Thema: belogen werden

#1
Kuckuck Forum :-)

Bin neu hier und hab jetzt mal knapp 2 Stunden rumgeschaut, aber zu meinem konkreten Problem kein passendes Thema gefunden. Also falls es so doch schon existiert sorry, aber das ist dann schon zuweit hinten ;-)

Meine Freundin und ich haben uns entschieden ihre Bulimie in den Griff zu kriegen. Sind erst 5 Mon. zusammen/sie27/ich28/sie Spuckt schon 20J. Dies ist der erste Punkt für mich im Leben wo ich mit diesem Thema konfrontiert werde. Es hat nicht sehr lange gedauert bis ich es ihr quasi beweisen konnte das sie spuckt und damit war die erste Hürde der Lügen genommen. Ab dem Zeitpunkt hat sie sich mir anvertraut und mir alles von ihrer Sucht erzählt. Wir reden viel darüber wie wir damit umgehen sollen, was wir dagegen tun können wie es erst wird wenn es ihr besser geht u.s.w. Dann haben wir uns das Selbsthilfebuch "Die Bulimie besiegen" gekauft und angefangen es zu lesen. (Ich bin fast durch sie ist schon seit 3 Wochen bei seite 60 ;-) ) Naja, sie schreibt ein Ernährungstagebuch und wir markieren Tage an denen sie nicht Spuckt und sie macht einen riesen Fortschritt seit Beginn der Aufzeichnungen (leider erst 1 Mon. jetzt).
Das Problem an der ganzen Sache ist jetzt aber, dass sie nicht ganz ehrlich ist mit ihrem Tagebuch. Ich bin aber jemand der ziemlich aufmerksam im Haushalt ist, weil ich total gerne koche und esse, weiß ich einfach was im Haus ist. Und wenn ich dann feststelle, dass auf einmal das halbe Glas sehr intensive Currypaste fehlt oder das Marmeladenglas von dem einen auf den anderen Tag fast leer ist, oder sie mit Krümeln um den Mund vom "Geldwechseln" wiederkommt dann sind das für mich eindeutige Beweise das sie was zu sich genommen hat. Im Tagebuch steht aber nichts davon.
Dass die Bulimie eine Sucht ist habe ich sehr schnell erkannt. Dass man eine Sucht nicht "heilen" kann weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber ich möchte meiner Freundin beim Abgewöhnen helfen. Für mich, als ihr Helfer verlange ich allerdings dass sie ehrlich zu mir ist. Denn wenn sie es nicht ist, kann ich mich nicht mit ihr über Erfolge freuen, da ich nicht weiß ob es wirklich Erfolge sind. Außerdem funktioniert eine Partnerschaft für mich nur wenn man sich vertrauen kann. Das habe ich ihr gesagt, dass ich damit umgehen kann wenn sie Spücken möchte, weil ich weiß dass sie es braucht, aber ich kann nicht damit umgehen belogen zu werden.
Soll ich jetzt in der Situation, wo sie nach dem Essen auf dem Klo verschwindet, es einfach für mich akzeptieren, dass es so ist und mich damit zufrieden geben? Dass sie das Lügen eigentlich nur für mich tut und dass es nicht böse gemeint ist?
Ich meine wenn sie sich wirklich mal ändert wird sie mich ja auch nicht mehr anlügen müssen und vielleicht dauert es ja nicht sooo lange das es besser wird? Andererseits stehe ich dann nach dem Essen in der Küche, mache den Abwasch und könnte mich wahnsinnig darüber aufregen, dass mein mit liebe gekochtes Essen (kein Fastfood!! ;-) ) einfach so in der Kanalisation verschwindet. Die Stimmung ist immer total mies wenn sie wieder rauskommt, weil sie sich sch**** fühlt und ich dann auch noch mit meiner Enttäuschung klarkommen muss. Ich kann sie ja nicht der guten Stimmung wegen loben oder in den Arm nehmen, weil schließlich wissen wir ja beide, dass es nicht richtig war, was sie getan hat. Ich glaube dass es für sie das wichtigste ist, dass ich ihr nach dem Kotzen zeige, dass ich sie trotzdem lieb habe. Zu diesem Schritt fehlt mir aber die Ansatzweise, da sich während dieser 10-15 Minuten Alleinsein soviel Frust und Kummer aufbaut.
Dass sie trotz ihrer nicht erwähnten Essattacken Fortschritte macht weiß ich, da es Tage gibt an denen wir 24 Stunden zusammen sind und sie da auch ganz anders in ihrem Verhalten ist. Deswegen versuche ich sie immer wieder zu ermutigen da es einfach eine Tatsache ist das wir schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben.
So ich hör jetzt mal an dem Punkt auf weil ich eigentlich noch 5 Stunden so weiter schreiben könnte, aber um mal beim Thema Lügen zu bleiben... Wenn mir hier jemand bis zum Ende gefolgt ist und auch noch einen guten Ratschlag geben kann würde ich mich sehr freuen :-) :-)


--> Ich merke gerade schon beim schreiben was ich noch probieren kann und mir fallen schon selbst viele Antworten ein, aber egal, bestimmt kann mir auch noch jemand von euch mit seiner Erfahrung helfen :-)

Viele Grüße :-)

Re: Thema: belogen werden

#2
Hallo Mantafahrer,

erst einmal find ich es super, dass du dich so sehr mit dem Thema beschäftigst und sogar hier im Forum um Hilfe fragst. Das macht nicht jeder Freund/Angehörige und ist also nicht selbstverständlich! :) Inwiefern ich dir weiterhelfen kann, weiß ich allerdings nicht. Nur ein paar Dinge, die mir auf dem Herzen brennen:
Versuche bitte, so weit es geht, es deiner Freundin nicht übel zu nehmen, wenn sie dir nicht von FA's erzählt oder nicht jeden Tag 100%ig ehrlich ist. Ich glaube, sie ist einfach noch nich soweit, so ehrlich zu ihr selbst und dir zu sein, um sich dazu zu überwinden. Ich kann natürlich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, aber FA sind wirklich das Intimste, "Peinlichste" und Schlimmste an der ganzen Bulimie. Es ist mit uuuuunglaublich viel Scham besetzt und eine Bulimikerin kann da nicht so einfach drüber reden!! Es kommt einem abstoßend, eklig, peinlich, unkontrolliert etc. vor. Bei mir weiß derzeit auch nur eine sehr gute Freundin so halbwegs darüber Bescheid. Über die Bulimie an sich wissen mehr Leute Bescheid - auch mein Freund - aber wie gesagt, FA sind für mich noch mal ein anderes Thema. Könnte das bei deiner Freundin vll auch der Fall sein?
Andererseits stehe ich dann nach dem Essen in der Küche, mache den Abwasch und könnte mich wahnsinnig darüber aufregen, dass mein mit liebe gekochtes Essen (kein Fastfood!! ) einfach so in der Kanalisation verschwindet.


Bitte sag das nie deiner Freundin oder lass es sie spüren! :( Das Übergeben ist schon schlimm genug und mit so vielen Versagensgefühlen verbunden, es ist noch 100mal schlimmer, wenn es das liebevoll gekochte Essen von geliebten Menschen ist. Ich kenne das, wenn ich das mühevoll von meiner Mom zubereitete Essen wieder ausk****, das macht mich so unglaublich traurig und ich schäme mich so sehr dafür. Ich weiß natürlich nicht, wie das bei deiner Freundin ist. Aber falls es für sie dasselbe Gefühl ist, würde es sie glaube ich ziemlich fertig machen, das aus deinem Munde zu hören. Ich kann dich natürlich verstehen, dass du es so empfindest!! Aber vielleicht findest du ja einen anderen Weg, damit irgendwie umzugehen?

Ich finde es aber wie gesagt echt super, dass du deine Freundin so unterstützt und für sie da bist! Vielleicht könntest du versuchen, die Momente, in denen es gut klappt und sie alles bei sich behält, so sehr wie möglich mit ihr zu genießen und ihr dann zu sagen, wie schön du diese Momente findest und dass sie sich diese Augenblicke immer im Gedächtnis behalten soll? Wohnt ihr eigentlich zusammen?


So, das wars erst mal von meiner Seite. Vielleicht haben ja ein paar andere auch noch ein paar Gedanken dazu :-)
Wünsche dir und deiner Freundin auf jeden Fall alles Gute und dass sie es schafft, den Teufelskreis der Bulimie zu überwinden..
Auf Regen folgt Sonne.

Re: Thema: belogen werden

#3
Hey,

ich habe gerade kaum Zeit, aber 3 Dinge wollte ich dir gerne als "Gedankenanstoß" hier lassen.....

:arrow: Kann es vielleicht sein, dass deine Freundin sich unter Druck gesetzt fühlt ??? Und vielleicht auch noch garnicht so weit ist, so viele Schritte, so schnell auf einmal zu gehen und das alles grade eher dir zu Liebe tut als für sich ???


:arrow: Pass bitte auf dich auf ! Es ist schön, dass du versuchst ihr zu helfen und dich informierst um sie bestmöglich zu unterstützen. Als Angehöriger kann man aber auch schnell in eine Co-Abhängigkeit geraten... Davor solltest du dich schützen ! Du kannst deine Freundin nicht "retten". Sie muss sich selber helfen !!


:arrow: Was sagt deine Freundin zu professioneller Unterstützung ? Eine Therapie könnte ihr sicher nochmal anders helfen und vllt. auch dazu führen, dass eure Beziehung, Beziehung bleibt und nicht mehr zu so einem großen Teil aus "Essstörung" besteht ??


Alles Liebe..

Re: Thema: belogen werden

#4
Danke für die hilfreiche Schilderung deiner Sicht black! Ich glaube so ziemlich alles was du sagst trifft zu. Werde alles versuchen das sie sich nicht auch noch wegen mir schlecht fühlt. Akzeptieren, so wie sie ist, muss ich sie ja sowieso. Sie wohnt eigentlich bei mir und wir werden in 4 Wochen zusammen weg ziehen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Frankfurt am Main nicht der Ort ist um sein Leben ruhiger angehen zu lassen. Ihre EA´s kommen zu bestimmt 90% an sehr stressigen Arbeitstagen (Hotellerie) vor.

@ksiezniczka: Punkt 1. Ja da hast du definitiv recht! Das Problem ist dass sie von sich soviel verlangt. Sie möchte die Bulimie loswerden, sie möchte abnehmen, sie möchte einen Strafferen Po (also +Sport) und sie will mit dem rauchen aufhören. Und das möchte sie am liebsten bis morgen alles erledigt haben. Wenn ich dann sage, dass sie das so nicht machen soll weil es nicht klappen kann, muss ich schon aufpassen, dass ich dann nicht die Schuld dafür bekomme das es nicht klappt... ;-) Für mich wäre schon ein Fortschritt wenn sie einfach statt sehr oft am Tag vielleicht nur noch an wenigen Tagen die Woche spuckt. Wenn das erst mal zur Gewohnheit geworden ist kann man sich neue Ziele setzen.

Punkt 2. Ja das sehe ich auch so. Aber da ich sehe, dass sie schon Fortschritte macht, gibt es mir die Kraft auch stark mit ihr zu sein.

Punkt 3: Wir standen schon Sonntagnachmittags mit allen Sachen gepackt vor der Uni-Klinik für Psychosomatische Störungen. Wir haben eine halbe Stunde den Eingang gesucht für Notfälle, bis wir die Schnau** voll hatten und wieder gefahren sind. Die wollten nicht gefunden werden ;-) Wir sind dafür eine Therapie zu machen. Das Problem ist, dass wir eben in einem Monat komplett woanders hinziehen und für die kurze Zeit hier einen guten Start hinzulegen finde ich schwierig. Wenn wir umgezogen sind wird das allerdings das erste sein worum wir uns kümmern werden. Davon verspreche ich mir schon noch einiges.
Zuletzt geändert von mantafahrer am Mo Jun 04, 2012 4:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Thema: belogen werden

#5
Hallo Mantafahrer,

um noch einen Aspekt einzuwerfen: Bulimie ist mehr als eine "schlechte Angewohnheit", die man abtrainieren muss, wie man sich abgewöhnt, nicht die Beine zu überkreuzen beim Sitzen oder so. Es ist eine Art emotionale Strategie, mit Dingen umzugehen, das heißt, man muss auch ein ganz neues Stressmanagement aufbauen und seine Einstellung zu bestimmten Personen, Dingen und vor allem zu sich selbst ändern. Zum Beispiel akzeptieren, dass man nun mal den Po hat, den man hat... Deswegen kommt man mit einer reinen "kotzen-abgewöhn-Kur", wie ihr sie gerade by the book macht, nicht so arg weit. Vor allem wenn es so extrem ist wie bei Deiner Freundin. Zahlen sind ja nicht erlaubt, aber so oft wie die kotzt, frag ich mich schon, wie sie überhaupt noch zu was anderem kommt am Tag... :shock:

lg

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Thema: belogen werden

#6
Hey Neuer :wink:

Wir begrüßen dich im Forum und auch ich möchte dir sagen, dass ich es super finde, wenn du dich um deine Freundin kümmerst. Mach dir keine Sorgen um das "kleine Problem" bezüglich des neues Themas - vieles ähnelt anderen Problemen, dennoch sollte man ein eigenes Thema eröffnen, da sich darin deine persönliche Meinung usw. widerspiegelt usw. Nun gut, weiter geht's.
Ich habe mir deinen (ganzen :wink: ) Text durchgelesen und mir sind ein Haufen Dinge aufgefallen.
Ich kenne es von meiner Beziehung, mit meiner Freundin.

:arrow: Sie erbricht schon seit sie 7 Jahre alt ist/war?

:arrow:
Es hat nicht sehr lange gedauert bis ich es ihr quasi beweisen konnte das sie spuckt und damit war die erste Hürde der Lügen genommen.
Ich hoffe du wolltest es ihr nicht "zu sehr beweisen" und hast mit ihr, in einer ruhigen Minute, darüber gesprochen.


:arrow: Bei der Sache mit dem Tagebuch musst/müsst du/ihr aufpassen. Es ist eine super Idee, aber dennoch auch eine sehr explizite Kontrolle, die nicht im Vordergrund eurer gemeinsamen "Therapie" stehen sollte. Auch wenn du es nicht willst, aber für sie ist das ein unheimlicher Druck, der ihr nicht gut tut. Das mit dem Lügen darfst du nicht "ernst" nehmen, da es für sie eine reine Notlüge ist und sie dir nicht wehtun möchte, wenn man an diesem Kalendertag "erbrochen" reinschreiben muss.
Das ganze kann ein Ansporn sein, aber auch eine zusätzliche Last, die sie versucht zu tragen. Aufpassen, Zwiespalt!
Wenn ich ehrlich sein darf und du mein Empfinden schätzt, wofür ein Forum, denke ich, da ist, Rate ich dir/euch das zu lassen. Am Ende des Tages weiß sie ja selbst ob sie erbrochen hat oder nicht.

:arrow:
Für mich, als ihr Helfer verlange ich allerdings dass sie ehrlich zu mir ist.[/

Denke daran dass du nicht ihr Psychologe bist, sondern eine sehr wichtige Bezugsperson. Ein Verlangen von dir, als "Gesunder Mensch", ist in diesem Thema nicht gut. Verlange es nicht, bitte sie darum mit dir darüber zu sprechen. Sie verlangt von sich selbst sehr viel und kann es nicht bestätigen. Bitte nimm ihr den Druck und sage ihr niemals dass du es verlangen würdest. Ihr Verlangen an sich ist schwer genug.

:arrow:
Außerdem funktioniert eine Partnerschaft für mich nur wenn man sich vertrauen kann.
In einer "gesunden" Beziehung gebe ich dir Recht bzw. wenn es sich um andere Thematiken handelt, aber du kannst die angesprochene Sachlage, meiner Meinung, nicht als Vertrauensbruch betiteln. Natürlich schmerzt es, wenn einem auffällt dass etwas nicht stimmt was sie sagt. Aber sie macht das nicht um dich zu verletzen, sondern hauptsächlich um dich zu schützen.
Wenn dir so etwas auffällt, hole sie zu dir und versuche mit ihr darüber zu sprechen. Wenn sie in diesem Moment nicht darüber reden möchte/kann, vielleicht weil es erst kurze Zeit zuvor passierte, dann gebe ihr Zeit und versuche sie später nochmals darauf anzusprechen.
Geduld!

Wie gesagt, super dass du dich um sie kümmerst, das ist wichtig für sie und eure Beziehung. Aber denke daran dass du nicht ihr Psychologe bist, du bist kein Kontrolleur, also mache ihr keinen Druck, wenn du dich um sie sorgst. Baue sie auf, arbeite mit ihr eigene kleine Konzepte aus was man dagegen tun kann. Eine Therapie hilft euch/ihr weiter, alleine schafft man das nicht, vor allem wenn das schon knappe 20 Jahre lang geht. Kindheitserinnerung usw. Muss man alles mit einem geschulten Psychologen aufarbeiten, also auch an dieser Sache dranbleiben.
Frag sie mal auf was sie Hunger hätte, geht miteinander einkaufen und beziehe sie beim Kochen mitein.
Denk daran - du brauchst Geduld! Ich kenne es selbst! Ich kenne es von meiner Beziehung, mit meiner Freundin.


Viel Erfolg!

Liebe Grüsse,

Schreibfeder
Die Tage sind bewölkt, es kommt der Regen,

sie gleitet wie ein Schiff, versucht anzulegen,

aber es gibt keinen Ort, an dem sie festhalten kann,

dies war der Zeitpunkt, als die Reise begann!

Re: Thema: belogen werden

#8
Ja Sophie, an schlimmen Tagen bleibt da nicht viel Zeit für uns. Ok, sie definiert spucken vlt auch anders: Für eine Packung Spagehtti muss man halt mindestens einmal zwischenstopp machen und dass dabei dann alles raus ist, muss sie dann 3 mal spucken etwa. Das ganze also 2 mal wären schon 6 mal ;-) Eine Mahlzeit ist nicht gleich nur einmal spucken.

@Schreibfeder: Als Kind war es ihre einzige Option ihren Eltern zu zeigen dass etwas nicht stimmt, indem sie das Essen einfach über den Tisch gespuckt hat. Das wurde bekämpft, unterdrückt und hat sich dann halt im heimlichen weiter entwickelt. Es hat bestimmt nicht mit Schönheitsgedanken zu tun gehabt. Es kommt bei ihr von ganz alleine hoch. Sie braucht keinen Finger im Hals dafür... Naja bis jetzt hat sie eigentlich nur Schlimmes erlebt. Egal ob Familie/Verwandte, Arbeit und Partnerschaft. Die Bulimie ist glaub ich der letzte "gute Freund" für sie...

Der Beweis waren Spritzer am Klorand, der mir die Bestätigung dafür gab was ich geahnt habe. Daraufhin hatte ich die Sicherheit die ich brauchte um überzeugend meinen Standpunkt zu vertreten. Es war nicht demütigend oder hinterhältig!

Das mit dem Tagebuch sehe ich auch ein bißchen kritisch mittlerweile, da es, wie du schon sagtest den Druck auf sie wahnsinnig erhöht.

Dass ich nicht ihr Psychologe bin nehme ich mir jetzt bestimmt zu Herzen. Ich muss davon Abstand gewinnen und versuchen anders zu helfen. Ich hoffe einfach dass die Zeit jetzt bis zum Umzug schnell vergeht und wir dann einen professionellen Weg finden. Es ist halt einfach traurig wenn eine so schöne Beziehung ständig unter Spannung steht wegen so einem Thema :(

Wenn du so aus Erfahrung sprichst, hast du einen Weg für euch daraus gefunden, oder arbeitet ihr noch dran? Siehst du eine reelle Möglichkeit, dass ich/wir es auch schaffen kann?

Vielen Dank & Grüße! :)

Re: Thema: belogen werden

#9
Hey,

Auf die Frage ob es bei uns geklappt hat bzw besser geworden ist, kann ich dir mit "ja" beantworten.
Sie war ein viertel Jahr in stationärer Behandlung. Man konnte Stück für Stück sehen wie es ihr besser ging. Sie nahm zu, sah gesunder aus und hatte viel mehr Spass im Alltag, da ihr das ganze einfach leichter gefallen ist. Sie hatte ein ganzes Jahr nicht mehr erbrochen. Natürlich gab es auch Phasen wo es ihr nicht all zu gut ging und weniger gegessen hat. Aber das gehört dazu und vergeht wieder.
Leider ist seit knappen 3 Wochen wieder der Wurm drin. (Schau mal ein Thema unter deinem, da kannst du die genauere Problemschilderung lesen). So, gehört nicht hier hin, nun zu deinem Thema.

:arrow: Erster Tipp: reden, reden, reden. Aber nicht nerven! Geh auf sie ein, versuche dich in sie hinein zu versetzen. Das ist schwer, wirst du in manchen Dingen auch nicht hinbekommen (geht mir genauso). Dennoch versuchen. Wenn sie dir etwas erzählt oder etwas erklären möchte, dann lass sie sprechen und unterbrich sie nicht.
Ich kann dir empfehlen einen Brief zu schreiben. Briefe sind immer schön. Deinen Brief kann sie immer lesen, wenn du weg bist. Wenn sie Zuspruch oder Bestätigung braucht. Schreib hinein warum du sie magst usw. Jeder hat seinen eigenen Stil einen Brief zu schreiben. Dennoch solltest du auch das eigentliche Problem erläutern. Dass du sie unterstützen wirst. Wie gesagt "Zuspruch und Bestätigung".
Vielleicht könntest du einen Satz einbringen, egal ob per Brief oder per Konversation, den ich mal meiner Freundin geschrieben und gesagt habe - zum Beispiel: Es bist nicht du, die das Problem darstellt, sondern das Innere in dir, die Krankheit!
Nur ein kleines Beispiel. Denke daran - Bestätigung und Zuspruch. Kleine Sätze sagen sehr viel aus und tun ihr verdammt gut! :)

:arrow: Was du auch machen könntest, wäre zusammen kochen. Frag sie auf was sie Lust hätte, schaut nach Rezepten und geht miteinander einkaufen. Bezieh sie mitein.

:arrow: Behandel sie nicht wie ein Kind! Es ist keine "Vater-Tochter Beziehung", sondern sie ist deine Freundin. Sie ist erwachsen und hat ihren eigenen Willen. Hoffe du verstehst was ich meine.

:arrow: Therapie! Dranbleiben! Mindestens ambulant, stationär wäre besser. Man muss sehr viel aufarbeiten und das geht nur mit einer professionellen Fachkraft. Hoffe sie sieht ein, dass sie krank ist. Das wäre ein sehr wichtiger Schritt!

:arrow: Unternehme Dinge mit ihr, die sie schon immer machen wollte. Frage sie danach auf was sie Lust hätte.

:arrow: Gestaltet eigene kleine Konzepte, was man besser machen könnte. Vielleicht Ziele setzen (ihre vorgeschlagenen Konzepte! Kein Druck machen)

Es gibt mit Sicherheit noch einige Mittel oder Vorschläge, dennoch belassen wir es erstmal bei diesen. Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen. Reden, Bestätigung, Zuspruch! Denk daran, sie ist kein kleines Kind, dennoch musst du für sie Dasein.

Grüße

Schreibfeder
Die Tage sind bewölkt, es kommt der Regen,

sie gleitet wie ein Schiff, versucht anzulegen,

aber es gibt keinen Ort, an dem sie festhalten kann,

dies war der Zeitpunkt, als die Reise begann!

Re: Thema: belogen werden

#10
Vielen Dank nochmals an alle die hier Zeit für mich aufgewendet haben!!!

Bin froh drum neue Denkanstöße bekommen zu haben. Lese natürlich auch noch in anderen Threads mit um mich "weiterzubilden", denke aber dass ich hier schon einen guten Ansatz bekommen habe. Hoffentlich werden wir eine gute Therapiemöglichkeit finden. Wünsche euch alles Gute @Schreibfeder und allen anderen natürlich auch!

Werde bestimmt noch öfters hier reinschauen, also wenn jemand noch etwas nicht gesagtes loswerden möchte bin ich immer dankbar!!

Viele Grüße...