hallo juliana!
erstmal, nach deiner überschrift nach, tut es mir sehr sehr leid, dass deine omi krebs hat!
ich kann echt total nachvollziehen wie es dir nun gehen muss, bzw welchen kampf deiner oma noch bevorsteht....
ich hab meine oma auch erst vor fünf jahren zu weihnachten mit nur 56 jahren verloren (dieses jahr, werden es fünf jahre... ist echt ein wahnsinn wie die zeit vergeht - mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen).....
sie hatte ein einhalb jahre gekämpft, operationen über operationen über sich ergehen lassen müssen. eine narbe mit knapp 60 haft vom hals bis zum scharmbereich (diese narbe wurde fünf mal aufgemacht um die operationen durchführen zu können) sie war sehr sehr tapfer... doch leider hat sie es nicht geschafft...
vor knapp fünf monaten haben die ärzte nun auch bei meinem opa (er ist 66 jahre alt) leber und lungenkrebs diagnostiziert. leider ist keiner der beiden operierbar. in der lunge sitzt der so blöd, dass er an der hauptschlagader und am herzen angewachsen ist.....
er hat nun chemo vor sich, und diese zeigt gott sei dank erste erfolge. sein tumor ist zwar nur sechs mm zurück gegangen. (er ist insgesamt 8,5 mal 7,5 cm groß) aber er kämpf....
wenn mir nun auch noch mein opa genommen wird, dann versteh ich die welt nicht mehr. das würde sehr sehr schwer für mich werden. ich bin nämlich bei den beiden aufgewachsen...
so aber nun genug von mir... ich wollte dir einfach sagen, dass ich weiß wie es dir nun geht. und welche gefühle, gedanken und ängste du hast...
Juliana hat geschrieben: Heute war ich bei ihr und sie liegt nun im Bett und kann nicht mehr aufstehen. Sie sieht grausam aus. I
auch das kann ich sehr gut nachvollziehen. durch meine ausbildung hab ich in verschiedensten bereiche (unter andrem im pflegeheimen, krankenhäuser, palliativstationen, etc) zwei monatliche praktikas gemacht.
ich hab da auch so einiges gesehen, wo einem der atmen stockt.
und vor allem ist es doppelt so hart, wenn es ein angehöriger, ein lieber mensch ist, der einem sehr viel bedeutet...
Juliana hat geschrieben:Die ganze Familie ist im Streit deswegen.
auch das kenn ich leider nur zu gut aus eigener erfahrung.... bei uns gehts zu hause auch so zu.... wenn es meinem opa nicht gut geht (ist oft vom wetter, von den schmerzen, und von seinem gemüt abhängig - bei ihm ist nun vieles psychisch geworden) dann gehts zu hause auch nicht so gut.... jeder zickt sich an...
Juliana hat geschrieben:Ich hab es die ganze Zeit so verdrängt und jetzt kommt es mit einem Schlag. Ich hatte solche Angst in ihr Zimmer zu gehen und hab vorher schon geheult.
auch das kenn ich mit der angst... war bei meiner oma auch so, als wir sie besucht haben im kh, vor ihrem tod.... ihr ganzer körper war nur noch haut und knochen. ihre rehbraunen augen haben mich angesehen.... es war schrecklich.... die augenhöhlen ... ach gottchen ich darf da gar nciht mehr dran denken. mir läuft schon die gänsehaut über den rücken.... ich hab nie angefangen ihren tod zu verstehen, zu verarbeiten und zu trauern...
es ist sehr sehr schwer.... ich weiß...
Juliana hat geschrieben: Im Zimmer war ich lustig, hab Fotos gezeigt und erzählt mit meiner Oma. Auch sie hat Späße gemacht. Omas gehts ja immer gut.... Obwohl sie heute schon gesagt hat, dass es ihr nicht so sehr toll geht.
und das ist gut so! genieße die letzte zeit mit deiner omi!!!! zeig ihr, dass du sie lieb hast, das du für sie da bist. verbring einfach die zeit mit ihr. das hilft. auch für sie. zu wissen, dass sie nicht allein ist.
auch das mit dem späße machen kenne ich... aber ich hab mich so verhalten, weil ich nicht wollte das die andren alle mitbekommen, dass es mir scheiße damit geht. mit der situation und den gedanken meine oma mal das letzte mal gesehen zu haben.
aber glaub mir. meine oma hat das gespürt das es mir nicht gut geht. und deine wird das auch spüren. nur sie wird sich vll nicht trauen mit dir darüber zu reden. oder dich zu fragen. viel, so wie ich es kennen gelernt habe von der arbeit her, haben angst über das ende nachzudenken... und einigen macht das gar ncihts aus, und wollen drüber reden.
einfach einsteigen. erzählen lassen,.....
Juliana hat geschrieben:Es ist so schrecklich ihr beim Sterben zusehen zu müssen und nichts tun zu können.
auch das kenn ich... meine oma konnte die letzten monate nichts mehr essen und trinken. sie erbrach sich schon nach jedem noch so kleinen schluck.... sie wurde dann schon vollgepumpt mit morphium...
es war für mich auch keine leichte zeit mitansehen zu müssen wie sie dahinvegitiert, immer dünner und dünner wird. immer mehr an kraft abbaut und schlussendlich wirklich nur mehr im bett liegt und atmete. und auch da hat man sich gedacht, ach scheiße, lebt sie noch...
ich war bei vielen leuten dabei und hab die hand gehalten auf dem weg zu dem letzten atemzug.... auch wenn man denkt sie bekommen das eh nicht mit...
viele menschen bekommen das alles noch mit und sind dankbar (auch wenn sie es nicht zeigen können) dass sie den weg nicht allein gehen müssen. das jemand da ist, der den weg (sei er steinig, oder auch erlösend) mit einem geht.
Juliana hat geschrieben:Ich kann zu Hause nicht darüber reden, ich hab da so eine Blockade. Drüber schreiben geht, weshalb ich es hier tue.
bei mir ist es so, dass ich zu hause dadrüber nicht reden WILL.... ich mag nicht das die wissen das es mir damit immer noch nicht gut geht... das ist der grund warum ich das fünf jahre verdrängt habe und immer noch verdränge.... in zwischen kann ich darüber aber auch schon etwas schreiben... aber ich muss aufpassen was ich schreibe. sonst kommen die bilder und die gedanken und gefühle wieder hoch und das ist nicht gut...
deshalb bitte, wenn du etwas los werden willst, hast du es schon richtig gemacht. einfach raus damit. einfach aufschreiben!
Juliana hat geschrieben: der sowas schon durchmachen musste und weiß wie man am besten damit umgehen lernen kann.
ich kann dir leider keine tipps oder eine anleitung geben.. denn jeder mensch trauert oder verarbeitet es auf eine andre weise...
ich kann dir nur sagen, wie es bei mir war,...
als wir in der kirche gesessen sind, mein cousin und ich haben sich nur angesehen und sich gedacht, die haben doch einen vogel. die heulen da alle rotz und wasser... das ist ja so peinlich.... am liebsten wären wir rausgegangen...
er wollte hart bleiben. er wollte zeigen das er schon ein mann wird.... damals war er erst 12 jahre alt...
doch dann ganz ganz ganz am schluss, beim grab, ist es über ihn gekommen, er hat die tränen zugelassen und rausgelassen und das war gut so!
mein onkel (sein vater) zb. hat nie geweint, nie wenn jemand anwesend war... er ist dann immer in den garten in sein kellerstüberl gegangen und hat das bild von oma (seiner mama) rausgeholt, ne kerze angezündet und ist einfach still und leise dortgessesen. und wenn eine träne rausgekommen ist, dann hat er es zugelassen....
glaub mir, das schlechteste was du machen kannst ist sie zu verstecken oder zu verdrängen...
genau das problem hab ich nämlich damit...
Juliana hat geschrieben:Ich hab im März erst meinen Opa verloren.
das tut mir sehr sehr leid!
Juliana hat geschrieben:Es tut nur einfach so weh. Ich wünschte es wäre vorbei, auch wenn ich meine Oma nicht gehen lassen will.
ja... das habe ich mir für meine oma auch gewünscht... einfach das leben los lassen zu können.. doch solange sie noch denkt, sie hat noch nicht alles erledigt, sie kann noch nicht gehen, sie wartet noch auf etwas oder jemand, konnte sie nicht...
und auch bei mir war das so wo ich gedacht hab: bitte lieber herrgott, lass es doch aufhören ihr leiden. nimm sie auf zu dir, erlöse sie von den schmerzen... doch auf der andren seite hab ich zu ihm gebetet: bitte nimm sie mir noch nicht, ich brauch sie ja, ich werd sie ja vermissen, was mach ich ohne sie etc etc...
es ist sehr sehr schwer... es tut weh sie leiden zu sehen, und trotzdem will man sie nicht verlieren...
wenn du darüber sprechen magst, einfach bescheid sagen. ich werd so gut es geht zuhören und "tipps" geben, oder einfach nur da sein. ja?
ich wünsch dir viel viel kraft!
glg