Essgestörte Internetbekanntschaft - "Gut" oder "Böse"?
Verfasst: Mi Mai 22, 2013 13:38
Hallo liebe Bulimiei-Community,
heute habe ich mich hier angemeldet, weil ich Hilfe mit einer Bekannten brauche, die früher eine Essstörung hatte und mit der ich bei „erfolgreichen“ Dates eine Beziehung anstreben könnte. Was sich aber etwas schwierig gestaltet, denn ich habe langsam den Eindruck, daß sie viel weniger geheilt ist als sie selbst zugeben will. Was ich ihr natürlich niemals sagen würde, darum bin ich jetzt hier. Ich denke der Text wird sehr lang werden, bitte entschuldigt das. Die Sache ist mir halt wichtig.
Ich habe Anna (18 Jahre alt, fiktiver Name!) auf einer Datingseite kennengelernt. Wir haben uns relativ schnell sehr gut verstanden, und sie hat sehr früh darauf hngewiesen, daß sie vor etwa zwei bis drei Jahren infolge mehr als miserabler Familienverhältnisse in eine Essstörung gerutscht ist, die den Verlauf „schlank – dick – dünn – schlank“ genommen hat und durch zwei Klinikaufenthalte von insgesamt sieben Monaten Dauer angeblich beendet werden konnte.
Nun ist es aber so, daß unser Kennenlernen relativ seltsam verläuft und ich sichergehen möchte, daß ich nicht von einem vielleicht doch noch sehr kranken Menschen ausgenutzt werde, egal ob mit guter oder böser Absicht.
Ich habe Anna vor fünf Wochen online getroffen. Zu der Zeit war sie laut eigener Auskunft noch mit dem THW in Russland unterwegs und konnte daher noch nicht telefonieren sondern nur abends chatten. Mir fiel auf, daß sie fast nie zu schlafen schien, selbst wenn sie nichts unternommen hat. Das wäre bei ihr normal, sagte sie. Außerdem würde sie „oft einfach vergessen zu essen, das hat nichts mehr mit meiner Bulimie zu tun! Ich esse abends fast immer Schokolade“.
Es passierten noch einige seltsame Dinge, die mich an ihrer Identität zweifeln ließen, worauf sie zunächst mit „glaub doch was du willst“ und ähnlichem reagierte. Später bekam ich dann aber doch noch ein Foto von dort, was relativ glaubhaft aussah. Sie redet auch sehr offen über ihren Alltag und auch über ihre Vergangenheit hinsichtlich Familie und Krankheit.
Lange Rede, kurzer Sinn: Seit eineinhalb Wochen ist Anna nun zurück, gut 50 Kilometer von mir entfernt. Ein Date gab es bisher nicht, nur Telefonate. In den ersten Tagen mußte sie abends arbeiten (THW, Café-Job, Babysitting), dann wurde sie auf einmal krank.
Es begann mit Halsweh und einem Hinweis von ihr, daß sie durch ihre Bulimie dahingehend vorgeschädigt sei. Mittlerweile ist es so schlimm, daß sie sich angeblich nur noch flüssig ernähren kann (Frubesin und andere Flüssigkeiten) und ihre Stimme komplett weg ist. Außerdem hat sie wohl ein Schmerzmittel namens Tramal bekommen. Gestern wurde ihr angeblich Kortison verschrieben. Sie sagt selbst, daß es ihr bisher nach der Klinik nur einmal so schlecht ging wie zur Zeit und das ihr Körper wohl aktuell kaum Nährstoffe verarbeiten kann. Ihr Arzt möchte sie wohl auch lieber im Krankenhaus sehen, was sie aber noch verweigert. Sie will mich in ihrem aktuellen Zustand auch erstmal nicht persönlich kennenlernen.
Was ihr Verhalten angeht, stelle ich fest, daß sie relativ stark zwischen Nähebedürfnis und Distanzbedürfnis schwankt. An manchen Tagen will sie fast ganztags mit mir in Kontakt sein, an anderen Tagen antwortet sie auf meine gelegentliche Guten Morgen-SMS erst nach 14 Uhr, auch wenn sie nur zuhaus ist. Sie sagt selbst, daß sie sehr, sehr viel Freiraum braucht und Annäherung nur dann zulassen mag, wenn sie sich grad danach fühlt. Unsere einzige Konstante dahingehend sind abendliche Chats, teilweise über 3-4 Stunden zu allen möglichen Themen. „Wenn etwas schiefgeht, schaltet mein Kopf schnell auf Autopilot, da kann ich nichts machen“ sagte sie neulich mal. Und sie reagiert relativ schroff, wenn sie das Gefühl hat, daß man ihr helfen möchte oder sich Sorgen macht. Letzteres darf selbst ihre beste Freundin nicht tun.
Meine Frage an die Community: Wie beurteilt Ihr die Situation? Klingt das alles plausibel? Ist das Mädel (das selbst sagt „ich bin absolut nicht mehr so kaputt wie früher!“) vielleicht doch noch akut bulimisch? Werde ich hier vielleicht von jemandem ausgelutscht, der doch noch sehr krank ist? Wie beurteilt Ihr Ihren aktuellen Zustand sofern der so der Wahrheit entspricht?
Wenn Ihr mehr Infos braucht oder Fragen habt, fragt ruhig. Ich muß mich langsam entscheiden, ob ich „bei ihr bleibe“ oder diese Sache eventuell lieber aufgeben sollte. Noch ist es keine Belastung für mich, ich sehe mich nicht in Gefahr, von ihr zu sehr vereinnahmt zu werden. Aber wenn die Geschichte irgendwo einfach so ein „typisches, kaputtes Internet-Ding“ ist, werde ich wohl in Kürze aussteigen müssen. Danke im Voraus für Eure Hilfe!
heute habe ich mich hier angemeldet, weil ich Hilfe mit einer Bekannten brauche, die früher eine Essstörung hatte und mit der ich bei „erfolgreichen“ Dates eine Beziehung anstreben könnte. Was sich aber etwas schwierig gestaltet, denn ich habe langsam den Eindruck, daß sie viel weniger geheilt ist als sie selbst zugeben will. Was ich ihr natürlich niemals sagen würde, darum bin ich jetzt hier. Ich denke der Text wird sehr lang werden, bitte entschuldigt das. Die Sache ist mir halt wichtig.
Ich habe Anna (18 Jahre alt, fiktiver Name!) auf einer Datingseite kennengelernt. Wir haben uns relativ schnell sehr gut verstanden, und sie hat sehr früh darauf hngewiesen, daß sie vor etwa zwei bis drei Jahren infolge mehr als miserabler Familienverhältnisse in eine Essstörung gerutscht ist, die den Verlauf „schlank – dick – dünn – schlank“ genommen hat und durch zwei Klinikaufenthalte von insgesamt sieben Monaten Dauer angeblich beendet werden konnte.
Nun ist es aber so, daß unser Kennenlernen relativ seltsam verläuft und ich sichergehen möchte, daß ich nicht von einem vielleicht doch noch sehr kranken Menschen ausgenutzt werde, egal ob mit guter oder böser Absicht.
Ich habe Anna vor fünf Wochen online getroffen. Zu der Zeit war sie laut eigener Auskunft noch mit dem THW in Russland unterwegs und konnte daher noch nicht telefonieren sondern nur abends chatten. Mir fiel auf, daß sie fast nie zu schlafen schien, selbst wenn sie nichts unternommen hat. Das wäre bei ihr normal, sagte sie. Außerdem würde sie „oft einfach vergessen zu essen, das hat nichts mehr mit meiner Bulimie zu tun! Ich esse abends fast immer Schokolade“.
Es passierten noch einige seltsame Dinge, die mich an ihrer Identität zweifeln ließen, worauf sie zunächst mit „glaub doch was du willst“ und ähnlichem reagierte. Später bekam ich dann aber doch noch ein Foto von dort, was relativ glaubhaft aussah. Sie redet auch sehr offen über ihren Alltag und auch über ihre Vergangenheit hinsichtlich Familie und Krankheit.
Lange Rede, kurzer Sinn: Seit eineinhalb Wochen ist Anna nun zurück, gut 50 Kilometer von mir entfernt. Ein Date gab es bisher nicht, nur Telefonate. In den ersten Tagen mußte sie abends arbeiten (THW, Café-Job, Babysitting), dann wurde sie auf einmal krank.
Es begann mit Halsweh und einem Hinweis von ihr, daß sie durch ihre Bulimie dahingehend vorgeschädigt sei. Mittlerweile ist es so schlimm, daß sie sich angeblich nur noch flüssig ernähren kann (Frubesin und andere Flüssigkeiten) und ihre Stimme komplett weg ist. Außerdem hat sie wohl ein Schmerzmittel namens Tramal bekommen. Gestern wurde ihr angeblich Kortison verschrieben. Sie sagt selbst, daß es ihr bisher nach der Klinik nur einmal so schlecht ging wie zur Zeit und das ihr Körper wohl aktuell kaum Nährstoffe verarbeiten kann. Ihr Arzt möchte sie wohl auch lieber im Krankenhaus sehen, was sie aber noch verweigert. Sie will mich in ihrem aktuellen Zustand auch erstmal nicht persönlich kennenlernen.
Was ihr Verhalten angeht, stelle ich fest, daß sie relativ stark zwischen Nähebedürfnis und Distanzbedürfnis schwankt. An manchen Tagen will sie fast ganztags mit mir in Kontakt sein, an anderen Tagen antwortet sie auf meine gelegentliche Guten Morgen-SMS erst nach 14 Uhr, auch wenn sie nur zuhaus ist. Sie sagt selbst, daß sie sehr, sehr viel Freiraum braucht und Annäherung nur dann zulassen mag, wenn sie sich grad danach fühlt. Unsere einzige Konstante dahingehend sind abendliche Chats, teilweise über 3-4 Stunden zu allen möglichen Themen. „Wenn etwas schiefgeht, schaltet mein Kopf schnell auf Autopilot, da kann ich nichts machen“ sagte sie neulich mal. Und sie reagiert relativ schroff, wenn sie das Gefühl hat, daß man ihr helfen möchte oder sich Sorgen macht. Letzteres darf selbst ihre beste Freundin nicht tun.
Meine Frage an die Community: Wie beurteilt Ihr die Situation? Klingt das alles plausibel? Ist das Mädel (das selbst sagt „ich bin absolut nicht mehr so kaputt wie früher!“) vielleicht doch noch akut bulimisch? Werde ich hier vielleicht von jemandem ausgelutscht, der doch noch sehr krank ist? Wie beurteilt Ihr Ihren aktuellen Zustand sofern der so der Wahrheit entspricht?
Wenn Ihr mehr Infos braucht oder Fragen habt, fragt ruhig. Ich muß mich langsam entscheiden, ob ich „bei ihr bleibe“ oder diese Sache eventuell lieber aufgeben sollte. Noch ist es keine Belastung für mich, ich sehe mich nicht in Gefahr, von ihr zu sehr vereinnahmt zu werden. Aber wenn die Geschichte irgendwo einfach so ein „typisches, kaputtes Internet-Ding“ ist, werde ich wohl in Kürze aussteigen müssen. Danke im Voraus für Eure Hilfe!