Hallo, ich bin neu hier und brauche einfach mal einen Rat.

Vielleicht kurz zu meiner Person:
Ich bin 36 Jahre alt und habe einen gut bezahlten sicheren Job.
Vor gut einem Jahr lernte ich eine junge Dame (24 Jahre) kennen, um die sich meine Frage dreht.
Nach zunächst losem Kontakt und gelegentlichen SMS wurde der Kontakt intensiver, so erfuhr ich recht schnell, dass sie einen vierjährigen Sohn hat.

In den letzten Wochen und Monaten sind wir uns sehr nahe gekommen und aus meiner Sicht führen wir eine Beziehung, auch wenn sie ihre Gefühle für mich nicht als Liebe bezeichnet.
Doch genau diese Nähe führt dazu, dass ich zunehmend auch ihre plötzlich auftretenden aggresiven Stimmungen mitbekomme.
Von einem auf den anderen Moment kippt ihre Stimmung und sie macht mir Vorwürfe, für die sie sich spätestens am folgenden Tag entschuldigt hat, weil ich ja eigentlich nichts dafür kann.
Zeige und sage ihr, dass sie sich immer bei mir melden kann, was sie auch tut.
Seit ein paar Tagen ist sie aber von der Grundstimmung nur noch agressiv und egal was ich sage, irgendwie ist alles falsch. Versuche ich auf sie einzugehen, dann kann sie nicht verstehen, dass sie Ruhe haben will und wenn ich ihr Ruhe gebe, dann beschwert sie sich, dass ich nicht genug auf sie eingehe.
Eben war auch wieder so eine Situation in der alles schief lief und sie das Telefonat abgebrochen hat. Habe ihr dann geschrieben, dass es mir Leid tut, wenn ich wieder nicht wie gewünscht reagiert habe und noch mal betont, dass ich für sie da bin und sie sich jederzeit melden kann.
Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl, es kommt mir vor, als legt sie es seit ein paar Tagen bewusst auf Konflikt an.
Meine Frage nun, hat jemand schon mal Ähnliches erlebt und was ist hier die beste Reaktion?
Irgendwie weiß ich nicht mehr, was ich noch sagen soll, weil zur Zeit immer alles falsch ist.

Hey Ein_guter_Freund,

habe gerade erst Deinen Text gelesen.

Zuerst mal, herzlich Willkommen hier.

Aber, dieses Forum befasst sich mit Eßstörungen, insbesondere Bulimie.

Ich verstehe jetzt nicht den Zusammenhang mit Deinem Problem.
Befürchtest Du, daß Deine Freundin eine Eßstörung hat? Oder was?

http://www.bulimie.at/board4/viewtopic.php?f=10&t=7080

Vielleicht kannst Du es mal etwas genauer erklären.

Viel Erfolg in Deinen Angelegenheiten.

Liebe Grüße

Mary Mary

O.K, ich hab gedacht es wäre klar, dass meine Freundin Bulimie hat.
Vielleicht noch kurz zu ohr und wie es weiter gegangen ist.
Also sie hat seit über 10 Jahren Bulimie, mit mindestens **, mweistens jedoch mindestens ** Essananfällen täglich.
Sie hat bisher insgesamt vier Therapien gemacht, die letzte vor über fünf Jahren, dabei war sie längstens drei Monate ohne EA.
Man muss sagen, dass ihre persönliche Situation insgesamt sehr schwer ist. Nur ein anerkannter Hauptschulabschluss, keine Ausbildung, und in den letzten Jahren immer mit ebenso arbeitslosen Männern befreundet gewesen. Als Mutter ist sie häufig überfordert.
Ich hab sie vor über einem Jahr kennengelernt und fand sie direkt faszinierend, allerdings war sie da noch mit ihrem Ex-Freund zusammen.
Nun ja, habe ja schon geschrieben, dass sie in ihren Gefühlen zu mir stark schwankt und dabei richtig beleidigend werden kann. Allein in den letzten drei Wochen hat sie mir schon mindestens drei Mal gesagt, dass sie mich nie wieder sehen will, um mich dann am nächsten Tag doch wieder anzurufen um zu sagen, dass es ihr Leid tut.
Meine Gefühle sind dadurch schon stark abgeflaut und auch die Tatsache, dass sie immer wieder Kontakt zu ihrem Ex-Freund hat, ist für mich ein No-Go.
Eigentlich wollte sie in der letzten Woche noch einmal eine Therapiebeginnen. Sie wollte es, alles war organisiert, doch sie war zu schwach, um zum Arzt zu gehen.

Heute war wieder mal ein Tag, der alles widerspiegelt, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.

Morgens um 10 eine nette SMS mit " ich den an Dich und hab Dich lieb, um 12 Uhr ne SMS mit ja wir treffen uns nachmittags, um 13 Uhr plötzlicher Stimmungsumschwang mit sechs Anrufen (!) in 10 Minuten und ein komplettes Infragestellen der Beziehung, wieder eine Stunde später ein Anruf mit einer Entschuldigung an mich, dem Bekenntnis selber nicht mehr zu wissen, was los ist und dem Wunsch, einfach nur Ruhe haben zu wollen. Habe Ihr dann gesagt, dass ich sie Ernst nehme und ihr erst mal Ruhe zu geben bis die innere Wut weg ist.

Und am ende wieder das Gefühl immer alles falsch zu machen, ich glaube ich neige zur Co-Abhängigkeit.
Weiß auch nicht mehr was richtig ist, vielleicht wäre es richtig Schluss zu machen, aber das kann ich mir momentan noch nicht vorstellen.

Hallo Freund

auch ich, hab damals nicht zurückgeschrieben, weil ich zuerst keinen zusammenhang herstellen konnte zur esstörung. *sorry*
ich kenn die frau nicht und so ist es wirklich schwer, dir gute ratschläge zugeben. aber dass eine beziehung mit einer frau, die bulimisch ist, nicht leicht ist, glaube ich sofort. ihr wird es nicht gut gehen und davon kriegst du anscheinend leider eine menge ab. aber ob sie nun krank ist oder nicht, irgendwo gibt es grenzen und du bist nicht für sie verantwortlich. eine beziehung kann nur funktionieren, wenn sie auch ihren teil mit einbringt und dich nicht jeden tag aufs neue zur schnecke macht. vielleicht kommt bei ihr dann tatsächlich noch eine borderline-störung dazu und ich bezweifle auch nicht, dass deine freundin es sehr schwer hat. ob sie sich nochmals hilfe sucht oder nicht, muss allein sie entscheiden. du kannst für sie da sein und ihr helfen, den weg herauszufinden. und ich finde es wirklich beneidenswert, dass du so lange bei ihr bist und immer wieder aufs neue für sie da bist!! aber auch du hast noch ein eigenes leben. und es sollte nicht sein, dass sie dich hier mitreinzieht und du aufgrund ihrer krankheit selber leidest. du musst entscheiden, inwieweit das für dich so weitergehen kann. um so besser, wenn ihr es gemeinsam schafft, aber du musst selber wissen, inweit die beziehung gut für dich ist. (ist mal meine meinung) ich wünsch euch beiden alles gute

ach ja, nochwas... ich selber hab auch seit 4 jahren einen freund und seit 3 jahren eine essstörung. ich kann mir vorstellen, dass mein freund es teilweise wirklich nicht leicht mit mir hat. aufgrund der krankheit + meiner unzufriedenheit mit mir selber, dennoch lieb ich meinen freund und zeig ihm das oft genug!!!! wir haben das gemeinsam geschafft, aber eben auch nur, weil ich den willen gezeigt hab, was dagegen zu tun und weil ich ihn trotzdem sehr gut behandle. wenn ich schlecht gelaunt bin, versuch ich das nicht an ihm auszulassen... klappt natürlich nicht immer. :/
ich will damit nur sagen, auch wenn sie krank ist, darf sie dich nicht behandeln wie einen aussetzigen...
sie machts bestimmt nicht mit absicht, aber anscheinend ist sie sehr überfordert und braucht hilfe.

Ja irgendwie sagt mir Jeder dem ich darüber erzähle, dass man es nicht versteht, warum ich mir das überhaupt antue.
Ich weiß es manchmal auch nicht, es ist ja nicht so, dass es keine schönen Momente gibt und wahrscheinlich ist es genau das.
Sie hatte für Montag einen Termin in einer Klinik, weil sie vor zwei Wochen an einem Punkt war, wo sie sagt, sie braucht dringend Hilfe. Hier hätte sie am Wochenende nach Hause gekonnt. Das ist ihr wichtig, sie will sich nicht so lange von dem Kind trennen und hat Angst, dass man es ihr wegnimmt.
Zwei Wochen lang hatte sie Zeit zum Hausarzt zu gehen, um eine Einweisung zu holen. Sie hat es nicht geschafft.
Ich bin gespannt, ob sie sich heute meldet, denn ich mach mir schon wieder Sorgen, ob ich gestern das richtige getan habe, als sie mir am Telefon gesagt hat sie ist wütend und will eigentlich nur ihre Ruhe haben....

Sie wollte das jeweils so, wir haben extra einen Termin gefunden, an dem ich auch Zeit habe, weil sie selber sagt, dass sie das alleine nicht schafft. Wir haben sogar am Montag morgen vor der Tür des Hausarztes gestanden und dann konnte sie plötzlich nicht mehr.
Ich glaube dann kann ich auch nichts mehr ausrichten. Sie muss es irgendwie alleine schaffen zum Hausarzt zu gehen und in der Klinik anzurufen.
Momentan mach ich mir wieder akute Sorgen, dass es ihr richtig schlecht geht.
Da hilft dann immer nur noch sich ins Bewusstsein zu rufen, dass ich nicht für ihr Leben verantwortlich bin.

Hey guter Freund,

also ich denke Du hast es selbst erfasst. Das ist Co-Abhängigkeit.

Vielleicht kannst Du das erst mal für Dich selbst klären, und Deine Freundin wirklich in Ruhe lassen.

Wenn Du versuchst sie zu "retten", springst Du einfach auf das "Karussel des Leugnens" einer Suchtbeziehung.

http://www.al-anon.de/
(in dieser Site ist es möglich die "Alkoholsucht" durch "Bulimie" ersetzen, die Prinzipien von Suchtstrukturen sind die gleichen)

http://www.coda-deutschland.de/

Co-Abhängigkeit ist eine ebenso heftige Suchterkrankung wie Bulimie. Von daher solltest Du Dich möglichst zuerst mal selbst "retten".

Aber ich mache mir da wenig Illusionen, ich gehe mal davon aus, das Du dazu sagst: "Das kann ich nicht, ich liebe sie so sehr...usw.". Die Wahrscheinlichkeit, eine andere Person zu "retten" geht allerdings gegen null.

Du müßtest wohl zuerst selbst eine Therapie machen. Aber ich schätze, da hast Du keine Zeit für denn "Du kannst sie ja nicht loslassen, weil du sie ja "retten" mußt".

Poor one's.

Eine solche Verbindung ist destruktiv. Und bringt allenfalls Schmerz, Verwirrung, Verletzungen und Unklarheit in das eigene Leben. Und keinerlei Nutzen.

Du wirst Dich aufreiben, und am Ende nichts mehr zu geben haben. Manchmal wird man nicht klug, bis man an dem Punkt angekommen ist.

Ich wünsche Euch beiden viel Klarheit, um hinter dieses Theater schauen zu können. Und möget Ihr beide Eure eigene Arbeit tun. Dann wird es gelingen, was auch immer dabei das Ergebnis sein wird.

Liebe Grüße

Mary Mary

hm, ich weiß jetzt nicht, ob das jetzt irgendwie auch nur annähernd hilfreich ist, aber guter freund:

das was du da schreibst, mit diesen ständig wechselnden stimmungen und diese wirrheit, das kenne ich auch sehr gut!
besonders in der letzten, heftigen phase habe ich ähnlich, wenn auch nicht so heftig reagiert - einerseits dieses zuneigungsbedürfnis, dass bei mir auch aus einer art hilflosigkeits- und liebesbedürfnis entstand (also teilweise war es so stark weil ich mich so schwach, verletzlich und hilflos fühlte, so machtlos über mein leben und deshalb manchmal nach heftigen B*-Phasen einfach nur noch heulen und in den arm genommen werden wollte), dann wollte ich aber auch meine ruhe, distanz, weil ich mich unverstanden fühlte, weil ich mich auch so hilflos fühlte udn niemandem außer mir selbst die schuld geben konnte...und dann eben starke verwirrtheit, ich konnte teilweise, besonders die stunden nach dem FA/k, keine entscheidung fällen, nicht klar denken, etwas vernünftiges zustande bringen oder sagen, schwankte ständig zwischen den extremen - da hab ich auch teilweise sehr liebevolle sms geschrieben bzw bei telefonaten, und im nächsten moment hab ich gedroht alles hinzuschmeißen, weil ich nur noch schwarz sah und alles hinschmeißen wollte, wurde richtiggehend bösartig und wütend...drum hab ich auch meist nach den anfällen geschlafen, vor allem als ich das realisiert hab und versucht, bis ich wieder halbwegs bei verstand war, möglichst mit niemandem kontakt zu haben. weil ich mcih in den momenten nicht beherrschen konnte, also auch nicht einfach nichts sagen konnte. einerseits hab ich selbst gemerkt, dass ich das nicht so meine und auch nicht möchte, dass das nicht normal ist, aber den mund halten konnte ich einfach auch nicht, sondern musste alle wirrheiten, alle wut, alles irgendwie teilweise auch sehr unzusammenhängend aussprechen.

das hat meiner beziehung ziemlich geschadet, vor allem weil es meinen freund auch verletzt hat und man mich dann auch gar nicht mehr ernst nehmen konnte. ich konnte mich selbst nicht mal mehr richtig ernst nehmen. und unter solchen bedingungen ist eine beziehung einfach kaum möglich, wenn immer wieder mit liebesentzug, dem beenden etc gedroht wird bzw mal überschwängliche liebe und dann wieder hass dargeboten wird.

jetzt, wo ich viel weniger und auch nicht mehr so extreme FAs hab, hat sich das sehr gebessert. vor allem auch, weil ich gelernt habe, verantwortung für mich und mein handeln zu übernehmen. udn auch gelernt habe, dass ich sehr wohl kontrolle über mich und mein leben besitze und nicht total machtlos den FAs gegenüberstehe.

du solltest deiner Freundin unbedingt nahelegen, nochmals eine Therapie zu probieren (wenn sie dazu gewillt ist), denn eine beziehung unter der bedingung einer schweren ES zu führen ist nahezu unmöglich - bzw ich hab zumindest bei mir gemerkt, dass es einfach eine riesen auswirkung und einen großen einfluss hat. immer irgendwie dazwischen steht und meist alles kaputt macht.

Vielen Dank für die vielen hilfreichen Kommentare hier. Ich muss es einfach mal schaffen mehr Abstand zu gewinnen, um mir meiner Grenzen bewusst zu werden,
Zu oft wurden diese in den letzten Monaten übersprungen und ich hab trotzdem keine Konsequenzen gezogen.
Man kann ihr Verhalten einfach nicht nur mit Ihrer Krankheit entschuldigen.
Vielleicht kann ich ja das bleiben, was ich hier bin, ein guter Freund.