Liebe Dreamdancer,
liebe Wispy,
es ist jetzt schon etwas Zeit vergangen seit meinem letzten Post. Die brauchte ich einfach für mich und um mir über mich klar zu werden.
Ich habe meine Verlassensängste jetzt in den Griff bekommen, ich habe einen sehr guten Therapeuten - ambulant - für mich gefunden. Jetzt bin ich wieder bei mir und gestärkt und das lässt mich gut fühlen.
Ich habe die Zeit damit verbracht, die Dinge zu tun und auszuhalten, vor denen ich Angst hatte:
Allein sein!
Dazu habe ich mich in einer Pension eingemietet an einem See für ein paar Wochen. Dort war ich dann auch über diverse Feiertage und Geburtstage von Angehörigen. Ich hatte mich komplett zurück gezogen, nur dieser kleine und beschauliche Ort an dem man nach 22.00 nichts warmes mehr zu Essen bekommt, der See und ich. Die erste Woche war echt hart, ich dachte ich halte das nicht mehr aus, so allein und ohne andere Menschen. Ich bin doch ein Gesellschaftstierchen.
Na ja, eines war noch da: Ein Therapeut den ich in der Nähe gefunden hatte und bei dem ich 2-3x pro Woche war.
Zwischendurch hatte ich beinahe Panikanfälle vor dem Allein sein, ich fand mein Leben, meine Existenz als sinnlos und nichtig. Ich hatte sogar einen Fernseher auf dem Zimmer, den habe ich jedoch irgendwie niemals eingeschaltet. Ansonsten war ich ziemlich isoliert, habe jedoch ab und an telefonisch Kontakt gehalten mir meiner Umgebung. Aber eben nicht physisch. Nach zweieinhalb Wochen habe ich dann auch das erste Mal wieder mit Diane telefoniert. Es war anders.
Nach ca. einer Woche bin ich eines Abends ins Bett gegangen und es ging mir richtig gut. Am nächsten Morgen habe ich es richtig genossen mit mir zu sein. Plötzlich fing ich an schwimmen zu gehen, zu laufen, viel spazieren zu gehen, die Natur wieder an mich heran zu lassen. Nach 3 Wochen war ich auch draussen auf dem See rudern und stundenlang auf dem Wasser treiben, nur die Sonne, der See, meine Musik, Obst, Käse und eine Flasche Rotwein. Es war ein Fest!
Wie ihr weiter oben lesen konntet, hatte mich Diane einmal auch besucht. Aber selbst nach dieser schrägen und wundervollen Nacht war nicht klar, wie es weitergehen wird, ob überhaupt...
Nach vier Wochen war mir das alles nicht mehr wichtig. Mir war wichtig Zeiten zu haben an denen ich nur für mich sein konnte, alleine in einem Eiscafe sitzen und den Menschen zusehen oder ein Buch lesen und dabei Eis essen und Kaffee trinken. Ich war irgendwie entspannter, chilliger geworden.
Ich muss dazu sagen, dass ich einen Job habe, bei dem ich sehr gut von auswärts arbeiten kann.
So dass ich nicht viel Urlaub nehmen musste. Hat auch Vorteile als Jobmäßiger-Einzelkämpfer.
Vielleicht versteht ihr jetzt auch, wieso ich nach Feierabend umso mehr meine Leute um mich haben möchte/musste.
Dann bin ich irgendwann wieder in die Großstadt zurück gekehrt. Ich wusste ich würde nur für ein paar Tage dort bleiben, denn ich hatte mich entschlossen selbst in Urlaub zu fahren, an einen anderen Ort als an dem, an den wir gemeinsam fahren wollten. Sollte sie doch ihren Urlaub machen, ich mache meinen!
Was mich dort erwartete hatte ich nicht mal erhoffen können: Diane meldete sich zwei Tage vor unserem geplanten Urlaubstermin und sagte mir, sie wolle mit mir mitkommen. Wow! War es nicht so, dass sie fahren wollte, ohne mich? Und jetzt wollte sie nicht etwa, dass ich mitkomme, sondern sie wollte mit mir mitkommen. Ich überlegte kurz, sagte ihr, dass ich mich freuen würde, aber das nur ginge, wenn ich mich jetzt auch darauf verlassen könne, dass sie mit mir mitkommt. Bis zur Abfahrt, ach quatsch, bis zur Ankunft an meinem, äh unserem, Urlaubsort konnte ich es noch nicht Recht fassen. Morgens sind wir los und erst als wir in der Nacht ankamen begriff mein Gefühl allmählich, dass ich nicht träume und dass sie wirklich mit mir für 10 Tage in den Urlaub gefahren war! - Krass - geil!
Ich hatte keine Angst wie es würde und ich habe nichts erwartet oder erhofft. Ich habe stets nur versucht den Moment aufzunehmen, zu spüren was in der Luft liegt und wenn es mir gefallen könnte, das Gefühl mitzunehmen.
Die ersten beiden Tage und Abende waren sehr spassig, aber auch abtastend, wer ist dieser Mensch da neben mir und wie tickt er und was will er?
Ich hatte zuvor beschlossen, mit meiner Rückkehr alles Vergangene möglichst zurück zu lassen und alles neu zu bewerten, quasi Tag Null.
Es funktionierte erstaunlich gut Diane betreffend und ich erzählte ihr von meinem Entschluss und sie schien die Idee ebenfalls aufgenommen zu haben, nur zögerlicher, vorsichtiger als ich.
Tags über machten wir spontan etwas was wir den Abend vorher geplant hatten oder wenn einer dazu keine Lust hatte, dann etwas anderes spontanes. Wir liessen uns von unseren Launen, dem Wetter und der Kultur und Mentalität des Länder leiten. Es klappte erstaunlich gut, kein Tag war wie der andere. So etwas hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben erlebt.
Wir waren 24h rund um die Uhr zusammen, 10 Tage lang, das sind 240h am Stück!!!
Der Gedanke daran liess mir die ersten Tage ein wenig den Atem stocken.
Die ersten beiden Tage also vergingen spassig und herantastend, mit vielen Gesprächen, die immer tiefer und intensiver wurden. Am dritten und vierten Tag entstand in unseren Gesprächen etwas Reibung. Zwei oder dreimal musste ich kurz den Raum verlassen nach einem Satz von ihr, sie dann irgendwann auch ein paar Mal. Aber immer liess der eine den anderen gehen und liess ihm und sich selbst Zeit das Gesagte und Geschehene und Erfahrene sacken zu lassen. Meist innerhalb von 15min. kam dann derjenige der weggegangen war wieder, sagte kurz was in ihm los war und entschuldigte sich beim anderen. Und dann stiessen wir jedes mal mit einem Glas Wein an und redeten an dem oder einem anderen Punkt weiter.
Wir liessen nicht viel aus was die letzten Monate betraf, was jeden von uns tief beschäftigt hat und wie er sich fühlte. Es gab kein "Du hast das und das gemacht", sondern jeder sprach nur von sich und seinen Gefühlen und Befindlichkeiten. Und wir waren in der Lage das zu reflektieren. Einmal meinte sie zu mir: "Sorry, das war nichts gegen Dich. Das war nur mein Psychodings, meine Selbstabwertung." Und dann liess sie sich mich wieder in meine Arme fallen.
So fühlte ich mich von Tag zu Tag ihr wieder näher, ich spürte sie in mir und sie hatte sich mir anscheinend sehr gut mitgeteilt, so dass ich - auch wenn ich wenn es ihr mal nicht gut ging und ich nicht verstand was da los war (war ich zu viel für sie, hatte ich etwas falsches gesagt, kam etwas Vergangenes hoch, war sie melancholisch, war es ihr psychodings? oder war sie gerade einfach nur traurig?) liess ich sie am Strand oder im Bett einfach neben mir liegen oder in der Bar neben mir sitzen, sprach nicht mit ihr, liess ihr ihre Musik, die mir viel über ihren momentanen Gefühlszustand sagte und horchte in mich hinein. Was brauchte ich jetzt, was nichts mit ihr zu tun hatte, wie konnte ich mir etwas gutes tun? Zwischendurch ging ich mal schwimmen, oder spazieren oder las ein Buch. Sie konnte so sein wie sie war ohne sich erklären zu müssen, das war mir wichtig. Und mir war wichtig, dass sie das sehen und fühlen konnte. Also schwieg ich dabei immer.
Und entweder kam sie dann von sich aus wieder auf mich zu, nachdem sie die Phase beendet hatte oder für beendet erklärte oder ich ging weg und kam mit einem Getränk für uns beide wieder, weiter schweigend. Dann kam sie, lehnte sich an mich, änderte ihre Musik in romanischere Klänge und wir saßen beieinander, tranken, schwiegen und schauten in die Natur, das Meer oder in den Sonnenuntergang. - Klingt vielleicht schnulzig, war aber so.
Und wenn sie das Bedürfnis hatte zu reden über das was davor gerade bei ihr war, tat sie das. Und wenn nicht, sagte sie mir von sich aus zumindest kurz um welches Thema es sich gerade bei ihr gehandelt hatte.
Und ich begriff: Das hatte nie etwas mit mir zu tun. Ich tat ihr gut und nicht schlecht. Es waren ihre Themen und wenn ich sie nicht auf mich bezog, konnte sie sie bei sich lassen und fühlen, dass ich ihr gut tat.
Am fünften Abend dann wurde es sehr intensiv. Wir hatten viel getrunken, mehr Alkohol als sonst, wesentlich mehr. Keine Ahnung wieso, es lag schon den ganzen Tag was in der Luft. Ihre zufälligen Berührungen wurden häufiger und ich fühlte sie intensiver. Sie nahm häufiger Blickkontakt zu mir auf und lächelte mehr und länger. So jedenfalls empfand ich es. Und sie hackte sich bei mir immer und immer wieder ein wenn wir zu Fuss unterwegs waren. Ich konnte das knistern zwischen uns spüren. Ich hatte das Gefühl es passiert den ganzen Tag über etwas...ich glaube an dem Tag hat sie sich für ihre Verhältnisse sehr weit geöffnet. Jedenfalls sprachen wir davon, dass sie ihren Ex irgendwie immer noch liebe und sie wisse, dass es ihm schlecht geht, dass er mit seiner Psyche massiv Probleme habe und dass er ihr deswegen nicht gut tun würde. Und dass sie nie mehr mit ihm zusammen sein könne, weil sie ganz unterschiedliche Dinge vom Leben erwarten und sie in einer Beziehung mit ihm sich anpassen müsse und er kalt sei und sie deshalb leiden würde. Aber sie habe Gefühle für ihn und sei irgendwie immer noch in ihn verliebt. Und das wolle sie nicht mehr sein, dass täte ihr weh. Besonders weil sie merke, dass sie auch echte, tiefe Gefühle für mich habe und ich ihr gut tun würde. Aber dass sie auch das Gefühl habe, sie müssen ihn unbedingt haben und sei es nur noch einmal für einen Sommer oder gar nur eine Nacht. Und dann fing sie furchtbar an zu weinen. Ich hielt sie in meinen Armen fest und sagte gar nichts.
Irgendwann hörte sie auf zu weinen und fing an mich zu küssen. Und dann wurde alles intensiver und sie sagte, sie wolle nicht mit mir schlafen und ich sagte, dass müssen wir auch gar nicht. Also hörten wir auf, lagen nur beieinander. Dann fing sie irgendwann wieder an und es passierte einfach. Doch direkt danach sprang sie auf, stürzte ins Bad, heulte und ich konnte hören wie sie in unter der Dusche zusammengebrochen und heulend da sass. Ich sass im Bett, die Hände vor meinem Gesicht und weinte auch. Nach einer einer schier ewigen Zeit kam sie raus, nahm mich in den Arm und sagte mir, dass sie mich liebe, ich gut sei wie ich sei, sie es lieben würde mit mir zu schlafen und dass alles nichts mit mir zu tun habe, sondern ihre verkappte Psyche sei. Sie sei einfach nicht darauf vorbereitet gewesen, dass das passieren würde. Sie müsse bei so etwas vorbereitet sein, damit es nicht umschlägt. Dann nahmen wir uns in den Arm und schliefen ein.
Am nächsten Morgen war sie dann sehr melancholisch und in sich gekehrt, bis gegen Mittag. Wir sprachen nicht miteinander, lagen nur am Strand. Irgendwann, ich kam gerade von einem Spaziergang wieder, lehnte sie sich an mich und fragte mich, worauf ich heute Lust hätte, jetzt sei sie wieder wach und bei sich und habe Energie und Laune. Wir haben dann einen tollen Ausflug gemacht.
Die kommenden 5 Tage waren toll. Sie hat nicht von mir Abstand genommen, war weiterhin zärtlich zu mir, schien auch kein Problem damit zu haben und wir haben jeden Tag etwas anderes unternommen - und wie immer geredet...über Gott und die Welt, aber meist über uns selbst.
Wir haben nicht mehr miteinander geschlafen. Ich glaube ich hatte zu viel Respekt davor, dass es wieder in ihr ausbrechen könnte, und ich wollte es langsam angehen und nicht das Schöne was wir hatten durch Sex gefährden. Sie streichelte mich zwar ab und an und ich sie, aber zu mehr habe ich es dann nicht mehr kommen lassen. Ich glaube der eine Abend war nicht einfach für mich und ich brauchte selbst danach Zeit, mich nicht zu verlieren.
Alles in Allem hatten wir einen fantastischen Urlaub und ich hatte den Eindruck, dass jeder sich selbst und den anderen inzwischen besser versteht und dass wir ganz neue Facetten und Aspekte aneinander entdeckt haben.
Jetzt sind wir wieder zurück und sie hat bereits Pläne, was wir den Sommer über gemeinsam so machen können. Hauptsächlich wollen wir die Zeit miteinander erst einmal weg vom Alltag verbringen, so dass wir beide beieinander abschalten können und nicht Tagein Tagaus uns sehen und irgendwann nicht einmal mehr wissen, wieso.
Wir wollen uns auch so zwischendurch treffen in der Stadt, aber nur dann wenn beide das Bedürfnis haben, einander zu sehen. Mal schauen was dabei raus kommt.
Zumindest hatte sie im Urlaub ihr Gefühl für mich besser wahrnehmen können. Ich hoffe, dass sie diese Wahrnehmung nicht im Alltag verlieren wird und wir das alles ruhig und ohne Druck angehen können.
Jetzt habe ich sie schon ein paar Tage nicht mehr gesehen und ausser kurzen sms ab und an war nicht viel. Jeder hat viel zu tun und ich freue mich, sie am Montag wieder zu sehen, wir wollen uns das Spiel der Deutschen gemeinsam ansehen. Vielleicht bei mir und wir kochen vorher gemeinsam...mal sehen.