Hilfe nach stationärem Aufenthalt im AKH?!?

#1
Hallo liebe Gemeinde :)

Nach langem zögern wende ich mich an Euch, da ich nicht mehr weiter weiß.

Meine Lebensgefährtin leidet unter Bulimie. Das schon seit frühester Jugend, also mittlerweile zirka. 15/16 Jahre. Sie hat diesbezüglich schon einige Versuche unternommen, Hilfe zu bekommen und ist dabei entweder an Scharlatane oder sonstwie nicht hilfreiche "Therapeut_innen" gestoßen. Eigentlich hatte sie es schon aufgegeben, nach Hilfe zu suchen und sich damit abgefunden, mit der Krankheit zu leben.

Dann bin ich ihr passiert. Wir haben uns kennen- und lieben gelernt und da das von Anfang an schon sehr innig war, wurde ich relativ schnell eingeweiht und weiß daher von ihrem Problem. Da ich selber eine traumatische Kindheit hinter mir habe und in psychologischer Behandlung bin habe ich auch keine Berührungsängste oder sonstwie einschänkende Vorbehalte ES gegenüber. Ich verstehe das als Sucht, wie ich sie selber aus meiner Zeit des Rauschmittelmißbrauchs her kenne.

Nun mache ich keinen Streß diesbezüglich und versuche, damit so normal als möglich umzugehen. Neue Hoffnung schöpfend konnte ich sie davon überzeugen, das Therapie doch Sinn machen könnte und wir gemeinsam einen Weg aus diesem Dilemma finden werden. Nun sind wir seit mehr als einem halben Jahr auf der Suche nach einer Therapeutin (sollte unbedingt eine Frau sein), die meine liebe Frau dabei unterstützt, von ihrer Bulimie loszukommen bzw. damit einen Umgang zu finden, der sie nicht laufend in finanzielle Schwierigkeiten (und den damit verbundenen Zwängen) bringt.

Allein, das scheint unmöglich! Es sind wohl Therapeuten zu finden, man muß sich halt die 500 Euros (oder auch mehr) leisten können. Wäre da keine Bulimie wäre das auch kein Problem. Da es aber die Bulimie gibt und diese monatlich mehr als diese 500 Euronen kostet beißt sich die Katze genau hier in den Schwanz. Nun wäre man als jahrelang zahlender Arbeitnehmer ja eigentlich der Meinung, wir wären hier in diesem Entwicklungsland ja alle pflichtversichert. Zumindest mir als Unternehmer hat man das eindringlich eingebläut.

Wie also ist es möglich, zu einer Therapie auf Krankenschein zu kommen? Hat da jemand eine Ahnung? Ganz abgesehen davon, das man zu seiner Therapeutin ja ein Vertrauensverhältnis aufbauen soll und die einem also grundsätzlich sympathisch sein sollte.

Über "so what" hatte sie vor Jahren einmal eine Musiktherapie bei einem Lebensberater (nicht Psychotherapeutin?!???) bekommen, da sie diese mangels Sinnhaftigkeit aber abgebrochen hatte hat sie damit auch jeden Anspruch auf sinnvolle Unterstützung verloren. Dieser Sinnhaftigkeit (als Traumaopfer gezwungen werden, sinnlos auf Instrumenten rumklopfen um vielleicht eines Tages die Möglichkeit einer Unterstützung zu erhalten… oida…) werde ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit noch auf den Grund gehen.

Mitterweile hat sie so schon einige Therapeut_innen kennen gelernt, aber eben keine Chance auf einen Krankenkassenplatz.

Anfang des Jahres hat sie sich auch durchgerungen, einen stationären Aufenthalt im AKH zu machen, von dem sie leider noch fertiger zurück gekommen ist, als sie hingegangen ist. Und mit **kg weniger. Großartiges hat man dort geleistet. Mit Bulimie rein, mit Bulimie, Magersucht und manifesten Depressionen wieder raus. Und durch die Belastungen wäre sie fast auch noch als Single rausgekommen, aber wir haben auch das überstanden.

Als sie dort während der Bewegungstherapie unsittlich am Hintern begrapscht wurde und sich darüber aufgeregt hatte (ich bin ja so stolz auf sie – früher hätte sie das über sich ergehen lassen und es am Abend in die Muschel gespuckt) wurde sie von der Therapeutin noch angegriffen (warum sie sich den so aufrege und es wäre ja nicht so schlimm… WIEBITTE???!??! das ist die klassische Täter-/Opfer-Umkehr! nur das ich damit bei Frau Hofinger niemals gerechnet hätte).

Nach stundenlagen Tests war bereits an ihrem Entlassungtag nach nur acht Wochen endlich die Diagnose fertig! Am Tag der Entlassung! Nun weiß ich, das so ein Aufenthalt mehr als 29.000 Euro kostet. Das macht es mir schwer zu verstehen, wie man jemanden acht Wochen lang drangsalieren kann um erst zur Entlassung festzustellen, das man es die ganze Zeit mit einem traumatisierten Menschen zu tun hatte. Vor allem, da das mit derartig hohen Kosten verbunden ist während es gleichzeitig unmöglich ist, Therapiekosten von 500 Euro monatlich zu finanzieren obwohl man jahrelang ein Drittel des Gehaltes einbehalten hat um für den Krankheitsfall vorzusorgen…?!??? Die Sinnhafitgkeit hätt ich gerne mal erklärt bekommen… in der Klinik, also im AKH wurde sie nur fertig gemacht und jetzt danach läßt man sie ohne weiteres im Regen stehn’! Ich versteh das nicht. Und natürlich hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ja ich es war, der sie zu diesem Schritt ermuntert hat und der ihr das Ganze erst eingebrockt hat. Sagt sie nicht, empfind ich aber so.

Was kann man machen, um in den Genuß einer Therapie auf Krankenschein zu kommen? Möglichst, ohne dabei noch 50 Therapeutinnen kennenzulernen, die einem eh nicht helfen wollen oder können.

Warum findet man nirgends Informationen über stationäre Aufenthalte im AKH? Dann wären wir vorgewarnt gewesen. Am Schluß bleit das Gefühl, als Versuchskaninchen und/oder Umsatzträger gedient zu haben. Das kanns doch bitte nicht sein!

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Was kann ich als Angehöriger tun?


Bitte die Länge zu verzeihen aber ich trage das schon länger mit mir ’rum…
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Jun 03, 2013 15:15, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hilfe nach stationärem Aufenthalt im AKH?!?

#2
Die "schnellste" Variante ohne 100.000 Leute durchzutelefonieren ist das euch eh schon bekannte Sowhat, wenn die letzte Behandlung dort mehr als ich glaub 2 Jahre zurückliegt, dann zahlen die dort ca 2 Jahre Therapie (und für gewöhnlich sind das dort ganz normale Therapeuten mit ganz normaler Gesprächstherapie: http://www.sowhat.at/ins-gzg-psychotherapeuten.php), dort sind sie auch sehr gut, nur das allererste Beratungsgespräch muss man selber zahlen. Ansonsten hilft nur: die KK anrufen und eine Liste an Therapeuten erfragen, die dann alle durchrufen und sich auf so viele Wartelisten wie möglich setzen. Oder: Wenn es auch ein noch nicht so erfahrener Thera sein soll, dann könnt ihr es bei einem Thera in Ausbildung unter Supervision probieren, die sind billiger, in der Sigmund-Freud-Uni gibt's da ganz viele davon, oder auch im niedergelassenen Bereich. Oder auch Gruppentherapie, das ist auch günstiger. Bzw. manche bieten auch ein paar wenige Einzel-Sozialtarifplätze an.

Sollte deine Lebensgefährtin noch einmal einen stationären Versuch wagen: Eggenburg hat einen sehr guten Ruf...

Viel Glück, ich hoffe geholfen zu haben...

Kibi :)
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Mo Jun 03, 2013 15:49, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Hilfe nach stationärem Aufenthalt im AKH?!?

#4
Vielen lieben Dank!

Bei so what hat man sie zur KK verwiesen und dort wurde ihr mitgeteilt, das sie keinen Anspruch habe.

In Eggenburg ist sie nun seit einigen Wochen angemeldet, hat aber noch keine Rückmeldung erhalten. Man wird sich melden.

Die Situation ist wirklich verzwickt. Und am schlimmsten ist mMn das das AKH sie vollkommen dekonstruiert hat und sie dann im Regen stehen läßt.

Sie ist vollkommen Parterre, hat überhaupt keine Hoffnung mehr, echte Hilfe zu erhalten und ich trau mich auch kaum mehr was sagen, weil sie dann noch mehr zu macht...

Es kann doch nicht sein, das man jahrelang in dieses System einzahlt, nie etwas braucht und wenns dann mal so weit ist, ist man allein... Hätte sie ihre Sozialversicherungsbeiträge aufs Sparbuch gelegt, könnte sie sich die Therapie lachend leisten...

(Hab während ihres Aufenthaltes den Witz:" Trifft ein Bedürtiger auf einen Therapeuten, der ihm wirklich helfen will." erfunden. Die Therapeuten im AKH haben wirklich darüber gelacht und das wirklich lustig gefunden... Ich habs zynisch gemeint... Find ich wirklich irre.)

Frei nach Karl Kraus: Man kann gar nicht so viel fressen wie man kotzen möchte.