Wie gehe ich mit damit um? Wie kann ich helfen?

#1
Hallo ihr Lieben...

Ich muss zugeben, ich bin von einer Essstörung oder ähnlichem nicht betroffen. Aber eine sehr gute Freundin von mir, hat mir vor einigen Tagen gestanden, dass sie Bulimie hat. Ich war total schockiert. Ich habe mit dem Thema noch nie Erfahrungen gemacht, und weiß nicht wie ich jetzt mir ihr umgehen soll, besser gesagt, wie ich ihr helfen kann.. Sie hat mir erzählt, dass eine der stärksten Gründe weshalb sie damit angefangen hat, Halt und Kontrolle wären. Sie hat mir gesagt sie merkt, dass alles um sie herum einfach passiert, und sie nichts kontrollieren kann.. Beispielsweise ob sie von ihrem Freund geliebt wird, ob sie jemand mag, ob sie mit ihrer Familie umzieht oder nicht. Und deswegen macht sie es. Das ist das Einzige was sie ihrer Meinung nach kontrollieren kann. Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass sie schön sein möchte. Sie war früher etwas pummelig und nicht wirklich beliebt. Seit ca. 1 Jahr hat sich das aber stark verändert, und sie ist mittlerweile ziemlich schlank und beliebt geworden. Ich denke das setzt sie mit unter Druck. Sie versucht für jeden da zu sein und jedem zu gefallen, und erstickt in ihren hohen Erwartungen an sich selbst. Sie meint, sie macht es seit 4 Monaten. Ich fühle mich total schuldig, dass ich ihr Problem nicht vorher erkannt habe. Aber bis auf das sie dünn ist, habe ich keine Anzeichen gesehen. Natürlich habe ich mich jetzt mit dem Thema auseinandergesetzt und mir fällt schon auf, das einige Anzeichen auf sie zutreffen.. Und ich weiß einfach nicht wie ich ihr helfen kann.. Ich weiß nicht ob 4 Monate schon eine lange Zeit sind, und ob sie einfacher damit aufhören kann wenn es nicht so lange ist. Sie hat mir auch gesagt, dass sie weiß das es schlecht ist, und das sie versteht das sie ein psychisches Problem hat, aber das es ihr trotzdem schwer fallen würde, mit dem Erbrechen aufzuhören. Ich hab ihr versucht zu erklären, dass sie toll ist, egal was andere über sie denken oder sagen, und egal ob sie nun *kg mehr oder weniger wiegt. Aber was soll ich denn gegen die Sache mit dem Halt und der Kontrolle sagen? Sie hat keine Bezugsperson, weil sie meint das man sich nie vollkommen auf eine Person verlassen kann.. Meine Frage und Bitte an euch ist es, ob ihr mir sagen könnt was ich jetzt zu tun habe. Wie ich ihr helfen kann. Vor allem wäre es mir wichtig, es aus der sich einer Bulimiekranken zu hören. Einfach mal zu wissen, was ihr euch in eurer wünschen würdet, damit ich ihr so vielleicht auf helfen kann. Ich mache mir große Sorgen, und ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn ihr mir umfangreiche Antworten geben könntet.

Danke im Vorraus,

Re: Wie gehe ich mit damit um? Wie kann ich helfen?

#2
Hallo Söckchen
Erstmal herzlich willkommen im forum. Ich kann dir sehr gut nachfühlen, bin doch seinerzeit auch ich aus demselben Grund wie du jetzt auf diese Plattform gestossen. Ich bin überzeugt, du wirst hier viele Kommentare und inputs bekommen.
Erstmal dies: Du kannst deiner Freundin nicht helfen, das kann nur sie sich selbst mit eisernem Willen. DU kannst sie bei ihren Bemühungen unterstützen. Du kannst sie zum Therapeuten begleiten, für sie dasein, wenn sie jemanden braucht zum reden oder zum sich ausheulen. DU kannst eine ihrer Bezugspersonen sein/werden.
Viele ESler neigen dazu, mittels der Sucht sich vorzugaukeln, die Kontrolle über sich und den Körper zu haben. Dieser Kontrollzwang lässt jedoch alles andere in den Hintergrund rücken. Beziehungen werden vernachlässigt, das Bankkonto geplündert usw.
Wenn deine Freundin die ES erst seit 4 Monaten hat, dann ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass sie relativ schnell wieder davon loskommt, um einiges grösser als wenn sie schon jahrelang drinstecken würde. Insofern kann ich dir nur raten, sie davon zu überzeugen, dass sie sich so schnell wie möglich professionelle Hilfe sucht. Aber auch hier das Wichtigste: DEINE FREUNDIN MUSS GESUND WERDEN WOLLEN!

Alles Gute
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Wie gehe ich mit damit um? Wie kann ich helfen?

#4
Nachdem ich mich noch ein paar mal im Forum nach hilfreichen Ratschlägen umgesehen habe, hab ich meine Freundin nochmal auf ihre ES angesprochen.. Ich hatte aber das Gefühl, sie wollte überhaupt nicht drüber reden.. Es war ihr total unangenehm, und ich glaube sie möchte meine Hilfe gar nicht. Sie sagt, ich kann sie nicht verstehen, weil ich selbst nicht davon betroffen bin. Sie hat auch gesagt, dass sie nicht glaubt, dass ihr ein Therapeut helfen kann, weil der genauso wenig wie alle Nichtbetroffenen weiß.. Sie hält ihn für jmd der einfach nur aus seinem Psychologiestunden das Gelernte an ihr anwendet. Natürlich hab ich ihr erklärt, dass ein Therapeut bestimmt schon vielen aus/in ihrer Lage geholfen hat, und vielleicht Tipps oder Tricks kennt, die einem vorher nicht bekannt waren. Ich hab ihr dann gesagt, dass sie ehrlich zu sich sein soll. Das sie sich selbst die Frage beantworten soll, ob sie da wirklich rauskommen möchte. Ihre antwort kam nicht wirklich überzeugend. Ich glaube sie belügt sich selber.. Sie möchte damit nicht aufhören. Und solange das so ist, werde ich ihr nicht helfen können. Ich hab aber trzd das Gefühl ich sollte irgendwas machen! Ich kann sie doch nicht einfach alleine in ihrer ES verfallen lassen... Wenn ich nichts mache, dann wird sie es weiterhin machen. Ich weiß von ihr, dass ein paar Freunde (ca. 4 oder 5) eingeweiht sind. Und ich frage mich, wieso die nichts machen? Nehmen sie das nicht ernst? Wenn ich schon nicht an sie rankomme, dann soll es doch wenigstens ein anderer versuchen! Aber mich mit ihnen darüber auszutauschen halte ich für falsch. Meine Freundin meinte auch, dass sie jmd anderes mit Bulimie kennt, und die Person würde sie gut verstehen.. Ich hab aber ein bisschen Angst davor, dass die beiden sich in ihrer ES nur stärken und da noch weiter reingeraten. Ich weiß ja auch nicht, wie lange die andere Person die ES schon hat. Naja, jedenfalls würde ich gerne wissen, ob ich weiterhin versuchen soll ihr zu helfen? Wie ich das jz machen soll, wo ich Abweisung erfahren habe?

Grüße,
Söckchen