Meine beste Freundin hat mir vor etwas mehr als einem Monat gestanden, dass
sie Bulimie hat. Seitdem unternimmt sie sogut wie garnichts mehr mit mir oder
anderen. Sie macht sich total kaputt und schläft nur noch den halben Tag. Jetzt
will sie eine Diät machen! Ich hab mir ihren Plan angeguckt... Sie isst dann sogut
wie garnichts. Nur mittags ein bisschen. Auf mich will sie nicht hören... Ich hab ihr
gesagt, dass es das nur schlimmer machen wird, wenn sie schon Bulimie hat. Sie
will es aber trotzdem durchziehen. Seitdem sie auch B. hat will ich eigentlich nicht
mehr unbedingt etwas mit ihr unternehmen, weil ich 1. sowieso immer zurückge-
wiesen werde und 2. zugucken muss, wie sie sich kaputtmacht, aber ich normal
essen muss. Ich pack es nicht den ganzen Tag unterwegs zu sein und Dauerüber-
nachtung zu machen. Es ist schon schön, aber bedeutet auch viel Stress für meinen
Körper, weil alles zusammenkommt. Währenddessen darf sie stundenlang bei mir
aufm Sofa liegen und zeigen wie kaputt sie ist. Sie muss nichts essen und wenn
sie's doch tut, geht sie bei uns zum K*****. Das ist einfach zu krass für mich.

Wie kann ich sie dazu bewegen etwas zu ändern? Wenn sich nichts tut, will ich
die Freundschaft nicht mehr aufrecht erhalten. So schwer mir das auch fallen wird
(und es muss mich richtig mitnehmen, denn sonst würde ich das niemals tun! Hab
schlimme Verlustängste) für mich wäre das alles nicht länger tragbar... Es macht
mich noch mehr kaputt und ich hab schon das Gefühl, dass man mich nicht mehr
hinkriegt.

Liebste Cupcake..

erstmal finde ich es toll, dass Du bewusst wahrnimmst, dass es Dir mit dieser Situation nicht gut geht!
Das zeigt, dass Du auf Dich achtest und Dir selbst wichtig bist..

Zu Deiner Freundin muss ich schreiben, dass es sehr traurig ist, dass sie so in ihrer Krankheit vertieft ist, dass sie nicht merkt, dass es Dir auch nicht gut geht und dass sie Dich zusätzlich belastet. Meine Therapeutin sagt immer, jeder ist für sich selbst verantwortlich. An Deiner Stelle würde ich Deiner Freundin eine Beratungsstelle in der Nähe raussuchen, ihr Telefonnummer und Adresse in die Hand drücken und ihr sagen, dass ich überfordert bin und sie sich Hilfe holen soll, da sie krank ist.

Nun wissen wir allerdings beide, dass viele Bulimiker sich jahrelang keine Hilfe holen, weil sie sich ihre Krankheit nicht eingestehen oder schlichtweg schämen..
Nur da bleibt eben die Frage, tut Dir die Verantwortung, die Du da übernimmst gut? Oder geht es Dir dadurch nicht einfach noch viel schlechter..
Bedenke Du hast eine Doppelbelastung. Selbst einer völlig gesunden Person kann es zu viel Verantwortung sein, was Du da erlebst und Du bist ja selbst noch betroffen. Ich stelle mir solch eine Situation ziemlich triggernd vor. Wie Du schreibst: Sie darf - Du darfst nicht. Sie heult sich aus - Du musst schweigen. Du musst sie trösten - Wer tröstet Dich?

Zu guter Letzt mag ich Dir schreiben: Es ist nicht Deine Aufgabe! Du übernimmst Verantwortung, die Du nicht übernehmen musst. Du darfst Dich gegen diese Verantortung, die Dir von heute auf morgen übergestülpt wurde, ohne nachErlaubnis zu fragen, wehren. Du darfst diese Verantwortung einfach wieder abgeben.

Pass gut auf Dich auf!
Alles Liebe..