Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#47
@ Laona:

Vielen Dank für Dein Feedback, es ist hart, aber von meiner Seite aus Willkommen. Teile in mir (die logischen Anteile) denken da genauso wie Du es sagst.
Doch es gibt einen Teil, den ich selbst nicht beurteilen kann, und Du deswegen vermutlich erst Recht nicht:
Was ich gefühlt habe, als wir uns das erste Mal geküsst haben. Das habe ich bislang nur ein einziges Mal bei einer Frau gespürt und selbst da nicht in der Intensität. Es war so als ob alles an ihr (obwohl neu und noch nicht entdeckt) so vertraut war, so bekannt, als ob es seit einer Ewigkeit bereits neben mir bestand. Diane ging es an dem Abend ähnlich. Und das hat sich bis heute nicht geändert, es ist alles so vertraut, wie es gar nicht sein kann. Ich kann es einfach nicht anders beschreiben…Mit dieser ersten Frau war ich dann 10 Jahre glücklich zusammen. Wir waren nur viel zu jung, um zu verstehen, welche Pakete jeder da mit sich rumträgt. Mir war das was ich alles inzwischen über mich weiss, nicht bewusst und ihr über sich auch nicht, voneinander mal ganz zu schweigen. Und dann haben wir beide 3 Jahre lang Blödsinn gemacht, waren verletzt und stolz und haben einander Vorwürfe gemacht. Und das war es.
Wenn ich also solch ein Gefühl bei einer Frau erlebe, dann weiß ich, dass es etwas ganz Besonderes ist und dass es auch von ihr so zurückkommt. Wir sind altermäßig nicht gerade nah beieinander, jedoch beide sehr reflektiert. Jeder dennoch in einem anderen Lebensabschnitt. Aber ob das mal was „Richtiges“ zwischen uns wird oder auch "nur" eine schöne gemeinsame tolle Zeit oder auch gar nix mehr (und all die Bandbreiten dazwischen), das mag ich derzeit nicht sagen. Richtig sind wohl lediglich drei Dinge:
1. Jeder ist allein für seine Baustellen zuständig und nicht für den anderen verantwortlich. Wir können mal gemeinsam kämpfen aber auch da gilt: Jeder ist für sich, seinen Schutz, selbst verantwortlich!
2. So verrückt wird es nicht mehr werden, das wird keiner von uns beiden mehr zulassen!
3. Da sind Gefühle im Spiel, die über „gegenseitigen Halt suchen“ weit hinausgehen. Und das mit dem Halt suchen will ich künftig nicht mehr brauchen, deswegen tue ich jetzt auch massiv etwas dagegen und gehe diese Baustelle bei mir mit therapeutischer Hilfe an.
Mehr kann ich in dem Stadium derzeit nicht sagen.

@Wispy:
NIEMAND hier kann denn Grad der Liebe zwischen den Beiden beurteilen!
Wir können genau genommen gar nichts beurteilen, nur Vermutungen anstellen und vielleicht den einen oder anderen Denkansatz einwerfen.
Ich stimme durchaus zu, dass man in Beziehung sehr viel auf den Partner überträgt, das passiert quasi überall, der Mensch ist ein ängstliches Wesen, es liegt ihm potentiell immer erstmal näher seine Entwicklungsängste auf den Partner zu übertragen und dort die "Schuld" zu suchen
Derzeit kann ich den Begriff der "Liebe" eigentlich nur so definieren (ist nicht in Stein gemeisselt, sondern ich entdecke beinahe täglich neue Facetten und werfe auch viel wieder über Bord):
Es ist der Grad an Verrücktheit den zwei Menschen miteinander teilen, wobei die Verrücktheit des Einen an der des Anderen derart wunderbar andockt und zueinander so ähnlich ist, bzw. passt, dass sie einander im jeweils anderen Spiegeln (das macht die Tiefe des Bandes zwischen diesen beiden aus), gepaart mit dem gemeinsamen Erleben dieser beiden Menschen über die gemeinsame Zeit, die sich miteinander verbringen (das macht die Weite des Bandes zwischen diesen beiden aus).
Sorry, ihr mögt das jetzt blöd finden, aber wenn man sich über einen Begriff unterhält, der für jeden so verschieden besetzt sein kann (wie oft wird z.B. wohl „Liebe“ mit „verliebt sein“ verwechselt?), dann sollte man ihn zumindest ein wenig eingrenzen. Und so wie oben beschrieben empfinde ich Liebe. Denn durch diesen Grad der gemeinsamen Verrücktheit scheint ein so tiefes Gefühl des Verständnisses füreinander zu entstehen, eine Geborgenheit, eine Vertrautheit, all das…
aber eben mit diesem Wissen, finde ich Cris' ausschweifendes Nachdenken (und darüber schreiben) als sehr viel entwickelter als so manche andere Beziehungspartner.
Vielen lieben Dank Wispy, das tut gut zu hören! 
Genau dieses ständige Reflektieren und dadurch bewusst werden ist für mich die alleinige Grundlage einer jeder guten Beziehung!
Ja, in einer Beziehung scheint es darum zu gehen (ihr bemerkt vielleicht das Wörtchen „scheint“, es bedeutet: Ich bin mir nicht mehr sicher, was eine „Beziehung“ tatsächlich ausmacht, ich hinterfrage mittlerweile viele meiner liebgewonnen Einsichten und Ansichten), dass zwei Menschen miteinander ein Wachstum erleben können, das alleine für sich nicht möglich ist.
Leider führen wohl viele Menschen sog. Symbiotische Beziehungen und darin klammern sie sich am anderen fest und wissen schon zu verhindern, dass der Andere sich weiterentwickelt. Das war auch das, womit Diane und ich gerade begonnen hatten. Daher bin ich erleichtert, dass diese beginnende Abwärtsspirale nun durchbrochen ist und wir wieder an dem Punkt sind, an dem wir zu Beginn unseres Kennenlernens waren. Jetzt ist zumindest wieder alles offen und damit auch alles möglich.
Beziehungen passieren nicht einfach, sobald zwei Menschen miteinander involviert sind, sind die Spiele des mal mehr, mal weniger fröhlichen und oft (und gerechtfertigterweise) spannungsgeladenen "Findung des Bedürfnis-Konsens" eröffnet. Wir müssen immer wieder neu aufeinander abstimmen, wie es um die Wünsche und Bedürfnisse der Partner steht und inwieweit wir gegenseitig darauf eingehen wollen und inwieweit wir bewusst darauf verzichten müssen.
Dass hundert Seiten der Reflexion für dich für eine wenig glückliche Beziehung sprechen, ist aus meiner Sicht sehr kurzsichtig. Die gute und glückliche Beziehung ist doch lebendig und darum auch fortwährend der Reflexion, des gewahr-werdens, der aktiven Stellungnahme und dem Überdenken selbiger unterworfen.
Ich habe die letzten Monate vieles gelesen, was Paartherapeuten in jüngster Zeit so geschrieben haben. Und sie alle sehen es mehr oder weniger so wie Du Wispy. Deren Quintessenz scheint zu sein:
Am Anfang ist niemand in einer Beziehung beziehungsfähig. Jede Beziehung ist anders und einzigartig. Ziel sollte es sein, dass jeder bei sich bleibt und die Fähigkeit erwirbt, sich abzugrenzen, bzw. bei sich zu bleiben. Dadurch entfalte sich die Intimität zwischen dem Paar. Durch die sich aufbauenden Spannungen, wenn jeder bei sich bleibt, bzw. sich von dem anderen „gesund“ abgrenzt, tragen dazu bei, dass jeder der beiden liebgewonnene Ideale hinterfragen muss und abwägen muss, was ihm lieber ist: Ein bestimmtes Ideal oder das Zusammenleben mit dem Anderen. Auf diese Weise bleibt die Beziehung stets dynamisch, ist nie vorprogrammiert und damit stets lebendig. Es kann aber auch jeden Tag vorbei sein. Und dadurch würde sich die Entwicklung des Einzelnen rasend beschleunigen können, da er dadurch einen Entwicklungsantrieb erhält an Stellen wo er keine Entwicklung für nötig erachtet hatte (meist aus Angst) und gleichzeitig auch von der Entwicklung des jeweils anderen mitprofitiert.
Ja, das kann für den einen wenig romantisch klingen. Für mich ist es Romantik pur! 
Deshalb bin ich auch auf jeden Fall pro Cris-Diane, solange ihr beide euch immer wieder und weiter eurer Selbst und der Übertragungen innerhalb eures Verhältnisses bewusst werdet!
Ich möchte gerne in nächster Zeit dahin kommen, dass ich gerne mit ihr zusammen bin, aber es nicht zu sein brauche. Das ich es also wirklich aus freien Stücken tue, und nicht weil sie irgendetwas, das verletzt ist und mal in mir schlummert, mal in mir rebelliert, antriggert und ich sie deshalb „brauche“ um mich bei ihr zu entlasten.
Zwar wird sie auch dann weiterhin Dinge in mir antriggern, aber wenn ich sie nicht mehr dafür „brauche“, dass ich meine verletzten Emotionen auf sie projiziere und mich damit bei ihr entlaste, dann wird es sicher gut sein miteinander – auf welche Weise auch immer – weiter zu gehen. Also muss ich mich um mich und meine Verlassensangst kümmern!
Ich finde es gut, dass du die Flinte nicht gleich ins Korn wirfst, obwohl sie dich schon sehr böse hat sitzenlassen; aber genau diese Unzulänglichkeiten der unperfekten Menschen überbrückt die Liebe.
Das sehe ich auch so, Liebe scheint nicht immer leicht zu sein, sondern manchmal ganz schön hart. Irgendwie scheint es mir das irrwitzigste Gefühl überhaupt zu sein!!! Aber wir können wohl nicht ohne…
Wichtig ist nur, dass solche Situationen Denkprozesse anzünden und Weiterentwicklungen in Gang setzen. Das scheint zumindest bei dir ausserordentlich der Fall zu sein - und deshalb seh ich da auch kein Problem, wenn du lernst, dich in den richtigen Momenten abzugrenzen (so wie ich das sollte, ne) und nicht aufhörst dich damit konstruktiv auseinanderzusetzen.

Ah, wo wir dabei schon sind: Das empfinde ich bei dir, Cris, auch als sehr positive und wundervolle Eigenschaft - du setzt dich so unglaublich konstruktiv mit all den aufkommenden Umständen auseinander, das ist echt toll, Hut ab! :)
Also Wispy, wäre ich eine Katze, würde ich jetzt an Deiner Wade entlang kuscheln und beständig schnurren! ;)
Ich würds schön finden, wenn du weiter berichtest, was so passiert in dir und zwischen euch, je nach dem :)
Kann ich gerne machen. Ich will mir nur ab Freitag erst einmal eine Kontaktsperre auferlegen, um sie aus meinem Kopf zu bekommen, damit ich mich um mich kümmern kann und lernen kann, bei mir zu bleiben. Das ist gar nicht gegen sie gerichtet, ich merke nur, dass sobald ich geistig und emotional etwas Abstand zu ihr gewinne (einen, der so groß ist, wie ich ihn brauche, um mich bei mir selbst umsehen zu können), sie mit absolut treffsicherem Instinkt auf mich zukommt und ich wieder beginne, meine Welt nicht um mich sondern um sie drehen zu lassen, also nicht bei mir ankomme, sondern wieder bei ihr bin. Das liegt nicht an ihr, klar spürt sie das und will dann auch wieder Nähe, weil ihr die Distanz zu groß wird, sondern daran, dass ich mich nicht auf mich selbst fokussiert halten kann, wenn sie in meiner Nähe ist. Und das muss ich erst einmal üben und festigen, sonst können wir einander auf mittlere und lange Sicht nicht gut tun (vielleicht auch auf kurze Sicht nicht).
Und das mit dem "sie braucht ihr Selbst bestätigt", da stimme ich dir absolut zu, das seh ich auch bei mir und ich denke, dass das 1) jeder Mensch braucht und das 2) in erster Linie von sich selber und trotzdem ja, auch von aussen.
Ich stimme Dir zu Wispy, so ist es vermutlich bei fast allen von uns (besonders hier im Forum, aber sicherlich auch außerhalb). Idealerweise sollte es aber so sein, dass jeder nur die Bestätigung durch sich selbst braucht. Aber wer von uns ist schon ein Dalai Lama? ;)

Laona, ich danke Dir nochmals für Deine ehrlichen Worte. Ich sehe das zwar anders, dennoch freue ich mich, dass Du mir offen Feedback gibst, auch wenn es hart ist! Deine Worte werden jedenfalls auch in mir arbeiten und eine kritische Stimme bilden, etwas das wichtig ist!
Wispy, ich danke Dir nochmals für Deine Aufmunterung und Deine über mich gelegte schützende Hand. Es ist schön, nicht immer kritisiert zu werden (obwohl Kritik überaus wichtig ist!), sondern auch Zuspruch zu erfahren und das Gefühl zu haben, auch einmal geschützt zu werden! Das ist wie Balsam und macht mir Mut meinen Weg zu gehen!

Einen lieben Gruß,
Cris
Zuletzt geändert von cris am Mi Apr 09, 2014 12:43, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#48
Hi Cris,

freut mich, wenn meine "Kritik" angekommen ist. Im Zustand der Verliebtheit sieht man vieles anders, vieles wird emotional geprägt und aufgeladen, intensiviert usw. Man fühlt sich unendlich viel lebendiger, allerdings wäre es auch schön, sich ohne das fast ebenso lebendig zu fühlen...

Verliebtheit und der "Kampf" darum kann einem selbst nützen, indem man dann aufgefordert ist, sich gewissermaßen in sich selbst zu verlieben. Wenn man sich selbst prinzipiell vielleicht nicht so toll findet, um nicht zu sagen: ein eher geringeres Selbstwertgefühl hat, wird man solche "Kämpfe" begrüßen, weil sie einem willkommenen Anlass dazu sind, seinen Selbstwert zu finden.

Und ansonsten: ich bin vielleicht einfach ein pragmatischerer Typ. Wenn ich glücklich verliebt bin, dann ist das super und ein tolles Gefühl, aber ein solches symbiotisches Element wie bei Dir offenbar hat dieses Gefühl dann nicht. Da bin ich weniger 'idealistisch'; so möchte ich es mal nennen. Und weniger "dramatisch", denn im Ende sind wir ja doch "nur" gewöhnliche Menschen. Naja.

In der Tat: für Liebe hat jeder seine eigene "Definition". Dir wünsche ich, dass Du eine Deiner Definition gemäße findest, und vielleicht ist das aber auch - um nochmals den kritischen Standpunkt zu beziehen... - die Selbst- oder Eigenliebe (und danach findest Du noch eine andere).

Jo, ich habe nun einfach mehr nicht zu sagen, und wenn manch einer/e meine Kritik als anmaßend, unangebracht oder sonstiges empfindet: Kritik ist selten "kuschlig", deshalb aber noch lange nicht böse gemeint, sondern (nüchtern...) an der Sache orientiert. Außerdem schrieb ich explizit "Ich denke", "meines Erachtens" usw. ... Jo, what shalls.

Grüße!
Laona

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#49
Hi Laona,

ich finde es schön, dass Du Dich nochmal gemeldet hast.
Ich bin auch sicher, Wispy meinte es - genauso wie auch Du - nicht böse. :)

Ja, das mit dem Verliebtsein stimmt schon, da ist vieles Rosa...
Ich jedenfalls weiss inzwischen, dass ich als ich bei Diane dieses Gefühl noch einmal erlebt habe, ich meine gewachsene Liebe aus dieser ersten großen Liebe auf sie übetragen habe. Nur dadurch konnte alles soooo groß werden.

Ich sehe das so (meine romantische Ansicht von Liebe):
Liebe ist jedoch ein zartes Pflänzchen. Sie braucht den richtigen Boden und die richtige Luft um sich zu entfalten. Und kriegt sie die nicht, dann zieht sie sich wieder in den Erdboden zurück und ward nicht mehr gesehen. Solange bis die Umstände wieder stimmen, dann kommt sie wieder. Anders als ein zartes Pflänzchen ist sie jedoch unsterblich, unzerstörbar. Sie zieht sich einfach "nur" zurück. D.h., sie ist immerwährend.
Und dadurch, dass ich meine gewachsene Liebespflanze drüber gestülpt habe, konnte sie sich gar nicht entwickeln und wurde von Diane auch nicht mehr empfunden.
Nun, warten wir es ab, wenn meine romantische Ansicht nicht so falsch ist, wird sie sie schon bald wieder für mich empfinden und sich wundern. ;)

Ja, und kämpfen will ich nicht mehr. Aber Du hast Recht, in einer symbiotischen Beziehung ist es immer auch Kampf! - Autonomiekampf und Kolonialisationskampf, was sonst? Muss ja so sein.
Wenn ich mir die meisten Disney-Filme ansehe, dort geht es doch, wenn wir ehrlich sind, nur um diese symbiotischen Liebesbeziehungen.
Na ja, ist ja auch kein Wunder, wenn ich nachdenke, wozu bis vor Kurzem (und teils auch noch heute) die Ehe dient(e)...das hatte wenig mit Romantik und Liebe zu tun, sondern waren Zweckgemeinschaften. Selbst der Staat sieht die Ehe als "Zugewinngemeinschaft" im materiellen Sinne.

Wirkliche Liebesverbindungen, also solche, die nicht sombiotischer Natur sind, sondern auf Eigenverantwortung und Autonomie für sich und den anderen beruhen, wie lange hat unsere Zivilisation damit schon Erfahrung machen können? 10 Jahre? 20 Jahre? Höchstens?

Wir stehen da noch voll am Anfang! Daher gilt das was früher galt heute doch schon lange nicht mehr. Wir müssen sowas jeder selbst für sich neu erleben, erfahren und evtl. auch definieren...

Und ja, Laona, eine symbiotische Beziehung will ich nicht mehr. Mann, es zieht mich unwahrscheinlich zu ihr hin, aber ich will keine Symbiose mehr! Ich will Autonomie: Ich meine und sie ihre!
Das muss ich aber jetzt erst einmal lernen...also bei mir zu bleiben und meine Verlassensängste verarbeiten und auflösen.
Und danach wird es nochmal spannend, denn:
Danach kann es sein, dass sie oder ich oder auch beide gar nicht mehr groß was miteinander zu tun haben wollen. Autonomie bringt auch diese Freiheit eines jeden zu jeder Zeit mit sich! - Auch daran müssen wir uns dann gewöhnen.
Die Partnerschaft als sicherer Hafen, indem man sich einfach "fallen" lässt und die Verantwortung auf den jeweils anderen abgibt (manchmal auch Arbeitsteilung genannt), das wird es dann nicht mehr geben. Jeder neue Tag kann das Ende der Beziehung bedeuten. Und vermutlich wird sie dann deswegen so schön sein, dass sie nicht enden möchte. :)
Weil jeder sich dessen bewusst ist, sie schätzt und achtsam mit sich ihr und dem anderen umgeht. So zumindest meine Hoffnung. Denn mal ehrlich: Wer von uns will schon allein sein für sein Leben? So sind wir Menschen nicht gemacht, das ist nicht unsere Natur.

Und ja, ich will Liebe auch einfach und undramatisch. Aber auch lebendig!
Und dazu gehören nunmal Höhen und Tiefen. Ob ich natürlich diese Höhen und Tiefen, die ich mit Diane hatte, noch wollen werde, wag ich bereits jetzt zu bezweifeln. Ich hoffe nur, wenn ich bei mir bin, ist es relativ egal wie sie gerade ist, dann kann ich bei mir bleiben und muss mich nicht allen Tiefen aussetzen (die Höhen nehme ich gerne mit und will die Tiefen etwas abfedern).

Mal sehen was die Zukunft bringt....

Nur eines ist da, wodurch ich weiss, dass es ein ganz besonderes Gefühl ist mit ihr:
Sie hat mich gerade angerufen und wir haben schön miteinander gesprochen. Mir bleibt in ihrer Nähe (ja auch am Telefon) einfach immer wieder die Luft zum atmen weg! Das hat noch niemand zuvor geschafft! Und das seit wir uns kennen, es ändert sich einfach nicht. Eine Frau die es schafft, mir allein durch ihr Sein den Atem zu rauben, das ist was! Was soll ich mehr dazu sagen. Und Laona Du kannst mir glauben, das hat mit verliebtheit nix zu tun, das ist echt, das geht so tief, das es schon schmerzt. Aber es ist ein süßer Schmerz. Tja, so ist das...was soll ich noch sagen...

Einen lieben Gruß,
Cris

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#51
Hallo Wispy,

schön von Dir zu hören, danke der Nachfrage!

Ich bin heute schon arg müde, werde mich also kurz fassen, dann über die Ostertage gerne mehr.

Aktuell beschäftige ich mich sehr mit mir selbst, probiere eine Menge neue Dinge aus und versuche wieder zu mir zu finden und einen Weg zu finden, bei mir zu bleiben. Aktuell tut sich in mir eine Menge, jeden Tag was Neues und ich bin dabei, mich zu erholen. Dazu musste ich aber raus, einfach mal weg! Nicht zu meiner Familie und auch nicht in der Stadt bleiben. Einfach raus an einen See und dort bleibe ich, bis ich mich wieder stark fühle. Zum Glück kann ich auch von hier aus arbeiten. Und so langsam bekomme ich dazu auch wieder Lust!

Kontakt zu Diane besteht, wenn auch wohl dosiert und ich melde mich auf ihre Nachrichten erst nach Stunden oder am nächsten Tag, auch wenn es mir schwer fällt. Ich habe etwas gefunden, mit dem ich mich ablenken kann, wenn ich an sie denke oder ihr schreiben oder sie anrufen möchte.

Es haben sich in der einen Woche einige interessante Dinge ereignet und ich bin echt gespannt, wie sich das alles weiter entwickelt, bei mir, bei ihr und bei uns.

Mehr dazu aber in den nächsten Tagen. Die frische Luft hier macht mich echt müde, und das ist gut so. Zu Hause komme ich selten vor 01:00 ins Bett, hier werde ich bereits um 21:00 hundemüde... :)

Also bis demnächst.
Schöne Grüße,
Cris
Zuletzt geändert von cris am Mi Apr 16, 2014 22:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#52
Hey,

das klingt voll gut! Total schön, dass du einfach mal ne Weile weg kannst, ich kann mir gut vorstellen, dass das sehr befreiend ist. Der Schritt Abstand fällt mir immer am schwersten, super, dass du den machen konntest!

Ich wünsch dir noch ne erholsame Zeit und wenn du bereit bist, würd ich mich freuen, wenn du ein bisschen schreibst, wie es euch beiden so ergangen ist :)

Liebe Grüße
Wispy
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#53
Hallo Chris,

ich antworte dir sehr spät, und ich weiß auch nicht, ob es der passende Zeitraum ist, gerade jetzt zu schreiben, wo du deine Pause genießt.
Ich bin nur noch sehr selten im Forum, und vielleicht habe ich das nächste Mal schon vergessen, dass ich dir schreiben wollte.

Es ist nur, deine Freundin erinnert mich an mich, damals, in meiner Beziehung. Du erinnerst mich an meinen damaligen Freund.
Ich war auch so, offen ihm gegenüber, wir waren sehr eng, beide auf unsere Art traumatisiert, und wir konnten uns ineinander wiederentdecken.
Nur war es so, während die Beziehung wuchs, wuchs auch mein krankhaftes Verhalten parallel dazu.
Selbstverletzung, Bulimie..

Es scheint mir im Nachhinein so zu sein, ich begab mich aus meiner Sicherheitszone heraus, da, wo die Emotionen angenehm flach sind und ich einfach mein geruhsames Leben führe. Und immer, wenn wir uns sehr nahe waren und es sehr schön war, dann bekam ich Panik. Mich zu weit zu öffnen, mich völlig dem anderen hinzugeben, und das Schlimmste, mich selber völlig zu verlieren, zu ertrinken in den ganzen Emotionen. Umso schöner und intensiver es war, desto schlimmer wurde es. Ich habe mich in der Zeit meiner Beziehung viel stärker selber verletzt, als ich es vorher getan habe.
Und irgendwann haben wir uns viel zu sehr in meinen Problemen verloren, da war nichts mehr mit gleichberechtigter Partnerschaft, wir haben nur noch darüber diskutiert, was er tun könnte, damit es mir besser geht.

Und dann kam es dazu, er grenzte sich zuwenig ab, er sicherte mir zu, immer für mich dazusein, und ich nutzte es aus, ging auf Abstand, wenn ich es brauchte, und wenn wir uns sahen, dann schob ich ihm alle meine Probleme zu. Und trotzdem spürte ich auch, dass ich ihn überforderte, dass er über seine eigenen Grenzen ging, um eine Beziehung zu mir führen zu können. Und irgendwann schlug das um, ich redete mir ein, es sei besser für ihn, wenn wir uns trennen würden. Und eigentlich war mein Motiv aber noch anders, ich verlor nämlich die Achtung vor ihm, ich konnte ihn nicht mehr lieben und wertschätzen, nachdem er den Kontakt zu sich selber verloren hatte. Ich verachtete ihn.
Und so trennte ich mich.

Danach ging es mir mies, und ihm auch. Er hatte damals mit seiner Abschlussarbeit angefangen, aber ich habe über Umwege mitbekommen, dass er sie erst mindestens ein Jahr, wenn nicht noch später, fertig schreiben konnte. Und auch ich war lange aus meinem Studium raus. Selbst wenn ich mir einredete, dass das gar nichts mit ihm zu tun hätte, dass es einfach vorbeiwäre und gut, das war nicht so. Ich weiß nicht, ob er mir fehlte, oder ob ich einfach selber auf mich wütend war, weil ich so gut Beziehungen kaputtmachen konnte.

Interessanterweise konnten wir etwas später noch einmal eine recht gute Freundschaft beginnen. Nachdem wir uns beide unsere Grenzen klargemacht hatten und uns wieder achten konnten, haben wir wieder schrecklich viel Zeit miteinander verbracht, so etwa ein Dreivierteljahr später. Und wir wären auch beinahe noch einmal zusammen gekommen.
Bis ich dann wieder zögerlich wurde, und unentschlossen über die Nähe und Bedrängnis war. Da hat er dann einen Schlussstrich gezogen und sich anders orientiert, bzw ich habe ihn sogar beraten, nachdem er erzählte, dass er eine nach einem Date gefragt hatte, die ich auch kannte, wie er sich darauf vorbereiten könnte. Nunja, eigentlich habe ich ihm hauptsächlich gesagt, er sollte sich bitte natürich verhalten und nicht soviel grübeln. Während ich damit beschäftigt war, zu verbergen, wie perplex ich tatsächlich war, dass er meine Abstoßung wirklich ernst genommen hatte und eine andere in sein Herz ließ.
Ein paar Monate später, seine neue Beziehung sprach er nicht mehr an, aber wir hatten noch viel miteinander zu tun, zofften wir uns dann richtig. Jetzt, wo ja klar war, dass wir nichts mehr voneinander zu erwarten hatten, warfen wir uns nochmal einige Verletzungen an den Kopf, die wir vorher nie ausgesprochen hatten. Erschreckend ehrlich, endlich.
Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr, und seitdem tritt die Heilung ein, von all den Verletzungen, die wir uns bewusst und unbewusst zugefügt haben.

(Und was hier ein anderer Angehöriger auf der ersten Seite erwähnt hat, auf so Dinge wie liebe Guten-Morgen-Grüße habe ich auch immer allergisch reagiert, so nach dem Motto, mir gehts grad mies, ich will, dass es mir mies geht, einfach so aus kindischem Trotz heraus, nerv mich nicht mit so banalem Scheiß. Oder auch Geburtstagsgrüße, wenn ich gerade beschlossen hatte, dass der Geburtstag doch nur ein Symbol dafür ist, dass ich krankheistbedingt so viele Jahre meines Lebens in die Tonne kloppen könnte, und ihn ausfallen lassen wollte, haben mich schrecklich genervt. Die pure Erinnerung daran, dass es ein schöner Morgen ist und andere sich wohl fühlen und glücklich sind, und ich es eigentlich auch sein sollte, aber aus irgendeinem ominösem Grund nicht bin, haben mich schrecklich falsch fühlen lassen und ich habe mich daran aufgehangen, dass ich ein mieser Mensch bin, weil es mir mies geht. In einer gewissen Grundstimmung nervt mich ja sogar die Sonne, wenn sie scheint, weil das auch so ein Symbol fürs Glücklich sein ist. Soviel dazu als Erlärung vielleicht.)

Also, das war meine Geschichte, was man vielleicht daraus extrahieren kann, ist, dass ein angenehmer gegenseitiger Respekt, aus dem sich dann eine wirkliche Beziehung entwickeln kann, erst daraus entsteht, dass du deutliche Grenzen setzt. Damit riskierst du vielleicht, sie zu verlieren, wenn sie noch nicht so weit ist, aber nur das kann den Anstoß geben, dass sie auch in der Hinsicht an sich arbeitet, nur das gibt ihr das Signal, dass du ehrlich zu ihr und dir selber bist und dir nicht etwas über deine Belastungsfähigkeit vormachst (und ich kann es z.B. nicht leiden, wenn ich mich hereingelegt fühle, selbst wenn derjenige sich selber damit genauso hereinlegt), und nur das sorgt dafür, dass sie dich als tollen, ernstzunehmenden Menschen respektieren kann. Und das macht es ihr letztendlich auch einfacher, mit dir umzugehen, weil sie weiß, du achtest selber auf dich, und sie muss nicht zusätzlich noch ein schlechtes Gewissen haben, weil du dich aufopferst, oder für dich mit darüber nachgrübeln, dass da etwas falsch läuft, so wie ich damals immer gegrübelt habe und mir dann eingebildet, ich muss mich von ihm trennen, weil das besser für ihn ist. Nur wenn du dich selber darum kümmerst, was gut für dich ist, kann sie nicht noch solche Scheingründe anbringen.

Genau das hast du ja, wie ich hier nachlesen konnte, auch schon getan, mit deiner Pause und der Zeit, zu dir zu finden, und das finde ich wirklich gut.
Darin möchte ich dich noch einmal bestärken. Mach weiter so!
Ich wünsch dir viel Kraft, dass du das schaffst, zu dir zu finden, und egal wie es danach mit Diane weiterläuft, ich wünsche dir, dass du eine befriedigende Lösung findest :)

Und noch etwas, Borderline und Gesellschaft war ja hier auch Thema, dazu wäre vielleicht auch ein Buch ganz interessant. "Wenn Hass und Liebe sich umarmen" von Joachim Gneist.
In dem Buch wird sehr gut das Weltbild eines Borderliners beschrieben (allerdings nicht die ganz extremen Fälle, da der Autor aus seiner ambulanten Erfahrung als Therapeut berichtet und die Klinik-Fälle nicht aus eigener Erfahrung kennt), und in Zusammenhang mit der normalen menschlichen Erfahrung gebracht und eben auch nach gesellschaftlichen Ursachen gesucht, dass das hier letztendlich eine Borderline-Gesellschaft ist, wo sehr sehr viel auf diesen Problemen mit Grenzen und Grenzverletzungen beruht. Und auch, dass Borderliner einem immer einen ganz unangenehmen Spiegel vorhalten, der schonungslos auf die eigenen Probleme und Grenzen stößt, die man vorher so nicht bewusst wahrgenommen hat, sodass es durchaus sein kann, dass man erst nach dem engen Kontakt zu einem Borderliner merkt, dass man selber auch eine Therapie brauchen könnte.
Oder so ähnlich. Glaube ich. Ich habe das Buch einmal vor vielen Jahren gelesen und weiß nur noch, dass ich es sehr gut fand, ohne aber wirklich alle Details sicher im Kopf zu haben.
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#54
Liebe Dreamdancer,

vielen Dank für Deine ausführliche Nachricht und die Offenheit! Ich weiss das sehr zu schätzen. Es macht mich traurig und hoffnungsvoll zugleich.
Traurig, weil ich in Deiner Nachricht herauszulesen meine, dass Du Dir wünschen würdest, es wäre anders mit Dir und ihm gekommen. Aber: Vielleicht wird es das ja noch! Ihr beide entwickelt euch ja beständig weiter. Und dass ihr euch offen die Sachen an den Kopf geworfen habt, die euch aneinander störten, ist gut und kann heilsam sein - was es in eurem Fall wohl auch war. Nur, dass aktuell jeder seine Wege geht. In meinem Denken ist das aber nicht in Stein gemeisselt und wenn zwei Menschen sowas wie Liebe füreinander empfinden, kann da auch später noch was werden - sie sollten nur nicht zu stolz sein und auch noch an der Vergangenheit hängen (denn dann können sie den Anderen nicht so sehen wie er aktuell ist), sondern statt dessen etwas Mut aufbringen, wenn sich ein "Zeitfenster" dafür ergibt. - Nur meine Meinung.

Hoffnungsvoll, weil ich die Schritte von denen Du schreibst, bereits eingeleitet habe und sie laufen lasse. Ich erzähle gleich, wo wir aktuell stehen.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du glücklich bist/wirst und danke Dir nochmals für Deine Schilderungen, sie helfen mir sehr weiter.

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#55
Liebe Wispy,

hier das lang ausstehende Update - es mussten sich erst einmal ein paar Dinge ereignen, damit ich auch wirklich weiss, ob es fundiert ist, was ich schreibe.

Über Ostern hatten wir Pause, ich habe den Kontakt vollkommen eingestellt, ihr aber signalisiert, dass ich sie mit mir Kontakt aufnehmen darf, wann sie es mag. Ich habe in der Zeit auf mich geachtet und gelernt, wieder mit mir alleine zu sein und es als einen Ort der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit wahrzunehmen.
Am Dienstag nach Ostern habe ich dann innerlich für mich einen Schlussstrich gezogen. Innerhalb der nächsten Stunde nach meinem inneren Entschluss kam eine sms von ihr, wie Ostern war. Auf die sms habe ich nicht reagiert.
35min. später kam ihr Anruf. Ich habe nicht darauf reagiert. 30min. später kam ihr zweiter Anruf. Darauf habe ich dann reagiert und mich sofort darüber geärgert. :roll:
Das Gespräch war kurz, aber schön. Sie war bei ihrer Familie und hat sich mit alten Freunden getroffen, sich gut erholt und mich gefragt, ob sie mich morgen Abend (also Mi) anrufen kann, da sie aktuell mit ihrer Familie im Auto sitze und wir dann besser und länger ungestört reden können. Ich fragte sie, ob sie ihren Ex-Freund getroffen habe. Sie antwortete wie aus der Pistole geschossen: "Ja, aber nicht so wie Du jetzt denkst." - Na gut dachte ich bei mir, woher weisst Du was ich jetzt denke?...für mich war in dem Moment klar: Sie hatte mit ihm geschlafen! :?

Mi früh hatten sich Termine bei mir verschoben und ich habe ihr ne sms geschrieben, dass ich ein paar Stunden Zeit hätte, wenn sie sich treffen mag. Sie wollte. Wir trafen uns bei ihren Eltern. Ihre Mutter war total froh mich zu sehen, hat mich in den Arm genommen und erst einmal eine halbe Stunde mit mir gequatscht. Diane war aussen vor, schien es aber sowohl zu geniessen zu sehen, dass ihre Mutter und ich uns so gut verstehen, aber auch ein wenig genervt zu sein.
Also sind wir raus in einen Biergarten. Es war sehr schön. Plötzlich wollte sie wieder sehr viel Nähe: Sich mein Auto ausleihen (was sie sonst stets abgelehnt hatte) und es mir in den kommenden Tag am Wochenende raus an "meinen" See bringen. Und demnächst evtl. doch noch die gemeinsame Urlaubsreise antreten. Gleichzeitig war ihr das aber auch nicht geheuer, da sie doch eigentlich Abstand von mir wolle. Ich sagte ihr, dass sie ihn haben könne und dass das alles gerade ihre Ideen waren und nicht meine. Und dass sie mir das Auto auch nicht bringen brauche, wenn sie nicht mag, ihre Entscheidung. - Ich fühlte mich gut und souverän! - Und das schien ihr zu gefallen.

Den Termin hatte sie dann abgesagt, weil sie lieber mit ihren Freundinnen feiern gehen wollte. Ich war sauer und sagte ihr das auch. Da ich es als respektlos empfand. Nicht, dass sie feiern wollte mit ihren Leuten, sondern weil wir verabredet waren und sie mal wieder unzuverlässig war. Ihre Antwort: Wir seien nicht zusammen!
Tags darauf habe ich sie angerufen und ihr gesagt, dass wenn das bedeutet, dass ich erst Respekt verdiene, wenn ich mit ihr zusammen bin und vorher als Mensch nicht zähle, ich lieber nicht mit ihr zusammen sein möchte, ich darauf verzichten möchte. Und wenn es ihr doch zu nah war, sie lieber ehrlich sein sollte, das hätten wir Schließlich an dem letzten Mittwoch so miteinander vereinbart. Ihre Antwort: Sie komme am kommenden Di zu mir an den See raus und bleibe dort über Nacht. Das sei jetzt fest vereinbart. Sie rufe mich am Sonntag/Montag noch mal an und sage mir, wann sie genau da sein wird.
Ich hatte keinerlei Erwartungen mehr und mich auch nicht mehr bei ihr gemeldet. Natürlich kam kein Anruf bis Montag Abend und sonst keine Nachricht. Es war also völlig unklar, ob sie kommen wird oder nicht.
Dienstag dann am Nachmittag plötzlich ein Anruf: Handy bald leer, sie unterwegs in 1h da. - Prinzessin!
Na ja, so richtig froh war ich noch nicht, aber sehr aufgeregt. Mich schick gemacht und gewartet. Sie kam nicht, nur eine sms: Sie wolle noch schnell Deo kaufen.
Gefühlte Tage später kam sie an - mit einem Affentempo und freudestrahlend, den Tank leer gefahren. :D
Ja, so kannte ich meine Diane - ich war entzückt!
Und sie hatte was dabei: Ein riesen Osterei und Sekt! - Sie bringt normalerweise nichts mit, das war also eine Änderung: Sie wollte mir eine Freude machen, mit etwas schenken.
Wir Pizza geholt und ab an den See. Dort Pizza gegessen und Sekt getrunken. Es war herrlich! Ernste Gespräche mit sehr viel Tiefgang. Reflektierend über ihre Therapie. Und sie sprach ihre Essstörung an. Und dass sie sich gerade in ihrer anorektischen Phase befände (die meiste Pizza von ihr aßen die Enten), in der sie wenig Esse und viel Sport mache. Und es ihr gut gehe. Ich fragte, ob dann nicht zwangsweise irgendwann die bulimische Phase wiederkehren müsse, weil sie sich doch derzeit so viel verwehrt. Sie sagte zu meinem Erstaunen: Ja!
Sie schien sich allem total bewusst und sprach mit mir darüber. Das war wieder etwas Neues!
Sie sprach auch davon, wie es sei, wenn sie was Esse und plötzlich das Gefühl habe, dass es zuviel sei und sie es nicht drin behalten könne. Dass sie sich dann sagt: Scheissegal jetzt! Ich verwehre mir immer alles, jetzt muss ich es eh wieder raus, also kann ich erst Recht alles essen, dann "lohnt" es sich wenigstens. Ich konnte diese "Logik" nachvollziehen. In diesem ihrem Universum machte es durchaus Sinn...
Ich sagte ihr, dass sie wissen soll, dass mich das alles interessiert, ich aber weiss, dass ich sie nicht davon heilen kann und dass ich weiss, dass das noch Jahre oder Jahrzehnte dauern kann, bis es "ausgeheilt" ist. Und dass es nicht meine Sache ist, ob sie nach dem Essen aufs Klo rennt und erbricht oder lediglich auf die Toilette muss oder jeden Tag nur eine rohe Zwiebel isst oder was auch immer. Ich biete ihr von meinem Essen immer mal was an und wenn sie nicht mag, mag sie nicht. Und dass ich das Argument: "Das Essen hat aber Geld gekostet" nicht gelten lasse, wenn man zuviel trinkt kann das auch passieren - da sagt dann aber jeder: Gut, dass es raus ist.
Und geschmeckt habe sie es ja bereits. Mein Fazit ihr gegenüber war: Es ist ihre Störung/Krankheit, ich kann da nichts gegen machen. Ich glaube, dass es durchaus sein kann, dass wenn wir mal zueinander gefunden haben sollten, es ihr so gut tut, dass sie das nicht mehr braucht, aber ich weiss es nicht, bei dem einen ist es so bei dem anderen anders. Es sei ihr Ding und ich respektiere es. Es sei auch ihre Verantwortung und ich weiss, dass ich damit leben muss, es sei schließlich ein Teil von ihr. Ich aber auch weiss, dass ihr Körper das aktuell gut mitmacht, aber irgendwann ihr Immunsystem das nicht mehr stemmen wird können, ihre Stimmbänder, ihr Magen/Darm, etc. in Mitleidenschaft gezogen werden. Aber damit müsse ich Leben, das sei ihre Verantwortung. Wenn mir das nicht passe, könne ich jederzeit gehen, aber es sei ihr Ding. So möchte ich damit umgehen. Ob das für sie gut so ist? Und dass ich ihr sehr dankbar bin und es zu schätzen wisse, dass sie so offen mit mir darüber spricht.
Sie war darüber sehr erleichtert und meinte, sie freue sich darüber sehr und fühle sie bei mir sicher und angenommen. Und dass sie darauf achte, dass wenn mal etwas zwischen uns ist, was sie kaum aushält, sie sich weigert, aufs Klo zu rennen. Das müsse sie dann einfach aushalten, denn sie will mich nicht da hinein ziehen. Das war dann für mich wiederum erleichternd und das sagte ich ihr auch.
Wir sprachen viele Dinge an, die uns an dem anderen nervten, waren sehr ehrlich zueinander, aber nicht respektlos. Es war erleichternd und sehr schön!
Ich wollte sie daraufhin küssen, weil ich dieses Prickeln zwischen und gespürt hatte. Ich sagte ihr das, sie wollte aber nicht. Das sei ihr alles noch zu früh. Das bräuchte Zeit, für sie sei das eine große Sache und sie wolle dass es sich zunächst erst einmal wieder richtig anfühlt. Falls ich es also darauf abgesehen habe, sie zu küssen und mit ihr sex zu haben, können wir das gerne machen, sie mag den Sex mit mir nämlich, aber dann sei es für sie für immer vorbei. Oder aber ich warte und hoffe, dass es sich irgendwann einmal für sie richtig anfühle.
Ich sagte: Ok, dann musst Du mich aber küssen, wenn es soweit ist, ich werde das dann nicht mehr versuchen. Das gefiel ihr dann aber nicht.
Ich sagte: Ich werde warten und mich in Geduld üben.

Wir haben dann lange geredet, Musik gehört und viel getrunken, bis tief in den Morgen. Sie hat mir dann von sich aus erzählt, dass sie mit ihrem Ex geschlafen hat. Ich war merkwürdiger weise nicht eifersüchtig. Ich sagte ihr: Ok, wäre das jemand anderes gewesen, ein neuer, einer Deiner Verehrer oder so, dann wärst Du mich jetzt los. Ich hatte das tiefe Gefühl, sie hatte mit ihm geschlafen, weil es nostalgisch war und sie diese Intimität brauchte, jedoch mit mir nicht haben konnte. Evtl. auch weil sie fliehen wollte. Aber nicht zu jemand neuem, weil sie ahnte, dass wäre dann das Aus! Sie sagte, sie würde gar nicht mit anderen schlafen wollen.

Dann sind wir schlafen gegangen. Sie hatte sich so süß bei mir eingekuschelt - das war intensiver und romantischer als "sex"!
Während des Schlafes küsste sich mich sogar einmal und flüsterte: "Ich liebe Dich!"

Am nächsten Morgen war es zugleich schön, aber auch wieder etwas schwierig. Aber es ging. Ich merke, wir muten uns schon gegenseitig Dinge zu. Ich habe manchmal sowas wie Verlassensangst. Und selbst wenn ich es noch nicht spüre, sie scheint diese bei mir sehr früh wahrzunehmen und sich dann in einer Verantwortung für mich zu fühlen. Damit kann sie nicht umgehen. Und ich will nicht, dass sie sich für mich verantwortlich fühlt. Ich stehe schon gut für mich selbst!

Danach kam wieder eine Auszeit. Gestern Nacht gegen 01.00 hat sie dann angerufen, nur kurz um zu sagen, dass sie gerne heute mit mir reden wolle, wenn ich Zeit habe, gegen Mittag. Bis jetzt kam mal wieder nichts. Ist normal...na ja, ich habe gefragt, ob sie sie noch melden wolle, sie sagte, ja gerne, später. Aber ich denke da wird wieder nichts kommen. Vermutlich geht es ihr wieder nicht gut. Ist aber ihr Ding. Ich mache meines und versuche locker zu bleiben, das nicht an mich heran zu lassen, dem keine Bedeutung beizumessen. Mich an den Abend und die Nacht mit ihr zu erinnern, die so intensiv und echt war, und einfach die Zeit diese Dinge regeln zu lassen...wir beide scheinen erst noch ganz am Anfang miteinander zu stehen. Mal sehen wohin die Reise geht...

Re: Frisch in einer Beziehung m. Bulimikerin - und total rat

#56
Liebe Dreamdancer,
liebe Wispy,

es ist jetzt schon etwas Zeit vergangen seit meinem letzten Post. Die brauchte ich einfach für mich und um mir über mich klar zu werden.
Ich habe meine Verlassensängste jetzt in den Griff bekommen, ich habe einen sehr guten Therapeuten - ambulant - für mich gefunden. Jetzt bin ich wieder bei mir und gestärkt und das lässt mich gut fühlen.

Ich habe die Zeit damit verbracht, die Dinge zu tun und auszuhalten, vor denen ich Angst hatte:
Allein sein!

Dazu habe ich mich in einer Pension eingemietet an einem See für ein paar Wochen. Dort war ich dann auch über diverse Feiertage und Geburtstage von Angehörigen. Ich hatte mich komplett zurück gezogen, nur dieser kleine und beschauliche Ort an dem man nach 22.00 nichts warmes mehr zu Essen bekommt, der See und ich. Die erste Woche war echt hart, ich dachte ich halte das nicht mehr aus, so allein und ohne andere Menschen. Ich bin doch ein Gesellschaftstierchen. :wink:
Na ja, eines war noch da: Ein Therapeut den ich in der Nähe gefunden hatte und bei dem ich 2-3x pro Woche war.
Zwischendurch hatte ich beinahe Panikanfälle vor dem Allein sein, ich fand mein Leben, meine Existenz als sinnlos und nichtig. Ich hatte sogar einen Fernseher auf dem Zimmer, den habe ich jedoch irgendwie niemals eingeschaltet. Ansonsten war ich ziemlich isoliert, habe jedoch ab und an telefonisch Kontakt gehalten mir meiner Umgebung. Aber eben nicht physisch. Nach zweieinhalb Wochen habe ich dann auch das erste Mal wieder mit Diane telefoniert. Es war anders.

Nach ca. einer Woche bin ich eines Abends ins Bett gegangen und es ging mir richtig gut. Am nächsten Morgen habe ich es richtig genossen mit mir zu sein. Plötzlich fing ich an schwimmen zu gehen, zu laufen, viel spazieren zu gehen, die Natur wieder an mich heran zu lassen. Nach 3 Wochen war ich auch draussen auf dem See rudern und stundenlang auf dem Wasser treiben, nur die Sonne, der See, meine Musik, Obst, Käse und eine Flasche Rotwein. Es war ein Fest!

Wie ihr weiter oben lesen konntet, hatte mich Diane einmal auch besucht. Aber selbst nach dieser schrägen und wundervollen Nacht war nicht klar, wie es weitergehen wird, ob überhaupt...

Nach vier Wochen war mir das alles nicht mehr wichtig. Mir war wichtig Zeiten zu haben an denen ich nur für mich sein konnte, alleine in einem Eiscafe sitzen und den Menschen zusehen oder ein Buch lesen und dabei Eis essen und Kaffee trinken. Ich war irgendwie entspannter, chilliger geworden.

Ich muss dazu sagen, dass ich einen Job habe, bei dem ich sehr gut von auswärts arbeiten kann. :) So dass ich nicht viel Urlaub nehmen musste. Hat auch Vorteile als Jobmäßiger-Einzelkämpfer. ;)
Vielleicht versteht ihr jetzt auch, wieso ich nach Feierabend umso mehr meine Leute um mich haben möchte/musste.

Dann bin ich irgendwann wieder in die Großstadt zurück gekehrt. Ich wusste ich würde nur für ein paar Tage dort bleiben, denn ich hatte mich entschlossen selbst in Urlaub zu fahren, an einen anderen Ort als an dem, an den wir gemeinsam fahren wollten. Sollte sie doch ihren Urlaub machen, ich mache meinen!

Was mich dort erwartete hatte ich nicht mal erhoffen können: Diane meldete sich zwei Tage vor unserem geplanten Urlaubstermin und sagte mir, sie wolle mit mir mitkommen. Wow! War es nicht so, dass sie fahren wollte, ohne mich? Und jetzt wollte sie nicht etwa, dass ich mitkomme, sondern sie wollte mit mir mitkommen. Ich überlegte kurz, sagte ihr, dass ich mich freuen würde, aber das nur ginge, wenn ich mich jetzt auch darauf verlassen könne, dass sie mit mir mitkommt. Bis zur Abfahrt, ach quatsch, bis zur Ankunft an meinem, äh unserem, Urlaubsort konnte ich es noch nicht Recht fassen. Morgens sind wir los und erst als wir in der Nacht ankamen begriff mein Gefühl allmählich, dass ich nicht träume und dass sie wirklich mit mir für 10 Tage in den Urlaub gefahren war! - Krass - geil!
Ich hatte keine Angst wie es würde und ich habe nichts erwartet oder erhofft. Ich habe stets nur versucht den Moment aufzunehmen, zu spüren was in der Luft liegt und wenn es mir gefallen könnte, das Gefühl mitzunehmen.
Die ersten beiden Tage und Abende waren sehr spassig, aber auch abtastend, wer ist dieser Mensch da neben mir und wie tickt er und was will er?
Ich hatte zuvor beschlossen, mit meiner Rückkehr alles Vergangene möglichst zurück zu lassen und alles neu zu bewerten, quasi Tag Null.
Es funktionierte erstaunlich gut Diane betreffend und ich erzählte ihr von meinem Entschluss und sie schien die Idee ebenfalls aufgenommen zu haben, nur zögerlicher, vorsichtiger als ich.
Tags über machten wir spontan etwas was wir den Abend vorher geplant hatten oder wenn einer dazu keine Lust hatte, dann etwas anderes spontanes. Wir liessen uns von unseren Launen, dem Wetter und der Kultur und Mentalität des Länder leiten. Es klappte erstaunlich gut, kein Tag war wie der andere. So etwas hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben erlebt.
Wir waren 24h rund um die Uhr zusammen, 10 Tage lang, das sind 240h am Stück!!!
Der Gedanke daran liess mir die ersten Tage ein wenig den Atem stocken.

Die ersten beiden Tage also vergingen spassig und herantastend, mit vielen Gesprächen, die immer tiefer und intensiver wurden. Am dritten und vierten Tag entstand in unseren Gesprächen etwas Reibung. Zwei oder dreimal musste ich kurz den Raum verlassen nach einem Satz von ihr, sie dann irgendwann auch ein paar Mal. Aber immer liess der eine den anderen gehen und liess ihm und sich selbst Zeit das Gesagte und Geschehene und Erfahrene sacken zu lassen. Meist innerhalb von 15min. kam dann derjenige der weggegangen war wieder, sagte kurz was in ihm los war und entschuldigte sich beim anderen. Und dann stiessen wir jedes mal mit einem Glas Wein an und redeten an dem oder einem anderen Punkt weiter.
Wir liessen nicht viel aus was die letzten Monate betraf, was jeden von uns tief beschäftigt hat und wie er sich fühlte. Es gab kein "Du hast das und das gemacht", sondern jeder sprach nur von sich und seinen Gefühlen und Befindlichkeiten. Und wir waren in der Lage das zu reflektieren. Einmal meinte sie zu mir: "Sorry, das war nichts gegen Dich. Das war nur mein Psychodings, meine Selbstabwertung." Und dann liess sie sich mich wieder in meine Arme fallen.

So fühlte ich mich von Tag zu Tag ihr wieder näher, ich spürte sie in mir und sie hatte sich mir anscheinend sehr gut mitgeteilt, so dass ich - auch wenn ich wenn es ihr mal nicht gut ging und ich nicht verstand was da los war (war ich zu viel für sie, hatte ich etwas falsches gesagt, kam etwas Vergangenes hoch, war sie melancholisch, war es ihr psychodings? oder war sie gerade einfach nur traurig?) liess ich sie am Strand oder im Bett einfach neben mir liegen oder in der Bar neben mir sitzen, sprach nicht mit ihr, liess ihr ihre Musik, die mir viel über ihren momentanen Gefühlszustand sagte und horchte in mich hinein. Was brauchte ich jetzt, was nichts mit ihr zu tun hatte, wie konnte ich mir etwas gutes tun? Zwischendurch ging ich mal schwimmen, oder spazieren oder las ein Buch. Sie konnte so sein wie sie war ohne sich erklären zu müssen, das war mir wichtig. Und mir war wichtig, dass sie das sehen und fühlen konnte. Also schwieg ich dabei immer.
Und entweder kam sie dann von sich aus wieder auf mich zu, nachdem sie die Phase beendet hatte oder für beendet erklärte oder ich ging weg und kam mit einem Getränk für uns beide wieder, weiter schweigend. Dann kam sie, lehnte sich an mich, änderte ihre Musik in romanischere Klänge und wir saßen beieinander, tranken, schwiegen und schauten in die Natur, das Meer oder in den Sonnenuntergang. - Klingt vielleicht schnulzig, war aber so. :)
Und wenn sie das Bedürfnis hatte zu reden über das was davor gerade bei ihr war, tat sie das. Und wenn nicht, sagte sie mir von sich aus zumindest kurz um welches Thema es sich gerade bei ihr gehandelt hatte.
Und ich begriff: Das hatte nie etwas mit mir zu tun. Ich tat ihr gut und nicht schlecht. Es waren ihre Themen und wenn ich sie nicht auf mich bezog, konnte sie sie bei sich lassen und fühlen, dass ich ihr gut tat.
Am fünften Abend dann wurde es sehr intensiv. Wir hatten viel getrunken, mehr Alkohol als sonst, wesentlich mehr. Keine Ahnung wieso, es lag schon den ganzen Tag was in der Luft. Ihre zufälligen Berührungen wurden häufiger und ich fühlte sie intensiver. Sie nahm häufiger Blickkontakt zu mir auf und lächelte mehr und länger. So jedenfalls empfand ich es. Und sie hackte sich bei mir immer und immer wieder ein wenn wir zu Fuss unterwegs waren. Ich konnte das knistern zwischen uns spüren. Ich hatte das Gefühl es passiert den ganzen Tag über etwas...ich glaube an dem Tag hat sie sich für ihre Verhältnisse sehr weit geöffnet. Jedenfalls sprachen wir davon, dass sie ihren Ex irgendwie immer noch liebe und sie wisse, dass es ihm schlecht geht, dass er mit seiner Psyche massiv Probleme habe und dass er ihr deswegen nicht gut tun würde. Und dass sie nie mehr mit ihm zusammen sein könne, weil sie ganz unterschiedliche Dinge vom Leben erwarten und sie in einer Beziehung mit ihm sich anpassen müsse und er kalt sei und sie deshalb leiden würde. Aber sie habe Gefühle für ihn und sei irgendwie immer noch in ihn verliebt. Und das wolle sie nicht mehr sein, dass täte ihr weh. Besonders weil sie merke, dass sie auch echte, tiefe Gefühle für mich habe und ich ihr gut tun würde. Aber dass sie auch das Gefühl habe, sie müssen ihn unbedingt haben und sei es nur noch einmal für einen Sommer oder gar nur eine Nacht. Und dann fing sie furchtbar an zu weinen. Ich hielt sie in meinen Armen fest und sagte gar nichts.
Irgendwann hörte sie auf zu weinen und fing an mich zu küssen. Und dann wurde alles intensiver und sie sagte, sie wolle nicht mit mir schlafen und ich sagte, dass müssen wir auch gar nicht. Also hörten wir auf, lagen nur beieinander. Dann fing sie irgendwann wieder an und es passierte einfach. Doch direkt danach sprang sie auf, stürzte ins Bad, heulte und ich konnte hören wie sie in unter der Dusche zusammengebrochen und heulend da sass. Ich sass im Bett, die Hände vor meinem Gesicht und weinte auch. Nach einer einer schier ewigen Zeit kam sie raus, nahm mich in den Arm und sagte mir, dass sie mich liebe, ich gut sei wie ich sei, sie es lieben würde mit mir zu schlafen und dass alles nichts mit mir zu tun habe, sondern ihre verkappte Psyche sei. Sie sei einfach nicht darauf vorbereitet gewesen, dass das passieren würde. Sie müsse bei so etwas vorbereitet sein, damit es nicht umschlägt. Dann nahmen wir uns in den Arm und schliefen ein.
Am nächsten Morgen war sie dann sehr melancholisch und in sich gekehrt, bis gegen Mittag. Wir sprachen nicht miteinander, lagen nur am Strand. Irgendwann, ich kam gerade von einem Spaziergang wieder, lehnte sie sich an mich und fragte mich, worauf ich heute Lust hätte, jetzt sei sie wieder wach und bei sich und habe Energie und Laune. Wir haben dann einen tollen Ausflug gemacht. :)

Die kommenden 5 Tage waren toll. Sie hat nicht von mir Abstand genommen, war weiterhin zärtlich zu mir, schien auch kein Problem damit zu haben und wir haben jeden Tag etwas anderes unternommen - und wie immer geredet...über Gott und die Welt, aber meist über uns selbst.

Wir haben nicht mehr miteinander geschlafen. Ich glaube ich hatte zu viel Respekt davor, dass es wieder in ihr ausbrechen könnte, und ich wollte es langsam angehen und nicht das Schöne was wir hatten durch Sex gefährden. Sie streichelte mich zwar ab und an und ich sie, aber zu mehr habe ich es dann nicht mehr kommen lassen. Ich glaube der eine Abend war nicht einfach für mich und ich brauchte selbst danach Zeit, mich nicht zu verlieren.

Alles in Allem hatten wir einen fantastischen Urlaub und ich hatte den Eindruck, dass jeder sich selbst und den anderen inzwischen besser versteht und dass wir ganz neue Facetten und Aspekte aneinander entdeckt haben.

Jetzt sind wir wieder zurück und sie hat bereits Pläne, was wir den Sommer über gemeinsam so machen können. Hauptsächlich wollen wir die Zeit miteinander erst einmal weg vom Alltag verbringen, so dass wir beide beieinander abschalten können und nicht Tagein Tagaus uns sehen und irgendwann nicht einmal mehr wissen, wieso.

Wir wollen uns auch so zwischendurch treffen in der Stadt, aber nur dann wenn beide das Bedürfnis haben, einander zu sehen. Mal schauen was dabei raus kommt.

Zumindest hatte sie im Urlaub ihr Gefühl für mich besser wahrnehmen können. Ich hoffe, dass sie diese Wahrnehmung nicht im Alltag verlieren wird und wir das alles ruhig und ohne Druck angehen können.

Jetzt habe ich sie schon ein paar Tage nicht mehr gesehen und ausser kurzen sms ab und an war nicht viel. Jeder hat viel zu tun und ich freue mich, sie am Montag wieder zu sehen, wir wollen uns das Spiel der Deutschen gemeinsam ansehen. Vielleicht bei mir und wir kochen vorher gemeinsam...mal sehen.
Zuletzt geändert von cris am Fr Jun 27, 2014 21:16, insgesamt 1-mal geändert.