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Schwester Bulemie

Verfasst: Mi Sep 18, 2019 12:22
von Laramamder
Hallo,

Meine Schwester hat seit 3 Jahren eine Essstörung.
Angefangen hat alles mit Mahlzeiten selbst kochen und extrem auf gesunde Ernährung zu achten. Dann hat sie nicht mehr wirklich gegessen und hatte Untergewicht. Da sie volljährig wirde war es schwieriger für alle zu handeln, auch da sie das Gewicht immer gerade so gehalten hat und nicht ins Krankenhaus musst. Die Eltern sahen das als gutes Zeichen an.
Danach bekam sie Bulemie (nun über 2Jahre).
Kurzzusammenfassung:
Ich habe versucht mit ihr mehrmals ruhig das Thema zu bereden, ihr zu versichern dass ich für sie da bin, ihr am Weg für Hilfe auch beistehe, und alle Ratschläge, Tipps von Psychologen und Ärzten befolgt.
Ich habe am Anfang für mich Wochenlang durchgeheult. Wie ich hörte dass sie sich übergibt, wenn ich Spuren im Bad sah....
Da sie sich nach jeder Mahlzeit die sie in sich reinstopft wieder ünergibt werde ich bei jedem essen daran erinnert. Jedes mal wenn sie ‘duschen’ geht höre ich das wasser und weiß was sie tut. Jeden tag ist der Abfluss verstopft oder in der Toilette sieht man das letzte Frühstück, da sich alle Spuren nicht so schnell verwischen lassen.

Abgesehen davon können keine Gespräche mehr geführt werden. Jede nett gemeinte Frage nach dem Tag wird als Angriff gewertet und endet in grauenvollen Streit.

Ich weiß nicht mehr was ich tun soll.
Täglich zwinge ich mich liebevoll und da zu sein, obwohl ich beschimpft werde und es kaum ertrage.

Ich kann nicht mehr bei ihr sein. Nun ist es mir zu viel. Ich hab nicht mehr die Kraft für sie immer da zu sein. Ich hab nicht die Kraft zu hoffen, wie ich dabei zusehe wie sie sich umbringt - es bringt mich um.


Ich möchte nichts mehr davon mitkriegen -nicht weil ich ein schlechter Mensch bin, sondern weil ich nicht mehr kann.
Ich möchte jedoch meine Schwester nicht verlieren.

Was soll ich nur tun?

Re: Schwester Bulemie

Verfasst: Do Sep 26, 2019 21:34
von Kiki
Hallo Laramamder,
Ich wünschte ich könnte dir sagen was zu tun ist. Ich kenne die Situation haben in der Familie auch Fälle von B., als Angehöriger schwankt man dauernt zwischen Sorge/Angst und manchmal auch Wut. Die Stimmungsschwankungen bzw. Wesensveränderungen der Betroffenen machen es uns nicht leicht stets verständnisvoll und freundlich zu bleiben.
Wichtig ist das du dich selbst nicht vergisst! Ich verstehe es so das ihr zusammen wohnt? Vielleicht solltest du ausziehen einfach damit du ein zuhause hast in dem DU zur Ruhe kommen kannst und vielleicht nimmt das auch das Streitpotential da du nicht mehr alles mitbekommst.
Du musst mit deiner Schwester sprechen ihr sagen wie du dich fühlst( natürlich möglichst ohne Vorwürfe aber das weißt du).Versuchte zu vermitteln das du sie liebst und weiterhin für sie da sein wirst.
Eigenschutz geht vor, deshalb bist du kein schlechter Mensch.

Lieben Gruß Kiki

Re: Schwester Bulemie

Verfasst: Di Okt 08, 2019 21:27
von Laramamder
Hallo Kiki,

Vielen Dank für die Antwort! Das hilft mir sehr.
Ich habe über das ‚Ausziehen‘ Thema schon oft nachgedacht, aber irgendwie es nie ganz geschafft. Aber womöglich ist es wirklich eine gute Idee!
Ich glaube dass ich mich selbst in der Tat die letzten Jahre sehr eingeschränkt habe, da mich alles sehr mitgenommen hat.
Es ist aber irgendwie nicht ganz leicht dann den Schritt tu machen und mehr an sich selbst zu denken.

Ich werde es jedenfalls versuchen und schauen dass ich dabei noch immer für meine Schwester da sein kann.

Danke für die liebe Antwort!

Grüße, Lara