beichten oder nicht beichten

#1
Hallo,

ich hoffe hier ein paar angehörige zu finden und hätte gerne eine ehrlich antwort, wenn ihr so lieb seid! :)

ICh leide nun seit 11 jahren B. vorher magersucht. Seit 2 monaten bin ich "clean", ich frage mich die ganze zeit, ob ich es meinen eltern beichten soll.
ich bin 31, wohne nicht daheim, hab aber ein sehr sehr enges verhältnis, ich sehe sie auch tägl. kurz weil sie meinen hund betreuen, während ich arbeiten bin.

Ich bin so hin und hergerissen....

auf der einen seite würde ich ihnen sogern die wahrheit erzählen, auch damit sie vielleicht verstehen warum ich die letzten jahre so war wie ich war. auf der anderen seite liebe ich sie sehr und sie haben viel mit mir durchgestanden und die jüngsten sind sie auch nicht mehr, ich weiß nicht ob ich ihnen das zumuten soll. Gerade jetzt wo ich mich auf dem weg der genesung befinde. Ich hab jetzt zwei bücher für angehörige auf amazon bestellt, die jeden tag eintreffen sollten. meine überlegung war ihnen die mit einem brief den ich shcon geschrieben habe, die bücher zu geben damit sie sich in ruhe mal damit auseinander setzten können und nicht total überfahren werden. ganz blind sind sie ja nicht, gerade die MS haben sie sicher mitbekommen. immer gesagt "kind iss was..."
im letzten jahr hab ich viel zugenommen, bin jetzt also normalgewichtig, ich denke sie denken "jetzt ist sie gesund", die B. könnte ein schlag ins gesicht werden. das haben sie aber nicht verdient!
Sie sind nicht schuld, dass hab ich ihne auch in den brief geschrieben, denn im gegnesatz vieler anderer kranker hatte ich eine wundervolle kindheit und eine gute familie. Das leiden ging erst mit der volljährigkeit los... Sie haben immer mitgelitten, 11 jahre lang (Abgesagt hochzeit kurz vorher weil mann affaire seit jahren, betrügereien, lügereien, ständig war ich krank, danach jahrelang single und depressiv, dann kind verloren und partner mit gegangen usw) also viel erspart hab ihc ihnen und mir nicht.

soll ich sie jetzt auch noch damit überfahren?`
wäre es euch angehörigen lieber gewesen nichts zu erfahren?

bitte um rat, das thema mach mich ganz verrückt!
lg
bella

Re: beichten oder nicht beichten

#2
hallo bella

du hast ja einiges hinter dir.
hm, deine frage kannst nur du selbst beantworten, niemand kann dir diese entscheidung abnehmen.
es ist gewiss nicht einfach sich zu outen.

ich bin keine angehörige sondern betroffene.
vor jahren hab ich mich geoutet und würde es nie mehr tun.

aber wie gesagt, das ist meine erfahrung, soll nicht bedeuten, dass es für dich nicht das richtige wäre.

wünsche dir auf alle fälle viel kraft, wie auch immer du dich entscheiden wirst!
lg
swift

Re: beichten oder nicht beichten

#3
Moin,
ich habe es meiner Familie mit einem Brief mitgeteilt. In dem Stand, Sie sollen sich in Ruhe hinsetzten und sich zeit nehmen das Folgende könnte eine hohe Schlagkraft haben.
ohne Umschweife und unnötige Gefühlsduselei kam ich dann zum Punkt. der Rest vom Brief, war meine Geschichte mit details, weil sich damit auch viee Fragen erübrigen konnten.
War eine Gute Idee von mir, sagten beide. Und persönlich könnte ich es nicht dsagen, aber darüber reden im Nachhinein war ok. Ich hab geschrieben warum ich es nicht von angesicht zu angesicht machen wollte.

Ich hoffe damit ist dir geholfen.
Lg

Wer rechtschreibfehler findet akann sie behalten.
Die Sehnsucht bedeutet, dass wir das was wir wollen schon zu einem kleinen Teil in uns haben.

Re: beichten oder nicht beichten

#5
danke für eure antworten!!!

ich habs immernoch nicht getan, aber ich habe beschlossen mich damit nicht unter druck zu setzen ich mach mir ohnehin immer gleich wegen allem so druck.
das buch ist daheim, der brief geschrieben @ mondo21: so wie du von deinem schreibst hab ich das auch gestaltet.

@ delight: eigentlich hab ihc keine angst, dass sie irgendwie komishc sind, ich weiß nur, dass sie sihc ohnhin schon soviele sorgen um mich machen und ich hab einfach angst, dass sie sich meinetwegen total fertig machen. Vielleicht auch ein wenig, dass sie versuchen mir ihre hilfe aufzuzwingen, also nicht auf ungut sondern einfach meinen sie müssen sich jetzt noch mehr um mich kümmern. ich hab ihnen zwar in den brief geschrieben, dass es ganz sicher nicht ihre schuld ist. ich bin auch erst erkrankt nachdem ich von zuhause weg bin. also eingetlich ein sehr später einstieg in die krankheit. mit 18 magersucht mit 25 bulimie, huete bin ich 31.
man sollte meinen ich wäre gscheiter... aber ich war mit allem so spät dran, zu rauchen hab ich mit 23 begonnen, das erste mal alkohol getrunken mit 24... total bescheuert.
Ich will einfahc nicht, dass sie sich vorwürfe machen, ohne sie wäre ich verloren und ich will sie nicht beängstigen. ABer ich glaube einfach, dass es ein schritt der heilung wäre zu beichten. quasi offziell sich eingestehen "ich bin krank" denn ich fühle das immernoch nicht wirklich. Obwohl ich bereits deutliche spuren der krankheit trage (trage bereits teilperücke weil kaum mehr haare, chronische gastritis usw)

ich weiß immernoch nicht wann ich es tue, im juli hab ich urlaub, vielleicht davor, da sehen sie mich nicht so oft und können mal verdauen...
keine ahnung, ich kann selber nicht sagen, warum ich davor solche angst habe. vielleicht davor sie wieder zu enttäuschen?!
lg

Re: beichten oder nicht beichten

#6
Hallo nochmal,
ich wollte dir nur noch sagen, dass ich jahre gebraucht habe, bis ich diesen Schritt gemacht habe.Die Beziehung zu meiner Familie war nicht immer einfach.Leiden tue ich seid 10 jahren. doch erst Anfang diesen Jahres war ich soweit, die Mail zu schreiben und abzuschicken. Glaub mir ,wenn du soweit bist, dann spürst du es und dann wirst du es tun. Mür mich war es einer der befreiensten Momente in meinem Leben.
Ich konnte es tun, weil ich selbst mit mir soweit war, das mein Mut meine Angst besiegte.
Wie gesagt, mach dir keinen Druck, sonst geht es erst recht nicht.

Viel Glück damit.
P.S. Alle waren etwas schockiert, aber danach habe wir ganz ruhig darüber gesprochen. Und ich hatte schon alle möglichen Horrorszenarien in meinem Kopf ;-) ist halt nie so schlimm, wie man denkt.

Gruß
Mondo
Die Sehnsucht bedeutet, dass wir das was wir wollen schon zu einem kleinen Teil in uns haben.

Re: beichten oder nicht beichten

#7
Hallo doBella

du sagst, du hättest ein sehr, sehr gutes Verhältnis zu deinen Eltern, du hättest eine wunderschöne Kindheit gehabt, nichts also, was den Kontakt zwischen euch belasten könnte. Trotzdem war und ist die Essstörung bis heute ein Tabu, das du Ihnen gegenüber nicht auszusprechen gewagt hast.
Sie wissen bestimmt von den anderen Ereignissen, die dein Leben überschattet haben. Dass solcherlei nicht spurlos an der geliebten Tochter vorbeigeht, leuchtet deinen Eltern bestimmt ein. Sie sind bestimmt trotzdem stolz auf dich, auch wenn du ihnen nun mitteilen würdest, dass du an einer ES leidest. Hast du denn nicht gerade jetzt noch ein Argument mehr, selbstbewusst ihnen gegenüberzutreten, wo du doch nun auf dem Weg der Besserung bist? Du kennst deine Eltern am besten, du weisst, wie sie mit solchen Situationen üblicherweise umgehen. Reicht das, sie zu beruhigen, wenn du ihnen sagst, sie müssten sich absolut keine Vorwürfe machen?

So wie du die Situation schilderst, bin ich der Meinung, die Zeit ist gekommen, ihnen reinen Wein einzuschenken. Ihnen die Wahrheit mitzuteilen unter erwachsenen Menschen. Wann der richtige Tag dafür gekommen ist, diese Entscheidung muss allerdings ganz alleine bei dir bleiben.

Viel Erfolg
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten