der albtraum

#1
hallo meine lieben,

es fällt mir schwer, folgendes zu schreiben. zugleich weiß ich, dass es gut sein wird. ich muss mich wohl damit auseinandersetzen, um endgültig davon loskommen zu können.

es geht um einen albtraum, der mich seit wochen begleitet. es ist ein traum, den ich in details nie auszusprechen gewagt habe, weil es mich in panik versetzt hätte.

jetzt will ich ihn aufschreiben, in der hoffnung, dann ein stück weit davon loslassen zu können.


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ich befinde mich auf einer party, auf der eine ausgelassene stimmung herrscht. auch ich bin supergut drauf, lache viel und amüsiere mich gut mit anderen partygästen. ungewollt gerate ich immer mehr in den mittelpunkt. ich erzähle und lache und stecke dadurch die anderen an. viele stehen um mich herum und hören zu, manche interssiert, manche eher weniger, aber die meisten blicke sind auf mich gerichtet. als ich dann kurz aufs klo gehe und wiederkomme, sind sie alle wieder anderweitig beschäftigt - nur einer nicht.
in der ecke steht ein mann, der mich die ganze zeit beobachtet. er lächelt zu mir herüber und ich lächle zurück. denke mir nichts dabei und setze mich eine weile. sein blick haftet auf mir. ich spüre es, doch ich traue mich nicht, nochmal hinzusehen. das brauche ich auch gar nicht, weil er ein paar sekunden plötzlich neben mir steht. er berührt mit seiner hand meine schulter und bemüht sich, mit mir in ein gespräch zu kommen. warum nicht? denke ich mir und beginne wieder, offener zu werden. rede, lache, amüsiere mich. und denke mir immer mehr, dass der typ echt ganz nett ist. er flirtet mich offensichtlich an und ich steige darauf ein. plötzlich kommt er mir näher. er ist ganz dicht vor meinem gesicht. ich weiß, dass er mich jetzt küssen will und schließe die augen. ich genieße den kuss und lächle ihn dann an. plötzlich spricht mich eine freundin an. ich muss woanders hin gehen, um zu helfen. klar bin ich sofort dabei - und lasse den typen erstmal sitzen.
als ich wiederkomme, ist er nicht mehr da. der abend wird noch wunderschön und endet zunächst so ausgelassen und fröhlich, wie er begonnen hat. dann mache ich mich auf dem heimweg. ich wohne nur wenige straßen von dem partyraum entfernt und denke mir nichts dabei, den weg alleine zu gehen. es ist schon mitten in der nacht.
ich höre schritte hinter mir. lächle noch darüber und denke mir, hey, manche hätten jetzt wohl angst. aber du, du hast keine angst. du bist stark. du weißt, dass du dich wehren kannst. und wer sollte dir hier schon was antun? summend laufe ich weiter und ziehe mir die jacke etwas höher ins gesicht, es hat ziemlich abgekühlt. ich laufe immer weiter und beginne mich bald dennoch zu fragen, warum ich die schritte immer noch höre. sie werden immer hastiger. plötzlich höre ich auch einen schweren atem. immer lauter, immer näher. langsam wird mir doch etwas bang zumute. ich bin jetzt mitten in einer kleinen gasse. alles ist stockfinster und keine menschenseele weit und breit. nur ich und diese gestalt hinter mir. ich kann so nicht weiterlaufen. ich verlangsame meinen schritt. die schritte verstummen. ich halte kurz inne und drehe mich dann um.
und dann geht alles ganz schnell. ich sehe noch einen schatten auf mich zulaufen, spüre überall hände. spüre, wie ich festgehalten werde. geohrfeigt werde. meine nase blutet. ich taumle einen schritt zurück. die hände drücken mich zu boden. ich sehe ihn kaum, aber ich höre ihn. diesen furchtbaren atem, dieses fluchen. und immer wieder "du willst es doch auch. du hast doch geradezu dazu aufgefordert. es ist deine schuld, dass ich jetzt sowas machen muss". die hände zerreißen meine jacke. die steine bohren mir in den rücken, mir tut alles weh und mir ist furchtbar kalt. mittlerweile haben sie auch mein oberteil zerissen und machen sich nun an meiner hose zu schaffen. nein, schreie ich, nein, ich will das nicht. hör auf. bitte, bitte, so hör doch auf....
mein schreien wird leiser. irgendwann nur noch ein schluchzen. ich kann nichts mehr sagen. die hand würgt mich. ich werde sterben. ich weiß, dass ich sterben werde. ich fühle mich ganz benebelt und eine ohnmacht droht. ich bin gar nicht mehr richtig da.
und plötzlich dieser schmerz zwischen meinen beinen. er hat es tatsächlich getan. heiße tränen laufen mir über die wangen. ich habe solche angst. ich will dass er aufhört. doch er tut es nicht. er macht weiter, immer heftiger, immer schmerzhafter. der schmerz betäubt mich noch mehr. in meinem kopf schwirrt nur noch eins: warum? warum tut er das?
und als antwort darauf höre ich mir seine flüche an. dass ich schuld sei. ich kann nicht mehr, wann lässt er mich nur endlich in ruhe? bitte, hör auf, bringe ich unter seinem würgegriff gerade noch hervor. - du willst, dass ich aufhöre? nein, das willst du nicht, gib es doch zu. ich spüre einen schlag. er hat mich wieder ins gesicht geschlagen. und nochmal. und dann spüre ich nur noch gleichgültigkeit. soll er doch machen was er will, vielleicht hat er recht. und sicherlich bin ich ihm unterlegen. es ist zwecklos, sich zu wehren.
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genau an diesem punkt wache ich meistens auf. ich spüre, dass ich allmählich ohnmächtig werde, ich habe das gefühl zu sterben und schrecke jedesmal hoch, immer mit dem gedanken "nein, nicht sterben" oder "nein, ich bin nicht schuld, hör auf". es ist furchtbar. es belastet mich. ich weine gerade, nur weil ich das geschrieben habe. ich hoffe so, dass das endlich aufhört....

#2
bin geschockt! da sind meine albträume nix gegen! ich kann dir leider nicht helfen, aber dass dus aufgeschrieben hast, ist gut. ich denke, damit hast du traum von realität getrennt. das kann schon mal ein anfang sein.

#3
hallo snoopy!

ja, es war ein wichtiger schritt, es aufzuschreiben. aber nicht, um traum von realität zu trennen. nein, um mich der realität zu stellen. es war längst nicht so schlimm wie im traum, aber ansätze davon habe ich leider erlebt. es ist sicherlich die panik, dass es anders hätte ausgehen können, die mich nun dazu bringt, andauernd sowas furchtbares zu träumen.

irgendwann werde ich loslassen können. nur noch nicht jetzt...

#4
ich träume ihn nicht mehr. seit einigen tagen schon. ich fühle mich erleichtert und befreit, trotz der panikattacken am tag. ich spüre, dass es aufwärts geht. irgendwie.

#5
das ist ja toll!
was hast du denn getan oder verändert, daß du ihn nicht mehr träumst?

panikattacken am tag stell ich mir schlimm vor. ich hab die nur nachts...
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

#6
Hallo Jen,

Das klingt ja echt grauenhaft :? Ich denke mal du hast einen wichtigen schritt getan indem du diesen Traum hier niedergeschrieben hast - auch wenn es sehr schlimm gewesen sein muss.

Du schreibst, dass du das ansatzweise erlebt hast. Hast du jemals mit jemandem drüber gesprochen und es aufgearbeitet? Wahrscheinlich nicht, oder?

Denn ich kenne es so, dass mich Alpträume nur so lange plagen, bis ich anfange über die Thematik, die hinter dem Traum steckt zu reden.
Ich hab früher oft von s*x**ll* Gealt (nicht so extrem wie du) oder davon geträumt erschossen zu werden. Ich konnte mir nie eingestehn Angst vor (auch s*x**ll*) Gewalt zu haben. als ich es endlich tat wurden die Träume wenigher und verschwanden.

Es kann sein, dass der Traum momentan nicht wieder kommt, da du ihn dir von der Seele geschrieben und ein ein Stück weit verarbeitet hast.
Das Unterbewusstsein plagt uns so lange mit Träumen, bis wir uns unseren Ängsten stellen und Erlebtes aufarbeiten.

Ich wünsche dir echt, dass du von DIESEM ALPTRAUM (meine Güte ist der krass) auch künftig verschont bleibst.

LG Naturelle

#7
hallo :-)
danke für eure kommentare.

ich glaube, der albtraum kam nicht mehr, weil ich ihn aufgeschrieben habe und mich ach bewusst mit der dahinterstehenden thematik auseinandergesetzt habe. ich bin sehr froh, dass ich ihn nun los bin.

einmal kam er noch, nur habe ich dann weitergeträumt. es hat damit geendet, dass ich ganz bewusst unter seinen schlägen gestorben bin. ich hoffe, ich träume nicht mehr so etwas furchtbares. das hat mich schon extrem beschäftigt in der zeit.

die panikanfälle kamen immer am tag, meistens, wenn ich in einer großen menschenmenge war, aber auch, wenn ich irgendwo im dunkeln alleine laufen musste. das grundgefühl war immer, alleine zu sein, auf mich selbst gestellt und dass ich nichts ausrichten kann, wenn mich jemand angreift.

das hat sich mittlerweile auch wieder gebessert, aber auch erst, nachdem ich ein paar tage im krankenhaus verbracht habe. diese ganze angst und die nichtbearbeitung des erlebten hat sich letztendlich in herzrhythmusstörungen geäußert, die zu einer embolie geführt haben. ich hätte daran sterben können... das hat mich arg aus der bahn gerissen und mich dazu gebracht, mich bewusst mit mir auseinanderzusetzen. ich habe mich hingesetzt und versucht, jede einzelne furchtbare sekunde dieser schrecklichen nacht nachzuempfinden. ( für die, die es nicht gelesen haben, in einem anderen beitrag berichte ich ausführlich über das, was mir passiert ist, könnt ihr ja mal nachlesen) ich hätte schreien wollen, ausbrechen, davonlaufen. und habe gekotzt.... vor lauter ekel vor dem typen, der erinnerung, mir selbst. zweimal, wieder zwei rückfälle. aber die waren vielleicht nötig. besser als verdrängen. es war meine art, die gedanken auszuhalten. und jetzt geht es mir wieder besser, auch wenn ich mir wohl dringend wieder einen psychologen suchen sollte, um alles richtig zu verarbeiten, da die herz.r.st. immer noch sehr häufig auftauchen....

aber das wird schon, ich bin zuversichtlich,

lg, eure jen