2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#1
Hallo,

ich bin mit meiner Freundin seit nun über 7 Jahren zusammen. Wir sind glücklich zusammen.
Das Problem, welches ich hier ansprechen möchte, betrifft Ihre Mutter und Ihre Schwester. Ihre Mutter hat die Krankheit seit dem Sie ein 13 Jahre alt ist und
ich sage gleich im Voraus, dass ich nicht wirklich daran glaube, das sie noch etwas an Ihrer Krankheit ändern möchte!
Ich denke sie hat alles erreicht was sie wollte und Ihr der Lebenswille einfach fehlt.
Ich geh dort Tag für Tag ein und aus. Beide haben diese Krankheit und leben damit. Der Vater hat und ihre beiden Geschwister
haben es mittlerweile aufgegeben zu versuchen, etwas daran zu ändern. Die Mutter war schon unzählige male in Therapie.
OHNE ERFOLG ! und die Schwester, einmal mit 13..als sie kurz vorm sterben lag =( . Das ist nun auch schon wieder über zehn Jahre her.

Ich gucke Tag für Tag dabei zu. Ich traue mich eigentlich nicht etwas dazu zu sagen, weil ich der Meinung bin bzw. war es würde mich nichts angehen oder ich kann ehe nichts ändern, aber ich bin an einem Punkt angelangt.wo ich nicht mehr zuschauen kann.
Sie hat nun seit einem Jahr einen Freund, da ist mir Ihre Krankheit erst richtig bewusst geworden.
Er darf nie direkt zu Hause bei ihr sein, wenn sie beispielsweise von der Arbeit kommt, weil sie erst essen muss.
Sie belügt ihn und sich selbst u. versucht alles, diese Krankheit zu verheimlichen. Das ist typisch, war mir vorher aber auch nicht klar.

Worauf ich hinaus möchte ist, dass die beiden dies nicht verdient hat und ich nicht mehr zuschauen möchte.

Sie einfach darauf ansprechen und zu Ihr sagen, hey du musst eine Therapie machen, das würde nichts bringen.
Mir fehlen die Worte, die Worte die ihr bewusst macht, dass das was ich tue falsch ist.

Sie beendet dieses Jahr (2012) , ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin.
Sie soll nicht den Anschluss ins Berufsleben verlieren. (klingt doof, weil Gesundheit geht vor, aber ich habe auch kA wie lange so ein Heilungsprozess dauert u. wie sie lange sie wirklich in einer Psychatrie bleiben muss.)

Vll. gibt es hier ja irgendwen, der die Krankheit hat/ hatte oder sich damit auskennt.

Bin ratlos, weiß nur..das es so nicht mehr weiter geht.


Entschuldigung für die Rechtschreibfehler ^^ , zu meiner Person bin 23 J. .

Re: 2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#2
hallo n-h.,

so wie du schreibst, musst du auch gar nichts dazu sagen. ich bin mir ganz sicher, dass sie deine Ausstrahlung und Einstellung diesbezüglich längst mitbekommen haben. ich frage mich, wieso du täglich bei ihnen ein-/aus gehst? wohnst du bei deiner Freundin und ihrer Familie unter einem Dach? so stark kann dich das doch gar nicht tangieren bzw. einvernehmen, oder?

ich würde es, ehrlich gesagt, mehr verstehen, wenn deine Freundin so viel Kopfzerbrechen hätte, schließlich ist es ja ihre leibliche Mutter und Schwester. anscheinend kann sie schon sehr viel stabiler mit der Situation umgehen. ich glaube nicht, dass es ihr egal ist. Stempel sie und den Vater bitte nicht damit ab, dass sie "einfach nur zusehen". sie schaut auch nicht einfach nur zu, so wie du das vielleicht denkst. es bedeutet, dass man für jemanden einfach "da ist" und diese Person trotz Krankheit oder psychisch. Handicap einfach annimmt, sie schätzt, sie besucht und mit ihr gemeinsam isst/feiert/lebt, ohne zu urteilen, ohne zu belehren, ohne seine Hilfe aufzwängen zu wollen und ohne dem "ich-muss-doch-die-welt-retten"-Syndrom - denn helfen können sie sich nur selbst. jeder mit B kann nur sein eigener heiler sein! es ist für Zuschauer sehr schwer, dies zu begreifen.

ich würde an deiner stelle ausziehen, wenn du dir das nicht mehr mit ansehen kannst (ich kann nur noch nicht ganz verstehen, was du eigentlich so schrecklich findest? k* sie vor deinen Augen? kann ich mir nicht vorstellen...)

versuche sie trotzdem zu schätzen und zu respektieren. es sind 2 wichtige Menschen deiner geliebten Frau. sie sind ihre Familie. reduziere die mutter und schwester nicht nur auf ihre B. sie sind genau so gute und besondere Menschen wie du und ich und andere. jeder hat seinen Rucksack zu tragen. ich bin mir sicher, dass jeder, wenn die zeit reif dazu ist, die dinge zu seinem besten verändern wird, wenn er/sie dazu reif ist.

ich war auch mal in einer ganz schlimmen Lage als Betroffene. der Weltuntergang wäre gewesen, wenn man mich an meinen damaligen freund verraten hätte. ich hätte mich dann wahrscheinlich umgebracht.

manchmal ist ein bisschen Toleranz die Dosis zum Überleben! das wichtigste, was mir geholfen hat, war auch, dass meine familie und freunde einfach da waren. sie haben teilweise gar nichts von meiner Krankheit gewusst, und dass war auch sehr gut so - wenn nicht sogar meine Rettung. ich wäre vermutlich sonst nie wieder raus gegangen und hätte heute, als wieder-gesunde, keinen Anschluss mehr.

meine Familie hat nicht einfach nur-zugesehen, sondern sie gab mir vertrauen in mich. sie haben mir zugetraut, dass ich meinen weg schaffe. sie wussten, dass jedes Wort überflüssig gewesen wäre. sie haben mir dieselbe Wertschätzung entgegen gebracht, wie jedem anderen gesunden menschen auch. und genau das gab mir die kraft, um ganz wesentliche dinge ändern zu können.

wenn die Betroffenen spüren, dass man sie verachtet, werden sie in ihrer Instabilität selbst auch nur noch mehr Verachtung für sich selbst und ihre Körper empfinden. wenn sie sehen, dass sie nicht gemocht, geschätzt, geliebt werden und gar nur noch als "Patient" angesehen werden, dann glauben sie es irgendwann selbst. ich habe immer wieder zu Ohren bekommen (von ernstzunehmenden und echten freunden) dass ich schön bin und liebenswert. und diese wärme habe ich auch gespürt. schließlich habe ich mir selbst geglaubt, dass ich ein ganz wundervoller Mensch bin. hätten mich meine freunde/Familie damals nicht mit tiefer Wertschätzung geachtet, hätte ich wohl nie die kraft und den glauben gehabt, mich selbst zu lieben.

daher würde ich dir raten, wenn du keine positive Unterstützung und Ausstrahlung auf die Mutter und Schwester hast, dann würde es dir und ihnen mehr helfen, wenn du dich von ihrem Haus distanzierst.

halt mich auf dem laufenden :wink:
alles gute,
lg nina
ps: prosit 2012
pps: rechtschreibfehler dürft ihr behalten
Zuletzt geändert von Nyny am So Jan 01, 2012 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#3
Hallo,

danke für die Antwort! Du verstehst nicht ganz, was ich zum Ausdruck bringen wollte.
Die Mutter lebt ihrer Tochter etwas vor. Ein Leben mit Bulimie und das kann und will ich nicht akzeptieren. Ich weiß was du mir versuchen möchtest damit zu sagen, aber ich verachte die beiden nicht.
Im Gegenteil ich schätze Sie sehr und ich gebe ihr auch immer das Gefühl für sie da zu sein.
(Meine Freundin sagt auch immer, der einzige auf den sie hören würde, wäre ich - wobei das nicht auf die Krankheit bezogen ist)
Der Vater und ihre beiden Schwestern haben das Thema gefühlte 1 Mio. mal angesprochen und es hat zu nichts geführt.
Jetzt Leben die einfach damit und streiten sich gelegentlich mal bzgl. dem essverhalten.
Sie nehmen es hin und haben alles probiert, aber manchmal ist alles einfach nicht genug!

Der Vater kann einem nur noch leid tun, er geht im Prinzip nur noch arbeiten, um das Geld für das Essen ranzuschaffen.
Ich wohne dort nicht, übernachte dort nur ziemlich häufig, weil wir noch nicht ausgezogen sind. (Mitte - Ende diesen Jahres, werden wir das aber).
Mich stört nicht, das sie so viel zu sich nimmt oder das sie kotzen geht.
Mich stört das was die Krankheit aus ihr macht.
Sie isoliert sich, lebt immer mehr in ihrer eigenen Welt, keine Freunde mehr, lügen, ihr ganzes Lebn dreht sich nur ums ESSEN.


Wenn ich das so lasse, wie du es sagst, wird sich nie etwas ändern und mit NIE meine ich NIE.
Von alleine geht keiner der beiden irgendwo hin oder will sich helfen lassen.
Ich möchte keinen zwingen, ich will ihr nur deutlich machen, dass es diese Möglichkeit gibt und wenn sie nicht langsam anfängt, sich darüber gedanken zu machen, es ihr leben zerstören wird.
Von alleine oder durch zuspruch/liebe, wird da 100 % nichts raus. Da muss mehr kommen, weil sie vor allem ihre Mutter als Vorbild hat u. die hat sich meiner Meinung nach schon aufgegeben und einfach mit der Krankheit lebt.

Ich will helfen und zuschauen ändert nichts. Was also tun?

Vll. noch jm anderes eine Antwort =/


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Zuletzt geändert von need-help am So Jan 01, 2012 19:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: 2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#4
Naja, wenn du diese Einstellung hast, dass sich NIE etwas ändern wird, dann würde ich zuerst die Einstellung ändern. Damit programmierst du dich nämlich selbst.

Wenn du in kleinen Schritten anfangen möchtest, etwas "verändertes Leben" in die Familie einzuhauchen, dann nimm die Mädels und unternehmt etwas gemeinsam. Geht ins Kino, ins Theater, Städtereisen, schaut euch was nettes an. Macht Ausflüge, Sport, Tanz, Theater, Wandertag...

Das bringt Abwechslung und dabei wird sich auch nicht alles nur in der Küche abspielen. Sieh das, wie die Beiden mit dem Essen umgehen, nicht als deine Verantwortung. Du bist nicht verantwortlich für den Weg der Familie. Achte auf dich und auf dein Leben. Schau, dass es dir und deiner Freundin gut geht.

Deine Freundin weiß sicher, dass du keine Wunder bewirken kannst. Sei einfach für die Familie da und macht das Beste daraus.

Irgendwann, wenn du denkst, der richtige Zeitpunkt ist gekommen, könntest du ihnen einen Brief schreiben. Nimm sie an der Hand und begleite sie zu einem gemeinsamen Psychologen. Aber erst, wenn der Tag gekommen ist, wo sie es auch wirklich annehmen können.

Du könntest auch einfach so einen netten Brief an sie schreiben, ohne die B zu erwähnen. Versuche, dass sie dir Vertrauen. Im Gegenzug musst du ihnen auch ZUtrauen, dass sie es schaffen. Dass ist eigentlich Erziehungsaufgabe.

Und dem Vater hilft dein Mitleid leider gar nicht. Du könntest ihm auch Kraft geben, dass Schöne an seiner Frau und Familie zu sehen. Du könntest ihm dazu verhelfen, etwas tolles mit seiner Familie zu unternehmen, zu schaffen. Einen schönen Tag, ein cooler Ausflug, mehrere schöne Dinge gemeinsam unternehmen, wobei sie auf ihre B vergessen und die Augen öffnen und sehen, dass es noch so viel Tolles gibt und dass die B nicht ihr Leben ist. Die B ist vielleicht ein Teil von ihrem ganz privaten Leben, aber 100% ist dies nicht alles, nichts "Großes" für die Umwelt und auch nicht von Dauer.

*dir ein wenig Hoffnung schick*
lg nina
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Re: 2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#6
ich glaube wirklich, dass es nur mit kleinen, klitzekleinen Schritten gehen kann. Und das Ziel darf nicht sein: "B. besiegen" ---> sondern es muss lauten: LIEBE, SELBSTLIEBE, WERTSCHÄTZUNG

ich weiß, mein Geschreibsel hat dich wohl nicht sehr zufrieden gestellt. Ich bin zugegeben auch kein Profi für Angehörigen-Beratung. Ich war bisher auch auf der "anderen Seite" und entdecke gerade mein "Helfer-Syndrom" für "Ersthelfer" ;)

Vielleicht wäre das auch etwas für dich: eine psych. Beratung für Angehörige? Vielleicht bekommst du da wertvolle Tipps?

Ich freu mich von dir zu lesen - alles Gute!
:-X))
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Re: 2 Bulimie erkrankte u. kA was ich tun kann!

#7
need-help hat geschrieben:Von alleine oder durch zuspruch/liebe, wird da 100 % nichts raus. Da muss mehr kommen
Du hast vollkommen recht. Da muss tatsächlich mehr kommen. Aber nicht von dir oder deiner Freundin, auch nicht vom Vater/Ehemann, sondern von den Betroffenen selbst. Wenn die Angehörigen - wie du sagst - schon "alles" 1 Millionen mal getan haben, dann ist höchstwahrscheinlich sowohl Mutter, als auch Schwester klar, dass es Hilfe von aussen für diejenigen gibt, die die Essstörung besiegen wollen. Meiner Meinung nach ist deine Einstellung ihnen gegenüber großartig. Du siehst sie nicht als gefräßige Monster, sondern als kranke Menschen. Aber du bist nicht ihr Psychotherapeut und du darfst dir nicht die Aufgabe aufladen sie zu "retten". Erst wenn die beiden gewillt sind gegen ihre Krankheit anzugehen, kann gemeinsam mit den Angehörigen daran gearbeitet werden. Bis dahin sollte man sie genauso respekt- und liebevoll behandeln wie sie es auch ohne Krankheit verdient haben. Was du aber ohnehin zu machen scheinst ^^.
Vielleicht solltest du sie mal in dieses Forum schicken, hier sind eine Menge Leute die ebenfalls seit vielen Jahren betroffen sind.
"It's in our country's interests to find those who would do harm to us and get them out of harm's way."
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