#16
Hallo ertsmal.Mari ich muss schon sagen das du, glaub ich, die Menschen wirklich verstehst und ziemlich aufmerksam bist oder? ich finde das echt gut was und wie du geschrieben hast.
Ich selber wohne mit meiner Schwester zusammen die ja auch an Bulimie leidet. Da wir beide eine Ausbildung machen komme ich meist sehr spät nachhause, genau wie sie. Und da ich wenig Geld habe (genau wie sie) und spät nachhause komme plane ich genau was ich immer kaufe. Nur jetzt komme ich mal zum Punkt: Was soll ich machen wenn kein Essen mehr da ist,abends.Soll ich sie lieber drauf ansprechen oder lieber garnichts sagen? Was würdest du dir in solchen Situationen von deiner Familie wünschen? Ich hoffe du kannst mir vielleicht weiterhin Tipps "im richtigen Umgang" geben. Meine Fehler waren leider das ich in der Vergangenheit zu forsch an die Sache rangegangen bin und sie jetzt wenn ich anfangen will mit ihr darüber zu reden blockt sie meist direkt ab. Gibt es so eine Art "Zauberwort" oder "Zauberformel" wie ich am besten anfangen soll mit ihr zu sprechen? Ich mein das wirklich ernst ud hoffe du bist nicht sauer oder denkst ich stelle mir alles zu einfach vor.
Ich weiß das es mit einem Wort nicht getan ist, aber ich weiß nie wie ich das Gespräch anfangen soll......
Danke nochmal....

#17
Hallo Sandra!

Na ja, ich versuche aufmerksam zu sein (aufmerksam zu lesen).
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Soll ich sie lieber drauf ansprechen oder lieber garnichts sagen? [...] Meine Fehler waren leider das ich in der Vergangenheit zu forsch an die Sache rangegangen bin und sie jetzt [...] blockt sie meist direkt ab. Gibt es so eine Art "Zauberwort" oder "Zauberformel" wie ich am besten anfangen soll mit ihr zu sprechen?
Zauberformel gibt es leider keine und ich muss sagen, dass so eine Situation, in der du bzw. ihr euch gerade befindet, ehrlich sehr schwer ist.
Deine Schwester verhält sich zwar nicht in böser Absicht so, aber ansprechen musst/solltest du sie auf jeden Fall.
Vielleicht nicht unbedingt auf ihre Essstörung. Du hast selbst geschrieben, da blockt sie derzeit ab.
Da kannst du leider nur warten, dass sie auf dich zukommt und ein Gespräch sucht.
Aber du kannst und sollst mit ihr über eure gemeinsame Wohnsituation sprechen. Das ist ein (wichtiger) Anfang.

Es kann nicht sein, dass sie alle Vorräte fortisst. Auch, wenn sie krank ist und das schwer kontrollieren kann. Das ist klar und wenns passiert, dann sollte man auch nicht böse sein.
Aber dennoch... hier geht es dann auch um dich und deine finanzielle Situation.

Zauberformel... hmmm...
für mich wäre das in dieser Situation ein Appell an die Vernunft (an deine Schwester).
Ich würde mich (wenn ich mich in deiner Situation befände) mit ihr zusammensetzen und - wie gesagt - nicht generell über das Problem Essstörung sprechen (das muss von ihr kommen), sondern über das Problem gemeinsames Zusammenwohnen.

Ihr könntet so eine Art Plan oder Strategie entwickeln, dass am Ende des Tages noch Lebensmittel übrig sind - vor allem deine Lebensmittel.
Das wird deine Schwester sicherlich einiges an Mühe kosten, aber das muss drin sein. Sonst wird auf Dauer ein Zusammenwohnen unerträglich bis unmöglich.
Ich würde deine Schwester drauf ansprechen, dass es so, wie es ist nicht geht - dass ihr das BEIDE auch nicht zulassen dürft.

Am besten ist (für mich immer), wenn man einmal ankündigt, dass man mit der anderen Person etwas zu besprechen hat. Vielleicht ein Hinweis, worum es geht und dass man sich dann gemeinsam eine Zeit ausmacht, wo beide die Zeit haben, sich in Ruhe darüber zu unterhalten.
So kann sich der andere schon auf ein Gespräch einstellen und es unterstreicht den Ernst der Situation.
Dann sollte so ein Gespräch vielleicht nicht unbedingt in der Wohnung stattfinden, sondern draußen oder in einem Lokal... wo man eben gut reden kann.
In der Wohnung lässt man meist eher seinen Emotionen freien Lauf... verlässt das Zimmer, wenn man nicht mehr weiß, was man sagen soll... oder lässt seine Wut schnell Oberhand gewinnen...
draußen reagiert man eher ruhiger und konzentrierter und in einem Lokal rennt man nicht so schnell davon.

Na ja, und wenn ihr euch dann zusammensetzt, dann ist es am Besten, du schilderst deiner Schwester deine Situation/das Problem und sagst ihr, dass es wichtig ist, dass ihr da eine Lösung findet - ohne Vorwürfe, einfach eine Strategie, die ihr mal probiert.
Du lässt deine Schwester ja nicht im Stich - so quasi: "lass die Finger von meinen Lebensmitteln; wie du das machst ist deine Sache", sondern du unterstützt sie dabei.
Vielleicht musst du ihr das so direkt sagen, dass sie dich nicht missversteht...

Du musst deiner Schwester auch verdeutlichen, dass sie hierbei mitmachen muss - sich Mühe geben muss, weil ihr bisheriges Verhalten auf Dauer sicher nicht ohne entsprechende Konsequenzen bleiben kann und wird. Dass soll keine Drohung sein... sondern, wenn man die Situation mit Vernunft betrachtet, schlicht das Ergebnis dieser Situation.

Ich hoffe, ich konnte dir vorläufig helfen und ich wünsch dir ein gutes und verträgliches Gespräch mit deiner Schwester!

Liebe Grüße
Mari :)

HI!

#18
Also ich muss mal eben loswerden, dass ich auch noch in diesem Bereich so ziemlich alle oben beschriebenen Punkte verkehrt gamacht habe.Es ist gerade aktuell, dass ´meine beste Freundin`(ich steh nur nich´so auf die Umschreibung im allg., nur deswegen in Tüddelchen) ihre Gefühle für mich verloren hat.Naja für mich, als dazu neigenden megaempfindlichen Menschen, ist das naja..puhuu.Klar es geht weiter, vielleicht besser, anders eben ne, wie das Leben so spielt.Vollkommen klar-doch tut es weh.
LG von Nissani

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#19
Kennt vielleicht jemand eine ähnliche Situation?Ich komme einfach nicht weiter in meinen Gedanken darum woran es alles hat liegen können.Normalerweise würde ich nämlich behaupten, dass nie wirklich solche dollen Gefühle da waren, denn die wie ich sie zu ihr habe würden nicht auf die Art vergehen.Auch wenn ich Ähnliches selber mal mit einer Freundin hatte, doch weiß ich auch heutzutage, dass das dann zu der Zeit keine so festen Gefühle waren zu ihr von mir.Naja.Alles dahingehend ist fast wiedersprüchlich von ihr zu mir-doch was sie fest bestätigt (mal für mal in der Zeit wo wir noch miteinander sprechen)ist dass es jetzt vorbei ist.

..

#20
Ich hab´s ihr ganz schon schwer gemacht und wo sie´s selbst teilweise sehr schwer hatte und sie ein ganz schön starker Mensch ist.Eigentlich klar dass sie da unter anderem die Konsequenz zieht auf mich ein wenig oder in diesem Fall schon ergebenen wenig mehr verzichten muss.Oh ja was hätt man nicht alles besser machen können.Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering dass es in dieser Beziehung noch die Chance gibt etwas besser zu machen.Wie gesagt weiß ich was es bedeutet wenn jemand sagt die Gefühle sind fast garnich bis garnich mehr da.Ja ich ich schätze da irr ich mich nicht-Ich will mich aber irren.Ich lieb sie schon sehr..was mal echt nicht hätte dazu führen müssen, dass ich anhänglich werde-hab ich aber gemacht und hat zu langsam eingestellt!

#22
Hallo!

Ich glaube, das Wichtigste, das ein Angehöriger tun kann, ist nicht zu culpabilisieren- weder sich selbst, noch die kranke Person.

Denn egal, wer beschuldigt wird, der bulimiker/ die Bulimikerin wird es auf sich beziehen...und sich mehr zurückziehen.

Auch ein Satz wie "Wenn du's weißt, dass das schlecht für dich ist- dann hör gefälligst auf!" sollte sich verbieten.

Schön, dass ihr mal alles aufgeschrieben habt.
Das wird hoffentlich einigen helfen.
Silja

#23
Silja hat geschrieben:Auch ein Satz wie "Wenn du's weißt, dass das schlecht für dich ist- dann hör gefälligst auf!" sollte sich verbieten.
wie wahr, silja... genauso wie das verständnislose " das passiert doch nicht, sondern du machst es, also kannst du es doch auch einfach nicht machen"
oder: " das muß aufhören!"

leider glauben immer noch zu viele nicht, daß es hier wirklich um eine sucht geht, nicht bloß um eingebildete spinnereien... :roll:
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

#25
meine mama fragt mir löcher in den bauch... eh klar, aber auch okay, sie versucht zu verstehn...
mein ex hat diese sachen gesagt - und das, obwohl er sich für den einfühlsamsten menschen auf gottes erdboden hält...
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

#26
Silja hat geschrieben: Auch ein Satz wie "Wenn du's weißt, dass das schlecht für dich ist- dann hör gefälligst auf!" sollte sich verbieten.
da steckt viel zu viel wahrheit hinter

#27
Liebe @silja!

Klar hast Du Recht mit "nicht culpabilisieren", natürlich soll man das nicht. Um die Herausfindung der Gründe sollen sich besonders die Therapeuten mit den Patientinnen gemeinsam bemühen.

Sätze wie: "Wenn du's weißt wie schlecht das für dich ist, dann hör doch einfach auf damit" können natürlich nicht nützen. Nicht, weil sie sachlich nicht stimmten, sondern weil's eben NICHT einach ist! Über das Bewusstsein, wie negativ die Folgen sind, lässt sich aber das Handeln sehr wohl überdenken, und ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass Erbrechen eine Suchthandlung, aber jedenfalls aktives Tun darstellt.

Im übrigen verweise ich mit Genugtuung auf den gelobten Threadstart vom Juli 2004, der in den Regeln betreffend das Verhalten von Angehörigen "DU SOLLST NICHT FÜR SIE LÜGEN" gebietet...

Liebe Grüße,

cuoco

#28
Hi

cuoco wrote:
...dass Erbrechen eine Suchthandlung, aber jedenfalls aktives Tun darstellt.
Ja, Erbrechen ist meiner Meinung nach eine Suchthandlund. Aktives Tun stimme ich nur teilweise zu. Denn ja, man muss natürlich um künstlich zu erbrechen Handlungen durchführen um es eben zu erzwingen. Doch nicht immer ist gerade diese Zwangshandlung mehr eine absolut bewußte und aktive Handlung. Was ist bei Menschen, die dissoziative Störungen haben? So etwa bei mir. Ich habe etliche abgespaltene Personen, eine davon hatte Bulimie schon viel länger, als es eben mir selbst bewußt war.

Konnte mich null daran erinnern. Hab mich einfach monatelang gewundert, wieso ich permanent halsweh habe als auch, dass ich sehr oft geruch von erbrochenem in der nase hatte. erst als ich während einer brechattacke am klo bewußt wurde, also ich plötzlich wahrnahm was quasi diese andere person (mein körper) da tut wurde mir klar, dass ich eine esstörung habe.

danach kamen eine menge an erinnerungen von dieser person und so merkte ich bald, dass ich (meine person/mein körper) bulimie schon über monate hatte als auch, dass sie überhaupt für mein essverhalten zuständig ist und leider MS hatte.

Kurz zur Info: abgespaltene Persönlichkeiten hat nichts mit Schizophrenie zu tun, sondern ist die sog. dissoziative Identitätsstörung (alter Name: Multiple Persönlichkeitsstörung). Ist also eine dissoziative Störung wie auch Posttraumatische Belastungsstörung oder auch Borderline und entsteht in der Kindheit durch schwere Traumatisierung.

lg
mart1

#29
Hallo, Mart1!

Was du zu dem aktiven Tun sagst- da stimme ich dir absolut zu. Es ist eben absolut nicht so, dass der Finger, der in den Hals geführt wird, unter vollständiger Kontrolle des Bewusstsein den Würgereiz auslöst. (Obwohl ich mir nicht so sicher bin, was die ersten Male des Erbrechens betrifft; aber das kann auch daher kommen, dass ich die juristische Definition von aktivem tun in meine Gedanke einmische.)

Ich finde, am besten sieht man das Unbewusste daran, dass nach einiger Zeit der Finger gar nicht mehr nötig ist, sondern der Würgereiz sich auch so schon einstellt.

Was du über dein eigenes Verhalten erzählst, finde ich sehr bestürzend. Kannst du mir evtl noch mehr zu deiner Krankheit erklären? Ich hab da zar schon einiges zu gelesen, aber mir bleibt es immer noch unbegreiflich, wie eine Person nicht merken kann, was eine andere in ihrem eigenen Körper anstellt (so verstehe ich das laienhaft zumindest).
Aber das Problem wird wohl sein,dass ich versuche, da rational ranzugehen, oder?

Schönen Tag,
Silja

#30
Hallo, @mart!

In dem Fall, den Du beschreibst, Deinem nämlich, dass Du auf Grund der dissoziativen Persönlichkeitsstörung Dich nicht mehr daran erinnern konntest, was "der andere" in Dir mit dem Körper angestellt hat, den Ihr Euch teilt (entschuldige den Plural in der Anrede, aber kommt das ungefähr hin?), in diesem speziellen Fall also geb ich Dir Recht, ist von bewusster Willkürhandlung nur noch eingeschränkt die Rede.

Allerdings kann nicht jede Bulimie-Kranke die doch bei Dir vorliegende Überschreitung der Borderline für sich reklamieren. Deshalb schränke ich meine Aussage von "es ist eine Handlung" auf "es ist meist eine Handlung einer souveränen, entscheidungsfähigen Person" ein!

Für Dich persönlich tut es mir aufrichtig Leid, dass Dich so eine schwerwiegende Symptomatik drückt! Hast Du gute Behandlungsmöglichkeiten? Wie sind die Aussichten? Ist das häufig, gibt es Ärzte und Therapeuten, die damit Erfahrung haben?

Gott sei Dank weiß ich aus einem anderen Thread, dass Deine Partnerin in der Situation sehr gereift ist!

Besonders Dir alles Gute, liebe Grüße,

cuoco
Zuletzt geändert von cuoco am Fr Mai 12, 2006 0:53, insgesamt 1-mal geändert.