Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total ratlos

#1
Ich bin ganz frisch in einer Beziehung mit meiner Freundin, nennen wir sie einfach mal Diane. Und bin total ratlos.
Kurz zum Hintergrund:

Wir kennen uns seit September und mir ist damals aufgefallen, dass sie sich ritzt. Ich habe sie ein paar Tage später darauf angesprochen und ihr auch gesagt, dass ich erkenne, dass das keine Katze war. Daraufhin war sie ehrlich zu mir. Wir haben auch was miteinander angefangen, nichts verfängliches. Doch ich konnte spüren, dass es bei uns beiden mächtig gefunkt hat. Sie meinte, sie fände es toll, dass sie so offen über alles mit mir reden könne.
Später erzählte sie mir davon, dass sie eine Essstörung habe, aber bereits monatelang stationär in Therapie gewesen sei und das unter Kontrolle habe. Es sei halt ihre Art zu leben.
Nach einem Suizidversuch kam heraus, dass sie noch nie stationär in einer Therapie gewesen ist und sie mich über viele Dinge belogen hatte.
Ich habe trotzdem zu ihr gestanden und war ihr nicht böse, habe akzeptiert, dass es Teil ihrer Vermeidungsstrategie ist, um sich nicht offenbaren zu müssen. Gemeinsam mit ihr und ihren Eltern haben wir nach dem richtigen Therapieplatz für sie gesucht. Ich stand und stehe voll hinter ihr um ihr den Rücken frei zu halten!
Sicher hat sie auch Borderline Anteile, aber ich halte nichts von Schubladen, jeder Mensch ist ein Individuum.

Wenige Tage bevor sie stationär in Therapie gegangen ist, sind wir zusammen gekommen. Sie hat mir im Laufe ihrer Therapie auch einen Film genannt, der sich mit ihrem Thema Essstörung beschäftigt und meinte, die Protagonistin, das sei 100% sie. Der Film - die Handlung ist recht flau - hat mich geschockt! Wenn DAS sie ist, dann kenne ich von ihr nur die Oberfläche, obwohl wir tief miteinander verbunden sind! :cry:

Ich sagte ihr, dass es mir nicht wichtig ist zu wissen, ob sie nach dem Essen auf die Toilette geht, entweder weil sie sich frisch machen will oder aber weil sie erbrechen muss. Das würde nichts daran ändern, wie ich sie sehe. Und das stimmt auch! Sie kann mir davon erzählen, erwarte ich aber nicht von ihr.
Ich habe sie als einen sehr tief empfindenden, starken und lebensfrohen Menschen kennengelernt, dessen Nachtseele melancholisch und äußerst verzweifelt ist und der einen unheimlichen Selbsthass zu empfinden scheint. Zwischen diesen beiden Welten bewegt sie sich anscheinend. So habe ich sie kennen gelernt, über ihre Selbstverletzungen und ihre Essstörung (nur nicht das Ausmaß) wusste ich auch bescheid, bevor wir zusammen gekommen sind. Wie ich jetzt verstehe lag das wohl daran, dass ich ihr gleich zu Beginn gesagt habe, wie sehr ich mich in sie verliebt habe und wie viel sie mir bedeutet und dass ich fühle, dass es ihr andersherum ähnlich geht und ich nicht locker lassen werde, bis wir zusammen sind. Sie schien sich darüber sogar zu freuen und vertraut mir wohl sehr, sonst hätte sie mich nicht so tief in ihr Innerstes hineinblicken lassen.

Und dennoch gibt es Dinge, bei denen fühle ich mich komplett vor den Kopf gestossen, bzw. so als hätte sie mir mit einem Schlag die Luft aus den Lungen getrieben. Und ich weiss überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll, wie ich ihr Verhalten deuten soll, was muss ich ernst nehmen, was ist durch ihren "Film" bedingt und schon am Morgen danach nicht mehr relevant? Was steckt hinter diesen Ablehnungen und Zurückweisungen?
Ich bin sehr verständnisvoll, aber ich will mir auch nicht auf der Nase herum tanzen lassen!

Nun zum Eigentlichen:
Thema Beziehung:
Sie will eine Beziehung und will sie auch nicht. Sie sagt, sie ist in mich verliebt und dass wir etwas ganz besonderes haben, etwas dass sie so noch nie hatte, und dass es ein Privileg sei, mich zu kennen, dass ich Perfekt für sie sei.
Dann sagt sie Dinge wie: "Ich will keine Verpflichtungen eingehen, Dir keine Rechenschaft schuldig sein, will mich Wochenlang bei Dir nicht melden, wenn ich dazu keine Lust habe und es auch nicht erklären. Setz mich nicht unter Druck!" Das sei Teil ihrer Persönlichkeit.
Das macht mich wahnsinnig wütend! Ich verpflichte sie doch zu gar nichts und wie kann es Druck sein, wenn ich frage: "Ich vermisse Dich. Wie geht es Dir? Wie war Dein Tag?"
Wenn man liebt ist man einfach seinem Herzen verpflichtet! Ich bin doch nicht derjenige von dem sie sich abgrenzen muss, es ist ihre Mutter. Das peile ich einfach nicht.

Thema Sex:
Sie ist schlank, hat eine tolle Figur, sieht gut aus und ist nicht zu dünn. Sie hat einen tollen Busen, zum Glück keinen Six-Pack-Bauch - das mag ich bei Frauen nicht so - sondern einen wohlgeformten, den ich jedoch in ca. 50% aller Fälle nicht berühren darf. Am Besten ich mache einen großen Bogen mit meinen Händen um ihn. Und das obwohl er toll ist und sicherlich auch der ein oder anderen Streicheleinheit bedarf!
Dann sagt sie, sie wolle mit mir schlafen, aber sie fühle sich zu dick. Sie habe tolle Dessous und wolle mich verführen, aber dazu fühle sie sich nicht in der Lage, sie sähe aus wie eine fette Kuh.
Und das würde für sie eine Beziehung ausmachen, dass sie sich attraktiv fühle und mich verführen kann, und deshalb solle mir klar sein, dass es schwierig würde, dass ihre Störung nicht schnell - falls überhaupt - vorbei gehen würde, und dass ich besser zu meiner Ex-Freundin zurück gehen solle da wir toll zusammen gepasst hätten oder ich nur solange bei ihr bleiben soll, bis ich eine "gesunde" Frau gefunden habe.

Ich fühle, dass sie das aus Angst sagt und weil ich ihr sehr viel bedeute und sie mich nicht verletzen will. Nur so wie sie nicht von mir mit Samthandschuhen angefasst werden will "nur" weil sie eine Essstörung hat, so will ich auch nicht von ihr mit Samthandschuhen angefasst werden, "nur" weil meine Freundin eine Essstörung hat.

Thema Aufrichtigkeit und zu mir stehen:

Dieses ewige hin und her von „Ich will Dich und bei Dir sein“ und „hau ab und lass mich in Ruhe“ (das kommt besonders dann, wenn wir zuvor eine gute Zeit miteinander verbracht haben) lässt mich nicht kalt und macht mich ehrlich gesagt wütend.
Da werden Verabredungen kurzfristig abgesagt (bevor sie in Therapie gegangen ist) und sie behauptet dann, so richtig verabredet wären wir nicht gewesen.
Da kommt ihre Mutter zu Besuch in die Klinik und Diane sagt, wie wolle mich am Abend nach dem die Mutter weg ist anrufen, meldet sich aber nicht. Und wenn ich per sms nachfrage ob alles ok ist, liest sie die nicht einmal. Und ich fühle, dass das Gespräch mit ihrer Mutter sehr aufwühlend war. Am nächsten Tag sagt sie, das Gespräch sei toll gewesen und ihre Mutter sei sehr lange geblieben. Von ihrer Mutter weiß ich, dass es so nicht stimmt. Kann sie nicht einfach kurz ne sms schreiben und sowas sagen wie: „Du, meine Mutter ist wieder weg. Der Tag war schön aber auch sehr aufwühlend, brauche meine Ruhe. Melde mich die Tage. Schlaf gut. Küsschen.“
Irgend so was in der Art??? Dann lass ich sie auch in Ruhe, bin auch nicht mehr so besorgt und kann meinen Tätigkeiten und meinem Leben nachgehen. Wieso diese Lügen, jetzt wo ich doch eh alles weiß und nicht davon gelaufen bin und sie weiß, dass ich nicht davon laufen werde und sie auch nicht verurteile? Wieso dieser Rückzug ohne Ansage? Was bringt das? Und wie kann ich damit umgehen?
Ich will sie nicht bedrängen, nur ihr zur Seite stehen. Ich fühle wenn es ihr schlecht geht – auch über diese Distanz – und ich kann es aushalten, ein kurzes Lebenszeichen und eine „Statusmeldung“ reicht doch aus. Ich mache doch so was auch, wenn bei mir was los ist, ich verhindert bin, keine Zeit, keine Lust habe oder was auch immer. In einer Beziehung spricht man doch über solch wesentliche Dinge miteinander, lässt den anderen – und sei es auch noch so kurz und knapp – daran teilhaben wie es einem geht. In einer Liebesbeziehung sind doch beide miteinander verbunden. Was den einen betrifft, lässt den anderen doch nicht kalt...
Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen, mir aus eurer Sicht schildern, was da in einem so los ist, welcher Film da gerade abläuft, damit ich eine Chance habe, damit auch umgehen zu können, damit ich einen Weg finde, ihr ambivalentes Verhalten nicht so sehr an mich heran zu lassen, ohne jedoch kalt und abweisend zu werden.
Ich danke euch bereits im Voraus für eure Unterstützung!
Zuletzt geändert von cris am Mi Mär 12, 2014 12:45, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#2
hm, das ist schwierig. aber ein bisschen erkenne ich mich wieder in ihren worten, grade was die verantwortung in der beziehung angeht. ich hab mich auch immer sehr sehr lange geweigert, mit dem mann in den ich mich verliebt habe wirklich was festes einzugehen, eben weil ich nicht immer der mensch sein kann, den er erwarten wird.

du hast oben geschrieben sie hätte borderline züge, aber du willst sie nicht in schubladen stecken. vielleicht solltet ihr grade auf die borderline sache aber näher eingehen, denn das oben beschriebene verhalten (den wunsch zu haben, sich nicht verantworten zu müssen, oder auch mal tagelang untertauchen) sind typische borderline verhaltensweisen. es bringt nichts, wenn es dich wütend macht, denn genau das sind im zweifelsfalle einfach krankheitssymptome. und es bringt schon gar nichts, wenn du ihr sagst, dass das alles okay für dich wäre. denn glaub mir: das wird es nie sein. ich habe schon oft erfahrungen mit männern gesammelt die zu mir sagten, das wäre doch alles okay, sie würden damit schon zurecht kommen. das sagten sie aber nur so lange, bis sie erfuhren was wirklich in mir steckte.
wenn sie dir den tipp gibt, sich einen film anzusehen in dem sie sich wiederspiegelt, nimm diesen tipp ernst. es ist vielleicht ihre einzige möglichkeit, dir wirklich glaubhaft zu machen, dass das bis jetzt nicht sie in ihrer ganzheit war. auch ich habe oft mit solchen mitteln versucht, meinen partnern klar zu machen, dass es wesentlich schwieriger ist, als man glauben möchte. denn grade im ersten halben jahr reisst man sich oft noch zusammen, es läuft alles gut, man ist die schöne, kluge, witzige frau die vielleicht eine kleine störung hat. aber keiner hat mich ernst genommen wenn ich meinte, dass ich diese frau eigentlich nicht bin, und dass ich ernsthafte probleme habe. es ist unglaublich wichtig, dass du die sache also nicht runterspielst.

wenn du ihr zur seite stehen willst wie du sagst - dann musst du das eben mit all diesen dingen erstmal tun. sofern sie wirklich das borderline syndrom hat (was du ja offenbar noch nicht so recht weisst) wird sie das nicht ändern können und dich aber genau SO an ihrer seite brauchen. wenn sie sich nicht meldet ist es hart, aber versuche dir zu sagen, dass sie nicht anders kann. wenn du wirklich an ihrer seite bleiben willst, musst du das erstmal akzeptieren. nicht ewig, das ist klar - borderline bzw den umgang mit der eigenen krankheit kann man therapieren - aber am anfang bleibt dir nichts anderes übrig.

ich war oft enttäuscht von meinen partnern, eben weil sie meinten, sie wollen trotz meiner störung bei mir bleiben, aber sobald sich die störung tatsächlich äusserte, waren sie schockiert und liessen mich allein. daran merkte ich erst einmal, dass viele gar nicht wussten was "trotz der störung" überhaupt heisst....

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#3
Hallo cris,

kann dich vollkommen verstehen. Du hast ja in meinem Thread auch schon geantwortet und genau diese Ambivalenz hat meine Beziehung zu ihr vorher auch ausgemacht. Ich konnte nicht damit umgehen, dass sie sich tage- und wochenlang nicht meldet und v.a. nicht damit, dass sie nicht mal einsehen kann, dass das mich auch zutiefst verletzt.

Bei uns war es ganz genauso, wenn wir zusammen waren, war alles perfekt. Ich wäre das Allerbeste für sie, sie fand es toll, dass ich sie unterstütze und ihr den Raum dafür gebe, sich mit sich zu beschäftigen, usw..

Ich lese heraus, dass du sie ebenfalls ziemlich liebst und hoffe für dich, dass es nicht so endet wie bei mir. Ihre Reaktionen scheinen denen meiner Ex-Freundin sehr ähnlich zu sein. Erwarte nicht, dass sie dir schreibt. Erwarte nicht, dass sie dir was schönes schreibt. Erwarte keine Updates. Über nichts.

Bei mir war es auch so, dass allein auf die Fragen der Art "Guten Morgen, Hübsche - wie geht's dir heute? Genießt du auch ein wenig die Sonne?" entweder überhaupt nichts zurück kam oder so etwas wie "Bedräng mich nicht, setz mich nicht unter Druck." Das kann man nicht nachvollziehen.. bis jetzt nicht.

Mir wurde auch von vielen Seiten gesagt: Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, so ist eben ihre Phase gerade, leb dein Leben... aber ich weiß selbst, dass das nicht so einfach ist, wie es sich anhört. Ich habe es nicht geschafft und bin jetzt dank der gescheiterten Beziehung wohl in eine ziemliche Depression geschlittert.

Ich hoffe wirklich, dass es dir und euch nicht ähnlich geht. Auf jeden Fall finde ich es stark von dir, dass du sie so akzeptierst wie sie ist und an ihrer Seite bleiben willst! Hoffentlich sieht sie in deinem Fall auch ein, dass das verdammt viel wert ist.

Aber sei vielleicht froh, dass du von dem 'Problem' schon von Anfang an weißt. Wenn du nicht damit umgehen kannst und willst (und glaub mir, es ist so verdammt schwer), dann schau, ob du nicht vielleicht doch schon früher den Absprung schaffst. In unserer Beziehung kam das Ganze recht unvermittelt nach 5 Monaten auf und da war's für mich leider schon zu spät: Ich war verliebt.

Ich drück dir die Daumen und wenn du magst, können wir uns gegenseitig etwas austauschen. Würde mich freuen, mit jemand Gleichgesinnten zu reden :)

LG
Zuletzt geändert von leidkultur am Mi Mär 12, 2014 15:17, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#4
und deshalb solle mir klar sein, dass es schwierig würde, dass ihre Störung nicht schnell - falls überhaupt - vorbei gehen würde, und dass ich besser zu meiner Ex-Freundin zurück gehen solle da wir toll zusammen gepasst hätten oder ich nur solange bei ihr bleiben soll, bis ich eine "gesunde" Frau gefunden habe.
lange reden -die ich jetzt lasse...- kurzer sinn
genau das solltest du -natürlich nicht zurück zu deiner ex oder bei ihr bleiben bis du jemand anderen gefunden hast..
schmunzel..wie niedlich und aufopferugsvoll..

wenn du dich nicht über lang oder kurz mit ihr zugrunde richten willst dann lass das mit der beziehung
denn genau darauf wird das ganze hinaus laufen

wirklich en gut gemeinter rat
bitte nicht falsch verstehen-aber genau das ist das sinnvollste wenn du nicht "mitleiden" möchtest sondern leben willst

lg
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#5
Vielen Dank euch Dreien für euer Feedback!

Zum Film:
Diane hat mir vorige Woche von dem Film erzählt und meinte ich solle ihn mir mal ansehen. Am Sonntag sagte ich ihr, dass ich dies tun werde, ihre Reaktion: „Ach, nee, lass es, ist nicht wichtig und ein schlechter Film.“
Ich habe ihn mir am Montag vor dem Schlafen gehen angesehen. War ziemlich schockierend, ernüchternd wenn sie wirklich so ist – wovon ich jetzt mal ausgehen muss, einige Aktionen und Reaktionen (Lügen, denjenigen den man liebt wegstoßen, normales Verhalten von ihm als Druck ausüben bezeichnen, Joggen bzw. Laufen bis zum Umfallen, der Perfektionsdrang, die perfekte Außenfassade, Hungern, Frustration gepaart mit Verzweiflung und tiefer Melancholie/Depression,...) habe ich wiedererkennen können. Die Fressattacken, das Ausmaß dessen und das ständige Übergeben kenne ich (noch) nicht aus eigenem Erleben, sondern nur aus etwas allgemeinen Erzählungen.
Ich muss sagen, danach habe ich sauschlecht geschlafen, sogar geträumt ich wäre sie, und das war sehr aufwühlend. Dieser Film und meine Recherchen im Internet über die Bulimie (soweit ich das verstehe hat sie eine Mischform aus Bulimie und Anorexie auch wenn sie lediglich von Bulimie spricht) haben mich brutal auf den Boden geworfen!
Ich war mir danach nicht mehr sicher, ob ich das wirklich will! Ich will ja auch glücklich werden, irgend wann einmal eine Familie gründen, ...

Doch andererseits: Ich finde sie ist eine wunderbare Frau, mit tollen Ideen und ohne diese Krankheit würden wir ein perfektes Paar bilden, nicht nur äußerlich und emotional passen wir wunderbar zusammen, sondern auch was unsere Wertvorstellungen betrifft, Zukunftspläne,...eben alles was wichtig für eine Langzeitbeziehung ist, das passt – und zwar von Beginn an!

@ zornröschen:
Danke für Deinen gut gemeinten Rat. Ihre beiden besten Freunde warnen mich auch vor ihr. Sie wissen, dass sie sich in mich verliebt hat, jedoch warnen sie dennoch. Das alles gibt mir zu denken. Ich möchte am liebsten die Beine in die Hand nehmen und so schnell und weit weglaufen von ihr wie ich nur kann!
Jedoch: Wie kann ich solch einen Menschen links liegen lassen? Ich könnte nicht mehr in den Spiegel sehen, ich empfände das als Verrat an meinen und ihren Gefühlen! Für ihre Krankheit kann sie nichts und niemand ist perfekt, jeder trägt sein Paket aus seiner Kindheit mit sich rum. – Ich kann einfach nicht anders, ich bin nicht bereit sie aufzugeben, gerade jetzt in der wohl schwersten Phase ihres Lebens nicht: Jetzt wo sie beginnt, sich ihrer Krankheit zu stellen – und diese Krankheit hat eine ziemlich hässliches Antlitz in das sie derzeit blicken muss!

@schnuetchen:
Ich denke und fühle, dass ich mit allem umgehen kann was da kommen mag, wenn ich ein Commitment (Bekenntnis) zu einem „Wir“ habe. Von meiner Seite ist es da, von ihrer Seite nicht so richtig. Zumindest empfinde ich es als kein Commitment, wenn sie sagt, dass sie keinerlei Verpflichtungen haben möchte. Ihren engsten Freunden gegenüber würde sie so etwas niemals sagen. Wenn ich ihr nun wirklich so wichtig bin wie sie sagt und ich es auch fühle, dann verstehe ich nicht, wieso sie mich versucht wegzuschieben. Interessanter Weise immer nachdem wir uns sehr nah waren und es sehr intensiv und schön mit uns war. Vielleicht kannst Du mir das ja näher bringen? Wenn ich Dinge verstehe, kann ich besser damit umgehen. Dir scheint dieses Verhalten ja nicht unbekannt zu sein?

Und was meinst Du mit "wenn du wirklich an ihrer seite bleiben willst, musst du das erstmal akzeptieren"?
Alles hinnehmen und notfalls in die eigene Faust beissen? Akzeptieren ist ja eines, aber wie diese Situationen selbst bewältigen ohne Schaden zu nehmen und sie damit dann noch in Mitleidenschaft zu ziehen?
Und klar will ich bei ihr bleiben. Ich wünsche mir nur, dass sie auch äußert: "Bitte bleib, Du bist mir wichtig!" - Aber ich vermute, genau das ist einfach zu viel verlangt, denn die eine Aussage scheint es ohne die umgekehrt Aussage "Ich will keine Pflichten" nicht zu geben...hmmmpf!

Niemand von uns kann stets derjenige sein, den man von ihm erwartet zu sein, an diesem Versuch sind schon viele zerbrochen. Die einzigen Erwartungen die ich habe, sind Offenheit und Ehrlichkeit. Ich will wissen worauf ich mich einlasse und dass ich mich darauf verlassen kann, dass es stimmt was sie mir sagt. Ich will wissen, dass sie zu mir steht und ihr vertrauen können. Dann können wir uns unsere Beziehung so bauen, wie wir sie wollen.

Und ja Du hast Recht: Es ist für mich nicht ok, wenn sie sich quasi „absetzen“ will, allein sein möchte und ich noch nicht einmal begreifen kann, wieso das dann für sie notwendig ist. Jedoch kann ich es akzeptieren und respektieren, dass sie das in dem Moment so braucht. Auch wenn ich es gern anders hätte.
Danke auch für den Hinweis, ihre Aussagen, dass eine Beziehung mit ihr heftig wird, und dass sie ernsthafte Probleme hat, ernsthaft anzunehmen und diese Aussagen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich denke Du hast mich überzeugt: Das wird eine harte Nummer werden!

Zu Borderline Verhaltensweisen:
Ja, sie geht der Verantwortung aus dem Weg, erfindet Geschichten um sich nicht verantworten zu müssen (jedem gegenüber erzählt sie eine andere). Sie ist sehr ambivalent, neigt auch zu selbstverletzendem Verhalten, hat starke Stimmungsschwankungen, sucht manchmal extreme Nähe und dann wieder einen riesen Abstand, ist sehr melancholisch, doch zugleich auch sehr lebenslustig. Sie sucht die Extreme und auch das Drama und ist auf subtile Weise sehr manipulativ (das weiss ich insbesondere von ihren besten Freundinnen, die sehr zu ihr stehen, jedoch auch ernüchtert sind über ihr Verhalten)

Na ja, ob sie wirklich etwas ändern will, weiß ich jedoch nicht. Sie meint immer, dies sei ihr Leben und richtig ändern wolle sie nichts daran, es gefiele ihr. Lediglich die Downs wolle sie abschwächen, so dass es nicht mehr so destruktiv wird. Ob das reicht?
In der Klinik scheinen sie ganzheitlich an die Störung(en) heran zu gehen. Aktuell darf sie sogar eine Zeit lang bei Tee und Suppe kontrolliert fasten, da ja Fastenzeit ist. Danach wollen sie wohl mit ihr gemeinsam ihr Essverhalten positiv aufbauen.

Fazit:
Ich glaube, ich kann nicht wirklich abschätzen was da alles auf mich zukommt. Und vielleicht ist das auch besser so und ich wache besser da hinein. Ich merke nur, ich muss mich schützen und sehr auf mich aufpassen, damit ich dabei nicht unter die Räder komme.

Die Fragen die nunmehr habe sind:
- Wie bleibe ich selbst dabei gesund?
- Wie kann ich unterscheiden, was ist eine krankheitsbedingte Aussage, der ich nicht wesentlich an Bedeutung beimessen sollte (also dann einfach die Worte nicht so an sich ranlassen, gelassen damit umgehen) - und was ist eine Aussage, bei der ich darauf vertrauen darf, dass sie meint was sie sagt (nicht nur in dem Moment sondern auch noch lange Zeit danach)?
- Woran kann ich erkennen (außer an meinem Gefühl, welches ich von ihr gesendet bekomme), dass sie es ernst mit mir meint auch wenn sie in sich schwankt
- Und bedeutet dieses Schwanken, dass ihre Gefühle auch schwanken? Dass sie mal für mich fühlt und dann wieder nicht?

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#6
Hallo Chris,

eine etwas späte Antwort: Wow, was hätte ich dafür gegeben einen solchen Freund zu haben als ich krank war!!! Und zugleich: ich habe damals Männer noch nicht einmal ansatzweise an mich herangelassen. Deine Freundin scheint offenbar auch zwischen diesen beiden Extremen zu stehen: riesige Freude und Bedürfnis; riesige Angst, Sorge und Abwehr.

Dass Du geträumt hast, Du wärest sie, finde ich megakrass. Und auch absolut nicht gut, da das zeigt, wie verantwortlich du dich fühlst, wie sehr du dich in sie hineinzufühlen zu müssen scheinst, und inwiefern sie das direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst wohl auch irgendwie von Dir verlangt.

Ich kann ja nur von mir selbst reden und ich weiß, dass ich damals zum einen megaegoistisch war, nämlich dann, wenn ich mich nach Liebe sehnte (da dachte ich nicht ans Geben, sondern nur ans Nehmen, daran, dass ICH das brauche). Zum anderen wollte ich nicht, dass sich irgendwer in meine Angelegenheiten, meine Änsgte, meine Abgründe usw. einmischt (dann habe ich Männer nicht an mich herangelassen), weil ich Angst hatte, verletzt zu werden oder dass der andere sich dann erschreckt oder sowas von mir abwendet.

Und was ich aus eigener Erfahrung auch sagen kann: ich habe wahnsinnig lange gebraucht, um mein krankes Verhalten zu ändern, nicht mehr von Angst und Schmerz und Selbsthass geprägt zu sein. Das heißt konkret: nicht ein, nicht zwei, nicht drei Jahre, sondern eher 10. - Jede neue Lebenssituation oder auch nur jedes Ereignis stelle eine neue Herausforderung dar, mit der ich klarkommen musste. - Deshalb halte ich es für sehr schwierig, so lange als Freund an ihrer Seite zu bleiben. Und obwohl ich selbst krank war, mache ich einen Bogen um Männer mit Problemen, weil ich weiß, dass diese dann viel zu viel von mir und von der Beziehung einnehmen und ich darauf keine Lust habe. Vielleicht tue ich das auch nicht obwohl, sondern gerade weil ich selbst krank war; ich weiß, dass sich dann fast alles darum dreht und ich glaube, dass Liebe unter diesen Bedingungen gar nicht möglich ist.

Schon jetzt nehmen die Gedanken rund um ihre Problematik sehr viel Raum in Deinem Leben ein. Und wenn Du mal ehrlich bist: wann war denn Dein letzter wahrlich entspannter und glücklicher Moment, der nicht schon im nächsten Augenblick endete? Wann hast Du Dich zuletzt unbelastet gefühlt? Wann bist Du eingeschlafen ohne an Ihre Not und wie Du damit umgehen könntest, sollst oder musst zu denken?

Ich finde nicht, dass Du da etwas tun musst (Du bist gesund), sondern sie muss etwas tun. Sie muss dafür sorgen, dass sie ihre Probleme soweit in den Griff bekommt, dass sie keinerlei Last für Eure Beziehung darstellen. Jemand der liebt, weiß das, und vielleicht schickt sie dich auch genau deshalb immer wieder weg.

Damals musste ich mich ganz auf mich konzentrieren. Wohl hätte ich kaum Kraft gehabt, mich um jemanden zu "kümmern", der mich liebt. Ich war nicht entspannt genug, um zu erkennen, dass so jemand dann auch von mir Lebe braucht, und wenn, dass wusste ich, dass ich keine Resourcen habe, sie zu geben. Man kann nicht so tun als ob das Leben total prima wäre, wenn es für einen selbst eben total besch...eiden ist. Aber in der Liebe soll es das ja genau sein: leicht und einfach und glücklich.

Eine Sache ist, wenn man schon länger mit jemandem in einer Beziehung ist, und der oder die dann Probleme kriegt. Ich finde dann sollte man den Versuch starten, damit gemeinsam umzugehen. Wenn aber einer/eine von Anfang an Probleme hat, dann ist der oder die vielleicht einfach noch nicht bereit, noch nicht in der Lage, eine Liebesbeziehung zu haben. Ich hätte mir damals gewünscht, dass einer sagt: Werde gesund, und dann bin ich für Dich da. Und er hätte mit mir dann ein Zeitlimit vereinbart, z.B. ein Monat, nachdem wir uns dann widersehen. Das ist zwar sehr hart, aber manchmal braucht man Distanz und Funkstille, um sich über seine Gefühle usw. klarzuwerden.

Puh, lange Antwort, sry. Ich wünsch Dir alles Gute.
Laona

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#7
Guten Morgen Laona,

lieben Dank für Deine ausführliche Nachricht!

Einerseits sagst Du, dass Du Dir sehr stark in der Phase einen Freund an Deiner Seite gewünscht hättest, der Dir Zuversicht gibt und Dir das Gefühl gibt, Du bist angenommen so wie Du bist, und andererseits sagst Du, dass Du in der Zeit gar nicht bereit warst, jemanden an Dich heran zu lassen. Wie hätte ein Mensch in der Zeit so an Deiner Seite für Dich da sein können, wenn Du ihn gar nicht erst an Deine Seite gelassen hättest? Das empfinde ich als äußerst ambivalent. Ich vermute, dass diese Ambivalenz Teil des ganzen Problems ist und für viele Bereiche gilt. Ist das richtig?
Verstehe ich Dich richtig, dass Du keinen Mann an Dich heran gelassen hast, weil Du Angst hattest, wenn er sieht wie chaotisch und düster es in Dir aussieht, würde er sich von Dir abwenden? Und dass er Dich dadurch verletzen würde?

Ja, ich finde es auch krass, dass ich geträumt habe, sie zu sein. Sowas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin zwar ein sehr sensitiver Mensch, aber sowas?

Wow! 10 Jahre! Ich dachte, dass so etwas mit einer Therapie schneller ginge. Aber Du hast es geschafft! Und nur das zählt.

Ja, Du hast Recht, meine Gedanken kreisen um sie, aber mehr darum, was ich tun kann, dass sie sich nicht von mir bedrängt fühlt, bzw. wie ich dafür Sorge trage, dass ich keine Anspannung in ihr erzeuge? Ich bin halt saumäßig verliebt! So verliebt war ich nicht mehr seit ich der Pubertät entschlüpft bin! – Das nervt mich!
Ich merke, dass mein Bedürfnis und ihres momentan stark auseinander gehen: Sie hat anscheinend das Bedürfnis für sich zu sein, und braucht mich eher nur ab und zu an ihrer Seite, während ich einfach das Bedürfnis habe in ihrer Nähe zu sein, sie zu sehen und eine schönes Zeit mit ihr zu verbringen, so wie es verliebte nun einmal tun.
Kann es nun sehr gut sein, dass gerade diese unterschiedlichen Bedürfnisse in ihr eine riesen Anspannung erzeugen, weil sie sich Vorwürfe macht, dass sie – weil sie ja auch verliebt ist – momentan das „natürliche“ Bedürfnis eines verliebten nicht hat, nicht haben kann?

Ja, ich finde auch, dass Du Recht hast, ob man bereits in einer Beziehung ist, wenn der Andere erkrankt, oder ob man erst frisch hineinkommt und der Andere bereits erkrankt ist. Ich habe mich allerdings bereits vor einiger Zeit für sie entschieden, noch bevor ich von der Krankheit wusste – nun gibt es erstmal kein Zurück!

Laona, danke für Deine Offenheit und Ehrlichkeit und die lange Nachricht. Es könnte sein, dass Du insbesondere auch mit dem zuletzt gesagten Recht hast, dass sie einfach noch nicht in der Lage ist eine ernsthafte Liebesbeziehung einzugehen. Sie sagte mir, sie habe Gefühle für mich, aber sie sei (noch) nicht soweit, mich als ihren Freund zu bezeichnen, auch wenn wir miteinander schlafen. Sie fühle sich schnell bedrängt und brauche Zeit und sei sich nicht sicher ob sie das wirklich will.
Die Zeit will ich ihr auch geben, will jedoch auch, dass sie weiß, dass sie nicht allein ist, dass da jemand ist, der auf sie wartet und für sie da ist, der sich nicht auf und davon macht, sich ihrer „entledigt“. Im Gegenteil: Dass da jemand ist, der weiß, wie es um sie steht und trotzdem nicht davon läuft, sondern um sie kämpft.
Denn in ihrer Kindheit hatte sie wohl häufiger das Gefühl, dass sie nicht erwünscht ist, dass sie ein wandelndes Problem ist, das man am besten weit von sich wegschiebt. Ihr Verstand weiß, dass dies nicht so war, ihr Gefühl hat das aber anders in Erinnerung.

Das Härteste für mich dürfte sein – so höre ich es aus all euren Nachrichten heraus – die Mischung zu finden, zwischen Annehmen ihrer Person und "hart bleiben", also sich abgrenzen und zurück ziehen, damit sie sich auf sich konzentrieren kann. Ich will ihr helfen, muss aber begreifen, dass ich ihr keine Hilfe bin, wenn ich viel Rücksicht auf sie nehme. Oh, Mann, dass ist eine ganz schöne Gratwanderung, die ich da leisten soll.
Zuletzt geändert von cris am Fr Mär 14, 2014 4:38, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#8
Hey Cris,

ja, so eine Ambivalenz gehört auf jeden Fall zur Krankheit. Zumindest bei mir, aber ich denke bei den allermeisten.

Wie gesagt, ich kann immer nur von mir reden, aber als ich Deine Zeilen las, dass Du so saumäßig verliebt bist (was ja voll cool ist), da dachte ich: sowas kann sie wahrscheinlich nicht fühlen. Weil sie vermutlich ganz viel negatives und negative Gefühle in sich hat, die - so war das bei mir - alles andere überlagern und sich in den Weg stellen.

Wenn ich damals glücklich war, war ich zugleich traurig, weil mir dann aufging, wie lange ich schon nicht mehr glücklich war. Und dann habe ich begonnen, mich zu fragen, wieso eigentlich ich nicht glücklich war. Und die Gründe dafür, die muss man dann erst mal herausfinden, verstehen und dann überwinden lernen. - Die Krankheit hat die wahren Gefühle verdrängt, man hat nicht gelernt, gesund mit ihnen umzugehen, und weil man so jung war, als man damit (mit der Bulimie) anfing, kennt man es aber gar nicht anders, man weiß einfach nicht, wie man gesund damit umgehen kann. Zudem: offensichtlich konnte man noch nie gesund damit umgehen, nun muss man es aber lernen.

Ich vergleiche das oft mit einem Beinbruch: Jemand hatte einen Unfall und muss danach mühseeligst wieder laufen lernen. Das kann zuweilen total frusten, weil und wenn es einfach nicht sofort gelingt. Außerdem hat man ständig Rückschläge. Und bei einer psychischen Krankheit kommt halt erschwerend hinzu, dass die Dinge nicht so greifbar sind (wie in etwa ein gebrochenes Bein). Oft weiß man noch nicht mal, was genau eigentlich nicht stimmt.

Also bei mir war das so, dass ich nicht nur "momentan" Liebe nicht erwidern konnte, sondern dass ich das einfach prinzipiell noch nie gelernt hatte, dass mich sowas überforderte und Dinge in mir angestoßen hatte, die zwar mit mir, aber nichts mit dem anderen und dessen Liebe zu tun hatten. - Mh, vielleicht kann man das so ausdrücken: wenn man ein verletztes Herz hat, dann tut es weh, wenn das einer anfasst. Und leider sind die Verletzungen aber größer, als dass es dann mit einmal Weinen und ein bißchen Trost getan wäre. - Ich weiß nicht, ob es Stress ist, was sie empfindet, dadurch, dass Du sie liebst. Vielleicht realisiert sie auch "einfach" nur, dass sie das so eben nicht kann. Dass sie Mauern hat, Schutzwände, die sie aber auch momentan braucht.

Der Mann, den ich mir damals gewünscht hätte, hätte Therapeut sein müssen. Ein professioneller Therapeut, der mich privat therapiert, aus Liebe, und der dann, nachdem ich erfolgreich therapiert bin, eine Beziehung mit mir führt. Und: das ist unmöglich. Was ein Therapeut nämlich nicht sein kann, noch darf, um seinen Job zu machen: in die Patientin verliebt sein. Umgekehrt kann ein Verliebter "Normalo" nicht zum Therapeuten werden. ... Verstehst Du?

Da ich ähnliche Gefühle wie Deine Freundin hatte (nicht erwünscht zu sein usw.): diese Gefühle gehen nicht so einfach weg. Man muss das durcharbeiten. Und um das zu können, projeziert man Dinge in andere hinein. So in etwa, wenn sie Dir unterstellt, dass Du doch mit einer anderen sicherlich glücklicher wirst. Mit dem oder der Therapeutin macht man sowas ständig, so funktioniert die Therapie. Weil man so mit der Zeit lernt, sich anders, gesünder zu verhalten. Und da man das aber wie gesagt gar nicht kennt, ist das schwierig. Man bekommt ein anderes Gefühl von und zu sich selber, und damit muss man dann erst mal umgehen. Man wird dadurch auch ein bißchen ein anderer Mensch.

Viele denken glaub, dass so eine Therapie "schnell" wirkt. Aber wenn man sich mal vorstellt, dass jemand ab seinem 16. Lebensjahr oder schon eher, also in der Pubertät, in einer Zeit, in der viele rebelieren, sich unabhängig machen usw, lernt, seine Gefühle zu unterdrücken und das dann einige Jahre lang so macht: das kann man nicht so schnell ändern.

Ich habe keine Ahnung, wie Du Dich verhalten müsstest, damit sie Dich als in sie Verliebter akzeptieren und selbst Liebe lernen kann. Wie gesagt, Du müsstest quasi Therapeut sein, das würde aber bedeuten, dass Du sie nicht lieben darfst.

Ich habe das erlebt, mir hat einer gesagt, dass er einfach nicht kann. Dass er nicht damit umgehen kann usw. Und ich fand das hart, zugleich habe ich es verstanden. - Sie kann nicht mit Gefühlen umgehen, ihre Krankheit ist das Symptom dieser Tatsache. Und Du kannst es ihr nicht beibringen, weil ihre Wunden zu groß sind usw. Mir scheint, als ob Du Deine Gefühle 'abschwächen' solltest. Du könntest ein Freund sein, aber nicht jemand, der sie beziehungsmäßig liebt. Und gleichzeitig weiß ich, dass das nicht einfach so geht und dass das nicht das ist, was Du möchtest.

Lange Rede, sehr lange Rede... kurzer Sinn: Ich glaube Du müsstest einen Therapeuten fragen, was für Dich das beste Verhalten ist.

Viele Grüße
Laona

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#9
Liebe Laona,

ich danke Dir vielmals, dass Du Dir Zeit nimmst und so ausführlich schilderst, wie Du gefühlt hast. Ich erkenne da vieles von ihrem Verhalten wieder und es ergibt einen Sinn für mich, wenn ich Deine beschriebenen Gefühle in etwa so auf ihre Gefühlswelt übertrage.

Ich bin Buddhist und als solcher glaube ich an zwei Dinge:
1. Nichts geschieht ohne Sinn - und dass sie und ich einander begegnet sind und miteinander so toll harmonieren macht Sinn und ist ein Geschenk für einander. Mit ihr gibt es keine auszutragenden Paarkämpfe, kein Versteckspiel, ich kann mich öffnen und ihr sagen wie ich mich empfinde und sie umgekehrt auch - soweit sie das alles bereits selbst begreift. Sie hat ihr Paket zu tragen und darin ein Geschenk für mich drin und ich umgekehrt mein Paket und ein Geschenk für sie drin.
Diese "Geschenke" sind meist erstmal erschreckend. Denn wenn man sie annimmt und anfängt sie zu öffnen, ändert sich etwas, man beginnt sein Karma (sein Paket das man mit sich rumträgt - meist aus der Kindheit) zu ändern. Und das bedeutet, dass man sich selbst begegnet, seinen eigenen Ängsten, Teilen von sich, die man selbst ablehnt, bzw. abzulehnen gelernt hat.

So finde ich es entsprechend, dass sie zu mir gekommen ist (sie meinte zuvor ich solle ihr zwei Wochen Zeit geben, bis sie bei mir übernachten kann), überraschend und exakt nach dem Ablauf der zwei Wochen und geblieben ist, obwohl sie am nächsten Tag gehen wollte. Und als sie am dritten Tag wieder zur Ausbildungsschule musste, wollte sie nicht. Und genau in der Nacht dieses dritten auf den vierten Tag hat sie dann auch die Tabletten eingeworfen. - Das war ihr massiver Hilfeschrei, zu dem sie zuvor nicht in der Lage war, damit ihr geholfen wird. In der Nacht als sie zu mir gekommen ist, hat sie sich massiv geöffnet und ist in meinen Armen weinend zusammengebrochen, wollte das erst nicht, weil es ja Schwäche sei. Ich sagte ihr: Wenn nicht hier, wo dann?
Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass genau diese Liebe und das damit verbundene Öffnen sie dazu gebracht hat, ihre Verzweiflung wahrzunehmen, und sich auf diese verquere Art zu stellen: Im Beisein von Freunden und mir das Thema Suizid anzusprechen, und zum Ende des Abends auf die Toilette zu gehen, die Pillen zu nehmen, kurz darauf per sms zu verkünden, dass sie einfach nicht mehr kann und die Tabletten genommen habe. So konnte sie sicher sein gehört zu werden, nicht zu sterben und danach Hilfe annehmen zu müssen, weil sie es sonst vor ihren Freunden und mir, die das alles miterlebt haben, nicht verantworten kann, so weiter zu machen wie bisher. - Hört sich vielleicht komisch an, aber ich finde es stark von ihr! Denn ab dem Zeitpunkt sind die Dinge ins Rollen geraten. Die Freunde die richtige Freunde sind, stehen ihr immer noch zur Seite - auch wenn sie jetzt wissen, dass sie in verschiedensten Dingen belogen und gegeneinander ausgespielt wurden - wir alle, inkl. ihre Eltern sind näher zusammen gerückt, sind mehr für sie aber insbesondere auch füreinander da.
Aus der Perspektive heraus betrachtet, hat sie sich und allen damit ein großes Geschenk gemacht und ist dafür ein großes Risiko eingegangen (die sms hat uns viel zu spät erreicht!), das hätte leicht schief gehen können.

2. Liebe ist Heilung - ich glaube daran, dass Liebe heilen kann. Die Verletzungen die sie in ihrer Seele spürt - und die Du Laona auch in Deiner spürst oder gespürt hast - sind Verletzungen durch mangelnde Liebe (auch wenn die Menschen um einen herum es stets liebevoll mit einem meinten, so ist doch jeder anders und benötigt anderes und das auch noch zu anderer Zeit). Und diese Verletzungen heilen am besten durch Liebe, die man dem verletzten schenkt.
Also versuche ich es. Ich muss nur einen Weg finden, der mich emotional stark hält und in dem ich mich immer wieder abgrenzen kann und mir sagen kann: "Hey, das hat jetzt nichts mit Dir zu tun, dass ist ihre Wunde die da spricht. Lass sie in Ruhe, komm wieder wenn sie dazu bereit ist. Nimm es nicht persönlich, tu Dir selbst was Gutes und bleib locker!"
Sowas in der Art.
Und wenn mir das gelingt, habe ich ihr Geschenk an mich angenommen und mein Karma weiter gewandelt - ich habe lange aus der Kindheit heraus unter massiven Verlassensängsten gelitten und damit unter einem stark verminderten Selbstwertgefühl. Das ist zwar massiv besser geworden, ich empfinde kaum noch Verlassensängste und wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich inzwischen einen sehr attraktiven Mann voller Güte - mittlerweile - früher war da ein hässlicher, kleiner Typ (trotz über 1,80m Größe) zu sehen, der nichts zu bieten hatte.

Das heißt, ich werde mich nicht abwenden und ein Freund bin ich ihr bereits. Ich fühle jedoch mehr für sie. Und sie auch für mich, das geht weit über Freundschaft hinaus. Und so werde ich ihr mehr als ein Freund sein.
Was uns Freunden allen aufgefallen ist: Wenn sie über positive Gefühle wie Liebe redet, ist sie sehr verunsichert, hat stets Zweifel und alles was sie dann sagt, bedeutet wesentlich mehr als sie zugibt und sich vermutlich selbst eingesteht (bzw. wie Du sagst, sie kann das Gefühl nicht besser einordnen, weil sie so verletzt ist, dass diese positiven Gefühle nur sehr zögerlich und schwach sind). So bedarf wohl ein "ich mag ihn" bereits einer Übersetzung und bedeutet wesentlich mehr. Ein "ich bin leicht verliebt" ist dann schon was großes.
Ich werde mein Möglichstes tun (ohne mich dabei zu verlieren), um für sie da zu sein. In der Nähe zu stehen, ihr Zeit zu lassen und ihr stets zu signalisieren, dass ich da bin und dort wo ich bin Zuneigung und Angenommen werden auf sie wartet.

Wie ich euch verstehe ist die Bulimie nicht mein Kampf, sondern ihrer. Und sie beginnt gerade seit zwei Wochen ihn stationär zu führen. Ich kann nur daneben stehen und wenn sie kommt, ihre Wunden reinigen und verbinden und ihr Geborgenheit vermitteln - soweit sie das alles zulassen kann. Und ihr Mut zusprechen und das Positive was ich an und in ihr sehe ansprechen und sie damit stärken für die nächste Runde ihres Kampfes gegen ihr düsteres Selbst.
Ich stelle mir diesen Kampf grauenvoll vor! Wenn ich das Gefühl, das ich spüre, wenn ich mir diesen Kampf vorstelle, zulasse, kullern mir Tränen die Wangen herab und mein Magen verkrampft.
Hochachtung vor jeder von euch, die solch einen Kampf kämpft - allein diesen Kampf aktiv (allein, mit Therapeutischer Hilfe, mit Freunden, mit Partner, ...) aufzunehmen bedeutet, dass ihr wahnsinnig kräftig in euch selbst seid (auch wenn ihr das vermutlich nicht so spürt)!
Wisst ihr, ich bin eine Kämpfernatur durch und durch, mein chinesisches Tierkreiszeichen ist nicht umsonst der revolutionäre, unerschrockene Tiger. :) Aber ich ertappe mich dabei wie ich froh bin, in diesem Kampf von Diane lediglich ihre Wunden versorgen zu müssen und aktiv nicht daran teilnehmen zu können! Allein das Wunden versorgen empfinde ich schon als harte Bürde. Den Kampf selbst empfinde ich als enorme Leistung!!!

Ich kann, will und werde nicht ihr Therapeut sein. Aber ich kann ihr Liebe schenken. Und das kann ihr kein Therapeut geben. Er ist dazu da sie zu spiegeln, ihr sich selbst vorzuhalten und ihr beim Umgang damit behilflich zu sein und Wege zu zeigen, wie sie aus dem negativen Teufelskreis rauskommt.
Meine Aufgabe kann nur sein, ihr zu zeigen, dass das was sie gerade fühlt und tut - auch wenn es mich mal verletzt - nicht dazu führt, dass ich sie ablehne, sondern dass sie angenommen ist; ihr ihre positiven Seiten, die mich an ihr faszinieren (inkl. ihr äußeres Erscheinungsbild) immer wieder zu zeigen (da sie diese vermutlich sehr negativ verzerrt wahrnimmt) und sie von ihrem Kampf auch mal abzulenken und gemeinsam schöne Dinge zu erleben - in die Natur fahren, feiern, chillen, ... so dass sie auftanken kann, Freude empfinden kann, usw. (wie letztes Wochenende die Tour die wir gemacht habe, die ihr sehr gut gefallen hat und ihr wohl auch sehr gut getan hat - an einem Tag habe ich die Route ausgesucht, am zweiten Tag wollte sie die Route aussuchen, sie hat mich am ersten Abend auch zum Essen eingeladen, sich wie ein Baby an mich gekuschelt, ...)

Ich denke das alles braucht Zeit, viel Liebe, eine Menge Geduld und ist auf beiden Seiten eine Menge Arbeit! - Vielleicht ist es ja ein Segen, dass ich schon um einiges Älter und Beziehungserfahrener bin als sie und so ein riesen Optimist. :)

Habe gerade erfahren, dass meine Ex-Freundin (zwei Jahre hat die Beziehung mit ihr gehalten, für mich eine recht kurze Beziehung, für sie 4x so lang wie sie jemals zuvor eine geführt hat) stationär in Behandlung ist mit Borderline. Die Beziehung hat mich gegen Ende enorm belastet, ich konnte jedoch die ersten 1,5 Jahre stabil bleiben und sie stark stabilisieren. Erst als meine Stabilität bröckelte, bröckelte die Beziehung. Dass sie Borderlinerin ist, haben wir beide die Zeit über nicht gewusst. Ich habe in der Zeit jedoch viel gelernt über Nähe und Distanz, über mich selbst, über meine Ängste und darüber wie ich mit jemandem umgehen kann, der in sich selbst zutiefst verunsichert ist. Ich denke, dass kann eine gute Vorbereitung gewesen sein auf das was da vor mir liegt.

Übrigens glaube ich, dass die Art des Westens, wie wir funktionieren sollen, dazu führt, dass unsere gesamte Gesellschaft krank ist, wie soll da ein einzelner seine Kindheit gesund überstehen? Schwer...also müssen wir uns alle heilen wenn wir erwachsen werden. Davonlaufen bringt nix. Und viele, die vermeintlich "gesund" sind, tragen ihre Abgründe tief versteckt mit sich rum und ignorieren sie. Ich glaube nicht an: Die sind gesund, die sind krank. Wir alle erkranken, jeder auf seine Weise, die einen leichter, die anderen schwerer und müssen zusehen zu gesunden. Jeder für sich und dennoch: Miteinander kann es einfacher werden!

Mann, ist schon wieder so lang geworden...Entschuldigung dafür!

- Rechtschreibung ein paar mal korrigiert -
Zuletzt geändert von cris am Fr Mär 14, 2014 12:29, insgesamt 6-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#10
Nachtrag:

Ich danke euch allen - Dir Laona insbesondere - dafür, dass ihr mich unterstützt und mir erzählt wie es in euch aussieht, wie ihr Dinge einschätzt und für euren Rat.

Das hilft mir, meinen Weg zu finden: Ob ich für sie da sein will (Ja, ich will!) und wie ich für sie da sein kann und wie ich sie einschätzen kann, da sie sich selbst in vielen Dingen noch nicht so gut kennt, dass sie mir diese Fragen beantworten könnte.

Danke dafür!

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#11
Hallo Cris,

ich merke da ganz viel Euphorie bei Dir, und bin beeindruck, wie detailliert Du sie und ihr Verhalten schilderst, und wie viele Gedanken Du Dir machst. Ich finde es auch gut, dass ihr anscheinend offen über eure Gefühle reden könnt. So wie Du das schilderst, hat sie aber nicht nur eine Essstörung (was hauptsächlich den s*x**ll* Bereich offensichtlich erschwert), sondern auch eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, die das ganze zermürbende Hin- und Her in der restlichen Beziehungsgestaltung erklärt. Und das macht die Sache noch mal schwieriger, denn Persönlichkeitsstörungen sind sehr überdauernde Krankheitsbilder, und Betroffene brauchen oft lebenslag immer wieder psychosoziale Unterstützung und stolpern von einem Schlamassel ins nächste.... (Ich weiß, wovon ich rede.)

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#12
Hallo Sophie,

ja, ich fürchte, mit Deiner Vermutung könntest Du Recht haben!
Na, als Euphorie würde ich das nicht bezeichnen wollen, sondern eher als konstruktiven Optimismus. Diane würde mich da wohl eher als "naiv" bezeichnen. :)

Derzeit sagt sie zwar, dass sie mich sehr, sehr lieb habe - was bei ihr viel bedeutet, da sie positive Emotionen ständig untertreibt, also klein redet - und dass sie mit mir zusammen sein möchte, aber sie will mich nicht als ihren Freund bezeichnen. Es ginge ihr nicht darum etwas mit anderen Männern zu haben, sondern dies sei ihre Persönlichkeit, sie wolle frei sein, keine Verpflichtungen haben und gehen können, wann sie wolle. Als ob jemand sie daran hindern könnte...

Tja, es bringt ja nix. Entweder ich komme damit klar oder ich muss es lassen.

Das Wochenende war echt schwierig für mich, fühlte mich ermattet, beinahe schon depressiv. Ich merke, ich muss mich abgrenzen, sie spukt zu viel in meinem Kopf rum und das lähmt mich. Also muss ich mich davon lösen, sie loslassen und versuchen eine schöne Zeit mit ihr zu verbringen, nichts forcieren, nichts wollen (und das ohne mich dabei selbst aufzugeben, zu vernachlässigen) und sie auf diesem Wege zu unterstützen.

Wer sagte eigentlich, Liebe sei einfach? Ich bin echt keine Masochist, aber ich kann sie nicht aufgeben. Muss also einfach den Moment geniessen und schauen wo das hinführt. Was bleibt mir sonst übrig?

Das Schlimme an dieser Erkrankung scheint ja zu sein, dass sie gar nicht richtig weiss was sie will, bzw. die Aussagen (verbal wie auch durch Körpersprache und Intimität) nicht übereinstimmen.

Ihre Aussagen sind so in etwa die Bandbreite (und das kann sogar innerhalb eines Gespräches hin und her schwappen, von einem Ende der Skala zum Anderen):

Gefühle:
Ich mag Dich - Ich mag Dich sehr - ich hab Dich lieb - Du bist mir wichtig - ich hab Dich sehr lieb - ich hab Dich sehr, sehr lieb - Ich bin leicht in Dich verliebt - Du bist derzeit die wichtigste Person in meinem Leben - ich will Dich nicht mehr aus meinem Leben verlieren

Zusammen sein:
Wir werden niemals zusammen sein - In einem Jahr kennen wir uns nicht mehr - Du bist nicht mein Freund - gib mir Zeit - Ich will keine Beziehung mit Dir - Vielleicht wird es ja doch eine Beziehung - lass uns das locker und langsam angehen - ich will mit Dir zusammen sein

In der körperlichen Nähe war das auch immer sehr schwankend (momentan hat sich das etwas stabilisiert), von nicht einmal umarmen wenn wir uns getroffen haben, bis zum miteinander schlafen - alles drin!
Wenn wir uns wiedersehen braucht sie auch ein wenig Zeit zum warm werden. Ich habe bemerkt, das hängt davon ab, wie sehr sie mich vermisst / sich freut mich zu sehen, und was gerade in ihr vorgeht - was eigentlich bei jedem Menschen normal ist. Nur bei ihr ist alles irgendwie radikaler, extremer...

Daher ist es für mich echt schwer mich an einer "Wahrheit" zu orientieren. Ich versuche einfach auf mein Gefühl zu hören, was ich meine von ihr mich betreffend zu empfangen und auf ihre Signale zu achten. Es fordert viel Kraft. ich kann also nur auf mein Herz hören...ich komme mir vor wie ein Blinder bei Wal Mart, nur ohne "Sehhilfe"!

Vielleicht kennst Du das ja Sophie oder kannst das besser Einschätzen ob es bedeuten kann, dass Du Recht hast?
Zuletzt geändert von cris am Mo Mär 17, 2014 7:58, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#14
Lieber cris,

mir kommt das alles so verdammt bekannt vor. Du hast dich nicht zufällig in meine Ex-Freundin verknallt? :wink:
Wenn du das so beschreibst, kommt das bei ihr auch so hin und mit Borderline hab ich's mir auch schon versucht zu erklären... dann solltest du aber immer wissen, dass sie vielleicht doch irgendwann alle Schotten dicht macht und dich auch überhaupt nicht mehr an sich ranlässt. Ich kenn sie ja nicht, aber bei meiner Ex ist das wirklich von einem Moment auf den anderen so gewesen (von "Ich liebe dich und will nur mit dir zusammen sein. Danke, dass du für mich da bist." hin zu "Ich will alleine sein, ich brauch dich nicht, habe keine Gefühle für dich, ich mache Schluss...")

Wenn du dich noch mehr darin verrennst, tut's nur noch mehr weh.. und dass du dich nun schon depressiv fühlst, sollte dir auch zu denken geben.
Hab mich darin jetzt ziemlich verrannt und werde immer noch darauf warten, ob sie sich vielleicht mal wieder "beruhigt" und meldet.. aber ich fürchte das wird nichts mehr und dadurch steck ich jetzt schon ne ganze Weile in einer sehr depressiven Episode und krieg nix mehr auf die Reihe.

Wenn du das Gefühl hast, es könnte bei dir so ähnlich sein: Lass lieber zu früh als zu spät die Finger davon.
Zuletzt geändert von leidkultur am Di Mär 18, 2014 11:16, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#15
hey :)

Ich versteh dich vollkommen, ich habe so ungefähr das gleiche Problem mit meiner besten Freundin. Ich kann dir aus 1 1/2 Jahren Erfahrung sagen, dass du dich so gut es geht damit abfinden musst, vokalem mit den Stimmungsschwankungen. Die sind normal aber für mich tun sie jedes mal noch sehr sehr weh. Aber sie kann nichts dafür und obwohl es nicht logisch erscheint muss man einfach viel Glauben. Allerdings musst du aufpassen das du dich nicht zerstörst, was mir beinah passiert ist und dir Grenzen setzt. Aber ein großes Lob an dich das du ihr so beistehst! :wink: :!: