Seite 1 von 4
Bin seit 6 Jahren mit Bulemie konfrontiert u kann nicht mehr
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 11:24
von Silvester
Hi
Ich werde versuchen es kurz zu fassen und vielleicht wird mir beim schreiben auch einiges klarer?!
Ich (26) bin seit 6 Jahren mit einer Frau zusammen die Bulemie hat und ich bin an einem Punkt angekommen an dem ich eigentlich nicht mehr kann. Seit 6 Jahren tritt eigentlich keine Besserung ein, trotz Theraphie. Mir fehlen so viele Dinge, die durch die Krankheit nicht möglich sind wie z.B. spontan an einem Wochenende irgendwohin schwimmen fahren, einfach gemeinsam etwas unternehmen, usw. All das ist nicht möglich weil zuerst Sport und Essen kommen - meine Wünsche diesbezüglich aber immer auf der Strecke bleiben. Ich habe mittlerweile das Gefühl dass Ihre Krankheit mein Leben total im Griff hat und im Prinzip 90% meiner Zeit damit vergehen auf sie zu warten, ob sie Zeit hat oder wieder einmal das Essen wichtiger ist.
Kurz gesagt ich habe das Gefühl an einem Punkt angekommen zu sein an dem es nicht mehr um Ihre Krankheit geht - sondern um meine Zukunft - mein Leben. Vielleicht finden das einige hier egoistisch aber darf eine Beziehung für einen Partner nur aus geben und Kompromissen bestehen, während der andere nur nimmt? Zählen meine Wünsche weniger als Ihre?
Leider kommt bei all den rationalen Gedanken leider ein Punkt hinzu und das sind meine Gefühle für sie - weil ich sie wirklich liebe.
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 11:37
von ritzeratzekatze
Hallo,
was Du schreibst kann ich, denke ich annähernd nachvollziehen, nur das ich in der Rolle der bulimischen Freundin, meinem Partner zu Liebe aufgehört habe.
Mein Freund hat mir zu Anfang unserer Beziehung gesagt, dass er mich liebt, egal was ich mache... so wie Du momentan wohl gerade auch. ABER er hat mich gebeten "für mich" zu überdenken, ob ich ein Leben mit der Bulimie führen möchte und ob ich mir nicht "mir zu Liebe" helfen lassen wolle.
In diesem Moment habe ich mich von mir aus verpflichtet gefühlt, seiner Bitte nachzukommen, denn mir war bewusst, dass es für Ihn eine Belastung darstellt, die er aber ohne mein Zutun nicht loswerden konnte.
Sag Deiner Freundin, dass Du sie liebst. Wenn sie selbst keine Notwendigkeit darin sieht, für Dich etwas an ihrem Verhalten zu ändern, sprich Dich ernsthaft mit ihr aus und mach deutlich, dass Du Dich wesentlich in Deiner Lebensweise durch ihre Krankheit eingeschränkt fühlst! Dräng sie nicht, sich von einem Tag auf den anderen umzukrempeln, aber fordere sie auf innerhalb eines abgemachten Zeitraumes (z.B. ein Jahr) spürbare Fortschritte zu machen. Sie muss nicht komplett gesund sein, aber wenigstens auf dem besten Weg dahin. Das ist im absoluten Rahmen des Möglichen!
Sie hat Deine Liebe verdient, sicherlich, aber Du ebenso. Eine Beziehung besteht aus Geben und Nehmen und Deine Freundin nimmt mehr, als sie zu geben hat. Daran muss sich etwas ändern und das wird es nicht, wenn Du nicht mit ihr darüber redest! Deine Wünsche sind keinesfalls weniger wert als ihre!!!
lg, katze
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 11:49
von Silvester
Danke für die Antwort!
Ich habe ihr das schon oft gesagt - nur weiß ich nicht ob es angekommen ist. Ich hatte vor einiger Zeit einen ziemlichen Zusammenbruch deswegen, weil sowohl mein Umfeld mir aufgezeigt hat wie sehr mir eigentlich essenzielle Dinge in meiner Beziehung fehlen und ausserdem sich die Bulemie nach einer leichten Besserung letztes Jahr wieder beginnt massiv zu verschlechtern und sie nicht dagegen kämpft.
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 12:34
von Silvester
Ich weiß nicht ob das nachvollziebar ist aber ich will die Dinge nicht alleine machen. Ich will ein gemeinsames LEBEN und das wird durch die Krankheit blockiert bzw. durch ihre Art sich der Krankheit hinzugeben - eben nicht zu kämpfen.
Ich fühle mich einfach nur mehr unendlich einsam und leer!
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 13:29
von Virginia
hallo silvester,
Silvester hat geschrieben:und ausserdem sich die Bulemie nach einer leichten Besserung letztes Jahr wieder beginnt massiv zu verschlechtern und sie nicht dagegen kämpft.
wenn sich jemand selbst aufgegeben hat, ist es schwer, an der hoffung noch festzuhalten. für mich sieht es so aus, als hätte sie für den moment einfach aufgegeben.
hast du sie schon mal gefragt, woran es liegt? was hat die bulimie im letzten jahr verbessert bzw. jetzt verschlimmert?
wo könntet ihr zusammen ansetzen, um wieder zurück auf einen guten weg zu kommen?
macht sie eine therapie? zwanghaftes verhalten wie z.b. der extreme sport ist allein nur schwer in den griff zu bekommen.
hat sie überhaupt ein verständnis dafür, was ihre bulimie ausgelöst hat? was sie jetzt so übermächtig werden lässt?
ist es euer beider wunsch, miteinander viel zu unternehmen und euch nahe zu sein? vielleicht kann sie sich nicht anders abgrenzen und benutzt die bulimie unbewusst als mittel für ihre freiräume in der beziehung? wie lief es, als es ihr besser ging?
gib sie nicht auf, ich finde es toll, dass du so zu deiner freundin hältst!
lg, virginia
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 15:30
von ritzeratzekatze
Das soll denen, die hier noch gepostet haben gegenüber nicht böse klingen, aber die beiden leben seit 6 Jahren zusammen, 6 verdammte Jahre in denen sich seine Freundin nicht ein einziges Mal ernsthaft versucht hat am Riemen zu reißen. Mir würd an seiner Stelle irgendwann die Puste ausgehen

. Aber die Frage, die hier schon gefallen ist, find ich entscheidend: WILL SIE ÜBERHAUPT EIN GEMEINSAMES LEBEN? Irgendwie kommt es mir nicht so vor. Letztendlich hilft es nur, dass mit ihr direkt auszudiskutieren und nach der Zeit würd ich auch kein Drumherum Gerede mehr aktzeptieren. Entweder sie will, oder sie will nicht...
Jeder braucht mal Zeit für sich klar, die brauchst Du, die brauch Sie, aber die brauch man nicht permanent in den immer selben Situationen. Das sie nicht mit ins Schwimmbad will, hat ja nichts damit zu tun, dass sie gerade keinen Bock hat was mit ihm zu unternehmen, es liegt am Schwimmbad, bzw. ihrer ES die sie daran hindert!
Du kannst selbst am besten entscheiden, wo die Ursachen für ihr Verhalten liegen und wieviel Du daran meinst noch ändern zu können. Ansonsten lass sie ihre Bulimie doch ausleben, wenn ihr soviel daran gelegen ist, aber allein

! Es reicht, wenn sie ein Leben kaputt macht, dass sollte irh auch mal bewusst werden.
lg, katze
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 19:34
von Silvester
Um ganz ehrlich zu sein ist es genau das am Riemen reißen, das mir fehlt. Ich war noch nie in meinem Leben einer Sucht ausgesetzt - zum Glück, aber irgendwann muss doch der Moment kommen wo man aufsteht und sich selbst sagt "ICH WILL SO NICHT MEHR". Das verstehe ich nicht dass das bei ihr nicht kommt.
Klar es gibt Rückschläge man beginnt wieder von vorne - das wäre kein Problem, aber einfach aufgeben und nichts mehr dagegen tun?
Der einzige Weg den ich noch sehe ist ein Ultimatum zu setzen. Entweder ich oder Essstörung - 6 Jahre sind denke ich genug Zeit um sich zu entscheiden. (Ich weiß das klingt hart aber ich habe alles probiert - und das ist das letzte was mir noch einfällt)
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 20:12
von ritzeratzekatze
Ich stimme Dir da zu, auch wenn wahrscheinlich jetzt haufenweise Gegenangriffe gestartet werden (bin aber mal gespannt, ob die Gegenargumente auch was taugen

). Setz ihr bitte kein "direktes" Ultimatum, lass ihr unbedingt einen zeitlich begrenzten Spielraum, sonst fühlt sie sich in die Ecke gedrängt und macht erst recht nichts. Damit wäre Niemandem geholfen. Gib ihr ein paar Monate, vielleicht auch nur Wochen, in denen sie Dir einen aussagekräftigen Beweis liefern muss, ob es ihr mit Eurer Beziehung ernst ist und sie sich bereit erklärt den Kampf gegen die Bulimie ernsthaft aufzunehmen!
lg, katze
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 20:38
von aire
Lieber Silvester.
Hört sich verdammt nach Co-Abhängigkeit an, mach dich mal schlau darüber!
lg
aire
Verfasst: Mo Jul 16, 2007 20:41
von Virginia
nö, gegenangriffe nicht. ich find es nur schade, dass du auf mein posting gar nicht eingehst. solche fragen sollte man sich schon stellen, bevor man entscheidungen trifft.
Verfasst: Mo Jul 23, 2007 18:54
von -sarah-
hi Sylvester;
hört sich schlimm an! Ich versuch mich grad in deine Lage zu versetzen aber das ist schwer für mich als selbst betroffene die seid ca 6 Jahren so vor sich hindüpelt und ebenso wenig einen ausweg aus der krankheit findet wie deine Freundin! Irgendwann hat sies sicher mal probiert oder?! Ich habs auch mal probiert aber es hat nicht geklappt! Bei der therapie kam ich mir sowas von schlau vor dass ich die Therapeutin nach drei Sitzungen um den finger gewickelt hab was mir natürlich kein bisschen geholfen hat und meine eigenen Retungsversuche hielten allenfalls 2 Wochen an ... ansonsten lebe ich in einem totalen Rückfall *schieflächel* weisst du wenn mans mal versucht hat und man#s nicht geschafft hat denkt man sich man hat doch alles probiert es klappt ja eh nix muss ich wohl damit leben! So ists zumindest bei mir! Mein Ex Freund war eher so der aktive und ich hab auch relativ gut mitgespielt, er wusste dass ich krank war hat aber nie was gesagt oder mich drauf angesprochen! Mit meinem Jetzigen freund hab ich wenigstens mal drüber gesprochen aber es wird dennoch todgeschwiegen! Was soll man auch groß darüber reden?! Er hat auch nur gesagt ich müsse was dagegen tun und er wär für mich da und wenn ich wüsste wie dann würde er mir helfen. Naja aber ich weiss ja nciht mal was ich selber tun önnte von daher- leere Worte irgendwo (Was keine Kritik ist) ich kann mir vorstellen dass es für ihn- für DICh schwer ist! Daher versteh ich auch irgendwo deine Ultimatums Taktik! Schätze wenn er auf einmal damit ankommen würde dann würds erstmal ziehen, aber bloß für ein paar Tage maximal paar Wocehn, notfalls würd das ganze spiel heimlich weiter gehen. Naja wer weiss vielleicht würden die wenigen Wochen aber auch helfen ganz davon loszukommen! weiss man alles nicht! Ich finds auch garnicht egoistisch von dir an dich zu denken. du musst wahrscheinlich oft genug an sie dneken dich nach ihr richten, seh ich ja an mir! Wenn ich nciht will dann will ich nciht und Ende da bleib ich stur! und letztlich ists die Energie die oftmals fehlt um großartig was zu unternehmen und ich kann da jede Wut und Ärgerniss eurerseits verstehen!
Vermutlich hilft mein Beitrag dir eher weniger aber mir hilfts drüber zu schrieben und mich damit auseinanderzusetzen...
Verfasst: Di Jul 24, 2007 10:16
von mark
Ich habe hier mittlerweile viel gelesen. Und ich stelle immer wieder fest dass den meisten Betroffenen einfach der Wille zur Änderung fehlt.
@ Sarah: Du schreibst beinahe schon stolz dass Du Deine Therapeutin um den Finger gewickelt hast. Willst Du eigentlich gesund werden oder nicht? Irgendwie scheinst Du Dich schon mit Deiner Krankheit abzufinden, arrangierst Dich schon mit ihr!
Ich kann wirklich nicht verstehen dass ihr alle erst beinahe kaputt sein müsst bevor ihr fähig seid was zu ändern!
@ Silvester: kann Deine Frustration verstehen! Man kommt sich vor wie eine Batterie, die langsam keinen Strom mehr liefern kann. Und die wenigen "normalen" Momente reichen einfach nicht mehr aus um sich wieder aufzuladen! Finde das mit dem Ultimatum in Ordnung, irgendwann muss Deine Freundin sich entscheiden. Und sich klar werden wie ihr Leben in Zukunft aussehen soll.
Alles Liebe, Markus
Verfasst: Di Jul 24, 2007 12:26
von -sarah-
hey mark;
wahrschienlich hast du Recht! Irgendwie habe ich mich mit der Bulimie abgefunden,ja! Aber- das heisst nicht dass ich an ihr hänge oder sie gern hab; glaub mi ich wär sie so unglaublich gern wieder los... so gern...
vielleicht fehlt mir auch einfach nur die Kraft um wieder gegen sie zu kämpfen. ja vielleihct ist es das. Aber ich hab keine ahnung woher ich sie nehmen soll-die Kraft,die mir fehlt.
Und stolz?Nein stolz bin ich ncht dass ich es weiss Menschenzu manipulieren, ich lache viel mehr über mich wie erbärmlich es doch ist sich so den Weg durchs Leben zu schaufeln. ja ich bemittleide mich selber!
Gruß sarah
Verfasst: Di Jul 24, 2007 13:22
von mark
Hallo Sarah!
Das ist mir hier aufgefallen. Die meisten hier wollen anders leben. Aber Keine(r) kriegt den "Arsch hoch"!
Habe keine Ahnung warum das so ist. Vielleicht geht es euch mit Bulimie immer noch zu gut. Aber ich als "Gesunder" kann leicht so reden!
Bin es eigentlich gewohnt Probleme so schnell wie möglich zu analysieren und zu lösen. Habe mal gelesen dass Probleme kommen und einen umarmen. Aber eigentlich gehen die Probleme irgendwann weiter. Denke es liegt an jedem selbst wie lange diese "Umarmung" dauert. Musste ich auch erst mit den Jahren lernen.
Alles Liebe, Markus
Verfasst: Di Jul 24, 2007 13:30
von cute_dragon
Hey markus.
Diese Herangehensweise an Probleme kenne ich, und im normalfall hat das auch immer sehr gut und effizient funktioniert...
Nur war es dann anders bei der Bulimie... Man rutscht da mehr oder weniger rein, und wenn man es merkt ist es zu spät, einfach wieder aufzuhören.
Es ist ja nicht nur die rationale Entscheidung "Ich habe zuviel gegessen und kotze jetzt", es ist eher ein unterbewusster Drang der einen das tun lässt. Hinterher beißen sich die meisten sonstwohin, weil sie diesem Drang schon wieder nachgegeben haben, ihr wille schon wieder nicht stark genug war.
Bei mir war es dann so, als ich irgendwann den punkt gefunden habe, an dem ich bei mir ansetzten kann diesen drang zu bekämpfen, dass ich stundenlang auf einen sandsack eingeschlagen habe, bis ich total erschöpft war, und mich dieser aggressionsabbau so zufriedengestellt hatte, dass der drang davon überdeckt war.
Also kann man meiner erfahrung nach net "einfach wenn man möchte schnell damit aufhören"
lg, cute