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Neuanfang oder Ende - Beziehung wie auf stürmischer See
Verfasst: So Jul 27, 2008 13:33
von Benny
Hallo leute,
ich finde es großartig, dass es hier ein Forum für solche Sachen gibt, nicht nur die sich mit Bulimie beschäftigen, sondern auch für die die mitfühlen müssen oder können.
für mich war die Erkenntnis dass sie die "Krankheit" hat wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. sie hats mir ja nicht persönlich gesagt, sondern hat es immer verheimlicht, ich bin im laufe der Zeit selber draufgekommen. ich wollte ihr helfen, redet mir ihr über möglichkeiten der hilfe, aber irgendwie sagt sie ja ja und irgendwie kommt es mir so vor als redete ich gegen eine Wand - sozusagen sie ist ein gewaltiger Sturkopf -.
als ich ihr sagte, dass ich das hier nicht mehr länger mitmache, hat sie sich selber gesagt, dass sie hilfe braucht und versuchte therapien anzufangen. geglückt bis heute noch nicht.
wenn sie zum Erbrechen anfängt, muss ich die Musik lauter machen, oder alle Türen verschliessen nur dass ich sie nicht höre.
Ich hab sie in Erinnerung wie sie vorher war - und jetzt wie sie jetzt ist, es kommt mir so vor als hatte ich einen "Beziehungswechsel" sie ist mir so fremd geworden. muss mich jeden tag neu aufraufen, sie zu lieben, manchmal funktionierts und ich lächle wieder, manchmal scheiters und ich könnte weinen.
da wir kinder haben ist es noch schlimmer, alles so mitzuerleben.
am liebsten würde ich echt abhauen, aber wegen den Kindern eher unmöglich. Somit bin ich teil dieses Kreises geworden. sie hat schon gewaltig abgemagert. sie anzufassen beim +++++ ist schon eine Überwindung, weil ich überall wo ich hinfasse, sind nur noch die Knochen zu spüren. aber ich will ihr das nicht so zeigen, da ich befürchte, dass sie noch tiefer ins Loch fällt. Auch ein einfacher Kuss - schon schmerzhaft - überhaupt wenn ich Erbrochenes schmecke oder rieche.
ich bin in der meinung, dass ich in diesem Leben - in dieser Situation gefangen bin. nicht loskomme.
so trauig es klingt, aber ich fühle mich irgendwie fehl am platz, ich schaue gerne in die Zukunft, aber hier...unmöglich, ich habe einfach nur Angst in die Zukunft zu schauen, weil eine verbesserte Zukunft besser wäre - aber ich frage mich, ob sie wirklich noch kommt.
Benny
Verfasst: Mo Jul 28, 2008 8:13
von *Larissa*
Hallo Benny,
sehr schade hat dir bis jetzt noch niemand geantwortet...
Nun habe ich den Mut gefasst zu versuchen dir zu antworten, was für mich allerdings ziemlich schwer ist, da ich z.Z. selber in einer Akut-Klinik stecke.
Nun ja, ich habe deinen Thread gelesen und kann dir sagen dass ich mich in dem von dir beschriebenen oft (natürlich nicht immer, da ich keine B habe) aber doch sehr oft wiederfinde. Ich kann deine Partnerin (bitte entschuldige mich wenn ich überlesen haben sollte dass sie deine Frau ist), sehr gut verstehen,...ja...auch dass sie oft die Hilfe nicht annehmen will kenne ich nur zu gut von mir selber!
Wieso war den die "Erkenntnis dieser Krankheit" welche deine Partnerin hat wie ein Fausschlag ins Gesicht? -Ist es weil du dir so grosse Sorgen machst? Weil du dachtest dies könnte deiner Partnerin doch sicher niiiiee im Leben passieren.....oder was war es, was dich damals so aus der Bahn geworfen hat mit dieser "Diagnose"?
Dass du sagst es kommt dir so vor wie wenn du gegen eine Wand reden würdest kenne ich von meinen Eltern, oft schildern sie es genauso wie du es gerade getan hast..."Nichts käme bei mir an, und darüberreden will ich ja auch nicht"....HA....wenn die wüssten (und wahrscheinlich/vielleicht geht es auch deiner Partnerin so wie mir und vielen anderen, dass wir eigentlich gerne mit jemandem, vorallem jemand der uns eigentlich nahe steht, reden möchten über das alles was uns so dermassen beschäftigen tut etc. Aber meist/immer ist diese grosse Angst vor den Unverständnis des Gegenübers oder der Eltern einfach so gross dass man es einfach sein lässt...und die Folge davon ist dass man es in sich "hineinfrisst" und nie mit jemandem darüber redet.
Versuche doch einfach deine Partnerin verständnisvoll anzusprechen ob sie dieses für sie heikle Thema mit dir diskutieren möchte! Frag sie aber keinesfalls "wieso sie was auch immer tut etc" -denn das weiss sie womöglich auch nicht soooo genau!
Ich hoffe wenigstens ein kleinwenig konnte ich dir helfen...
Liebe Grüsse von mir, Lariss
ps: wäre natürlich schön wenn noch andere, vielleicht aus anderer Sichtweise hier Stellung beziehen könnten!
Verfasst: Mo Jul 28, 2008 9:40
von Benny
danke larissa für die antwort.
ich möchte es ja verstehen, aber je mehr ich es verstehen möchte, umso mehr quäle ich mich damit. irgendwie ist mein leben voll aus der bahn.
was ich halt sehr schlimm finde, dass ich damit alleine bin, alle kümmern sich um sie, doch ich werde hier einfach links liegen gelassen - so wie - ist ja ihr partner - der muss das schon aushalten.
sie hätte zwar schon ein Einweisung - aber es hat ja noch zeit - sie weis es noch nicht.
Nur wer sagt, wieviel zeit ich noch habe. ich möchte das mit ihr durchstehen, aber die frage ist nur wie, und die ist sehr schwer für mich zu beantworten, weil ich nicht weiß, wie ich hier in ihrem Kreis stehen soll.
schon langsam werde ich ein psychisches frack.
jeden morgen versuche ich aufs neue sie zu sehen, sie zu lieben, sie einfach anzulächeln. doch einfach nur eine klopause und schon ist die Freude vorbei. und das ganze wiederholt sich jeden tag.
meine frage an mich, wie lange ich das noch so durchhalte - keine ahnung
ist nur noch ein Frage der Zeit.
grüße
Verfasst: Mo Jul 28, 2008 10:01
von *Larissa*
Hallo Benny...
Diese Situation und diese Fragen dir zu beantworten ist für mich auch nicht leicht. Aber vielleicht hilft es dir wenn ich dir sage wie es für mich als Betroffene ist, wenn meine Eltern auf mich einreden ... Bei ihnen war es so dass sie mich zwangen, in eine Klinik zu gehen (gut, damals war ich noch nicht 18) aber sie haben mich kein Stück weit versucht zu verstehen geschweige denn mich gefragt ob ich das auch "will" oder bessergesagt über mich erhgehen lasse....
Ich denke in deinem Falle ist es wirklich das wichtigste was du tun kannst, dass du mit deiner Partnerin sprichst...und ihr nicht jetzt einfach sagens würdest "Du, eh....ich habe£/hätte einen Einweisungsbericht etc" -denn damit denke ich dass du sie unnötig und auch ungewollt von deiner Seite her unter Druck setzt und deine ganze Mühe die du mitlerweile fast nciht mehr weiss wie sie einzusetzen ist, könnte nach hinten losgehen und das Gegenteil bewirken.
Geht sie den zu einer ambulanten Sprechstunde? -wenn ja, wäre es ja etl. vielleicht eine Möglichkeit sie einmal zu begleiten, oder auch 'mal alleine eine Sitzung mit dem Therapeuten zu haben. Denn ich finde auch DU, genauso wie SIE, darf, andersgesagt muss Hilfe annehmen...UND: meiner Meinung nach ist es absolut falsch wenn man denkt dass nur die Betroffenen selber Hilfe brauchen, denn die Angehörigen brauchen dies ebenso...wenn auch anders, natürlich...
Und dass du ein Psychisches Frack werden wirst.....auch das kann ich irgendwie verstehen....Da mir meine Mutter zur genüge sagte sie halte das ganze mit mir nicht mehr aus und müsse wohl selber in eine psychiatrsche Klinik eingewiesen werden. Weisst du Benny, ich kann es ein bisschen verstehen wenn du sagst dass es nicht mehr auszuhalten ist...Ja. Aber glaub mir, ich weiss das von mir selber, wenn die Angehörigen auch noch "kreppieren"...kommen bei den Betroffenen fast immer noch viiiel mehr Schuldgefühle hoch als sie sonst schon vorhanden sind. "Oh Gott jetzt geht es ihm wegen mir noch schlechter....alles ist meine Schuld, und ich bin zu feige, doof usw. um dies zu ändern, dabei bräuchte ich doch nur viel Liebe und Einfühlungsvermögen etc."
(->ein kleiner Gedankenvorgang, der realistisch sein könnte)
Liebste Grüsse Larissa
Viel Kraft!
Verfasst: Mo Jul 28, 2008 10:12
von Piggi
hallo Benny
ich frage jetzt mal ganz banal, hat sie eine Vergangenheit? Denn einfach so kriegt man die ES nicht.(soweit ich weiß).
Es ist meist immer irgend eine größere Sache dahinter. Die ES ist ein Symptom.
Ich finde toll, dass du noch immer zu ihr stehst. Für meinen Mann und die Kids ist es auch nciht leicht, aber sie wissen ja die Hintergründe und wissen mich ja in Therapie gut aufgehoben.
Wünsche dir und deiner Familie alles Gute
cogito
Verfasst: Mo Jul 28, 2008 11:54
von Benny
Hallo Larissa,
das ist ja auch der Grund, warum ich zum psychischen Frack werde, weil ich genau das verhindern möchte, dass sie glaubt, sie wäre schuld. Sie weiß selber wie es mir geht, sie weiß wie ich dazu stehe. Aber ich will ihr nicht jedesmal zeigen, wie schlecht es mir geht, weil es ihr dann noch schlechter geht. da suche ich lieber momente wo sie mich nicht sieht, da kann ich alles rauslassen, und dann gehts wieder, aber die Zeitspanne der Fröhlichkeit ist kurz.
@cogito: ich weiß den Auslöser
grüße
Re: Neuanfang oder Ende - Beziehung wie auf stürmischer See
Verfasst: Fr Aug 22, 2008 8:06
von pirat
Hi Benny,
Deine Geschichte könnte meine sein; ich hab mich heute hier zum ersten mal eingeloggt, weil ich nicht mehr weiter weiß.
Meine Frau ist total am Ende, sie merkt und weiß es aber sie kann keinen Weg aus der Krankheit finden. Sie ist nur mehr gereizt, nichts passt ihr und auch die Kinder (7 und 3) spüren es auf ihre Weise, dass was nicht stimmt. Ich habe das Gefühl, dass sie ihren ganzen Müll auf mir abladet denn sie sucht oft Streit. Bei unserem Streit am letzten Wochenende hat sie dann auch gesagt, "wenn ich heute kotzen gehe, dann kotze ich auf dich".
Wie Du versuche ich jeden Tag aufs neue sie zu lieben, aber sie schafft es meistens noch vor dem Zähneputzen, meine Anstrengungen zu nichte zu machen.
Bei allem Verständnis für ihre Krankheit, aber ich kann nicht mehr, ich bin fertig. Ich wehre mich vor der Überzeugung, dass ich ihr nicht helfen kann, aber es ist egal, was ich mache.
Ich bin nur mittlerweile so kraftlos, dass ich keine Leistung mehr bringen kann und das muss sich ändern.
Ich habe meine Frau nie zu etwas gezwungen, aber wenn sie nicht bald Hilfe sucht brauche ich eine. Das ganze hat schon so viel von unserer Beziehung zerstört, warum sieht sie das nicht???
Re: Neuanfang oder Ende - Beziehung wie auf stürmischer See
Verfasst: Fr Aug 22, 2008 8:29
von Piggi
hallo pirat
das was ich jetzt sage, mag vielleicht hart klingen, aber naja, bei mir hat es in Summe gesehen auch was gebracht.
Ich denke es wäre gut, wenn sie in eine Klinik gebracht werden würde. Also ihr schickt sie einfach und basta. Klingt hart, aber ich glaube das ist die Einzige Rettung für euch alle.
WArum ich das sage?. Ich wurde vor 6 Jahren auch in eine Klinik gebracht. Muss aber dazu sagen, dass es mir damals verdammt schlecht ging(psychisch). Ich war zwar nciht aggressiv, aber verletzlich wie ein kleines Kind und voll mit Erinnerungen behaftet. Ich hatte es damals auch nicht verstanden, warum man mich geschickt hatte. Dazu kam ich auch noch in eine geschlossene. Es war schlimm für mich, doch ich hatte eine sehr nette Ärztin, dies war meine Rettung, denn ich wär niemals mit einem männlichen ARzt oder Therapeuten zurechtgekommen. Auch heute noch nicht.
Ich denke, deine Frau ist einfach am Ende, hat aber nicht die Kraft zu sagen, ich brauche HIlfe. Bei mir war und ist es zum Teil immer noch so, dass ich jemanden brauche, der mich an der Hand nimmt und mich führt. Ich weiß ja nicht wie es bei deiner Frau so ist, deshalb hoffe ich nichts falsches zu sagen.
Mein Mann war anfangs auch immer führsorglich und vorsichtig gegenüber mir doch irgendwo las er, dass Borderliner eine strengere Führung brauchen. Das klingt vermutlich schrecklich, aber mein Mann ist echt lieb, doch er zeigt mir auch Grenzen und ich denke das ist sehr wichtig(schäm , dass ich das zugeben muss).
Vielleicht sage ich gerade lauter Müll, mag sein, dann vergiss es einfach.Es ist einfach nur so, dass ich glaube, deine Frau schreit nach Hilfe und so wie es klingt kommt sie mit ihrer Vergh. gerade nicht recht(wenn ich das zumindest richtig verstanden habe). Mein Mann hat auch sehr viel abbekommen. Es gab eine Zeit, da sang ich das Lied von den Ärzten "männer sind schweine". Doch da ich immer in Therapie war und bin wurde es mit der Zeit in dem Punkt besser, dass ich verstanden habe, dass ich sowas nicht sagen darf, weil meine Männer(man und Söhne) nichts dafür können.
Ich weiß nicht ob es richtig war, all diese Dinge zu schreiben, wenn nicht, so bitte ich um Verzeihung.
Wünsche euch alles Gute
cogito
Re: Neuanfang oder Ende - Beziehung wie auf stürmischer See
Verfasst: Mi Aug 27, 2008 7:51
von pirat
Hallo cogito,
danke für Deine Antwort und Deine offenen Worte. Ich hoffe, es geht Dir gut und Du bleibst auf Deinem Weg.
Ich würde alles tun, um meiner Frau zu helfen, wenn es möglich wäre, würde ich sie auch in eine Klinik stecken. Dem steht aber leider so viel entgegen. Vor allem ihre Eltern, die ein perfektes Leben führen und die so etwas nie zulassen, geschweige denn, mich bzw. meine Frau unterstützen würden. Ich glaube, sie wissen sehr wohl, wie es um Ihre Tochter steht, blenden es aber gekonnt aus.
Dann natürlich meine Frau selbst, die keine Einsicht über die Schwere ihrer Krankheit und die Auswirkungen auf uns alle hat. Und schließlich die Kinder, die wahrscheinlich das Hauptargument meiner Frau wären, nicht in eine Klinik zu gehen.
Ich wünsche mir oft, dass meine Frau aufsteht und zu mir sagt, hey, bitte entschuldige, ich hab ein schwerwiegendes Problem und ich hab bisher nichts anderes getan, als auf dir herum zu hacken; aber das war nicht ich, das war meine Krankheit.
Dann könnte ich auch wieder voll hinter ihr stehen. Gerade jetzt weiß ich es nicht, ob sie so ist oder ob sie so ist, weil sie krank ist. Es ist das Schlimmste eingetreten, ich habe kein Vertrauen mehr.
Aber erwarte ich da zuviel Einsicht von ihr, kann sie die überhaupt haben? Meine Gedanken drehen sich die ganze Zeit um sie und um mich, um unsere Zukunft und ich habe zur Zeit kein schönes Bild davon...
LG