Ich weiß nicht was ich machen soll - Bulemie?

#1
Hallo,

ich bin echt ratlos und brauche eure Hilfe. Erstmal die Vorgeschichte:

Ich bin mit meiner Freundin seit gut 2 Jahren zusammen. Seit über einem Jahr wohnen wir zusammen. Sie hat eine normale Figur, nicht übermäßig schlank aber auch alles andere als dick/mollig.
Sie hatte schon immer ein etwas komisches Essverhalten. (Fast) nur Obst/Salat/Gemüße. Mit der Zeit habe ich erfahren, dass sie früher eine echte Essstörung hatte. Sie war extrem schlank und auch für ein halbes Jahr in stationärer Behandlung. Bis vor ca. einem halben Jahr dachte ich, dass sie das mittlerweile im Griff hat. Gut, sie hatte kein ganz normales Essverhalten, hat ab und zu von zu dick und abnehmen geredet. Aber sie hatte ein normales Gewicht und auch keine "dummheiten" gemacht.

Vor ca. 1/2 Jahr fing dann alles mit einem Magen-Darm-Virus an. Wir mussten beide 1-2 Tage spucken. Nur bei ihr hörte es nicht auf und irgendwann kam es mir natürlich komisch vor. Als sie das bemerkte hatte es sich in die Nacht verlegt. Sie steht nachts auf, isst Sachen die sie sich tagsüber nie trauen würde und muss danach spucken. Das passiert max. ein mal am Tag. Ab und zu hat sie sich 2-4 Tage unter Kontrolle (wobei ich natürlich auch nicht weiß ob ich es in manchen Nächten nur nicht bemerke). Ihr Gewicht hat sich bisher nicht verändert, sie hat weiterhin ein vollkommen normales Gewicht.

Sie fleht mich an nichts ihren Eltern zu erzählen und meint sie würde es schon wieder in den Griff bekommen. Sie schafft es manchmal ein paar Tage, fällt dann aber immer wieder zurück. Mir wächst das langsam aber über den Kopf. Mich belastet es sehr. Ich würde sagen gesundheitlich (also vom Gewicht usw.) ist es bei ihr alles andere als kritisch, aber man will ja auch nicht warten und zusehen bis es irgendwann vielleicht mal anders ist. Ihre Eltern haben ja aus der Vergangenheit damit Erfahrung, damals hat sie aber meines Wissens nicht gespuckt. Soll ich es, gegen den Willen meiner Freundin, ihren Eltern erzählen? Ich brauch langsam jemand mit dem ich darüber reden kann.

Was soll ich machen? Wie soll ich mit der Situation umgehen?

Ich will sie nicht verlieren und sie in der Situation auch nicht alleine lassen. Ich befürchte wenn ich gehen würde, dann würde sie voll ganz abrutschen. Ich merke aber auch, dass ich langsam an meine Grenzen kommen. Mein Kopf sagt mir, dass ich irgendwann anfangen muss auch an mich zu denken. Aber wenn ich sie da sehe, wie sie mich bittet ihr zu helfen usw. Ich weiß einfach nicht mehr wie ich ihr helfen soll. Eine Behandlung und Hilfe von außen lehnt sie vollkommen ab.

Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tips und Einblicke geben. Ich hatte mit dem Thema bisher überhaupt keine Berührung.

Danke!
Zuletzt geändert von pinky am So Jun 13, 2010 5:07, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Ich weiß nicht was ich machen soll - Bulemie?

#2
Hallo Pinky,
gut dass du dieses Forum gefunden hast und hier nachfragst!
Ich kann mir gut vorstellen, dass auf dir ein großer Druck lastet und du so langsam garnicht mehr weißt wohin damit. Hier bist du mit deinen Fragen vorläufig gut aufgehoben!

Ich würde an deiner Stelle erst mal nicht mit ihren Eltern reden, sondern mit ihr!
Weiß sie um deine Sorgen, Gedanken und darum, wie sehr dich das alles belastet? Weiß sie, wie sehr du zu ihr stehst?
Wenn du mir ihr redest, dann geht es auf garkeinen Fall darum ihr Druck zu machen! Sondern "nur" darum, dass sie weiß das du weißt.
Vielleicht schaffst du es ja sogar soweit zu gehen, dass sie das nicht heimlich machen braucht, weil du es ja eh mitbekommst.
Sag ihr, dass du sie liebst, zu ihr stehst und immer für sie da bist. Und das du sie so wie sie ist schön findest, selbst wenn sie ein bischen dicker wäre. (Natürlich nur, wenn das alles wirklich so ist und du das so fühlst).
Vielleicht magst du ihr sogar dieses Forum zeigen und das, was du hier geschrieben hast.

Es macht keinen Sinn sie darum zu bitten damit aufzuhören, dass will sie ja selber am allerliebsten, aber warscheinlich nicht so ohne weiteres schaffen. Sondern nur mit professioneller Hilfe - einer Therapie. Mit allem anderen wärst nicht nur du, sondern auch sie und alle Beteiligten überfordert.
Du kannst sie darauf aufmerksam machen, dass du darüber gelesen hast und vermutest, dass sie ohne diese Hilfe nur schwer aus ihrer Situatioin heraus kommen wird und sie bitten, über diese Hilfe nachzudenken. Und ihr damit Mut machen, dass Therapie nix schlimmes oder unormales ist, sondern einfach eine notwendige Hilfe. Kein Mensch käme auf die Idee einen gebrochenen Arm irgendwie selbst wieder hinzureparieren.
Versuch ihr zu signalisieren, dass du um ihren "Zustand" weißt und genau merkst was los ist, dich damit aber hilflos und überfordert fühlst.
Und dass du das nicht allein tragen kannst, genau wie sie.
Dass du gern mit jemanden darüber reden würdest, aber ihre Bitte nicht mit ihren Eltern zu reden respektierst.
Frag sie, mit wem du dann reden könntest/ sollst.
Biete ihr an zu dem ersten Therapietermin gemeinsam hinzugehen.
(Natürlich nur, wenn du das auch wirklich alles willst und dir das nicht alles viel zu viel wird).

Wenn du magst, dann kannst du nach so einem Gespräch immer noch mit ihren Eltern reden. Sie bitten dein Vertrauen nicht zu m*ssb**ch*, indem sie "falsch" reagieren (oder unangemessen oder so - ich weiß ja nicht, wie die so drauf sind), also nicht mit Druck und/ oder Vorwürfen, sondern mit Lösungsmöglichkeiten.
Mach die Eltern gern auf dieses Forum aufmerksam, hier bekommen sie ja wirklich gute Einblicke und ein gutes Verständnis für die Hintergründe und Heilungsmöglichkeiten.
Warscheinlich werden die Eltern auch überfordert sein.
Dafür gibt es ja eben Hilfe.

Doch es nützt natürlich alles nichts, wenn deine Freundin zu große Angst vor einer Therapie hat.
Diese Angst geht oft damit einher, dass sich die Betroffenen dann unnormal, nicht genügend, unperfekt, als Versager, eben anders als die "Normalen" fühlen.
Hier könntet ihr sie sehr stärken, ihr Mut machen, sie begleiten, für sie da sein, sie spüren lassen, dass Therapie keine Belastung, sondern eine Hilfe ist!
Aber nur, wenn sie das möchte und nur dann!
Versuche nicht sie zu etwas zu drängen, von dem sie nicht selbst überzeugt ist.

Ich hoffe dir hilft diese Antwort ein wenig weiter,
liebe Grüße
Florina
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

Re: Ich weiß nicht was ich machen soll - Bulemie?

#3
Hey Pinky!
Erst mal ein großes Lob an dich als Person, dass du dich mit der Problematik deiner Freundin auseinandersetzen möchtest.
Florina hat dir alles geraten, was ich auch sagen würde - allem voran, dass deiner Freundin wirklich nur professionelle Hilfe wirklich etwas bringt. Eine Therapie ermöglicht ihr, sich ihrer Krankheit (und das ist die Bulimie ja!) als ganzes zu stellen und Lösungsansätze für ihre persönlichen Probleme zu finden. Weder du noch ihre Eltern noch sonst jemand sollte die schwere Last tragen, das Geheimnis einer Essgestörten zu tragen - oder sich gar verpflichtet zu fühlen, als alleiniger "Retter" zu wirken. Das zerstört nur Beziehungen, und belastet alle Teilnehmer ungemein!

Ich kann dich sehr gut verstehen! Du willst sie nicht verlieren, musst aber auch auf dich selbst schauen! Ich selbst war vor 2 Wochen sehr am Ende, sah mich verloren in meiner Essstörung. Mein Freund wusste davon, aber er war selbst total überfordert mit seinen eigenen Problemen und konnte mit der Situation nicht umgehen. Er hat Schluss gemacht. Ich war einen Tag schwer depressiv, hatte Suizidgedanken etc. Dann beschloss ich, eine Therapie anzufangen, weil ich mein Leben nicht hergeben wollte, weder der Depression, noch der Essstörung. Jetzt geht's mir besser, bin weiter in Therapie, hab mit meinem Ex noch ein super Verhältnis, und er unterstützt mich auch weiter.

Was ich damit sagen will, ist, dass du genauso das "Recht" hast, Abstand zu nehmen. Ich will dir nicht raten, sie stehen zu lassen. Ich hätte mir gewünscht, mein Freund hätte mich in der Beziehung weiter unterstützt. Aber das ist SO VIEL verlangt, fast - wie ich jetzt glaube - zu viel. Du bist auch ein Mensch, der aus seine psychische Gesundheit achten muss.

Ich würd sagen, rede mit ihr, gib ihr dein Verständnis und - wenn du bereit dazu bis! - sag ihr deine volle Unterstützung zu, deute aber echt an, dass sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen muss - und dass das keine Schande ist! Im Gegenteil, es geht um ihre Gesundheit!

Alles Gute, dir und ihr!