Meine Freundin hat Bulimie - ich brauche euren Rat

#1
Hallo an alle,

meine Freundin hat mir gestern gestanden, dass sie unter Bulimie leidet. Natürlich bin ich erstmal total überfordert und weiß gar nicht damit umzugehen bzw. weiß auch nicht, mit wem ich darüber reden kann.
Ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll bzw. WIE ICH IHR HELFEN KANN.

Das Problem ist vor allem auch, dass sie es sich nicht wirklich selbst eingesteht bzw. die Bulimie irgendwie so als Lapallie abstempelt, wie n Husten oder sonstwas (zumindest vor mir - weiß nicht, ob sie sich da auch selbst belügt). Sie sagt, dass sei alles gar nich so schlimm, für Außenstehende wäre das immer so ein Schock, aber eigentlich ist das kein großes Ding und man würde das schon alles wieder hinbekommen.
Sie hat mir das gestern erzählt, nachdem wir einen mehrtägigen - total unnötigen - Streit hatten und ich stundenlang bohrte, was eigentlich wirklich los sei.
Ich weiß nicht wirklich was ich machen soll... ich liebe sie, will für sie da sein, ihr helfen wo und wie es nur geht - aber kann ich das? Und wie?

Was hilft bei Bulimie außer einer Therapie?
Sie nimmt das alles gar nicht so ernst, meinte dann, weil ich auf eine Therapie drängte (vielleicht ein Fehler?), dass sie dann "eben zu so einer Psychotante geht und ihr redet, wenn mir das so wichtig ist". Sie nimmt das gar nicht ernst. Sie sagt, sie würde das für mich, für unsere Beziehung machen, aber nicht wirklich für sich selbst - weil es in ihren Augen kein großes Problem wäre, weil sie auch ohne Kotzen kann. Sie leidet seit 7 Jahren unter Bulimie. Wir sind Mitte letzten Jahres zusammengekommen und sie gestand mir relativ am Anfang, dass sie mal unter Bulimie gelitten hat, aber jetzt nicht mehr und alles in Ordnung sei. Gestern sagte sie dann, dass es bei ihr immer so schubweise kommen würde. Beispielsweise im Sommerurlaub, weil sie dort keine Waage hatte und das Gewicht nicht kontrollieren konnte, oder jetzt im Skiurlaub (wieder keine Waage) oder in Streitphasen ZUM STRESSABBAU. Wenn sie kotzt geht es ihr persönlich besser, sie fühlt sich wohler, ausgeglichener und bezeichnet Kotzen selbst als "Spaß haben". Aber dann sagt sie auch, sie wieder einen Monat nicht kotzen, aber dann würde ihr etwas fehlen, sie hat wieder das Verlangen, wird aggressiver, reizbarer und rastet irgendwann wegen einer Kleinigkeit aus.

Ich weiß nicht wirklich weiter!? Was kann ich tun? Was hilft ihr? Wie soll ich mit ihr umgehen? Ich möchte für sie da sein, ihr helfen, diese scheiß Bulimie besiegen, aber wie?
Muss sie sich nicht erstmal selbst die psychische Krankheit eingestehen und VOR ALLEM eingestehen, dass es eben nicht ne kleine Sache is, sondern eine RICHTIGE KRANKHEIT, die schlimme Folgen hat!?
Außerdem sagte sie, dass sie nicht mehr mit mir über dieses Thema reden wolle (bzw. wenn ich es mehrmals ansprechen sollte, sie dann Schluss machen wolle, weil sie das Thema nervt). Sie habe alles gesagt und macht das jetzt auf ihre Weise...

Möchte jetzt nicht, dass der Beitrag weinerlich rüberkommt bzw. ich mich hier als Opfer hinstelle, so ist es nicht. Ich bin einfach gerade nur etwas überfordert und weiß nicht wirklich damit umzugehen bzw. weiß einfach nicht, wie ich ihr, meiner Freundin, meiner Liebe, helfen kann.


Würde mich sehr über Feedback, Ratschläge, Tipps freuen. Wäre mir eine große Hilfe.
Im Vorraus schon mal 1000 Dank.

Viele Grüße
Zuletzt geändert von timo80 am Mi Mär 23, 2011 19:37, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Meine Freundin hat Bulimie - ich brauche euren Rat

#2
Hallo erst einmal

Großen Respekt das du dich hier angemeldet hast..Es tut mir leid das deine Freundin krank ist..und leider ist es nicht so harmlos wie sie es beschreibt..Sie hat schon einmal einen großen Schritt getan indem sie es dir anvertraut hat..meistens ist das ein Hilfeschrei..ABer leider kannst du sie nicht dazu zwingen etwas dagegen zu unternehmen denn solang sie nicht selber einsieht das sie Hilfe braucht ist es meist zwecklos..das einzige was dir bleibt ist für sie da zu sein ihr zu zu hören und dir deine Hilfe anzubieten setz sie nicht unter Druck denn dann kann es passieren das sie sich zurückzieht...Leider bleibt dir nichts anderes als abzuwarten bis sie einsieht das das was sie hat Tödlich sein kann...es ist ein Teufelskreis aus dem man ohne Hilfe kaum mehr rauskommt...wo sie heute noch denkt sie kann es kontrollieren und sich einredet sie könne doch einfach damit aufhören wird sie später merken das dies nicht der Fall ist...

Ich wünschte ich könnte dir besseres Berichten leider kann ich das nicht..Sei für sie da..zeig ihr das du sie liebst und brauchst und warte bis sie Hilfe annimmt..im Moment spielt sie es runter ...da würde Hilfe auf Taube Ohren stoßen..Versuche aber bitte nicht jetzt dein eigenes Leben nur noch auf die Krankheit zu fixieren denk auch an dich..leider zerbrechen auch oft die Angehörigen an den Sorgen um ihre Liebsten...

Re: Meine Freundin hat Bulimie - ich brauche euren Rat

#3
Timo80,

es ist vor allem sehr wichtig, dass du selbst auf dich achtest! Dass dich die Sache mit deiner Freundin nicht zu sehr runterzieht, denn wenn du ihr helfen möchtest, dann darfst du selbst nicht daran zerbrechen.

Achte auf dich, du kannst ihr nicht die ganze Last nehmen, den großen Kampf muss sie selbst aufnehmen, aber wie schon gesagt, du kannst ihr eine Stütze sein, zuhören, die starke Hand reichen, wichtig ist, dass du nicht selbst zugrunde gehst.

Auch als Betroffener kann man sich Rat holen! Du könntest zb. psychologische Hilfe (Beratung) in Anspruch nehmen und den Fall darlegen.

Auch du als Helfer brauchst Hilfe!

Viel Kraft!

Re: Meine Freundin hat Bulimie - ich brauche euren Rat

#4
Hallo
Ich bin neu hier.
Ich habe seit nunmehr 15 Monaten den dringenden Verdacht, dass eine meiner engsten Freundinnen bulimisch ist.
Weder sie noch ich passen in die klassische Altergruppe (beide über 30)
Sicher habe ich auch Bücher darüber gelesen. Schon vor 24Jahren 'Durch dick und dünn', etc.
All das lange bevor ich sie kennenlernte - und trotzdem hat es ewig gebraucht bis ich was gemerkt habe.
Ich bin mir meiner Sache auch ziemlich sicher. Aber besagte Freundin hat nicht das Vertrauen mit mir darüber zu reden.
Obwohl sie mich schon ziemlich nah an sich heranläßt.
Als mir klar wurde, dass sie bulimisch ist, hätte ich mich ohrfeigen können es nicht schon viel früher bemerkt zu haben.
Ich fühle mich hilflos, habe angst die Freundschaft zu verlieren, wenn ich es anspreche.
Auf der anderen Seite muß sie ja einen immensen Leidensdruck haben, sonst hätte sie die Krankheit nicht entwickelt.
Als ich meinen Partner in meinen Verdacht einweihte hielt er es für absurd. Meine Freundin ist eine wunderschöne und intelligente Frau. Dass das kein Grund ist, um nicht solcherlei Krankheiten zu entwickeln schien er nicht zu begreifen.
ich mache mir sorgen

Re: Meine Freundin hat Bulimie - ich brauche euren Rat

#5
Hallo Bärta,

das sie zu mir kommen kann und ich für sie da bin weiß sie und nutzt sie auch in anderen Bereichen.
:)
Ich neige dazu, abzuwarten bis Leute das Vertrauen haben sich zu offenbaren.
Und was sie mir vor ca. 2 Wochen offenbarte in Bezug auf ihre Familiengeschichte (Kindheit der Mutter) ließ mir die Fußnägel kräuseln (tödliche 'Unfälle', Grenzüberschreitungen, etc.). Ob m*ssbr**ch in ihrem Fall vorliegt oder ob sie einfach 'nur' geerbt hat weiß ich nicht.
Und das vor dem Hintergrund, dass ich diesbezüglich einiges gewohnt bin, da ich aus beruflichen Gründen Akteneinsichten in diverse Fälle von Vernachlässigung und m*ssbr**ch hatte.
Es hat den Vorteil, dass ich bei Offenbarungen nicht eine Schreckstarre verfalle, was den Betroffenden ja wenig hilft.

Mein Partner spricht kein Deutsch (er ist Engländer), ich kann ihm das Buch also nicht unter die Nase drücken.
Aber ich werde es mir vielleicht mal zu Gemüte führen.
Als ich mit ihm sprach habe ich mich gefühlt, als würde ich sie eines Verbrechens bezichtigen.

Sie verschwindet nach jeden Essen auf dem Klo und bleibt da erstmal, sie bevorzugt basische Säfte, trägt immer eine Zahnbürste mit sich rum. Die Zusammenhänge habe ich erst bei einem gemeinsamen Zelturlaub hergestellt.
Eine vage Erinnerung kam in mir hoch, sie einmal 'in flagranti' 'erwischt' zu haben. Und ich sie fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie hatte mir damals erklärt, sie hätte am Vorabend zuviel getrunken. Und ich vergaß den Vorfall.

Dennoch machen mir die seelische Schlangengrube und die gesundheitlichen Folgen Kummer.
The secret to life
Is contained in this Haiku:
Oops, ran out of room.

(Dan from Memphis)