hallo, meine lieben!
erstmal danke für die unterstützung gestern im chat und sorry, dass ich dann so einfach gegangen bin...
bin irgendwie immer noch total durch den wind.
meine eltern waren gestern verwandte besuchen. ich hab mir noch überlegt mitzugehen - und bin so froh, dass ich es nicht getan habe.als meine schwester dann kurz hier vorbei geschaut hat, hat sie meine eltern irgendwas fragen wollen und sie in meinem beisein aufs handy angerufen. sie war plötzlich total verstört und schaute mich erstmal eine weile sprachlos an, als sie aufgelegt hatte. dann brachte sie es hervor: unsere tante sei tot.
ein scherz konnte es ja nicht sein, aber dennoch konnte ich es nicht so richtig glauben, rief also nochmal bei meiner mama an, die mir das ganze nochmal bestätigte.
das hat mich irgendwie so getroffen... war dann den ganzen tag nur auf dem sofa gesessen und habe löcher in die decke gestarrt. meine tante war gerade mal 44, keiner hat mit sowas gerechnet.
hinzu kam noch die sorge um meine mama und meine oma, weil sie auch den arzt gebraucht hatten. nun wusste ich ja überhaupt nicht, was genau los war, wartete also sieben stunden neben dem telefon auf ein lebenszeichen. es war so furchtbar. ich war völlig allein im haus und wurde mit der nachricht, dass meine tante jetzt tot sein soll, absolut nicht fertig. weinte, versuchte mich abzulenken. und hinzu kam noch die furchtbare sorge um mama und oma. ich hatte angst, dass auch meine mama einen nervenzusammenbruch hatte, oder oma gar einen herzinfarkt. als es dann acht wurde ( meine eltern sind normalerweise schon um fünf zurück), habe ich ernsthaft in erwägung gezogen, die notaufnahmen der krankenhäuser durchzutelefonieren, weil ich sie auch auf dem handy nicht erreichen konnte, das sonst auch immer eingeschaltet ist, doch sie kamen dann.
zusammen mit meiner oma, die völlig fertig war. es war so furchtbar, sie so zu sehen. meine mama so zu sehen. selber zu spüren, dass ich damit nicht klarkomme. und doch war ich erstmal erleichtert.
dann kam mein papa und nahm mich erstmal in die arme und fragte mcih, ob ich näheres wissen wolle. klar wollte ich das. es ist auch gut, dass er es mir gesagt hat - und doch konnte ich heute nicht schlafen, bekomme diese bilder nicht mehr aus dem kopf.
mein papa hat meine tante tot in der wohnung vorgefunden - und das schon halb verwest. es muss ein furchtbarer anblick gewesen sein. ich habe ihn gebeten, es mir zu beschreiben und allein die beschreibung hat mich fertig gemacht. was muss es dann erst für ihn gewesen sein?
das schlimme ist, dass sie schon zwei wochen in der wohnung gelegen haben muss ( wir haben genau alle zwei wochen kontakt zueinander und kommen uns besuchen), eine furchtbare vorstellung.
und was mich auch so fertig macht, ist, dass die todesursache noch nicht klar ist. wahrscheinlich eine embolie durch ihre trombose. wir wissen nicht, wie sie gestorben ist und das ist grausam. es muss plötzlich gewesen sein, weil das licht brannte und der wasserhahn lief - aber was ist, wenn sie gestürzt ist und nicht mehr aufstehen konnte und dann erst gestorben ist? vielleicht noch nach hilfe gesucht hat und ein paar stunden leiden musste?ich will mir das gar nicht vorstellen. und so krass das jetzt auch klingt, man kann es nicht mehr genau nachweisen, weil der kopf schon gar nicht mehr idendifizierbar war. oh man, das ist so furchtbar.
und ich bin so verdammt wütend
auf diese SCHEISS GESUNDHEITSREFORM
echt, ich bin nicht der typ, der sich aufregt oder schnell wütend ist, aber dieses gefühl, dieser hass auf die politiker ist unbeschreiblich.
meine tante hatte nämlich eine krasse trombose, mit der sie früher ins krankenhaus gekommen wäre. aber nein, das ist ja heute zu teuer. also werden die patienten wieder nach hause geschickt. mit einer box voller spritzen, die sie sich selbst geben muss. treten komplikationen auf, ist das eben dein pech. scheiß staat, echt. ich kann nicht glauben, dass das noch deutschland sein soll. das doch so sozial sein soll. sozial???? sorry, warum reg ich mich eigentlich auf. jetzt ist es eh zu spät. aber trotzdem.
die nächsten tage werden wohl sehr hart werden. ich habe richtig angst davor. und ich bin auch noch so blöd und erkläre mich bereit, nochmal in die wohnung zu gehen, wenns nötig ist. weil alle anderen das nicht mehr verkraften. aber ich weiss nicht einmal, ob ich es verkrafte. da ist alles noch voller blut und so. überhaupt spiele ich seit gestern die starke, tröste meine eltern und meine oma, begleite sie überall mit hin und bin eigentlich selbst voll fertig. aber gut, nicht so extrem wie sie. meine mama hatte gleich nen nervenzusammenbruch und sieht immer noch furchtbar aus. ganz blass und mit tiefen ringen unter den augen.
ich bin irgendwie so fertig. so traurig und leer.
und ich musste das jetzt mal runterschreiben, auch wenn es vielleicht nicht hierher gehört. es beschäftigt mich halt extrem...
lg von eurer jen
#2
Liebe jen,
ich war mir nicht sicher ob ich dir hier im öffentlichen forum schreiben soll. Das was du schreibst ist wirklich sehr hart und kaum nach zuvollziehen.
Es ist auch immer schwierig in so einer Situation die richtigen Worte zu finden.
Aber ich kann deine Situation mehr als gut verstehen und weiß ungefähr wie es dir geht.
Ich hoffe du findest einen Weg damit umzugehen, und ich sende dir auf diesem Weg ganz viel Kraft und den richtigen Weg.
LG nudel
ich war mir nicht sicher ob ich dir hier im öffentlichen forum schreiben soll. Das was du schreibst ist wirklich sehr hart und kaum nach zuvollziehen.
Es ist auch immer schwierig in so einer Situation die richtigen Worte zu finden.
Aber ich kann deine Situation mehr als gut verstehen und weiß ungefähr wie es dir geht.
Ich hoffe du findest einen Weg damit umzugehen, und ich sende dir auf diesem Weg ganz viel Kraft und den richtigen Weg.
LG nudel
#3
Liebe Jen,
weiß gar nicht recht, was ich dir sagen soll. Jedenfalls hört sich alles sehr schrecklich an und ich wollte dir raten, dich nicht zu sehr für deine Familie aufzuopfern und die starke zu spielen, das ist nicht grad förderlich im Kampf gegen die ES! Bei mir hat sie sich genaugenommen so entwickelt!!
Außerdem kann ich in etwa nachfühlen, wie es dir geht. Ich habe zwar keinen Menschen auf so plötzliche Weise verloren, dennoch macht es das bei mir nicht besser, dass ich Zeit hatte mich auf den Tod meiner Mama vorzubereiten.
Ich wünsche dir nur das Beste und wenndu reden willst, ich bin da! Und das sag ich nicht nur so daher...
LG, Denise
weiß gar nicht recht, was ich dir sagen soll. Jedenfalls hört sich alles sehr schrecklich an und ich wollte dir raten, dich nicht zu sehr für deine Familie aufzuopfern und die starke zu spielen, das ist nicht grad förderlich im Kampf gegen die ES! Bei mir hat sie sich genaugenommen so entwickelt!!
Außerdem kann ich in etwa nachfühlen, wie es dir geht. Ich habe zwar keinen Menschen auf so plötzliche Weise verloren, dennoch macht es das bei mir nicht besser, dass ich Zeit hatte mich auf den Tod meiner Mama vorzubereiten.
Ich wünsche dir nur das Beste und wenndu reden willst, ich bin da! Und das sag ich nicht nur so daher...
LG, Denise
#4
Hallo Jen!
Das ist echt schrecklich.
Es tut mir so leid für euch.
Ichh kapiere nur nicht, dass es keiner früher bemerkt hat.
Petra
Das ist echt schrecklich.
Es tut mir so leid für euch.
Ichh kapiere nur nicht, dass es keiner früher bemerkt hat.
Petra
#5
danke für eure worte.
dass es keiner früher bemerkt hat, kann ich auch nicht nachvollziehen. meine familie hatte, wie schon erwähnt, genau alle 14 tage kontakt zu ihr. jeden zweiten samstag haben wir sie besucht. in der zwischenzeit haben wir nie telefoniert oder so, nur in notfällen. und blöderweise muss sie wohl genau einen tag nach unserem letzten besuch gestorben sein.
was ich aber krass finde, sind die nachbarn. meine tante war ziemlich bekannt im dorf durch ihre eigene art. hat ziemlich viel aufsehen erregt, wenn sie mit ihrer katze in den garten gegangen ist oder dort lautstark selbstgespräche geführt hat. meiner meinung nach hätte es schon auffallen müssen. - und das ist es ja auch. aber was machen die leute heutzutage? wegschauen. die nachbarn meinten, sie hätten sich schon gedanken gemacht, wussten aber nicht, wo sie uns hätten erreichen können. ja klar, nur dass wir in dem dorf einige verwandte haben, was auch jeder weiss. aber gut.
morgen früh werden wir dann die todesursache erfahren. ich bin schon so aufgeregt. mache mir dauernd gedanken darum und will endlich gewissheit.
heute wird sie dann verbrannt. ein komisches gefühl. muss die ganze zeit daran denken und stelle mir vor, dass es vielleicht genau in diesem moment sein könnte. es ist schon seltsam. dabei habe ich sie doch noch genau vor augen, so lebhaft und mit ihrer leichten hysterischen art...
ich hätte gerne nochmal mit ihr geredet. dann hätte ich ihr sagen können, dass sie mir wichtig ist und ich für sie da bin. ich hätte ihr gerne geholfen, ihr leben etwas mehr auf die reihe zu bekommen. ich hätte ihr gerne andere seiten des lebens gezeigt, als die, die sie kannte.
ich werde nicht mehr in die wohnung gehen. meine ganze familie meinte, sie verkrafte das nicht, dann sollte ich mir das nicht aufhalsen. es ist ok, auch mal zu sagen, dass ich es nicht schaffe.
das schlimme sind die nächte. ich liege wach, vor lauter angst, einzuschlafen und vielleicht albträume zu bekommen. liege in meinem bett und habe angst. bekomme diese bilder nicht aus meinem kopf. und dann denke ich mir immer, was ist, wenn sie jetzt in der tür steht? ich möchte an was anderes denken, doch es geht nicht. ich mache mir vorwürfe.
es ist furchtbar. bin total übermüdet. hänge den ganzen tag vorm fernseher oder mache sonstwas sinnloses, um mich abzulenken, um nur nicht nachdenken zu müssen. ich kann das im moment nicht. nicht rund um die uhr.
ich werd wohl noch ein bisschen zeit brauchen, bis ich das verarbeitet habe.
ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich mich hier ständig ausheule...
vielen dank
eure jen
dass es keiner früher bemerkt hat, kann ich auch nicht nachvollziehen. meine familie hatte, wie schon erwähnt, genau alle 14 tage kontakt zu ihr. jeden zweiten samstag haben wir sie besucht. in der zwischenzeit haben wir nie telefoniert oder so, nur in notfällen. und blöderweise muss sie wohl genau einen tag nach unserem letzten besuch gestorben sein.
was ich aber krass finde, sind die nachbarn. meine tante war ziemlich bekannt im dorf durch ihre eigene art. hat ziemlich viel aufsehen erregt, wenn sie mit ihrer katze in den garten gegangen ist oder dort lautstark selbstgespräche geführt hat. meiner meinung nach hätte es schon auffallen müssen. - und das ist es ja auch. aber was machen die leute heutzutage? wegschauen. die nachbarn meinten, sie hätten sich schon gedanken gemacht, wussten aber nicht, wo sie uns hätten erreichen können. ja klar, nur dass wir in dem dorf einige verwandte haben, was auch jeder weiss. aber gut.
morgen früh werden wir dann die todesursache erfahren. ich bin schon so aufgeregt. mache mir dauernd gedanken darum und will endlich gewissheit.
heute wird sie dann verbrannt. ein komisches gefühl. muss die ganze zeit daran denken und stelle mir vor, dass es vielleicht genau in diesem moment sein könnte. es ist schon seltsam. dabei habe ich sie doch noch genau vor augen, so lebhaft und mit ihrer leichten hysterischen art...
ich hätte gerne nochmal mit ihr geredet. dann hätte ich ihr sagen können, dass sie mir wichtig ist und ich für sie da bin. ich hätte ihr gerne geholfen, ihr leben etwas mehr auf die reihe zu bekommen. ich hätte ihr gerne andere seiten des lebens gezeigt, als die, die sie kannte.
ich werde nicht mehr in die wohnung gehen. meine ganze familie meinte, sie verkrafte das nicht, dann sollte ich mir das nicht aufhalsen. es ist ok, auch mal zu sagen, dass ich es nicht schaffe.
das schlimme sind die nächte. ich liege wach, vor lauter angst, einzuschlafen und vielleicht albträume zu bekommen. liege in meinem bett und habe angst. bekomme diese bilder nicht aus meinem kopf. und dann denke ich mir immer, was ist, wenn sie jetzt in der tür steht? ich möchte an was anderes denken, doch es geht nicht. ich mache mir vorwürfe.
es ist furchtbar. bin total übermüdet. hänge den ganzen tag vorm fernseher oder mache sonstwas sinnloses, um mich abzulenken, um nur nicht nachdenken zu müssen. ich kann das im moment nicht. nicht rund um die uhr.
ich werd wohl noch ein bisschen zeit brauchen, bis ich das verarbeitet habe.
ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich mich hier ständig ausheule...
vielen dank
eure jen
#6
Im Gegenteil.ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich mich hier ständig ausheule...
Wenn wir dir irgendwie helfen können, tun wir es.
Ihr habt anderre Verwandte in dem Dorf?
Die haben das auch nicht bemerkt???

Sehr seltsam.
#7
danke. es gibt mir sehr viel rückhalt, hier wenigstens einfach alles von der seele schreiben zu können.
ja, wir haben auch andere verwandte im dorf, allerdings am anderen dorfende. die meisten davon hatten aber schon seit jahren keinen kontakt mehr mit ihr. das wundert mich also nicht, dass die es nicht gemerkt haben. aber eben die engsten nachbarn, direkt gegenüber und so - die können nicht sagen, ihnen wäre nichts aufgefallen.
meine tante war sowieso ein ganz besonderer mensch. sie lebte äußerst zurückgezogen in einer kleinen dachwohnung im hause ihres bruders, der von ihr auch nie miete verlangte, weil sie immer geldprobleme hatte. sie hatte mit der dorfgemeinschaft so gut wie gar nichts zu tun, abgesehen von ein paar einzelnen, weil sie sich immer ausgrenzte. fast jeder war auch etwas abgeschreckt vom ersten eindruck, weil meine tante absolut keinen wert auf ihr äußeres legte.
ihre gesamte kindheit verbrachte sie mit dem kampf gegen die leukämie, wodurch sie aber auch sehr verwöhnt wurde, immer bekam, was sie wollte und sich durch die vielen krankenhausaufenthalte notgedrungen zum außenseiter entwickelte. durch die behandlungen nahm sie viel zu, bekam graue haare, schlechte zähne. zuletzt hatte sie überhaupt keine zähne mehr, weil sie nicht einmal ihr gebiss tragen wollte, dass sie von arzt bekommen hatte.
wir haben sie so gekannt und akzeptiert. sie war immer etwas "anders", hatte niemals kontakt zu einem Mann, las MickyMaus Hefte und saß viel vorm Fernseher. Dann kam noch eine Art Kaufsucht hinzu. Obwohl sie keine arbeit hatte, kaufte sie ohne ende jeden ramsch, den es nur gibt und machte damit schulden. wir haben sie dabei unterstützt, wieder in ein einigermaßen geregeltes leben zu finden, indem wir ihr statt geld essen mitgebracht haben und so. ich glaube, sie wollte ihre einsamkeit damit kompensieren, auch wenn sie immer meinte, sie wolle so leben. ich stelle mir das letztendlich dann doch schwierig vor, so ganz ohne kontakt zu anderen menschen. doch sie hielt nicht viel von menschen. "nur den tieren kann man vertrauen", sagte sie mal zu mir.
sie war anders, aber ich hatte sie gern. mir machte das nie was aus. außer, dass ich mir oft sorgen machte. und so furchtbar es ist, seit einigen wochen habe ich ständig an sie denken müssen. habe mir vorgenommen, den kontakt zu ihr etwas zu intensivieren.
vielleicht hatte ich schon eine vorahnung, ich weiss nicht. umso mehr trifft es mich jetzt, dass ich es nicht wenigstens nochmal versucht habe.
der heutige nachmittag ist schon besser verlaufen. aber ich habe angst vor der nacht. furchtbare angst.
ich hoffe, das geht bald wieder weg. eigentlich bin ich nicht ängstlich oder so, aber ich bekomme diese bilder nicht mehr aus dem kopf, die für mich einfach horror sind. und man hört ja auch oft von solchen geschichten, dass man es spürt, wenn jemand stirbt, dass derjenige einen nochmal "besucht" oder so. ich glaube daran und das beunruhigt mich irgendwie.
aber gut, jetzt hab ich wieder ewig gequatscht. find ich lieb, dass es ok ist.
danke
schönen abend noch,
eure jen
ja, wir haben auch andere verwandte im dorf, allerdings am anderen dorfende. die meisten davon hatten aber schon seit jahren keinen kontakt mehr mit ihr. das wundert mich also nicht, dass die es nicht gemerkt haben. aber eben die engsten nachbarn, direkt gegenüber und so - die können nicht sagen, ihnen wäre nichts aufgefallen.
meine tante war sowieso ein ganz besonderer mensch. sie lebte äußerst zurückgezogen in einer kleinen dachwohnung im hause ihres bruders, der von ihr auch nie miete verlangte, weil sie immer geldprobleme hatte. sie hatte mit der dorfgemeinschaft so gut wie gar nichts zu tun, abgesehen von ein paar einzelnen, weil sie sich immer ausgrenzte. fast jeder war auch etwas abgeschreckt vom ersten eindruck, weil meine tante absolut keinen wert auf ihr äußeres legte.
ihre gesamte kindheit verbrachte sie mit dem kampf gegen die leukämie, wodurch sie aber auch sehr verwöhnt wurde, immer bekam, was sie wollte und sich durch die vielen krankenhausaufenthalte notgedrungen zum außenseiter entwickelte. durch die behandlungen nahm sie viel zu, bekam graue haare, schlechte zähne. zuletzt hatte sie überhaupt keine zähne mehr, weil sie nicht einmal ihr gebiss tragen wollte, dass sie von arzt bekommen hatte.
wir haben sie so gekannt und akzeptiert. sie war immer etwas "anders", hatte niemals kontakt zu einem Mann, las MickyMaus Hefte und saß viel vorm Fernseher. Dann kam noch eine Art Kaufsucht hinzu. Obwohl sie keine arbeit hatte, kaufte sie ohne ende jeden ramsch, den es nur gibt und machte damit schulden. wir haben sie dabei unterstützt, wieder in ein einigermaßen geregeltes leben zu finden, indem wir ihr statt geld essen mitgebracht haben und so. ich glaube, sie wollte ihre einsamkeit damit kompensieren, auch wenn sie immer meinte, sie wolle so leben. ich stelle mir das letztendlich dann doch schwierig vor, so ganz ohne kontakt zu anderen menschen. doch sie hielt nicht viel von menschen. "nur den tieren kann man vertrauen", sagte sie mal zu mir.
sie war anders, aber ich hatte sie gern. mir machte das nie was aus. außer, dass ich mir oft sorgen machte. und so furchtbar es ist, seit einigen wochen habe ich ständig an sie denken müssen. habe mir vorgenommen, den kontakt zu ihr etwas zu intensivieren.
vielleicht hatte ich schon eine vorahnung, ich weiss nicht. umso mehr trifft es mich jetzt, dass ich es nicht wenigstens nochmal versucht habe.
der heutige nachmittag ist schon besser verlaufen. aber ich habe angst vor der nacht. furchtbare angst.
ich hoffe, das geht bald wieder weg. eigentlich bin ich nicht ängstlich oder so, aber ich bekomme diese bilder nicht mehr aus dem kopf, die für mich einfach horror sind. und man hört ja auch oft von solchen geschichten, dass man es spürt, wenn jemand stirbt, dass derjenige einen nochmal "besucht" oder so. ich glaube daran und das beunruhigt mich irgendwie.
aber gut, jetzt hab ich wieder ewig gequatscht. find ich lieb, dass es ok ist.
danke
schönen abend noch,
eure jen
#8
Ihr ward anscheinend die Einzigen, die sich um sie gekümmert haben...
Du und deine Familie, ihr braucht euch also keine Vorwürfe machen.
Petra
Du und deine Familie, ihr braucht euch also keine Vorwürfe machen.
Petra
#9
ja, wir waren im prinzip die einzigen. die gesellschaft schließt leute eben aus, die nicht in die norm passen. diese erfahrung habe ich schon mehrmals machen dürfen. und ich habe mich immer zu leuten hingezogen gefühlt, die anders sind.
hm, eigentlich müssten wir uns keine vorwürfe machen, ich mache sie mir aber trotzdem. ich glaube, das ist normal. ich versuche mir eben zu sagen, dass es jetzt eh zu spät ist.
übrigens sind die untersuchungen jetzt abgeschlossen worden - ohne ergebnis. ich finde das schlimm, nicht zu wissen, woran sie jetzt gestorben ist. sie war laut kripo schon in einem zustand, in dem man nichts mehr herausfinden konnte. kann mir das nicht vorstellen und glaube das auch nicht, aber machen kann man da eh nichts.
am samstag ist dann die beerdigung. am liebsten würde ich gar nicht hin. ich hasse das. aber andererseits ist es mir auch wichtig.
so allmählich habe ich die neuigkeit angenommen und kann sie auch an mich heranlassen. kann zeitweise sogar gut schlafen, auch wenn ich meistens ständig mit schrecken aufwache. aber ich merke, mein zustand normalisiert sich allmählich wieder. und was bleibt, ist eine tiefe traurigkeit...
hm, eigentlich müssten wir uns keine vorwürfe machen, ich mache sie mir aber trotzdem. ich glaube, das ist normal. ich versuche mir eben zu sagen, dass es jetzt eh zu spät ist.
übrigens sind die untersuchungen jetzt abgeschlossen worden - ohne ergebnis. ich finde das schlimm, nicht zu wissen, woran sie jetzt gestorben ist. sie war laut kripo schon in einem zustand, in dem man nichts mehr herausfinden konnte. kann mir das nicht vorstellen und glaube das auch nicht, aber machen kann man da eh nichts.
am samstag ist dann die beerdigung. am liebsten würde ich gar nicht hin. ich hasse das. aber andererseits ist es mir auch wichtig.
so allmählich habe ich die neuigkeit angenommen und kann sie auch an mich heranlassen. kann zeitweise sogar gut schlafen, auch wenn ich meistens ständig mit schrecken aufwache. aber ich merke, mein zustand normalisiert sich allmählich wieder. und was bleibt, ist eine tiefe traurigkeit...
#11
natürlich werde ich hingehen. mir bedeutet das dann doch einiges. aber ich habe eben etwas angst davor. vor der traurigen atmosphäre, vor der reaktion meiner nächsten, vor allem meiner mutter. ich wünschte, ich könnte estwas für sie tun, aber ich kann es eben nicht. und das macht die sache zusätzlich schwerer. aber ich schaffe das schon.
#12
Genau, denn dann ist die ganze schreckliche Sache "abgeschlossen".
Ich weiß, dass du es nicht so einfach vergessen kannst, aber es fällt dir dann sicher leichter.
Ich weiß, dass du es nicht so einfach vergessen kannst, aber es fällt dir dann sicher leichter.
#13
ich komme gerade von der kirche, in der all die anghörigen sich zusammengefunden haben, um für sie zu beten. das war schon arg traurig. und ich hatte die ganze zeit das gefühl, dass ich für meine mama und meine oma da sein muss. stand auch noch genau in der mitte und musste mitansehen, wie sie das mitnahm. irgendwie ist das so anstrengend, und doch ist es mir wichtig, ihnen ein halt zu sein. ich will ihnen ja helfen. nur was ist, wenn mir selbst die kräfte ausgehen? was ist dann?
ich kann nicht mit sicherheit sagen, dass ich morgen bei der beerdigung wieder so stark sein werde. ich kann es einfach nicht.
nochwas anderes: ich habe erfahren, dass sie "nur" etwa eine woche in der wohnung war, nicht zwei. mein papa hat da was durcheinandergebracht. das machts schon etwas weniger krass, finde ich. klar, es ist kein trost, aber es ist anders, seitdem ich das weiss, warum auch immer.
ja und dann kam, was ich befürchtet hatte: vorwürfe.
und das ausgerechnet von leuten, die nichts mit ihr zu tun hatten. mein opa kam zu mir und meinte " naja, du hattest ja eh nichts mit ihr zu tun, dann dürfte das ja jetzt nicht schlimm für dich sein". ich meinte daraufhin "hallo? ich war regelmäßig bei ihr, hatte sehr viel mit ihr zu tun und mich trifft das extrem". ja und was sagt er? "du musst schon zugeben, dass du viel zu wenig bei ihr warst."
SUPER... jetzt fühl ich mich auch viel besser, echt. mach mir doch eh schon vorwürfe.
ach man, kann mich mal jemand gedanklich in den arm nehmen?
würd mich jetzt so gerne trösten lassen...
lg, eure jen
ich kann nicht mit sicherheit sagen, dass ich morgen bei der beerdigung wieder so stark sein werde. ich kann es einfach nicht.
nochwas anderes: ich habe erfahren, dass sie "nur" etwa eine woche in der wohnung war, nicht zwei. mein papa hat da was durcheinandergebracht. das machts schon etwas weniger krass, finde ich. klar, es ist kein trost, aber es ist anders, seitdem ich das weiss, warum auch immer.
ja und dann kam, was ich befürchtet hatte: vorwürfe.
und das ausgerechnet von leuten, die nichts mit ihr zu tun hatten. mein opa kam zu mir und meinte " naja, du hattest ja eh nichts mit ihr zu tun, dann dürfte das ja jetzt nicht schlimm für dich sein". ich meinte daraufhin "hallo? ich war regelmäßig bei ihr, hatte sehr viel mit ihr zu tun und mich trifft das extrem". ja und was sagt er? "du musst schon zugeben, dass du viel zu wenig bei ihr warst."
SUPER... jetzt fühl ich mich auch viel besser, echt. mach mir doch eh schon vorwürfe.
ach man, kann mich mal jemand gedanklich in den arm nehmen?
würd mich jetzt so gerne trösten lassen...
lg, eure jen
#14
Hallo Jen!
Ich nehme dich mal gedanklich in den Arm.
Schon schlimm, was dir dein Opa da vorwirft.
Eigentlich müsste er sich selbst Vorwürfe machen, denn er sit ihr VATER.
Aber du weißt eh, dass er mit seinen blöden Anschuldigen Unrecht hat, oder?
Du gehst wirklich bewundernswert mit diesem Schicksalsschlag um - morgen das Begräbnis wirst du auch noch durchstehen - und dann hast du die ganze schreckliche Sache hinter dich gebracht.
Beeinflusst dich dieser Stress eigentlich auch bulimiemäßig?
Wie geht es dir eigentlich zurzeit mit deiner Es?
Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft - und wenn du dich hier ausheulen willst - tu dir keinen Zwang an, ich versuche dich ein bisschen aufzumuntern (so eine große Hilfe kann ich wahrscheinlich nicht sein, -aber eine kleine schon
.)
Lg, Petra
Ich nehme dich mal gedanklich in den Arm.

Schon schlimm, was dir dein Opa da vorwirft.
Eigentlich müsste er sich selbst Vorwürfe machen, denn er sit ihr VATER.
Aber du weißt eh, dass er mit seinen blöden Anschuldigen Unrecht hat, oder?
Du gehst wirklich bewundernswert mit diesem Schicksalsschlag um - morgen das Begräbnis wirst du auch noch durchstehen - und dann hast du die ganze schreckliche Sache hinter dich gebracht.
Beeinflusst dich dieser Stress eigentlich auch bulimiemäßig?
Wie geht es dir eigentlich zurzeit mit deiner Es?
Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft - und wenn du dich hier ausheulen willst - tu dir keinen Zwang an, ich versuche dich ein bisschen aufzumuntern (so eine große Hilfe kann ich wahrscheinlich nicht sein, -aber eine kleine schon

Lg, Petra
#15
" das schlimmste habt ihr jetzt hinter euch"
wie oft wurde uns heute dieser satz gesagt. aber woher wissen die leute das? habe ich das wirklich? oder gehts jetzt erst richtig los?
die beerdigung war furchtbar, wie ihr euch denken könnt. in der kirche gings noch, aber auf dem friedhof konnte ich die tränen nicht mehr zurückhalten. habe total losgeschluchzt, als die urne in der erde versank. und es war auch schlimm, oma und mama so zu sehen. meine oma ist völlig zusammengebrochen. ich bin sofort zu ihr, habe sie gestützt und sie in den arm genommen. wir standen dann beide ganz vorne vorm grab, haben uns festgehalten und ohne ende geschluchzt. sogar der pfarrer kam dann und hat uns beiden einen augenblick lang auf die schultern geklopft. im hintergrund habe ich dann noch mama gesehen. ich war so zerissen, wusste nicht, zu wem ich gehen soll. sie hat so furchtbar geweint. aber mein papa kam dann gleich an ihre seite. das war überhaupt so krass. es waren einige leute da und oma, mama und ich waren die einzigen, die einen totalen gefühlsausbruch bekommen haben.
hinterher habe ich erfahren, dass die leute selbst in diesem moment schlecht über meine oma geredet haben. das macht mich so wütend...
ich weiss überhaupt nicht, wohin mit all der wut...
auf alles irgendwie. auf die politik und auf die leute, die andere immer ausgrenzen. ich sah immer alles so positiv, war so zuversichtlich und offen. doch seitdem empfinde ich nichts als leere und wut. bin enttäuscht von den menschen und entwickle diesen furchtbaren hass. vieleicht gibt sich das wieder, aber es macht mir angst. ich kenne mich so überhaupt nicht. und das schlimme ist, ich finde kein mittel, um diese gefühle zum ausdruck zu bringen. es ist einfach ein dicker klumpen in mir, der sich immer tiefer gräbt.
danke petra, für das in den arm nehmen. das könnte ich zur zeit ständig gebrauchen. fühl mich irgendwie so hilflos und klein. so machtlos.
nein, mein "opa" ist nur der lebensgefährte meiner oma, nicht der vater. aber trotzdem ist es heftig. ein teil in mir weiss, dass er unrecht hat. der andere zweifelt. frisst mich auf. lässt mich nicht schlafen. stellt mein gesamtes bild von mir selbst in frage.
komischerweise hat sich mein essverhalten durch das alles stabilisiert. hatte davor ja eine zeitlang rückfälle ( muss dazu sagen, so bulimisch bin ich eh nicht mehr gewesen. war jetzt fast drei jahre clean mit sehr wenigen rückfällen ) - und seit etwa zwei oder drei wochen gar nichts mehr. vielleicht, weil das andere wichtiger ist. ich gar keine kraft mehr habe, mich damit auch noch auseinanderzusetzen. und so beeinflusst das die bulimie eigentlich positiv. so komisch es klingen mag. ich empfinde es plötzlich auch so unwichtig, wie ich aussehe. die werte verschieben sich plötzlich so krass.
und danke, dass du da bist. das ist mir eine große hilfe! danke,
lg, jen
wie oft wurde uns heute dieser satz gesagt. aber woher wissen die leute das? habe ich das wirklich? oder gehts jetzt erst richtig los?
die beerdigung war furchtbar, wie ihr euch denken könnt. in der kirche gings noch, aber auf dem friedhof konnte ich die tränen nicht mehr zurückhalten. habe total losgeschluchzt, als die urne in der erde versank. und es war auch schlimm, oma und mama so zu sehen. meine oma ist völlig zusammengebrochen. ich bin sofort zu ihr, habe sie gestützt und sie in den arm genommen. wir standen dann beide ganz vorne vorm grab, haben uns festgehalten und ohne ende geschluchzt. sogar der pfarrer kam dann und hat uns beiden einen augenblick lang auf die schultern geklopft. im hintergrund habe ich dann noch mama gesehen. ich war so zerissen, wusste nicht, zu wem ich gehen soll. sie hat so furchtbar geweint. aber mein papa kam dann gleich an ihre seite. das war überhaupt so krass. es waren einige leute da und oma, mama und ich waren die einzigen, die einen totalen gefühlsausbruch bekommen haben.
hinterher habe ich erfahren, dass die leute selbst in diesem moment schlecht über meine oma geredet haben. das macht mich so wütend...
ich weiss überhaupt nicht, wohin mit all der wut...
auf alles irgendwie. auf die politik und auf die leute, die andere immer ausgrenzen. ich sah immer alles so positiv, war so zuversichtlich und offen. doch seitdem empfinde ich nichts als leere und wut. bin enttäuscht von den menschen und entwickle diesen furchtbaren hass. vieleicht gibt sich das wieder, aber es macht mir angst. ich kenne mich so überhaupt nicht. und das schlimme ist, ich finde kein mittel, um diese gefühle zum ausdruck zu bringen. es ist einfach ein dicker klumpen in mir, der sich immer tiefer gräbt.
danke petra, für das in den arm nehmen. das könnte ich zur zeit ständig gebrauchen. fühl mich irgendwie so hilflos und klein. so machtlos.
nein, mein "opa" ist nur der lebensgefährte meiner oma, nicht der vater. aber trotzdem ist es heftig. ein teil in mir weiss, dass er unrecht hat. der andere zweifelt. frisst mich auf. lässt mich nicht schlafen. stellt mein gesamtes bild von mir selbst in frage.
komischerweise hat sich mein essverhalten durch das alles stabilisiert. hatte davor ja eine zeitlang rückfälle ( muss dazu sagen, so bulimisch bin ich eh nicht mehr gewesen. war jetzt fast drei jahre clean mit sehr wenigen rückfällen ) - und seit etwa zwei oder drei wochen gar nichts mehr. vielleicht, weil das andere wichtiger ist. ich gar keine kraft mehr habe, mich damit auch noch auseinanderzusetzen. und so beeinflusst das die bulimie eigentlich positiv. so komisch es klingen mag. ich empfinde es plötzlich auch so unwichtig, wie ich aussehe. die werte verschieben sich plötzlich so krass.
und danke, dass du da bist. das ist mir eine große hilfe! danke,
lg, jen