Ein paar Fragen...

#1
Hallo,

ich hab mich irgendwann schon mal hier im Forum vorgestellt, ist aber schon länger her. In letzter Zeit lese ich wieder häufiger mit, weil ich endlich meine Brechangst (Emetophobie) überwinden will. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte NICHT lernen, wie man kotzt, um Gottes Willen...ich möchte nur ein einigermaßen normales Verhältnis dazu bekommen. Mir nicht ständig Gedanken darüber machen, ob ich zu viel, zu wenig oder das Falsche gegessen habe. Rausgehen können ohne Angst, dass mir schlecht werden könnte oder dass ich jemanden erbrechen sehe...

Es wäre nett von euch, wenn ihr mir ein paar Fragen beantworten könntet:

* Was ist für euch schlimmer, erbrechen mit oder ohne Übelkeit?
* Ist die Übelkeit schlimmer als das Erbrechen an sich?
* Was tut ihr, wenn euch nach einem FA schlecht ist, ihr aber nicht erbrechen wollt?
*Hattet ihr zu Beginn eurer Essstörung auch Angst vor dem Erbrechen?

Ich hoffe, das klingt nicht zu albern. Ich bin übrigens immer wieder erstaunt darüber, wie sehr sich Brechphobiker und Bulimiker in bestimmten Verhaltensweisen ähneln. Auch meine Gedanken kreisen sehr häufig ums Essen (s.o.) und kotzen; ich habe Schwierigkeiten, meine Bauchsignale richtig zu interpretieren und tue mich schwer damit, in der Öffentlichkeit zu essen. Teilweise bekomme ich sogar kleine "Fressanfälle", wenn ich den ganzen Tag unterwegs war und mich mal wieder nicht getraut habe zu essen.

Bin gespannt auf Antworten. LG,
Angsthase

P.S.: 3 x dürft ihr raten, warum ich noch wach bin...richtig, mir ist schlecht und ich habe wieder einmal grauenhafte Angst :cry:

#2
Hallo!


Ich habe erst von kurzem von dieser Art der Angststörung gelesen und jez kommst du! :) Wie schön! Immer her mit Infos.

Also, um deine Fragen zu beantworten:

Ich finde es weniger schlimm, wenn mir richtig schlecht ist zu erbrechen (zb bei zu viel alkohol oder krank-sein) ... da es dann oftmals eine erleichterung ist, in dem moment ist es zwar doof, aber hinterher gehts einem meist besser.

Somit auch: Übelkeit ist wirklich was verdammt doofes, vor allem wenn man das gefühl hat, dass es einem alle paar sekunden hochkommen kann, und man nicht weiß, was man tun soll, das schwitzen, schüttelforst, etc. (ich spreche hier von der übelkeit, wenn man "von selbst erbricht", sprich krankheitsbedingt.)

Die Übelkeit nach einem FA ist nciht mit einer oben genannten zu vergleichen... sie kann aber unter umständen auch weitaus schlimmer sein, als das erbrechen an sich, denn das hat man schnell hintersich gebracht, während der Mageninahlt, das gefühl der völle und das drücken und ziehen im bauch mitunter noch stunden bleiben!

Ich hatte nie eine übermäßige angst vorm erbrechen, klar mochte ich es nicht, aber ich reagierte nicht panisch oder so.

So. Vielleicht konnte ich helfen, fände ich jedenfalls gut ;)

liebe grüße,
wüstenrot.

#3
Hallo wüstenrot,

vielen Dank für deine Antwort. Manchmal denke ich auch, dass die Übelkeit eigentlich viel schlimmer ist als das Erbrechen, aber wenn ich dann meine, brechen zu müssen, ist meine Angst doch wieder größer. Ich kann halt überhaupt nicht mehr unterscheiden, wann mir vor lauter Angst schlecht ist und wann mir wirklich schlecht ist.

Im Winter war ich für 3 Monate in einer Klinik, wo ich unter anderem auch Konfrontationsübungen gemacht habe. D.h., ich musste mir zunächst Bilder, später Filme von brechenden Menschen ansehen (z.B. einen Jackass-Film mit diesem widerlichen Steve O.). Ich würde schon sagen, dass es mir etwas gebracht hat, die Angst hat tatsächlich irgendwann nachgelassen. Aber die Übelkeit und der Ekel sind immer größer geworden, so dass ich einmal wirklich würgen musste. Mein Therapeut wollte, dass ich während des Bilder/Filme-Guckens etwas esse, aber da habe ich mich verweigert. Ich war ja schon froh, wenn ich an dem Tag überhaupt noch was runtergekriegt hab. Muss ich das wirklich können? Könntest DU das?

Wenn du Fragen an mich hast, frag ruhig :)

LG
Angsthase

#4
zu deiner letzten frage:

ich weiß nicht wie ich in der situation selbst handeln würde - aber jetzt sage ich mal, ja ich könnte da schon was essen wenn ich jemanden brechen sehe.
ist ja nur nahrung, die wieder aus dem körper kommt weil es nicht vertragen wird, bei normaler übelkeit. ist ja bei bulimikern etwas anders ;)
ich will nicht sagen, je öfter man kotzt desto weniger schlimm wird es - aber es ist gewöhnungssache. man toleriert es, akzeptiert es, gewöhnt sich dran...

darf ich fragen, seit wann du diese phobie hast?? ich erinner mich daran, vor einiger zeit war schon mal jemand hier mit diesem problem.
gabs bei dir ein ereignis, welches das augelöst hat??

#5
Hi Chili,

ich habe diese Phobie schon seit früher Kindheit, so ca. seit ich 8 bin. Ich erinnere mich, dass ich mit zitternd hinterm Vorhang verkrochen habe und mir die Ohren zugehalten habe, bis sie weh taten, wenn jemand aus meiner Familie brechen musste. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie es zu dieser Phobie kam. Ich erinnere mich zwar, dass ich als Kind einmal so heftig brechen musste, dass ich kaum Gelegenheit hatte, Luft zu holen und Angst hatte zu ersticken. Aber ob das der Auslöser war?

So richtig schlimm wurde es mit ca. 15 Jahren, als mir einmal in der Stadt urplötzlich übel wurde und ich dachte, gleich brechen zu müssen. Da entwickelte ich dann plötzlich Angst vor Situationen, aus denen ich nicht schnell flüchten könnte: Bus und Bahn fahren, Kino, große Kaufhäuser...Partys waren mir selbstverständlich auch ein Gräuel, zumal da wirklich JEDES Mal jemand gekotzt hat.

Seit einem heftigen Magen-Darm-Infekt, bei dem ich in einer Nacht 30 mal (!) brechen musste und nicht den kleinsten Schluck Wasser bei mir behalten konnte (und das nach 12 kotzfreien Jahren), ist es wieder ein wenig besser geworden. Irgendwann hatte ich überhaupt keine Kraft mehr, mich darüber aufzuregen, dass ich kotzen muss. Ich wollte einfach nur noch, dass es aufhört. Überraschenderweise fand ich das Brechen da auch gar nicht sooo schlimm. Zwar unangenehm, aber es geht ja doch relativ schnell wieder vorbei.

Nichtsdestotrotz habe ich immer noch große Angst davor, insbesondere in der Öffentlichkeit. Und auch andere Leute kotzen zu sehen oder zu hören macht mir noch arg zu schaffen. Ich bepinkele mich in öffentlichen Toiletten vor lauter Hektik fast, weil ich Angst habe, dass jemand ins Nachbarklo stürzt und anfängt zu brechen und ich könnte dann nicht flüchten :shock:.

Der einzige Mensch, bei dem ich das ertragen kann, ist meine Tochter (7 J.). Ihr kann ich sogar den Eimer halten und sie trösten. Ich hab dann zwar auch Angst (Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern), aber ich kann sie aushalten. Da ist der Mutterinstinkt wohl stärker :D.

#6
Hallo Angsthase,
ich habe eine Idee, wie du deine Phobie vielleicht verlieren könntest:
Ich mache ja seit einem Jahr eine NLP-Ausbildung. Dabei lernt man u. a. auch das Heilen von Phobien. Es ist eigentlich eine ganz banale Sache, die unglaublich gut funktioniert.
Schau doch einfach mal im Internet, was du so unter NLP (Neuro-Linguistisches-Programieren) findest und ob du Lust hättest, dir in deiner Nähe jemanden zu suchen, der das kann. Wichtig wäre es, dass das jemand macht, der eine Qualifikation nach DVNLP hat und am besten schon NLP Lehrtrainer ist.
Damit versuche ich auch seitdem ich das mache, meine scheiß Sucht zu bekämpfen. Also es ist ein Teil der bekämpfung.

In meinem Kurs war eine Frau, die so unglaubliche Angst vor Ratten hatte. Sie lebt in Köln und da muß es wohl ne ganze Menge von diesen Tierchen geben. Ihr sind wohl öfter mal welche über den Weg gelaufen und sie wurde dabei richtig hystherisch und hat sich über einige Wege garnicht mehr getraut zu gehen, dafür sogar große Umwege in Kauf genommen.
In unserem Kurs hat dann unser Trainer die 'Demo' mit ihr gemacht, um uns das Modell 'Phobiekur' zu zeigen.
Wahnsinn!!!
Danach ging es ihr viel viel besser mit Ratten. Nicht das sie die jetzt liebt und anfassen würde oder so, aber wenn ihr in der Stadt nun mal eine begegnet, oder sie eine sieht, flippt sie nicht mehr total aus. Sie weiß jetzt, das ihr nichts passieren wird!
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

#7
Hallo florina,

vielen Dank für den Tipp. Es ist sicher nicht falsch, an seinen Kognitionen zu arbeiten, aber ich bezweifle, dass mir das allein helfen wird. Ich werde bald 31, d.h. ich habe diese Phobie seit mindestens 22 Jahren...da sind so fest eingeschliffene Verhaltensweisen (Vermeidung), die sich bestimmt nicht allein durch kognitive Umstrukturierung beheben lassen. Vom Kopf her weiß ich ja auch, dass das eigentlich nichts Schlimmes ist. Aber wenn mir übel ist, kommt die Angst doch immer wieder durch.

Ich bin ja bereits in Therapie - mit einigen Unterbrechungen seit bald 9 Jahren :shock: - und habe schon einiges erreicht. Aber in der Theorie ist alles immer viel einfacher als in der Praxis und die Brechphobie ist leider nicht meine einzige Baustelle. Ich bekomme auch allgemein einfach so aus heiterem Himmel Panikattacken und habe einige Zwänge.

Ich habe schon oft über die Bedeutung meiner Emo nachgedacht. Brechen ist für mich letztendlich auch etwas Aggressives - man stößt etwas mit Gewalt von sich, was man nicht verdauen will/kann - und mit Aggression habe ich sowieso meine Probleme. Man könnte meine Furcht vorm Brechen auch als Trennungsangst ansehen. Ach, keine Ahnung.

Reale Konfrontationsübungen gestalten sich halt schwierig. So lange kann ja kein Mensch brechen, bis meine Angst endlich nachlässt.

#8
hey angsthase,

also es hört sich an, als hättest du dich wirklich mehr als ausgiebig mit deiner phobie beschäftigt (naja, eigentlich eh klar;)) auch mit den psychischen hintergründen.

hast du therapie gemacht??

#9
Ja.
Ich bin ja bereits in Therapie - mit einigen Unterbrechungen seit bald 9 Jahren Shocked
Außerdem habe ich Psychologie studiert. Zwar nicht mit klinischem Schwerpunkt, aber kenne mich da auch ganz gut aus :wink:

#11
* Was ist für euch schlimmer, erbrechen mit oder ohne Übelkeit?

ohne übelkeit.. aber wieso weiß ich eigentlich nicht, vielleicht ist es danach die erleichterung das die übelkeit weg ist?

* Ist die Übelkeit schlimmer als das Erbrechen an sich?

Für mich das Erbrechen. Denn das macht mich immer so down und kaputt

* Was tut ihr, wenn euch nach einem FA schlecht ist, ihr aber nicht erbrechen wollt?

najaa hatte ich noch nicht soo richtig weil ichs nie ausgehalten habe, aber ich schätze mal ablenken, rausgehen..

*Hattet ihr zu Beginn eurer Essstörung auch Angst vor dem Erbrechen?

Für mich war Erbrechen immer ein Krankheitssignal.
Angst hatte ich nicht so richtig, allerdings hatte ich unangenehme Erfahrungen, wo ich keine Luft mehr bekommen habe, oder ich umgefallen bin weil das so kräfte-raubend war damals wo ich halt MagenDarm-Grippe oder so hatte.
Aber richtig Angst hatte ich eigentlich nie





:wink: Liebe Grüße

#12
Hm... ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es dir helfen würde. Was spricht gegen einen Versuch?
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

Re: Ein paar Fragen...

#13
Angsthase hat geschrieben:
Es wäre nett von euch, wenn ihr mir ein paar Fragen beantworten könntet:

* 1 Was ist für euch schlimmer, erbrechen mit oder ohne Übelkeit?
* 2 Ist die Übelkeit schlimmer als das Erbrechen an sich?
* 3 Was tut ihr, wenn euch nach einem FA schlecht ist, ihr aber nicht erbrechen wollt?
Aber wenn ich nicht erbrechen will, leg ich mich ins Bett und versuche zu schlafen. Rausgehen könnte ich nach einem FA nicht, weil der Bauch so gebläht ist und ich mich zumeist kaum bewegen kann.
* 4 Hattet ihr zu Beginn eurer Essstörung auch Angst vor dem Erbrechen?
1 Mit Übelkeit, weil das wirklich ein unangenehmes Gefühl ist, wenn einem schlecht ist. Das bulimische Erbrechen hat etwas Befreiendes an sich, und zwar nicht nur physisch, sondern auch psychisch bedingt.

2 Ja, eindeutig. Man erbricht ja schließlich, weil einem so übel ist.

3. Ich muss zugeben, dass mir so gut wie nie schlecht ist nach FA. Ich bin einfach so voll, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Ich weiß einfach, wann es "Zeit ist", kotzen zu gehen. Schlecht werden könnte mir nur, wenn ich kiloweise Mozartkugeln oder so ein Zeugs essen würde.

4. Ich kann mich an die erste Male nicht erinnern. Kann kaum eine Bulimikerin. Aber ich denke eher, dass da Angst war, dass Zeugs nicht herauswürgen zu können. Angst vor dem Erbrechvorgang per se kenne ich nicht.

Die Bulimie ist so bekackt.
Niemand kann dich befreien, wenn du dich nicht selbst befreist (Manfred Hinrich)

#14
Hallo Angsthase,
* Was ist für euch schlimmer, erbrechen mit oder ohne Übelkeit?
mit Übelkeit, weil das unangenehme Gefühl da ist und weil das Essen meistens schon mit Magensäure durchsetzt ist (Übelkeit kommt ja meist später)
* Ist die Übelkeit schlimmer als das Erbrechen an sich?
ja
* Was tut ihr, wenn euch nach einem FA schlecht ist, ihr aber nicht erbrechen wollt?
schlecht wird mir nur nach echt gefährlichen Sachen wie zum Beispiel Verdorbenem oder Unmengen Eier - und die würde ich mich dann nicht trauen, drinzulassen, schon wegen Vergiftungsgefahr - also doch wieder erbrechen.
Und wenn mir nach normalem Essen leicht übel wird, entweder Magenbitter oder eine Magentablette
*Hattet ihr zu Beginn eurer Essstörung auch Angst vor dem Erbrechen?
nein, nur Angst, es nicht zu können und die ganzen Kalorien drinlassen zu müssen. aber ich hatte vorher 5 Jahre MS und war total stolz, mich nicht so gehenzulassen, sondern stark sein zu können. Damals hab ich mir das Erbrechen bei B so vorgestellt wie bei Übelkeit und fand das in Gedanken ganz furchtbar

#15
na dann will ich auch mal:

1. das erbrechen ist mit übelkeit schlimmer weil ich dann entweder krank bin oder der fa noch viel riesiger war als ohne übelkeit... brechen einfach so und die sache ist geritzt, übelkeit bleibt länger

2. die übelkeit ist schlimmer. erbrechen ist ja ne art heilung...

3. puhh, ob es das gibt? ablenkung, raus gehen??? aber da kann man auch kotzen. und bewegen ist dann eh blöd. heulend auf dem bett liegen und warten das die zeit vergeht?

4. voher angst? weiß es nicht mehr genau. aber ich denke nicht, fand es eher angenehm... nicht in dem moment aber hinterher als es geschafft war!