Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#1
Kurz und knapp: ich halte diese Heimlichkeitsfresserei nicht mehr aus und bin drauf und dran, es meinen Eltern zu gestehen - aber wie?!

Habe panische Angst davor, dann noch mehr als ohnehin schon kontrolliert zu werden, dass meine ohnehin schon emotional kaum belastbare Mutter mein Outing nicht verkraftet oder mein Vater die Sache herunterspielt und mich nur noch mehr als undisziplinierten Nichtsnutz sieht...aber irgendwann muss es doch raus, oder?! :|
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#2
Ich würde versuchen eine entspannte Atmosphäre zu schaffen ..Ein gemütliches Kaffeetrinken und dann sagen das dich etwas sehr belastet und das du Hilfe brauchst und dann solltest du dir alles von der Seele reden auch das wovor du Angst hast,,Kontrolliert zu werden usw...EBen alles was dir auf der Seele liegt und ´vor allem Das was du nach deinem Outing NICHT möchtest..Deine Eltern werden sich klar Sorgen machen...und es wird hier und da auch passieren das sie vielleicht UNBEWUSST Dinge tun die du nicht möchtest aber das musst du dann ganz klar ansprechen..Sie meinen das nicht böse sondern machen das oft aus Sorge..

Du bekommst von mir erst einmal eine große Portion Respekt das du diesen Schritt gehst..Er ist auch verdammt wichtig denn dann musst du dich nicht immer hinter einer Fassade aus Lügen verstecken was dich wenigstens ein klein wenig entlastet..Und Ehrlichkeit ist wichtig..und gehört zum Gesundwerden auch dazu..

Das was du tun möchtest ist richtig..und egal wie heftig die Reaktion vielleicht ausfällt bezieh es nicht auf dich..meistens steckt dahinter eine gehörige Portion ANgst und verzweiflung..

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#3
hallo nightmare.
Von mir gibts auch erstmal Respekt, dass du diesen schritt machst.
Das ist wirklich nicht leicht. bei mir war es damals so, dass ich meine eltern an einem abend ins wohnzimmer gebeten habe, weil ich mit ihnen sprechen möchte.
Ich weiß ja nicht, ob du noch zu hause wohnst, ich geh da jetz einfach mal von aus.
ich war damals felsenfest davon überzeugt, dass ich die bulimie auch heimlich ausgelebt habe. Und rang mit den Worten... und dann eröffnete ich das Gespräch mit " Ich muss euch was sagen, ich habe bulimie...
und zu meiner überraschung waren beide sehr ruhig und gefasst. denn sie haben es die ganze zeit schon gewusst bzw. geahnt.
Das hat die sache einfacher und schwerer gemacht.
Was ich sagen will. es gibt keine richtige oder falsche rangehensweise..
auch wenn schon jdn was ahnt oder weiß.. wichtig ist, dass DU auf die person zu gehst.. und wenn sie einigermaßen klar im kopf ist, dann weiß sie das auch zu schätzen, denn das is der erste schritt.
Ich drück dir die daumen
:-*
Der Weg ist das Ziel. Es gibt keinen einfachen Weg und niemand, der ihn für mich gehen kann.. aber ich weiß, ich werde ankommen.

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#4
liebe nightmare,

ja, alles was du befuerchtest unbedingt ansprechen (angst, noch mehr kontrolliert zu werden usw). und du bist nicht undiszipliniert, sondern steckst in einem ernst zu nehmenden teufelskreis drin. wenn die beiden keine ahnung/ wenig erfahrung mit psychischen krankheiten haben ist es manchmal hilfreich das outing gemeinsam mit der thera zu machen. waer das fuer dich ne moeglichkeit ? erklaert sie es so, dass deine eltern annaehernd den ernst der lage verstehen koennten ?

ich finde auch, du solltest dir vorher wirklich klar sein, ob und was du davon erwartest, wenn sie es dann wissen. also, wie ich dir schon geschrieben hab, ob du glaubst dass es dir besser gehen koennte, wenn sie es wissen, und inwiefern.

wie es auch immer ausgeht, es ist einmal eine veraenderung in der situation - und das kann dir auch automatisch impuls fuer aenderungen in deinem ess- und denkverhalten geben.

find ich gut dass du das machst !
wuensch dir ganz viel glueck zugunsten deines wohlbefindens und bin gespannt wies weitergeht.

:*
sun will set

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#5
Danke für eure Tipps :) , tatsächlich habe ich heute meiner Mutter die ES gestanden, allerdings war die Atmosphäre alles andere als entspannt, aber wahrscheinlich wäre ich niemals in der Lage gewesen, eine solche zu schaffen.

Wir sprachen über meine Depression, Zukunftspläne usw...wobei wir uns die Hälfte der Zeit leider angeschrien haben :| und sie mir unterstellte, ich wolle ihr und meinem Vater die Schuld an allem geben - was allerdings nicht wahr ist, denn so einfach mache ich es mir nicht, aber eine nicht allzu gering ausfallende Teilschuld tragen sie nunmal...jedenfalls hab ich's dann irgendwie einfach gesagt. Fühlte mich total schwindelig dabei und konnte sie kaum ansehen, wollte aber keinen Rückzieher mehr machen sondern endlich mal die Karten auf den Tisch legen.
Ihre Reaktion: Überraschung, dann die Frage, wie ich das Problem beheben könne. Natürlich überhaupt kein Fünkchen von Selbstreflexion oder Einsicht, wie schon vermutet. :roll:
Tja, wenn ich den Plan in der Tasche hätte, würde ich wohl längst ein lebenswerteres Leben führen.
Jetzt bin ich wieder voller Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, ihr davon zu erzählen. Sozusagen meinen letzten "Joker", um irgendwie wenigstens einmal die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf meine Probleme zu lenken, die sonst immer nur heruntergespielt oder gleich ganz ignoriert werden, gezogen.

Was denkt ihr?

Grüße von einer verwirrten Nightmare :?
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Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#7
hallo nightmare...
also..erstmal daumen hoch und dolle Drückung,dass du den Mut und die Kraft hattest.
Hm, es ist natürlich sch** dass deine Eltern so reeagiert haben wie es taten. Auf der anderen Seite kommt die Krankheit ja nu auch von einer heilsamen intakten familiären Beziehung, ne..
Ich denke, du hast das für dich richtige getan. Auch wenn jetzt vielleicht Zweifel da sind.die kamen aber erst später. In deinem Inneren hast du die Entscheidung getroffen, nicht " die Schuld" bei dir zu lassen ( richtig, es gibt igentlich keine Schuld,nur schuldgefühl) in dem zu weiterhin schweigst und alles alleine trägst. Du hast die Karten auf den Tisch gepackt und deine Eltern können es nicht mehr ignorieren, dass es etwas nich in ordnung ist. Wenn sie es tun ist es eine bewusste Entscheidung dagegen und dann weißt du eh welche Rolle sie in deinem Heilungsprozess spielen.
Es ist zwar hart, aber es bringt dich doch auch weiter oder?
Hast du dir schon zB ne Beratungsstelle ins Boot geholt? oder anderere Untestützung? Das würd ich wichtig finden, gerade jetzt, wo du so auf Konfrontationskurs mit deinen Eltern bist..
Ich drück dich
Der Weg ist das Ziel. Es gibt keinen einfachen Weg und niemand, der ihn für mich gehen kann.. aber ich weiß, ich werde ankommen.

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#8
Lieben Dank für eure schnellen Antworten! :)
Ich habe den gestrigen Tag abgewartet, um zu sehen, ob meine Mutter vielleicht über Nacht nachgedacht hat, sie verlor allerdings kein Wort mehr über mein Outing, nur abends zwang sie mich dazu, ein Stück Pizza zu essen.
Mein Vater weiß nach wie vor noch nichts davon, es fiel mir schon so sehr schwer, überhaupt etwas zu sagen, aber ihm gegenüber traue ich mich einfach nicht.
Jetzt, wo meine Mutter das Problem schon nicht ernst zu nehmen scheint, rechne ich damit, dass mein Vater es sowieso für eine lächerliche Spinnerei erklären und an meine Fähigkeit, mich zusammenzureißen, appellieren wird.

Natürlich ist es richtig: von nichts kommt nichts. Aber da meine Eltern offenbar niemals einen Fehler bei ihnen suchen, fühle ich mich nun ziemlich ratlos.
Was soll ich denn noch tun, um sie wachzurütteln?
In Therapie bin ich bereits seit über einem Jahr, in einer Klinik war ich auch schon (allerdings war es eine für mich nicht passende Einrichtung)...und meine Mutter erzählt munter allen Bekannten und Verwandten, dass es mir schon wieder viel besser geht. Hoffnungslos.

Viele Grüße,
Nightmare
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Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#9
Nightmare hat geschrieben: Aber da meine Eltern offenbar niemals einen Fehler bei ihnen suchen, fühle ich mich nun ziemlich ratlos.
Was soll ich denn noch tun, um sie wachzurütteln?
Hallo Nightmare,

was würdest Du Dir denn wünschen von Deinen Eltern? Und was denkst Du, inwiefern Du Deine Bulimie überwinden würdest, wenn Deine Eltern Fehler bei sich suchen?? Ich glaube, du lügst Dir da einfach nur was vor, nach dem Motto: Wenn meine Eltern xy täten, würde ich ja normal essen können.... So was würde nicht mal funktionieren, wenn Deine Eltern xy täten....

lg

aire

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#10
Ja, schließe mich aire da an.
Du erwartest, dass deine Eltern sich ändern, damit Du nicht an dir selbst arbeiten muss, aber so einfach ist das leider nicht.
Du kannst andere Menschen nicht ändern, nur dich selbst. Ich habe früher ganz genau so gedacht "würden meine Eltern nur endlich merken, dass .... , dann .... ." Du kannst deinen Eltern die Schuld für alles Mögliche in die Schuhe schieben, wenn's dir dadurch besser gehen sollte, aber die Verantwortung für dein Handeln, für dich, die trägst Du selbst.
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#11
Wie schon mehrmals betont, glaube ich nicht, dass es allein an meinen Eltern liegt, ob ich die Krankheit überwinden kann oder nicht.
Ich würde mir lediglich wünschen, dass sie mich einmal ernst nehmen und sich für das interessieren, was ich gerne mit ihnen besprechen würde; seien es alltägliche Dinge oder Zukunftspläne-und Ängste.
Entweder, sie ignorieren mich völlig oder es hagelt Vorwürfe. "Normale" Konversation ist nicht möglich.
Immer jagen sie nur den Problemen anderer Leute nach, ohne mal bei uns zu Hause anzufangen.
Jeder kocht sein eigenes Süppchen, wir wohnen zwar in einem Haus, aber eigentlich sind alle nur permanent am Rasen und Weglaufen.

Finde es ehrlich gesagt etwas unfair, dass ihr es nun so auslegt, als würde ich jegliche Verantwortung von mir schieben. Das ist ganz gewiss nicht so. :shock:
Ich bin auf eigene Faust in die Klinik gegangen und habe mich selbst dazu entschieden, eine Therapie zu machen. Ich belese mich und bin zur Zeit dabei, mich um einen Platz in einer Selbsthilfegruppe zu bemühen.
Und ich versuche auch, mir nicht mehr jede Aussage zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Ein Mindestmaß an Grundinteresse von Eltern gegenüber ihren Kindern halte ich dennoch für nicht allzu überzogen. :|
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Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#12
Nightmare hat geschrieben: Ein Mindestmaß an Grundinteresse von Eltern gegenüber ihren Kindern halte ich dennoch für nicht allzu überzogen. :|
da schliesse ich mich an. dennoch, ich denke du musst einfach verstehen, dass du das nicht kriegen wirst. deine eltern werden dir nicht zuhoeren und werden sich die probleme nicht ansehen. du wirst weiterhin alleine da stehen. sie machen das acuh nicht aus boesartigkeit oder weil du nicht liebenswert bist, sondern weil sie so sind. sie werden sich nicht aendern und selbst wenn, waere es jetzt zu spaet, denn du bist schon krank und nur du kannst noch was daran machen. ja, es waere schoen, wenn sie dich unterstuetzen wuerden, aber es wird halt nicht passieren.
war total mutig dich eltern anzuvertraeuen, die nicht mal von ihrer zeitung aufschauen koennen... leider vergebens.
fuehl dich mal gedrueckt
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#13
Okay, ich habe ein paar Minuten nachgedacht und muss euch Recht geben: vielleicht ist wirklich nicht alles meine Schuld, genauso wenig wie es ihre ist, da kann man wohl nicht absolut urteilen.
Ich habe vor zwei Wochen beschlossen, dass ich jeden Tag irgendeinen positiven Gedanken mit mir tragen und mich nicht von den negativen Erlebnissen unterkriegen lassen will - oder zumindest sollen sie mich nicht immer wieder meilenweit zurückwerfen dürfen.

Meine Therapeutin - die ich übermorgen wieder sehe - meinte auch, ich solle es mit dem Outing probieren und mehr könne ich dann in Bezug auf meine Eltern nicht mehr tun.
So ist es wohl.
Immerhin bin ich inzwischen wieder besserer Hoffnung was den Auszug von hier angeht und dann auch hoffentlich mein Studium.

Danke für die klaren Worte :) , ich hoffe, ihr haltet mich nicht für einen wenig selbstkritischen Menschen, eigentlich zweifle ich sehr viel an mir, aber wenn ich nicht die Unterstützung bekomme, die ich gerne hätte, dann werde ich eben alleine weitermachen müssen.
Zum Glück gibt es Freunde - die Familie, die man sich aussucht, wie es nicht umsonst heißt. :wink:
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Re: Bulimie den Eltern gestehen - aber wie?!

#14
Nightmare hat geschrieben:Finde es ehrlich gesagt etwas unfair, dass ihr es nun so auslegt, als würde ich jegliche Verantwortung von mir schieben. Das ist ganz gewiss nicht so. :shock:
Hallo Nightmare,

na ja, es klang in Deinem Beitrag eben so. ;) Wenn ich das falsch verstanden habe, soll'S mir recht sien. Kann ja nicht in DIch reinschauen.

lg
aire
cron