Ich versuche, meine Eindrückte zu sortieren. Was mir spontan auffällt: (ohne Wertung) - ist:
Euer Altersunterschied.
Die Schilderungen eures Zusammenlebens driften diametral auseinander. Ebenso gegensätzlich scheinen mir eure jeweiligen Wahrnehmungen darüber, wie du versuchst, die Beziehung zu leben trotz und mit deiner Sucht. Eure jeweiligen Beschreibungen passen hinten und vorn nicht zusammen, das macht es schwierig bis unmöglich, aus der Ferne "Wertungen" vorzunehmen. Mir kommt es vor, als sprecht ihr von völlig unterschiedlichen Beziehungen.
Was ich sagen kann (und teilweise schon gesagt habe):
sorry, Ray, so läuft es nicht."DU musst auf eine bestimmte Weise funktionieren, damit es MIR gut geht und die Beziehung nach MEINEN Vorstellungen läuft"....
auch so läuft es nicht, Ray, so schmerzhaft das auch für Angehörige ist."ICH will DIR helfen, weil ICH weiß, was für DICH gut ist" -
Anny - DICH stellte ich mir nach Rays Schilderungen als von seiner Sucht getriebenes, in sich eingekapseltes und in sich selbst verstricktes Wesen vor, das seine ES rücksichtslos auf dem Rücken ihres Lebenspartners auslebt, wissend, dass er sie nie trotz Drohungen und Ultimaten verlassen würde. Auf diesem von Ray vermittelten Hintergrund hat sich wohl auch loxomena ihre Meinung gebildet, die ich bis auf wenige Ausnahmen nicht teile.
Jetzt kommt hier eine Anny angeschrieben, die ganz anders wirkt, die durchaus reflektiert scheint, was sie da macht, die sich um die Beziehung Gedanken macht und versucht, die negativen Auswirkungen des Suchtverhaltens so weit es möglich ist aus dem Beziehungsalltag herauszuhalten. Was stimmt nun?
Eine Beziehung trotz ES leben: Natürlich kann das funktionieren. Bei mir und meinem Freund funktioniert das seit 12 Jahren, wir wollen im November heiraten. Es funktioniert, WENN BEIDE Partner ohne wenn und aber diese Beziehung WOLLEN, wenn sie ihre Liebe leben und miteinander ihren Weg gehen wollen, OBGLEICH dieser durch die Sucht steiniger scheint als vermeintlich "normale" Beziehungen. (Achtung: das kann ein Trugschluss sein!)
Um überhaupt erst mal einen Anfang zu bekommen, nehmt euch doch mal zu Folgendem Zeit: Jeder schreibt GETRENNT FÜR SICH seine Wünsche, Erwartungen, Ziele und Vorstellungen über die Beziehung auf - möglichst detailliert und ganz, ganz selbstehrlich nur auf sich selbst bezogen. Dann tauscht ihr die Blätter aus. Und nehmt euch erst mal Zeit, den anderen zu verstehen. Im nächsten Schritt könnt ihr euch dann gegenübersetzen und in "Du"-Form wechselseitig einen Dialog führen: Du, Anny, liest z.B. den ersten Punkt auf Rays Blatt vor "DU, Ray, möchtest, dass ich meine FAs einstelle. Ich wünsche mir/möchte...." Ray hört nur zu und gibt KEINEN KOMMENTAR AB!! Dann wird gewechselt. (Meine Frage an dich, Anny: Möchtest du die Sucht abgeben? Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Wenn du ja sagst (um des vordergründig lieben Frieden willens mit Ray), aber innerlich NEIN meinst, wird eine ehrliche Beziehung nicht funktionieren können.
Es ist wichtig, dass ihr euch bei eurem gegenseitigen Vorlesen nicht unterbrecht und niemand die Wünsche des anderen wertet. Nur so könnt ihr überhaupt ein Packende finden, ob eure Wünsche und Vorstellungen überhaupt zusammenpassen.
Falls ja, gilt es glasklare Absprachen zu treffen, um die Beziehung und den Partner möglichst suchtschadenfrei zu halten. Dazu mein Sermon weiter oben.
- Wünsche euch viel Erfolg, sofern ihr ihn wollt!
LG oldie