen, dass er mir hilft. Dafür war ich viel zu kaputt.
Ich war immer sehr ehrgeizig, hatte beruflich Erfolg, habe viel Geld verdient. Dachte, das macht den Menschen aus...
1997 gab es dann einen Rückfall mit Alkohol. Und ich wollte wieder nur sterben. Ich hatte Glück, dann endlich bei einer Psychotherapeutin zu landen, die sofort erkannt hat, dass ich psychisch krank bin (angelegt in der Kindheit) und bei der ich lange in Behandlung war (und auch jetzt wieder bin, denn Probleme habe ich immer noch, auch ganz ohne Sucht).
Mit dem Trinken habe ich schnell wieder aufhören können, aber mit dem Kotzen war das sehr viel schwerer. Irgendwann 1999 hat es dann endlich klick gemacht. Seitdem bin ich "clean".
Und es geht mir heute wirklich gut. Wenn ich eure Beiträge lese, dann hilft es auch mir, dann sehe ich, was ich hinter mir lassen konnte und es ermutigt mich, auf dem Weg weiterzugehen, auf dem ich heute bin. Wenn ich euch durch meine eigenen Erfahrungen irgendwie ein bisschen Mut machen kann, dann war alles, was ich selbst durchmachen musste, doch am Ende zu etwas gut.
Ich selbst kann übrigens heute das Leben sehr geniessen. Ich bin dankbar, doch noch hier zu sein und dafür, dass ich vor schweren körperlichen Schäden bewahrt wurde (natürlich gibt es da einiges, aber damit kann ich leben). Bin meinem Mann dankbar, dass er die Kraft hatte, bei mir zu bleiben und alles mit mir durchzustehen.
Ich habe trotz allem wahnsinning viel Schwein gehabt!
Liebe Grüße an euch alle,
Susanne
ich bin nun schon seit ein paar Tagen hier registriert, habe mich aber bisher darauf beschränkt, auf eure Beiträge zu antworten. Wie ich schon erwähnt habe, hatte ich 24 Jahre Bulimie. Ich kann euch hier schwer meine ganze Lebensgeschichte erzählen.
Einige haben mir inzwischen private Nachrichten geschickt und mir persönliche Fragen gestellt. Darüber habe ich mich echt gefreut und ich antworte gern.
Ich lese eure Beiträge und finde mich darin wieder. Ich war ein dickes und fröhliches Kind. Als ich 12 war, haben meine Eltern sich scheiden lassen. Mein Vater hatte eine neue Frau und auch gleich ein Baby, er hat sich dann nicht mehr für mich interessiert. Meine Mutter hat sich nur für ihr eigenes Leid interessiert, aber nie für mich. Dass es mir auch schlecht ging, darauf ist keiner gekommen.
Mit 14 habe ich dann angefangen zu hungern. Habe damals in einem halben Jahr mehr als *kg abgenommen. Mit 16 habe ich angefangen, Alkohol zu trinken. Meine Mutter hatte inzwischen einen neuen Freund, der mich auch nicht mochte. Ich war meistens allein. Ich habe die Einsamkeit und den Schmerz kaum ausgehalten...
Als ich siebzehn war, habe ich mit F+K angefangen. Und getrunken. Beides gleichzeitig, viele viele Jahre lang. Habe Abitur gemacht, einen Beruf erlernt, mir einen Job gesucht und bin mit fast 20 von zuhause geflüchtet. Aber meine Sucht habe ich natürlich mitgenommen...
Professionelle Hilfe gab es damals kaum. Psychotherapie oder Suchtfachkliniken waren längst nicht so populär wie heute. Ich wusste auch viele Jahre wirklich nicht, dass das mit dem Kotzen eine Krankheit ist. Dachte immer, ich wäre damit ganz allein auf dieser Welt und habe mich natürlich versteckt. Damit war ich noch einsamer.
1989 konnte ich aufhören zu trinken, aber die Bulimie blieb. Es ist leichter, auf Alkohol zu verzichten als normal essen zu lernen. Essen muss man, Alkohol kann man weglassen.
1991 habe ich geheiratet. Aber die Bulimie blieb. Habe meinem Mann natürlich gesagt, dass ich Essstörungen habe, aber damit konnte ich doch nicht aufhören. Habe es auch vor ihm verheimlicht. Mittel und Wege habe ich immer gefunden. Er hat schon etwas geahnt. Aber selbst, wenn er mich darauf angesprochen hätte, ich hätte nicht zugelassen, dass er mir hilft. Dafür war ich viel zu kaputt.
Ich war immer sehr ehrgeizig, hatte beruflich Erfolg, habe viel Geld verdient. Dachte, das macht den Menschen aus...
1997 gab es dann einen Rückfall mit Alkohol. Und ich wollte wieder nur sterben. Ich hatte Glück, dann endlich bei einer Psychotherapeutin zu landen, die sofort erkannt hat, dass ich psychisch krank bin (angelegt in der Kindheit) und bei der ich lange in Behandlung war (und auch jetzt wieder bin, denn Probleme habe ich immer noch, auch ganz ohne Sucht).
Mit dem Trinken habe ich schnell wieder aufhören können, aber mit dem Kotzen war das sehr viel schwerer. Irgendwann 1999 hat es dann endlich klick gemacht. Seitdem bin ich "clean".
Und es geht mir heute wirklich gut. Wenn ich eure Beiträge lese, dann hilft es auch mir, dann sehe ich, was ich hinter mir lassen konnte und es ermutigt mich, auf dem Weg weiterzugehen, auf dem ich heute bin. Wenn ich euch durch meine eigenen Erfahrungen irgendwie ein bisschen Mut machen kann, dann war alles, was ich selbst durchmachen musste, doch am Ende zu etwas gut.
Ich selbst kann übrigens heute das Leben sehr geniessen. Ich bin dankbar, doch noch hier zu sein und dafür, dass ich vor schweren körperlichen Schäden bewahrt wurde (natürlich gibt es da einiges, aber damit kann ich leben). Bin meinem Mann dankbar, dass er die Kraft hatte, bei mir zu bleiben und alles mit mir durchzustehen.
Ich habe trotz allem wahnsinning viel Schwein gehabt!
Liebe Grüße an euch alle,
Susanne