wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#1
hallo :)

ich hatte vor kurzem ein gespräch mit meinem besten freund über ES. ging eher in richtung MS, aber auch B. kam zur sprache.
folgender kommentar hat mich extrem schockiert und ich wusste/weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll:
"die, die das haben, sind einfach nur gestört. sowas muss eingeliefert werden."

ich selbst bin schon ein paar monate b.frei. er wusste nichts von meiner b.
trotzdem muss ich oft an seine worte denken und bin noch immer sehr erschrocken darüber.
kennt ihr solche reaktionen und kommentare? oder ähnliches?
wie geht ihr damit um?

ich hab ihm dann gesagt, dass er, weil er ja nicht unter einer ES leidet, ja nicht wüsste, wie sich diese menschen fühlen und warum sie darunter leiden etc. und dass diese menschen eben krank sind. aber sicher nicht geistesgestört. wie das schon klingt..
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#2
Hej ahcsleoh,

ja, ich kenne solche Kommentare auch. Mein Vater hat sich bevor er von meiner Bulimie wusste sogar recht häufig ähnlich abfällig über psychische Krankheiten im Allgemeinen und über ES im speziellen geäußert.

Seitdem er es weiß, versucht er es zu verstehen, was ihm nach wie vor unheimlich schwer fällt, aber auf jeden Fall unterstützt er mich soweit ihm das möglich ist, weil er mich trotz Krankheit liebt.

Vielen Menschen fällt es sehr schwer psychische Probleme nachzuvollziehen und insbesondere ES stellen oft ein Buch mit sieben Siegeln dar, vor allem für Männer.

Wie hat denn dein Freund darauf reagiert auf deine Erwiderung?

Würdest du ihm denn gerne von deiner Bulimie erzählen?

LG, Flora

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#3
hallo du.

uff. von eltern sowas zu hören ist sicher auch nicht leicht. aber schön, dass er sich so um dich bemüht. da merkt man, dass eltern doch zu einem stehn, wenns hart auf hart kommt.

ja, das ist mir leider klar. hab auch schon sachen gehört, so wie "das ist ja nur eine modekrankheit". und dass die jungen mädchen nur k*tzen, um dünn zu sein und wenn dann der magen leer ist, geht's ihnen wieder gut. naja, über sowas kann ich eigentlich nur noch ein bisschen lachen.

er blieb ziemlich stur auf seiner meinung sitzen. aber er denkt auch über depressionen etc. ziemlich gleich.

eigentlich haben wir einander immer alles erzählt. aber solche sachen schrecken mich schon ziemlich ab. da rede ich lieber mit menschen drüber, die wissen, wie sich eine ES anfühlt.

lg
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#4
Meinen Erfahrungen nach denken die meisten Außenstehenden schlecht über Essstörungen. Deshalb rede ich da auch nicht mehr darüber.
Was ich persönlich aber noch schlimmer finde als von euch beschrieben ist es, wenn Leute denken dass das nur "Langeweileproblemchen" von Möchtegerndünnen sind. Mein Freund denkt leider auch so. Gleichzeitig misst er den Schweregrad an der Menge des Essens. Also bei extremen Magersüchtigen kann er sich ein gewisses Leiden vllt vorstellen, aber bei "einfach nur undisziplinierten" Bulimikerinnen sagt er dass es ja nicht so schlimm sei.
I can't never go broke, trust me man, I know.
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#5
uff. weiß dein freund von deiner krankheit?
ja, bulimie wird als weniger schlimm eingestuft. ist ja "nur" k*tzen.. wenns so wäre *lach*
hab auch schon gehört: "sollen halt einfach nicht k*tzen und soviel essen." jaja, damit ist's dann sicher auch getan!
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#6
Solche Kommentare kenne ich auch von meinem Freund..er versucht es zwar zu verstehen (er weiß von meiner B.) aber tut es nicht. Er sagt mir dann, ich soll "einfach" komplett aufhören, Süßigkeiten zu essen, dann würde ich auch nicht immer denken, dass ich dick werde. Für ihn ist das alles nur so eine Phase die sich in ein paar Jahren von selber auflöst.
und für ihn sind alle psychisch kranken Menschen schwach und dumm...

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#7
ouh ja das unterschreibe ich :D
ich weiß noch wie mein dad mich ganz verständnislos angeguggt hat und meinte: "dann isst du halt zum frühstück nur zwei toast dann musst du auch nicht kotzen"
gute idee, auf sowas wäre ich nie von allein gekommen! :roll:
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#8
jaja - ihr beide sprecht mir da aus der seele :D
"ist doch eeeeh ganz einfach. chips und schoko weglassen. und wieso überhaupt essen, bis einem zum k*tzen übel ist?"
da kann man sich nur seinen teil denken und innerlich lachen ehrlich gesagt.
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#9
Hey ihr Liebe :)

Auf die Gefahr hin, dass ich mich hier unbeliebt mache, aber ich kann das Unverständnis teilweise nachvollziehen. Ich meine, für Außenstehende, die es nicht selbst erlebt haben, scheint das auch total bescheuert sich erst vollzufressen und dann zu kotzen. Was da in einem vorgeht ist doch nicht einfach zu verstehen. Das ist ja ein gängiges Problem bei psychischen Dingen. Es verstehen ja auch wenige wieso man sich ritzt. Also das man es nicht genau versteht , kann ich nachvollziehen und ist verständlich. Was mich viel mehr stört ist, dass man sich darüber lustig macht oder sich abfällig zu äußern. Meist verbinden die Leute mit einer ES auch nur den Wunsch abzunehmen ohne zu wissen, dass es Ursachen gibt.

Ich erlebe es immer wieder und finde es erschreckend , dass andere Menschen sich anmaßen darüber zu enzscheiden, wie groß der Leidensdruck ist. Das ist. entgegen der Meinung andere. auch nicht direkt sichtbar.

Leider musste ich auch ( nicht bei mir ) erleben, dass man für MS mehr Verständnis aufbringt als für B. Ich denke es liegt daran, dass sie auf den ersten Blick schon zerbrechlich aussehen...

LG anyone

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#10
anyone hat geschrieben:
Auf die Gefahr hin, dass ich mich hier unbeliebt mache, aber ich kann das Unverständnis teilweise nachvollziehen.
keine sorge :) das ist natürlich klar. wer selber nicht drunter leidet, kann gewisse sachen auch nicht verstehen. das ist einfach so.
das ist meiner meinung nach menschlich und ganz natürlich.

die kommentare sind dann eben die andere sache.
ich hab in meinem studium folgendes gelernt: jeder mensch hat seine eigene realität. seine eigene art, über dinge zu denken.
und es gibt im leben kein "normal" und "abnormal".
demnach sollte jeder mensch zumindest versuchen, ES zu akzeptieren und sich nicht abfällig darüber zu äußern.
hab das auch schon versucht, mehreren personen näher zu bringen, die erschreckende ansichten über b. oder ms. haben.
hat nicht so geklappt.. :/ schade!
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#11
Klar, ich verstehe auch, warum man es nicht versteht. Ich habe es auch nie verstanden, bevor ich nicht selbst drin gesteckt habe. Ich nehme meinem Freund die Kommentare auch nicht übel, nur ich mags dann auch nicht mit ihm drüber zu reden.
Und dass die MS oft als schlimmer wahrgenommen wird als die B hab ich auch schon erlebt. Als meine magersüchtige Freundin in eine Klinik gegangen ist, meinte mein Freund zu mir: "Gut, dass es bei dir gar nicht so schlimm ist!" Ja, ich mit meinem NG sehe wirklich nicht so "schlimm" aus. Naja, aber wie gesagt, ich verstehe ihn ja auch ;)

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#12
eine bulimie im detail nicht zu verstehen ist das eine. generell kein gefühl und verständnis für psychische krankheiten zu haben, das andere. wir saßen mal bei einer familienfeier am tisch, da meinte der bruder meiner tante "also nee, für leute mit depressionen habe ich kein mitgefühl. die sollen einfach mal arbeiten gehen und dann hat sichs". ich wäre am liebsten aufgestanden und gegangen!

gerade das macht es uns ja noch schwerer, offen damit umzugehen. man darf ja nicht psychisch auffällig sein. denn dann ist man labil und somit nicht belastbar.

ich ignoriere entweder unqualifizierte aussprüche oder sage, daß wir (ja, ich sage wir), die das nicht kennen, es doch gar nicht genau nachvollziehen können - es ist doch nicht umsonst eine anerkannte krankheit. man darf es nicht so sehr an sich ran lassen. aus manchen spricht wirklich mitunter nur die unkenntnis. wer weiß, was wir schon an meinungen geäussert haben, über personengruppen, von denen wir eigentlich keine ahnung haben.

darüberhinaus glaube ich aber auch, daß einen unsere krankheit generell empfänglicher für das leid anderer menschen macht. eine art nebeneffekt, den ich tatsächlich nicht missen möchte!

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#13
da hast du vollkommen recht, hanne.
schade, dass nicht mehr menschen so denken und dann tiefste sprüche rauslassen ohne auch nur die geringste ahnung zu haben.
vielleicht ändert sich ja irgendwann noch was daran..
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Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#14
die reaktionen auf das thema sind sehr unterschiedlich in meinem bekanntenkreis.

habe festgestellt, dass gerade frauen, die sich selbst nicht eingestehen, dass sie an einer essstörung leiden ganz üble bemerkungen machen. eine bekannte von mir meinte einmal über eine klassenkameradin "ach die will doch nur aufmerksamkeit wenn sie abnimmt uns soooo dünn ist sie jetzt auch noch nicht, dass sie in eine klinik müßte".
sie selbst hatte früher magersucht und hat jetzt ordentlich zugelegt, scheitert immer wieder an diäten. wenn ich abnehme (habe teilweise schwnakungen im zweistelligen bereich) schneidet sie mich direkt. wie lächerlich.
man merkt richtig wie frustriert sie ist und kapiert gar nicht dass sie selbst noch komplett essgestört ist.

das macht mich irgendwie total wütend, kennt ihr solche situationen?

meine mama war früher mal in so einer selbsthilfegruppe für eltern mit essgestörten kindern. damals war ich noch magersüchtig und sie hat mir dann von bulimiekranken kindern/jugendlichen erzählt.
habe das damals gar nicht verstanden, dass man so viel essen kann und sich absichtlich übergeben kann.
das war für mich einfach unvorstellbar. fand das aber nicht eklig oder oder undiszipliniert. ich konnte damit einfach gar nichts anfangen.

irgendwie reagieren männer unvoreingenommen auf das thema habe ich das gefühl.
die sagen dann auch oft "ach kein mann steht auf hungerhaken" oder "sorry mit dem thema kenn ich mich gar nicht aus, willst du mir was darüber erzählen?"
bei frauen wird man erst mal von oben bis unten gemustert und dann wird beurteilt ob man sich selbst jetzt überhaupt esssgestört nennen "darf". dann kommen sofort kommentare wie "ach hast doch ne tolle figur" oder "hä, so dünn bist du doch gar nicht?!"

ich hab meine beste freundin verloren, die hat glaube ich bis heute nicht verstanden, dass ich wirklich ein problem mit dem essen habe. sie kennt mich auch nur essgestört und dachte wohl dass ich so "normal" bin und hat sich gewundert als es mit der bulimie los ging.

was ich total süß finde, wenn die leute einfach nicht auf das thema einsteigen. also das einfach nicht werten oder verurteilen.
eine meiner schwestern, fragt manchmal nach wie es denn läuft mit der bulimie. und wenn ich dann so erzähle hört sie einfach zu, manchmal heult sie auch weil es für sie so unvorstellbar ist. dann nimmt sie mich in den arm und sagt "du schaffst das" oder "ich bin für dich da und hör dir zu" oder "du brauchst dich nicht schämen dafür"

meine mama ist selbst ziemlich essgestört und kann das thema nie beim namen nennen. die wird auch ganz nervös wenn ich in die küche komme... und mein papa fragt immer ganz vorsichtig nach wie es läuft mit dem essen und ob er mir was bestimmtes zu essen kaufen soll oder wir gemeinsam essen sollen.

was genau die leute darüber denken, kann ich nicht sagen.
oft merkt man ja schon an den blicken wie sie darüber denken.

ich halte mich fern von leuten, die andere wegen ihrem aussehen oder der figur beurteilen.
die haben oft leider sonst nichts zu erzählen oder müssen sich selbst ständig profilieren.
und das ist echt öde und langweilig.

lg
hätte hätte fahrradkette

Re: wie Freunde/Bekannte über die B. denken

#15
hallo nuova :)

ja, auch ich kenne das von anderen frauen. habe eine bekannte, die unter ms litt und auch jetzt noch (meiner meinung nach) viel zu dünn ist, aber zumindest schon fast normalgewicht hat.
ihre worte: "dünne leute kotzen doch sowieso alle. das finde ich irgendwie feig. wenn man schon dünn sein will, dann sollte man auch dafür fasten." haha fasten - schöne bezeichnung für hungern natürlich.

aber ist auch klar, dass unter frauen irgendwie mehr konkurrenzkampf stattfindet und man da schonmal von oben bis unten beäugt wird. und wenn man dann dazu noch als b.kranke normalgewicht hat, ist alles noch weniger schlimm... :|

das mit deiner besten freundin tut mir leid. aber von menschen, die so mit einem bzw. mit der krankheit umgehen, sollte man sich eh distanzieren.

echt süß von deinem papa und deiner schwester, dass sie dir da so beistehen. meiner ist da aber auch so. er bringt mir oft mein lieblingsessen mit, ohne dass ich darum bitte. und er kocht fast immer zusammen mit mir. sowas kann dann schon eine ganz große hilfe sein.

lg
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