Darf ich Hilfe anbieten?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich habe schon seit langem hin und wieder mal im Forum mitgelesen, aber mich erst jetzt angemeldet; erstmal einen Glückwunsch meinerseits zu dieser großartigen Möglichkeit für einen Austausch zu dieser Krankheit.
Ich stelle gleich mal eine Frage hier im Unterforum, die mir heute auf dem Herzen liegt. Im Vorfeld erstmal was direkt zu mir:
Ich bin selbst Betroffene, hatte so um die zehn Jahre "aktiv" Bulimie mit Anorexie-Phasen. Mittlerweile kann ich auf, Moment mal, fast elf Jahre ohne erbrechen zurückblicken, Wahnsinn. Ich halte ein normales Gewicht und esse ziemlich ausgewogen, was aber ein langer Prozess war. "Geheilt" finde ich mich trotzdem nicht, weil ich immer wieder in blöde Gedanken zurückverfalle und auch selten mal einen kleineren FA habe, auch wenn nicht mehr in den damaligen Ausmaßen, keine Frage. Im Hintergrund Suchtprobleme und Co-abhängigkeit bei meinen Eltern, die ich gerade seit einem guten halben Jahr zum wiederholten Male in Therapie aufarbeite + meine eigenen noch nicht ganz gesunden Verhaltensweisen. Soweit so gut.
Nun habe ich heute beim Fitnesscenter mal den Trainer auf ein Mädel angesprochen, das mir seit längerem auffällt. Extrem dünn, immer schwarz gekleidet, jeden Tag stundenlanges Training, mittlerweile noch dünner. Vorgestern hab ich sie auf der Waage gesehen, was mir sozusagen "den Rest gab". Der Trainer, mit dem ich gut befreundet bin, hat mir nun erzählt, dass sie sagt, sie ist dick und sie muss abnehmen, und dass er ihr schon gesagt hat, dass sie wohl ein Problem hat, aber dass sie das nicht einsieht.
Nun habe ich den ganzen Tag nachgedacht darüber. Ich würde ihr gern signalisieren, dass ich bereit bin, ihr zuzuhören, wenn sie mal jemanden zum Reden braucht. Wir haben bisher hin und wieder mal ein paar Worte gewechselt; sie war es, die das Gespräch gesucht hatte, aber oberflächliche Inhalte. Sie siezt mich, obwohl ich ihr das Du sofort angeboten habe - ich bin sicher so um die 17-18 Jahre älter als sie. Natürlich habe ich das dringende Bedürfnis "zu helfen", weiss aber, wie schwer das ist. Ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ich, seit ich "gesünder" bin, mit so einer Situation konfrontiert werde. Mein erster Impuls war, ihr zu sagen, "du, ich hatte lange ES, wenn du mal reden magst, bin ich gern bereit." - Mir hat so was niemals jemand gesagt und das verblüfft mich immer noch, denn ich war mehr als auffällig! Ist das so sehr ein Tabu? - Darf ich ihr meine Hilfe so direkt anbieten? Oder ist so direkt nicht gut? Ich weiss, wie wenig ich machen kann. Aber anbieten will ich es einfach, besonders, wenn ich mir überlege, wie das gewesen wäre, wenn mir das mal jemand so gesagt hätte, "ich hatte das auch, magst du reden?" Selbst bin ich, glaube ich, stabil genug, ausserdem hab ich ja die Therapie.
Habt ihr Erfahrungen mit solchen Situationen? Ich hab mich hier schon ein paar Stunden quer durchs Unterforum gelesen, möchte euch aber lieber direkt fragen...

Liebe Grüße,
Salamandra

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#2
hallo Salamandra!
das ist ja ein interessanter grund, aus dem du hier ins forum kommst.
mir kommt deine situation bekannt vor - in meinem fitnesssstudio habe ich auch schon zweimal ein mädchen gesehen, das mit großer wahrscheinlichkeit eine essstörung hat. aber ich würde mich niemals trauen, sie darauf anzusprechen. allerdings bin ich mir auch nicht sicher, was das für einen effekt hätte. stell dir vor, zu deinen schlimmsten essgestörtenzeiten käme plötzlich eine "wildfremde" frau auf dich zu und würde dich darauf ansprechen. was wäre deine reaktion? ich würde instinktiv alles abstreiten und der person daraufhin aus dem weg gehen.

ich finde es zwar wirklich gut, dass du ihr helfen möchtest und dass du dir überhaupt so viele gedanken um eine fremde person machst. und ich finde, dass du es auf jeden fall versuchen kannst - was hast du schon zu verlieren... eine andere möglichkeit gibt es fast nicht. schließlich ist es unwahrscheinlich, dass du ihr unauffällig in gesprächen noch "näher" kommst, um sie dann darauf anzusprechen, wenn ihr euch besser kennt. ich würde das schon so versuchen, wie du es hier beschrieben hast... aber ich würde auch keine positive antwort erwarten. denn wer so tief in der ES steckt, der kann oftmals einfach keine hilfe akzeptieren, das weißt du ja selbst bestimmt am besten...

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#3
Hallo liebe Salamandra,

habe mit großem Interesse Deinen Bericht gelesen und es tut gut, hie und da immer mal von menschen zu lesen, die es wirklich so gut wie geschafft haben...
Ich versuche mich gerade in das betroffene anorektische Mädel hineinzuversetzen...in meinen Anfängen als Essgestörte hätte ich mich garantiert extrem erschrocken, wenn man mich direkt, wenn auch noch so liebevoll und gut gemeint, auf mein Problem angesprochen hätte. Kann mich auch an solche Situationen erinnern und ich habe sehr negativ und verletzend reagiert auf meine Angehörigen und Freunde.
HEUTE jedoch wäre ich froh und dankbar, jemanden in meinem Umfeld zu haben, der Ähnliches mitgemacht hat. Ich stecke auch gerade wieder ziemlich drin in einer Mischung aus Bulimie, extremen Diäten und Sport-Wahn und wäre mit den heutugen Erfahrungen, die man erst mit den Jahren bekommt, froh, wenn ich mich an Ort und Stelle austauschen könnte...
Es kommt bestimmt darauf an, wie lange das Mädchen schon unter der Erkrankung leidet und ob sie sich selber dieses eingesteht...hmmm...schwierig...

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#4
Darf ich ihr meine Hilfe so direkt anbieten?
ich fände es gut, wenn du das machen würdest. du hast ja nichts zu verlieren. sicher wird die situation eher unangenehm - ich bin/war auch immer vor den kopf gestoßen, wenn jemand anderes mich auf mein essverhalten angesprochen hat, aber es löst auf jeden fall neue denkprozesse über das eigene problem aus, auch wenn die erste reaktion eher wut/irritation ist.

insofern kann die konfrontation dem mädchen wirklich nur zum vorteil gereicht sein. denn mit einer es geht es ihr, ob sie das nun schon so wahrnimmt oder nicht, bereits schlecht genug. und vielleicht findest du ja sogar irgendwie zugang zu ihr? du hast ja sozusagen "optimale" voraussetzungen, auch wenn das makaber klingt. und wenn sie noch nicht bereit dazu ist, hast du es wenigstens versucht...
Zuletzt geändert von aisle am So Feb 17, 2013 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#5
Hey du,

wenn du dich selbst für stabil genug einschätzt, dass du im zweifelsfall auch helfen kannst, ohne selbst Schaden davon zu tragen - dann schließe ich mich allen anderen an! Dann biete ihr an, dass sie auf dich zukommen kann, wenn sie Hilfe möchte bzw. auch einfach mal jemanden zum reden braucht!!
Vielleicht reagiert sie erstmal mit Wut und weiß nicht genau, wie sich dir gegenüber verhalten soll...aber vllt. kommt sie ja auch ein paar Tage später auf dich zu und fängt dann das Reden an...
Zu verlieren hast du ja wirklich nichts...und warum weg sehen, wenn man evtl. helfen kann??

LG
Jamie
(ps.: Würde mich freuen, wenn du mal schreiben würdest, für was du dich entschieden hast, und wie sie ggf. reagiert hat!:) )

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#6
Also ich finde deine Idee gut, du solltest aber nciht enttäuscht sein, wenn die "negativ" reagiert.

Ich würde am Stall auch von einer irgendwann darauf angesprochen und ich habe nicht gerade freundlich reagiert :oops: sie hat mir Hilfe und so angeboten, ich habe es jedoch nie angenommen, nur immer über gesundheitliches (sie ist Krankenschwester) gesprochen/ausgefragt. Ich fand es trotzdem gut von ihr und wir haben seitdem guten Kontakt, aber wir kannten uns schon etwas länger. Ich würde es einfach probieren und es wäre ja schön, wenn du ihr helfen kannst.

Wäre schön, wenn du hier berichtest :)

LG

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#7
Hey, Ihr seid klasse, so viele und schnelle Antworten!

Ja, und ich denke auch, dass sie garantiert nicht sagt, ja, gerne, sofort. Sondern mich wahrscheinlich entsetzt anschauen wird und erstmal Abstand nimmt. Sie ist in ihrem Verhalten sowieso ein bisschen distanziert (siehe Siezen), wenn man das bei einem fremden Menschen überhaupt so sagen kann. Aber nichts zu tun, das kann ich mit mir auch nicht vereinbaren, weil ich halt von mir selbst sagen kann, dass die ES + ihre Ursachen soviel in mir kaputt gemacht, mir soviel unmöglich gemacht haben als Jugendliche. Da tut es mir halt weh, sie so zu sehen, weil dieser Weg so schwer ist.
Ich werde es ihr also ganz vorsichtig anbieten - und euch dann berichten. Ich will halt auch nicht aus den Augen verlieren, dass mich das auch betrifft, ich will da nichts durcheinander bringen. Und in der nächsten Therapiesitzung werde ich es auch ansprechen.

@Baluga, ja, ich weiss, wie schwer das ist, wenn man immer wieder tief drin steckt und sich dessen jedesmal bewusster wird, halt mit den Jahren, und trotzdem nicht rauskommt, wenn sich vielleicht auch die Verhaltensweisen ändern. Deswegen bin ich auch wieder in Therapie, weil allein die Gedanken und Gefühle schon ein Alarmsignal für mich sind und ich jetzt weiss, wie wichtig das darüber reden ist.

Und wenn ich nun schon mal hier im Forum bin, hoffe ich natürlich auch, mich auch anderweitig mit euch austauschen zu können! Wie gesagt, mitgelesen habe ich phasenweise schon länger.

Ganz liebe Grüße
Salamandra

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#8
@Salamandra: Ziehe den Hut vor Dir, weil Du rechtzeitig und quasi "freiwilig, ohne das etwas Wirkliches geschehen ist", in Therapie gehst. Aber Du hast völlig recht: Wenn man die Gedanken erst wieder im Kopf hat, ist es oft schon Fünf vor Zwölf und lieber JETZT und GLEICH tätig werden, als hinterher wieder ohne Ende Aufholbedarf zu haben.
Super, ich wünsch Dir, das Du weiterhin so gut bei der Stange bleibst!!!!
Und was das Mädel angeht, so kann ich mir schon vorstellen das es fast schon schmerzlich ist wenn man sieht, wie jemand, so wie man selber damals, auf dem sicheren Weg nach unten ist...da könnte ich gewiss auch nicht tatenlos zuschauen.

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#9
Unglaublicherweise ging das jetzt ganz schnell mit dem Kommunikationsversuch, ich bin immer noch ganz verblüfft. Heute morgen bei der Fitness hab ich sie gefragt, wo sie bloß die Energie für soviel Sport hernimmt - und da geht sie doch glatt ganz direkt auf die Frage ein, erzählt, dass sie jeden Morgen x Std Sport macht und nur wegen der Arbeit nicht noch länger und fragt im Anschluss, ob ich eigentlich immer schlank gewesen sei. (ich war doch etwas baff!) Na, ich hab doch gleich gesagt, dass ich ehrlich zu ihr sein will, ich hätte B und A gehabt und verschiedene Gewichtsstufen durch. - Und da bin ich auch mal ehrlich zu Euch hier im Forum - das ist für mich auch immer noch kein Selbstgänger, das so rundheraus zu sagen, da bin ich noch am Üben!

Und sie hat mir ganz von sich aus erzählt, was sie wiegt (ist UG), dass sie sehr wenig schläft und dass es ihr Sorgen macht, sich vielleicht in was reinzusteigern! Da haben wir noch ein bisschen drüber geredet und ich hab ihr gesagt, dass ich schlimme Zeiten hinter mir habe, sie solle da bloß vorsichtig sein. Sie hat ausgeschaut, als hätte das doch was in ihr berührt. Und am Ende hat sie hat gesagt, sie hat sich sehr gefreut über das Gespräch!

Also, das ist viel besser gelaufen, als ich dachte! War für mich selbst eine gute "Übung", das ist ganz klar, das betrifft mich auch. Und ich denke, wenns Bedarf gibt, wird das Reden jetzt kein Problem mehr sein.

Und ich muss ja mal was sagen, ich hab das Gefühl, sie hat geahnt, dass ich da auch so meine Geschichte habe. Was mich wieder dazu bringt, mich selbst zu fragen, wie ich das ausstrahlen kann, wenn die schlimmen Zeiten so lange her sind (seit vielen Jahren NG, keine Hamsterbacken mehr, usw.) - In dieser Hinsicht, @Baluga, Gedanken und Gefühle sind schon böse genug... jetzt werd ich noch mal über mein Verhalten nachdenken, übermorgen ist wieder Therapie...

Liebe Grüße und danke euch für die Untestützung!
Salamandra

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#10
Also ich finde die Geschichte richtig schön, wenn sie nicht so einen ernsten Hintergrund hätte..
Finde es Super, dass du auch ehrlich zu ihr warst und dich ihr geöffnet hast, um ihr zu helfen.. Ist ja auch nicht selbstverständlich sich zu outen..

Vielleicht wird ja noch eine richtig gute Freundschaft draus.. Und wenn es nur einen Menschen davor bewahrt hat, "richtig" in eine Essstörung zu fallen, dann hat sich dein Einsatz schon allemal gelohnt.

Hut ab vor deiner Zivil-Courage!
Manche Hähne denken, dass wegen ihnen die Sonne aufgeht

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#11
Das ist ja cool, dass das Gespräch so verlaufen ist und wäre ja schön, wenn du ihr weiterhin helfen könntest :D und ich finde es ganz mutig von dir :wink:
Salamandra hat geschrieben:Und ich muss ja mal was sagen, ich hab das Gefühl, sie hat geahnt, dass ich da auch so meine Geschichte habe. Was mich wieder dazu bringt, mich selbst zu fragen, wie ich das ausstrahlen kann, wenn die schlimmen Zeiten so lange her sind (seit vielen Jahren NG, keine Hamsterbacken mehr, usw.) -
In dem Fall wahrscheinlich nicht, aber ich bin irgendwie der Meinung, dass man das an der Art wie man mit jemanden darüber redet merkt, ob jemand betroffen ist oder nicht (ist nur meine Erfahrung).
Eine Freundin hat Bulimie ( es hat unabhängig voneinander angefangen). Als wir uns einfach über normales unteralten haben, kamen wir irgendwann darauf und es war ganz komisch, aber an ihrer Art zu erzählen habe ich mir gedacht, dass bei ihr eine Essstörung auch nicht mehr weit ist. Irgendwann haben wir uns gegenweitig davon erzählt und sie hat mir das gleiche erzählt, sie hätte es bei mir geahnt :S ich weiß nicht, ob man es einfach doch nicht so gut verstecken kann und Leute die selber betroffen sind es merken oder so...

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#12
Ich fand mich auch mutig :wink: - Na gut, Fakt ist, dass ich echt ganz ganz viele Jahre gar nicht drüber sprechen konnte, obwohl es mir selbst total klar war, was los ist mit mir. Selbst in meiner ersten Therapie konnte ich lange nicht direkt darüber reden!

@anyone - Es gibt Sachen, die man bestimmt erkennt, wenn man die Krankheit erlebt hat. Schön, dass du mit deiner Freundin darüber sprechen konntest. Ich finds in dem Sinne vielleicht gar nicht so schlimm, dass das jemand erkennen kann, denn dadurch ergibt sich dann ja vielleicht ein Gespräch und sogar Unterstützung. Obwohl man sich ja so wahnsinnig schämt, wenn man richtig drin steckt, das ging mir zumindest so - heute seh ich das wohl anders. "Sich outen" können ist vielleicht auch ein Stück Freiheit?

Na gut, ich erzähl euch dann mal, ob die Geschichte irgendwann noch weitergeht! @Napoleana, auf irgend eine Art und Weise, fand ichs auch schön!

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#13
Hallöchen,

ich muss mal mein altes Thema hochholen. Seitdem ich mit der Bekannten von der Fitness gesprochen hatte, haben wir immer mal wieder geredet, eher unverfängliche Themen, und sie hat aber immer mal wieder gesagt, wie schlank sie mich findet, aber ging auf sich selbst nicht ein. Ich hab das respektiert und hab auch gar nicht versucht, mich irgendwie "einzumischen". Ich muss sagen, das kam u.a. weil ich ne Menge mit mir selbst zu tun hab, durch die Therapie hab ich auch noch ganz schön was zu arbeiten. Nachdem ich also immer nur passiv aber positiv meine Gesprächsbereitschaft signalisiert hab, kams heute, sie hat mir gesagt, wie dick sie sich findet, sie traut sich nicht mehr auf die Waage, weil sie Angst hat, versucht, ihr eigenes Verhalten zu kontrollieren, und wie das extremer wird, und macht immer mehr Sport (heute x Stunden) und kann sich nicht erlauben, auch nur ein bisschen weniger zu machen, und hat mich gefragt, wies mir in der Hinsicht geht. Das hab ich ihr erzählt, und sozusagen aus meiner "Geschichte" die Sache mit der Körperwahrnehmung und Zwangs-Sport und Gewichtsfixierung und sowas, aber halt wie ichs erlebt hab (bzw was davon bei mir noch auftaucht und ich noch in Therapie dran arbeite). Das hat mich ganz schön bewegt das Gespräch. Sie ist auch wahrhaftig noch dünner geworden, sehr, sehr dünn. Sie hat auch gesagt, dass sie das selten mal selber sehen kann, meistens sieht sie sich zu dick. - Ich fühle mich da jetzt ein bisschen hilflos. Mir ist auch in den letzten Monaten bewusster geworden, dass ich selbst nicht gesund bin - klar, körperlich viel gesünder als früher, aber mit noch einigen ungeklärten Schranken im Kopf. Und was mach ich jetzt? Ich weiss es nicht... Aus anderen Gesprächen hab ich rausgehört, dass sie wohl eher keinen familiären Rückhalt hat. Vielleicht lad ich sie jetzt doch mal auf einen Tee oder Kaffee ein, wenn sie mag. Aber irgendwie fühle ich mich unsicher, was ihr das wirklich bringen kann, oder ob ich nicht auch Fehler machen könnte. Doof, diese Unsicherheit. Das musste ich mal loswerden...

Liebe Grüße,
Salamandra

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#14
Ach je Salamandra, deine Situation kenne ich nur zu gut und das ist schwer belastend. :( Pass gut auf dich auf, mich hat das damals ziemlich kaputt gemacht. :( Was ich dir raten kann, hm, keine Ahnung. Wobei deine Kollegin wohl einsichtiger ist als meine (meine hat mich der Lüge bezichtigt, als ich von mir erzählt habe und hat erst gesehen, dass sie ein Problem hatte, als sie wegen massiver körperlicher Folgeerscheinungen stationär aufgenommen wurde). Was ich weiß ist, dass man sich da ganz stark mit dem anderen identifiziert und sich immer wieder selbst in den Handlungen der anderen sieht. Du musst dir bewusst machen, dass sie sie ist und du du. Dass es - auch wenn das hart klingt - ihre Entscheidung ist, ob sie Hilfe annimmt oder nicht. Du kannst ihr Tipps geben, wo man Hilfe findet, aber mehr nicht, du bist NICHT für sie verantwortlich. Du bist in erster Linie für dich verantwortlich und dafür dass es DIR gut geht. Sei da, wenn sie auf dich zugeht (wenn du das aushältst ohne abzustürzen), aber versuche dich nicht zu sehr hineinzusteigern.

Vielleicht hilft dir ja eine der Antworten, die ich damals bekommen habe. Mein Verhalten von damals war nicht ideal, hat mich kaputt gemacht und ihr nicht geholfen, aber vielleicht ist die eine oder andere Anregung von anderen Forenmitgliedern dabei, die interessant für dich ist. Ich wünsche dir auf alle Fälle alles Gute!!!

http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=1 ... ce+gewesen

Kibi, ehemals Hörnchen
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Darf ich Hilfe anbieten?

#15
Hallo Kibi,

tausend Dank für deine Antwort und für den link zu deinem Thread. Hab ich gelesen - und, wie du, hatte ich zuerst auch dieses dringende Bedürfnis, ihr zu helfen und mir tat es weh, sie so zu sehen. Du schreibst, sie wäre sehr perfektionistisch - das hat meine Bekannte gestern tatsächlich über sich selbst gesagt, dass sie so ist. Ich glaube, sie hat schon ein bisschen Einsicht.

Ich habe in den letzten Monaten eher Abstand zu ihr gewonnen, was dieses "Weh-tun" angeht, diese Sorge um sie. Ich glaube, ich bin gar nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen, dazu war bei mir selbst zu viel los (familiär, etc). Wahrscheinlich ist das gesund, diesen Abstand zu haben.

Du triffst es auf den Punkt mit dem Identifizieren - genau das hat mich gestern erschreckt, weil im Gespräch sogar der Satz fiel, hey, da sind wir uns aber ähnlich. Ich erkenne vieles wieder, von dem, was sie sagt. Ich glaube, ich darf nicht vergessen, dass ich in einem ganz anderen Moment bin als sie! Sonst bringt uns das beiden gar nichts, im Gegenteil. Daher irgendwie die Hilflosigkeit, durch dieses Wiedererkennen.

Was oder ob ich jetzt überhaupt etwas tun soll, weiss ich einfach nicht - klar, derweil normal mit ihr reden, aber von mir aus das Gespräch gar nicht in die Richtung drängen - kam bisher sowieso eher von ihr. Wenn sie ausführlicher reden möchte, werde ich aber wohl darauf eingehen - vorher muss mir nur klar werden, wo ich da stehe. Vielleicht hilft es mir ja selbst, das erstmal klar zu kriegen. Ich werde das Thema nochmal bei meiner Therapeutin ansprechen! Und noch ein bisschen im Forum lesen.

Liebe Grüße und danke nochmal, - war bestimmt keine einfache Erfahrung, die du mit deiner Kollegin gemacht hast, öffnet mir aber ein bisschen mehr die Augen!
Salamandra