Was soll ich als ihr Freund machen | 1 Antworten

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Von Harry Am 02.08.2001

meine freundin hat mir am samstag gesagt, das sie unter bulimie leidet.
und das seit ca. 1 1/2 jahren. ich wußte anfangs net, wie ich ihr helfen kann. auf jeden fall werd ich immer bei ihr sein wenn sie mich braucht. ihr einziges ziel is das sie eine traumfigur haben will, dabei hab ich mich in sie verliebt so wie sie ist und net anders. und das konnte sie nie verstehen, weil sie sich selbst so "grauslich" findet. es war ein riesenschritt für sie, das sie mir von ihrem kleinen geheimnis erzählte. ich hab nicht gewußt was ich sagen sollte. ansonsten kennt man das problem nur aus fernsehen. sie erzählte mir das sie angst davor hat, alleine zu sein, denn dann würde sie all die fett und kalorienreichen dinge in sich reinstopfen. ich hab jetzt immer ein mulmiges gefühl wenn sie aufs wc geht und nach 5 minuten net zrückkommt. aber ich las es mir net anmerken. aber wir reden jetzt jeden abend drüber wie es ihr am tag ergangen is. sie hat es mir am samstag erzählt und seitdem hat sies nicht mehr gemacht. ich glaub, das es das wichtigste is das man sich zuerst einem seiner geliebtesten menschen anvertraut. ich hab auch zu ihr gesagt das sie mich vorher anrufen soll bevor sie es tut. nicht damit ich ihr es ausrede, sondern damit sie einfach mit mir darüber reden kann. ich kenn sie jetzt mehr als ein jahr und bin seit fast drei monaten mit ihr zusammen und ich werde ihr beistehn. ich bin mir auch klar, das sie das alleine überstehen muß. ich kann ihr nur zur seite stehen und ihr meine liebe schenken.

als ich davon noch net wußte, erzählte ich ihr andauernd, das ich im märz 2000 noch *kg hatte und es schaffte innerhalb eines jahres auf *kg abzunehmen. ICH TROTTEL denke ich jetzt nur mehr. mein gewicht halte ich jetzt schon sehr lange. ich selbst hatte ein zweimal den gedanken mir hinunterzugreifen, aber diesen hatte ich gleich wieder verworfen. ich machte einfach weiter und das ganz einfach sport und bewußter essen. das selbstwertgefühl stieg zwar, aber die probleme veränderten sich nicht. unzufrieden werd ich ewig bleiben.

als ich noch nichts von der essstörung meiner freundin wußte, wollte sie mit mir zusammen abnehmen. nach vielem herumsuchen im internet, bin ich aber draufgekommen, das sie erst wieder lernen muß das essen in ihr zu lassen.

ich würde mich freuen wenn ihr mir vielleicht einige Tips geben oder eure Erfahrungen mit Freunden und Bekannten mitteilen könntet.

Harry


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bisherige Antworten:

Betreff: Re: Was soll ich als ihr Freund machen
Von sternchen Am 11.08.2001


Hi Harry!

Tja, das ist ziemlich schwer, dir da konkrete Ratschläge zu geben, weil man natürlich die Bulimie nicht verallgemeinern kann, und vor allem nicht die Art, wie wir damit umgehen.
Ich kann dir aus meiner Erfahrung sagen, dass es meist genügt, wenn du für deine Freundin ein offenes Ohr hast, sie in den Arm nimmst und sie tröstest/ aufmunterst, wenns ihr schlecht geht.

Dass sie dich anruft, bevor sie erbricht, von dieser Vorstellung wirst du dich wohl oder übel lösen müssen. In diesem Moment will man einfach mit niemandem reden, und wenn es der allerliebste Partner der Welt ist. Da will man einfach nur allein sein, da ist man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass man auf jemand anderen denken könnte. Mir haben auch viele angeboten bzw. wollten mich dazu drängen, sie anzurufen, aber ich habs nur einmal getan (in 1,5 Jahren). Und danach bin ich trotzdem aufs WC.
Das darst du aber nicht persönlich nehmen, das hat nichts mit dir zu tun, wenn sie in solchen Momenten nicht mit dir Kontakt aufnimmt.

Abgesehen davon finde ich es total lieb von dir, dass du dir solche Sorgen um sie machst und bereit bist, sie unterstützen.
Glaub mir, es gibt genügend Leute, die dir zwar wahnsinnig nahestehen, dich aber im entscheidenden Moment alleine lassen. Das kann dann auch die eigene Mutter, die beste Freundin oder auch der Partner sein.

Ich würde sagen: Dränge sie nicht dazu, dir etwas zu erzählen, sondern gib ihr viel mehr das Vertrauen und die Geborgenheit, die notwendig sind, damit sie das Gefühl bekommt, sich jederzeit bei dir anlehnen und dir von ihren Problemen erzählen zu können.
Diese Art der Sicherheit und des Rückhaltes sind das Wichtigste und meiner Meinung nach der beste Weg, wie du ihr langfristig helfen kannst.

Alles Gute,
Sternchen