Hi Anonyma!
Also zuerst einmal Respekt davor, dass du nicht einfach die Augen verschließt und so tust, als wäre nichts! Das ist nämlich nicht selbstverständlich!
Dann muss ich dir leider sagen, dass das, was nun auf dich zukommt, alles andere als einfach wird und eventuell auch für dich frustran - ich wünsche dir aber auf jeden Fall viiiiel Grlück, Stärke und Mut dazu! Du hast dich mit dem Hin- statt Wegschauen auf jeden Fall für den richtigen Weg entschieden, auch wenn dieser Weg der steinigere ist.
Also, wie solltest du ihn ansprechen? Hm, ich kann jetzt mal nur für mich sprechen (ich nehme an, dass dir im Laufe der Zeit auch noch ein paaer andere Betroffene antworten werden), aber für mich wäre es so ziemlich das schlimmste, dass mir jemand vorm Klo abpassen und mich beim Rauskommen mit den Worten "Du warst k*, du hast Bulimie" empfängt. Das würde ich dir eher nicht empfehlen! Ich persönlich würde vermutlich total dicht machen und danach nur versuchen es noch besser zu verstecken. Du musst wissen, dass das etwas extrem schambesetztes ist, Bulimiker schämen sich für ihre Krankheit und verleugnen sie - zumindestens am Beginn - meist auch vor sich selbst. Es kann gut sein, dass er sich nichtmal dessen bewusst ist, dass er krank ist! Und auch, dass er so schlank ist, wird er vermutlich nicht wissen! Es gibt etwas, das "Körperwahrnehmungsstörung" heißt, das bedeutet, dass sich untergewi´chtige Esssgestörte, wenn sie in den Spiegel schauen, nicht als unter- sondern als normalgewichtig sehen. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das erklären soll, aber das ist kein "sich einbilden dick zu sein", sondern ihre Augen zeigen dem Betroffenen tatsächlich ein komplett anderes Bild als ein Außenstehender von Ihnen hat! Und jetzt mal ganz ehrlich: Wenn du dich selbst als normalgewichtig oder sogar übergewichtig
siehst, dann wirst du wohl deinem/deiner Freund/in wohl kaum glauben, dass du untergewichtig bist, oder? Denn von seinen Augen vermutet man ja normalerweise doch, dass sie nicht lügen, dass das Gehirn die Signale falsch verarbeitet, damit rechnet man, wenn man’s nicht weiß, ja nicht! Ich würde dir also empfehlen, dich am Abend einmal mit ihm zusammenzusetzen und ihm deine Befürchtungen nahe zu bringen und ihm zu sagen, was dich bewegt. Wichtig wäre dabei in der „Ich-Form“ zu bleiben, also „Ich fürchte, dass…“ „Es macht mir Sorgen, dass“ und nicht „Du bist krank, weil….“ oder gar „Du machst die Beziehung kaputt, weil…“ Mach ihm auf keinen Fall Vorwürfe, auch wenn’s vielleicht schwer fällt, vermittle ihm, dass du zu verstehen versuchst, was in ihm vorgeht, dass es ihm vor dir nicht peinlich sein muss und das du dich auch nicht vor dem, was er macht ekelst. Sag ihm, dass er damit nicht alleine ist, dass es viele – auch männliche – Betroffene gibt und dass es wichtig ist, dass er sich Hilfe sucht.
Er wird am Anfang ziemlich sicher abblocken, dir sagen, dass das alles gar nicht wahr ist, vielleicht sogar wütend den Raum verlassen. Lass dich davon nicht blenden, das ist Teil der Krankheit. Du kannst dann Infomaterial in der Wohnung herumliegen lassen, ihm eventuell den Link zu einem Internetselbsttest (z.B.
http://www.psychotherapiepraxis.at/surv ... ngen.phtml ) schicken,… Lass ihm dann ein bisschen Zeit – es bringt nix, wenn du ihm dann jeden Tag nur noch auf das Thema anspricht, da wehrt er sich dann nur noch mehr dagegen – und versuche ihm dann wieder darauf anzusprechen. Nur eines musst du wissen (auch wenn es schwer ist, das zu akzeptieren): Wenn er nicht bereit ist, sich helfen zu lassen, kannst du nicht wirklich viel tun. Ihm gegen seinen Willen zu behandeln, bringt nur bedingt etwas, wenn er gegen seinen Willen tun muss, wird ihm nur noch mehr dazu bringen sich abzuschotten
Eine gute Adresse – sowohl für dich, als auch für deinen Freund – könnte die Essstörungshotline sein. Die sind dort echt lieb und helfen einem gerne weiter und auch für dich, als Angehörige, kann es was bringen, dort anzurufen:
http://www.essstoerungshotline.at/hotline -> da findest du auch jede Menge nützlicher Infos…
Wünsch dir und deinem Freund auf jeden Fall viel Glück,
Hörnchen