Meine Freundin hat Essstörrungen

#1
Hallo erstmals, Ich (32 Männlich) habe ein Problem. Meine Freundin leidet seit ein paar Jahren unter Essstörrungen. Früher war das ganz schlimm (da kannt ich sie noch nicht)... da wog sie bei ca. 1.60 M noch weniger als **kg. Inzwischen hat sich das ganze massiv gebessert. Sie trainiert wie eine verrückte (Krafttraining), ernährt sich gesund und hat zum ersten mal in ihrem Leben **kg erreicht. Seit kurzem kämpft sie jedoch wieder gegen diese Krankheit. Angeblich musste sie jeden Tag im Kopf dagegen ankämpfen. Aber zur Zeit nimmt ihr das sehr viel Kraft und sie isst auch wieder ganz schlecht. Alles fing an mit einem Eckel vor Fleisch, dann kam eine angeblich Allergie auf Laktose, Fructose, Gluten und anderen Dingen dazu. Sie hattte mir immer erzählt ihr würde schlecht, sie würde aufgebläht durch das essen usw.
Gestern hat sie mir gebeichtet dass sie panische Angst hat dick zu werden (fett). Obwohl sie noch nie im Leben üppig war und bei ihren fanatischen sportlichen Einsätzen und ihrer gesunden Ernährung ein "dick werden" völlig unmöglich ist.

Ich weiss aus Ihrer Vergangenheit, dass ihre Mutter sie verlassen hat als sie etwa 10 Jahre alt war. Sie hat immer noch damit zu kämfpen. Von ihrem ersten Freund wurde sie betrogen und vom zweiten (ihrer grossen Liebe) wurde sie nach einem Jahr für dessen Ex versetzt. Sie pflegt eigentlich nur eine sehr enge Beziehung zu Ihrem liebevollen Vater ansonsten hat sie kaum vertrauen zu Menschen. Es wundert mich schon dass sie sich mir anvertraut hat.

Entschuldigt meine plumpe Erzählweise, ich bin weder Psychologe noch Experte. Ich bin nur ein Mann, der dieses Mädchen sehr gerne hat und dieses Mädchen nicht fallen lassen wird. Sie lehnt eine Therapie ab und ausser mir redet sie mit niemandem darüber.. sie schluckt alles runter. Einmal hat sie mir gesagt.. sie fühle sich nicht gut genug um sich das Essen zu gönnen, sie hasse sich und auch deshalb würde sie im Krafttraining trainieren bis sie teilweise vor Schmerzen weint.

Was kann ich tun? Einfach nur zu hören? Sie zum Essen sanft motivieren? Wie geht ihr mit Euren Menschen, die ihr liebt um ohne sie zu bedrängen, zu verletzen oder zu vernachlässigen?

Besten Dank fürs zu hören und evt. für ein paar gute Ratschläge.
Zuletzt geändert von Caruso am Do Feb 06, 2014 22:32, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Meine Freundin hat Essstörrungen

#2
Hallo Manila,

also, als erstes würde ich mal vorschlagen, was Du nicht tun solltest: Du damit aufhören, die Essstörung Deiner Freundin auf ihr Gewicht zu reduzieren und zu denken:

Mehr Gewicht = es geht ihr besser
Untergewicht = es geht ihr schlecht.

Die Gleichung geht nämlich nicht auf.

Du hast immerhin richtig erkannt, dass die Ursachen der Essstörung wahrscheinlich in schlechten, nicht überwundenen Erlebnissen in ihrer Kindheit liegen. Und das ist der Punkt, wo Du ihr (evt.) helfen kannst: Mit dem Leben klar zu kommen, ohne den Kampf auf den eigenen Körper zu verlegen. Denn nicht essen, extremsporteln und sich unzulänglich fühlen lösen die Probleme nicht, sondern schafft neue Probleme.... Aber in erster Linie muss sie das selbst hinkriegen.

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Meine Freundin hat Essstörrungen

#3
Hi Manila,

erstmal finde ich es echt großartig, dass du die Probleme deiner Freundin ernst nimmst, dich damit beschäftigst und Rat suchst.
Ich persönlich hatte nie den Mut, mich einem Freund anzuvertrauen, das ist schon ein großes Kompliment an dich.

Ich kann auch nur aus meiner Sicht bzw für mich sprechen. Bei mir wars immer so, je mehr Freunde/Verwandte beim Essen den Fokus auf mich gelenkt haben, desto schwerer fiel es mir. Mir hat es am meisten geholfen, wie ein ganz normaler Mensch bezüglich des Essens behandelt zu werden und eben gerade NICHT wie jemand, der Hilfe braucht.

Wenn es um Männer ging, habe ich es geschätzt, wenn sie mir zugehört haben (es wusste ja nie jemand von der ES, aber ich sag mal, was in schweren zeiten einfach gut tat) und vor allem zärtlich zu mir waren. Also schlichtweg lange umarmt, ein Kuss auf die Stirn, Haare gestreichelt oder sowas.
Ich selbst und da spreche ich vermutlich für viele ES-Betroffene bin/war immer sehr grob zu meinem Körper, sehr mitleidlos. Wenn dann endlich mal jemand anders mit mir umgegangen ist, war das wirklich Seelenbalsam.

Bedrängen in Sachen Essen führt immer zum Gegenteil in einer ES, aber ich glaube, das hast du schon selber sehr gut erkannt.
Schlimm sind natürlich auch Vorwürfe oder Ungeduld, wenn man nach zwei Wochen "immer noch nicht" von der ES los ist.

Aber aus deinem Beitrag wirkst du bereits sehr verständnisvoll und besorgt, daher glaube ich, du wirst das schon richtig machen! :)

Re: Meine Freundin hat Essstörrungen

#4
Hallo Manila,

willkommen im Forum, auch wenn es Dir bermutlich lieber wäre, Du bräuchtest 'uns hier' gar nicht zu kontaktieren, im Sinne von: wenn deine Freundin nicht diese Probleme hätte.

Habe überlegt, ob und wie man Dir da nun quasi helfen kann, aber so richtig viel ist mir nicht eingefallen :-( Geduld? Wie bright finde ich auch, dass Deine Freundin sich Dir erstaunlich anvertraut. Das ist sehr, sehr gut!!! Trotzdem finde ich es schwierig, von außen, ohne Euch auch nur zu kennen usw., etwas dazu zu sagen.

Vielleicht Ihr einfach dabei helfen, sich selbst zu lieben? Ihr sagen, was Du an ihr liebst, was an ihr so toll ist (alles allerdings so, als ob sie die Krankheit nicht hätte, also ganz und gar positiv). Ihr vor Augen halten (ohne dass es nun zu krass plump rüberkommt) wie toll sie ihr Leben und ihre Dinge meistert. Damit sie einen anderen Blick auf sich bekommt.

Mh, aber mehr und anderes fällt mir wirklich leider nicht ein :-(
Ich freue mich, dass Du jemanden gefunden hast, die Du so wirklich und richtig liebst :-) Das ist toll :-)

LG
Laona
cron