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Zwischen Hilfe und Drängen
Verfasst: Mo Jan 22, 2007 13:47
von Frannk
Liebe Community,
ich erhoffe mir Rat von Betroffenen oder Angehörigen in zwei Fragen, die mich sicherlich nicht als ersten Angehörigen beschäftigt. Vorab schon mal ganz lieben Dank für Eure Ratschläge. Aber am besten nacheinander:
1) Ich weiß seit einigen Monaten von der Bulimie meiner Freundin und wir haben mehrmals ausführlich über die Krankheit gesprochen. Seit einigen Wochen "plätschert" die Situation aber so dahin und wir reden kaum noch über die ES und auch eine Therapie, die sie vor einigen Monaten als erforderlich angesehen hat, ist im Moment kein Thema mehr. Es scheint mir auch so, als habe meine Freundin momentan kein großes Verlangen, über die Krankheit zu sprechen. Auf Nachfragen, wie es ihr geht oder auch spezieller, "wie es mit dem essen geht", kommt meist ein recht kurzes "geht ganz gut" zurück. All dies mag daran liegen, dass sie im Moment im Beruf eine recht stressige Zeit durchlebt und das auch in unseren Gesprächen im Vordergrund steht. Trotzdem weiß ich, dass die Krankheit weiter präsent ist und ich möchte nicht, dass sie beginnt sie hinzunehmen, sondern weiter dagegen kämpft, wie sie es vor ein paar Monaten auch vor hatte. Andererseits möchte ich sie auch nicht drängen; vielleicht braucht sie die Kraft momentan für ihren Beruf?
Was meint Ihr, sollte ich machen?!
2) Zum anderen geht es um Situationen, in denen ich anhand bestimmter Dinge merke, dass sie wieder mal einen F*/K*-anfall hatte (zB leere Verpackungen im Müll, rasanter Schwund an Lebensmitteln etc.) In einem anderen Thread haben mir die meisten Betroffenen geraten, sie nicht darauf anzusprechen, weil sie sich selbst schon genug schämt. Das handhabe ich jetzt auch so. Der Anfall selbst ist es auch gar nicht, was mich traurig macht und verletzt. Vielmehr ihr Verhalten danach, indem sie (meist von sich aus) Ausreden erfindet, wo die Lebensmittel gebliebn sind (zB veschimmet) - gewissermaßen also "lügt". Ich weiß, dass Bulimie eine heimliche Krankheit ist, trotzdem verletzt es mich, dass sie es mir nicht einfach sagt, obwohl ich ihr versichert habe, für sie da zu sein, auch wenn es mal wieder schlechter geht. Ich fühle mich dann in gewisser Weise hintergangen,weil sie mir gegenüber auf "Schönwetter" macht, obwohl es in ihr ganz anders aussieht...
Meint ihr, ich soll ihr das so sagen oder besser an mir arbeiten, indem ich mir klar zu machen versuche, dass es Teil der Krankhei ist und nichts mit "Lügen" oder fehlendem Vertrauen zu tun hat?
Nochmals vielen Dank, dass Ihr Euch für eine Antwort Zeit nehmt!
Beste Grüße
Frannk
Verfasst: Mo Jan 22, 2007 13:58
von Kwerner
Hallo Frank,
du bist in dem hexenkessel gefangen den ich nur zu gut kenne...
doch die erfahrung die ich habe ist: egal was du machst es ist das falsche... bleib stark und sei für sie da... versuch ihr mit kleinen hinweisen den weg zu deiner schulter zu weisen an die sie sich lehnen kann..... mehr kannst du nicht tun denke ich.. (wobei man für genaueres ihr sozialverhalten besser kennen müsste)
so war es halt bei mir. Es tut mir leid das ich dir nichts positives sagen kann doch ist es leider wirklich so...
sprichst du sie darauf an, ist es wie die anderen sagen für sie beschämend und sie fühlt sich verletzt
sprichst du sie nicht darauf an, wird es dir früher oder später vorgehalten wie du es so weit kommen hast lassen können ohne was zu sagen...
(ich hatte mich von meiner freundin getrennt zwischenzeitlich und als wir wieder zusammen kamen habe ich die 2te methode probiert eben nichts zu sagen... und das resultat war das sie mir die schuld dafür gab ins spittal zu kommen)
Punkt 1 ist ähnlich wie 2 egal welche position du einnimmst...es kann dir passieren das beides falsch ausgelegt wird.
Die situation des partners ist bei dieser art der krankheit eine ganz unschöne. Ich kann dir nur wünschen das deine freundin es irgendwann zu schätzen lernt was sie an dir hat und auf dich zukommt doch muss sie es letzendlich alleine tun und das warten kann schmerzen ich weiss...8(((
Grüße
Werner
Verfasst: Mo Jan 22, 2007 22:40
von papermoon
Hallo Frank,
wie Werner schon schrieb, ich fürchte was man tut ist das falsche.
Ich möchte Dir auch keineswegs irgend etwas raten, da ich meine Freundin erst seit ca. 2 Monaten kenne (auch wenn die paar Tage von den überwiegend positiven und in letzter Zeit hin und wieder negativen Gefühlen super intensiv waren), ich habe mich jetzt aber für Variante B entscheiden müssen, da ich eingesehen habe, das es im Moment nicht um uns, sondern einzig und allein um sie geht. Meine Freundin ist im Moment in einer Phase, in der sie versuchen muß, mit den Ursachen für Ihre Essstörung klarzukommen und da ich sie dabei nicht unterstützen darf, läuft unsere Beziehung jetzt erstmal auf Sparflamme weiter. Es ist zwar hart und ich fühle mich im Moment als ob ich von einem Augenblick zum anderen vom höchsten Berg in das tiefste Tal gestürzt wäre, aber da ich die Hintergründe einigermaßen kenne, habe ich das akzeptiert. Ich werde weiterhin jede Sekunde bereit stehen und das weiß sie auch, aber so wie es im Moment aussieht, kann ich nur hoffen, das sie in einigen Wochen bzw. Monaten allein durchgekommen ist. Für mich persönlich passt meine Signatur im Moment ganz gut.
Sorry das ich keine große Hilfe war, ich wünsche Dir aber auf jeden Fall das Du das richtige tust.
Andre
Verfasst: Di Jan 23, 2007 2:14
von Caruso
Hallo Frannk !
Auf Nachfragen, wie es ihr geht oder auch spezieller, "wie es mit dem essen geht", kommt meist ein recht kurzes "geht ganz gut" zurück
und
Vielmehr ihr Verhalten danach, indem sie (meist von sich aus) Ausreden erfindet, wo die Lebensmittel gebliebn sind (zB veschimmet) - gewissermaßen also "lügt"
Wie gehst Du denn mit diesen Informationen um ? Wie ist denn Deine Reaktion auf die Antwort Deiner Fragen ? Ist es denn wichtig zu wissen, wann, was und warum stattgefunden hat ?
Du brauchst nicht suchen oder fragen, Frannk. Sei ihr ein Freund, bei dem sie weiss, dass sie eben nicht auf Fragen antworten muss, auf die sie selber keine Antworten weiss. Lerne sie zu fühlen und zu spüren. Sieh ihr in die Augen und lies daraus.
Fragen sind wichtig, diese sind es nicht. Weil genau solche Fragen sie an die Wand stellen und genau dort mag sie nicht hin.
Wenn ein FA stattgefunden hat, dann ist das eigene Schuldgefühl von ihr bereits so hoch, dass sie keine Fragen beantworten mag. Das hat auch nichts mit Lügen zu tun. Die Frage ist die falsche zu einem noch schlechteren Zeitpunkt.
Nimm sie in den Arm, Frannk. Weil aus dem Moment der Depression, in dem sie sich dann befindet, bieten Fragen keinen Ausweg. Hilf ihr, indem Du einfach da bist. Manchmal auch nur einfach wortlos. Ihr müsst ein Vertrauen aufbauen, ein gemeinsames und dann werden Worte von ganz alleine kommen.
Bulimie hat nichts mit Logik und/oder Methodik zu tun. Auch nichts mit Positionen einnehmen. Wir sind Begleiter auf diesem Weg, keine Helfer. Und Vertrauen gewinnen ist ein langer Weg. Fast genau so lange, wie der Weg herauszufinden aus dieser Krankheit.
Ich wünsche Dir/Euch alles Gute.
lieber Gruss
Caruso
Verfasst: Di Jan 23, 2007 2:28
von Caruso
@kwerner
egal was du machst es ist das falsche
Ist es nicht !
Es gibt keine Methode, die richtig oder falsch ist. Du musst doch gar keine Position einnehmen, oder hat sie Dich darum gebeten ? Bestimmt nicht. Das sind wir, die immer meinen, einer Beziehung eine Position geben zu müssen. Nimm sie doch einfach als Mensch. Als jemanden, den Du gerne hast und liebst. Sieh den Menschen in ihr. Nicht das Verhalten. Und wenn Du zu dem Menschen vorgedrungen bist, dann beginnst Du auch das Verhalten zu verstehen.
lieber Gruss
Caruso
Verfasst: Di Jan 23, 2007 2:38
von Caruso
@papermoon
und da ich sie dabei nicht unterstützen darf
Mag sein, dass Du das so empfindest oder auch gehört hast. Du darfst es, ganz sicher.
Meine Freundin ist im Moment in einer Phase, in der sie versuchen muß, mit den Ursachen für Ihre Essstörung klarzukommen und da ich sie dabei nicht unterstützen darf
Dein Entschluß ? Oder den, den sie Dir "verkauft" hat. Sicher muss sie selber etwas für sich tun. Aber du darfst schon unterstützen. Du musst es aber auch wollen. Und dann rede ich nicht von 6 Wochen oder 4 Monaten, sondern ich rede von Jahren. Und dann immer noch mit offenem Ausgang für Eure Beziehung. Weil sie sich verändern wird in der Zeit. Du wirfst nach 2 Monaten schon das Handtuch und sprichst von Beziehung auf Sparflamme. Papermoon, es hat ja noch nicht einmal begonnen !
einigen Wochen bzw. Monaten allein durchgekommen ist
No. Never !
Du solltest darüber nachdenken.
Ernsthaft.
Sorry
Caruso
Verfasst: Di Jan 23, 2007 9:04
von papermoon
Hi Caruso
Caruso hat geschrieben:@papermoon
Mag sein, dass Du das so empfindest oder auch gehört hast. Du darfst es, ganz sicher.
Möchte ich ja auch.
Dein Entschluß ? Oder den, den sie Dir "verkauft" hat. Sicher muss sie selber etwas für sich tun. Aber du darfst schon unterstützen. Du musst es aber auch wollen. Und dann rede ich nicht von 6 Wochen oder 4 Monaten, sondern ich rede von Jahren. Und dann immer noch mit offenem Ausgang für Eure Beziehung. Weil sie sich verändern wird in der Zeit. Du wirfst nach 2 Monaten schon das Handtuch und sprichst von Beziehung auf Sparflamme. Papermoon, es hat ja noch nicht einmal begonnen !
Ihr Entschluß. Ich werfe auch nicht nach 2 Monaten das Handtuch, ganz im Gegenteil (sorry wenn das evtl. falsch rüber gekommen ist) und mir ist auch klar das es Jahre dauert um alles zu überwinden. Aber es gibt nicht mal den Ansatz eines Grundes von meiner Seite aus aufzugeben. Ich schick Dir noch ne PN um es ein wenig zu erklären.
Verfasst: Di Jan 23, 2007 10:30
von Kwerner
Caruso hat geschrieben:@kwerner
egal was du machst es ist das falsche
Ist es nicht !
Es gibt keine Methode, die richtig oder falsch ist. Du musst doch gar keine Position einnehmen, oder hat sie Dich darum gebeten ? Bestimmt nicht. Das sind wir, die immer meinen, einer Beziehung eine Position geben zu müssen. Nimm sie doch einfach als Mensch. Als jemanden, den Du gerne hast und liebst. Sieh den Menschen in ihr. Nicht das Verhalten. Und wenn Du zu dem Menschen vorgedrungen bist, dann beginnst Du auch das Verhalten zu verstehen.
lieber Gruss
Caruso
Hallo Caruso,
mein "machen" war auf seine fragestellung bezogen... hilfe oder drängen... und wenn man anfängt was in diese richtungen zu tun macht man so und so das falsche (leider habe ich diese erfahrung halt gemacht)... ansonsten hast du natürlich recht.
Grüße,
werner
Verfasst: Di Jan 23, 2007 12:46
von Caruso
@kwerner
Ist schon klar, was Du meinst.
Aber müssen wir denn immer "machen" ? Es liegt in der Natur des Mannes, nach Auswegen zu suchen, Situationen zu klären. Wir haben einen angeborenen Aktionismus, der uns immer dazu treibt, eine nicht zufriedenstellende Sache zu einem wie auch immer gearteten Abschluß zu bringen.
Reicht es manchmal nicht einfach nur aus, hinzuhören ? Einfach nur da zu sein ? Ohne Ratschläge und weise Lebenserfahrung mitteilen zu müssen ?
Nur jemanden spüren zu lassen: Hei - ich bin da und fühle Dich sicher bei mir.
lieber Gruss an Dich, Werner
Caruso
Verfasst: Di Jan 23, 2007 12:57
von Kwerner
hy caruso,
das problem ist nur meistens das man gar nicht die anwesenheit will.
So wars zumindest bei meiner. Sie wollte alleine sein wenn es ihr schlecht ging und auch wenn ich mich nur dazusetzte und ihr den arm um die schulter gelegt hatte war das ein problem für sie... (sagte sie mir im nachhinein) obwohl sie dann immer schluchzend weinte und sich bedankte das ich für sie da war.
Ich bin nach wie vor mit meiner geschichte (falls du dich erinnerst) nicht fertig... sie weiss imemr noch nicht was sie will 8(.....
Grüße,
Werner
Verfasst: Di Jan 23, 2007 13:40
von Caruso
Scheint ein Männerthread zu sein ...
Sie wollte alleine sein wenn es ihr schlecht ging
Da wäre ich mir gar nicht sicher. Es ist eine Mischung aus Scham, Wut auf sich selbst, Depression und Enttäuschung. Körperliche Nähe (darunter zählt auch eine liebevolle Umarmung) kann dann sehr wohl nicht erwünscht sein. Da wären wir wieder bei diesem "machen". Was macht ein Mann, wenn er ein heulendes Elend sieht ? Er muss es in den Arm nehmen, trösten, Worte suchen, die gar nicht den Kern treffen können, weil wir wirklich keine Ahnung haben, wie es zu diesem Zeitpunkt in diesem Menschen aussieht.
Also.
Mann muss nicht. Weil ......
obwohl sie dann immer schluchzend weinte und sich bedankte das ich für sie da war.
Siehst Du !
Es mag so sein, dass sie nicht weiss, was sie will. Aber Du musst es auch nicht wissen. Manchmal sitzen wir Angehörigen einfach nur da und müssen abwarten, was sich wie entwickelt. Das ist besch..... und tut weh. Glaube ich Dir. Weil es eben wider unserer Natur ist.
lieber Gruss
Caruso
Verfasst: So Mär 18, 2007 15:59
von dinah0179
Nur zur Info... mir geht es genauso wie Euch Männern und ich bin eine Frau.
Bin aber auch mit einer Frau zusammen, von daher könnte man auch denken, dass ich deshalb zu männlichem Verhalten neige.
Verfasst: So Mär 18, 2007 16:27
von kimmi
ich wollte euch nur mal eben sagen wie toll ich es finde das ihr euch hier angemeldet habt um eure partnerinnen besser zu versteh.
es tut mir so leid für euch weil ihr wirklich verzweifelt zu´sein scheint.
mein freund und ich ahben glaube ich eine ähnliche situation.
ich würde ihm so gerne sagen wie es mir geht aber die angst ist viel zu gross,denn ich fühle mich dabei immer so ertappt und schäme mich.
ich kann mir aber vorstellen wie schwer es für betroffene insbesondere den partner ist.
mein ex hat irgendwann zu mir gesagt:"kim,ich kann dich nicht mehr leiden sehen und wenn du unbedingt sterben willst,dann mach das,aber lass mich nicht dabei zusehen,denn dann werde ich dir folgen."
die beziehung ist kaputt gegangen abe runs verbindet noch so viel,weil er da war IMMER wenn ich ihn brauchte.
glaubt mir(und ich denke ich kann auch für eure schätze spreche)wir wissen was ihr euch für gedanken macht und wir sind frohj so partner wie ihr es seit zu haben.
und auch wenn ihr sicherlich komplett ausrasten möchtet,uns wachrütteln wollt es bringt solange nichts bis der schlter umgelegt ist.
für uns betroffene ist es min genau so schwer.
aber bitte gebt nicht auf...
lg kim
Verfasst: Mo Mär 19, 2007 21:37
von naikido
Hallo
@caruso
Reicht es manchmal nicht einfach nur aus, hinzuhören ? Einfach nur da zu sein ? Ohne Ratschläge und weise Lebenserfahrung mitteilen zu müssen ?
Nur jemanden spüren zu lassen: Hei - ich bin da und fühle Dich sicher bei mir.
Wahre Worte caruso, nur für die meisten MEnschen sehr schwer umzusetzten. Denn um das zu können muß man die Situation akzeptieren wie sie ist und dabei kommt man eben mit seinem eigenen Schwächen und Vorstellungen in Konflikt. -
@all
-Aber es ist der einzige Weg als Partner für den Betroffenen da zu sein.
Wennn man eine Beziehung mit einem abhängingen Menschen eingeht, ist in irgendeiner Form eine COabhänigkeit vorhanden. Soll heißen das man selbst eine ausgeprägte Suchtstruktur in sich trägt. Durch die Beziehung entsteht ein Abhänigkeitsspiel, indem der eine den anderen braucht um sich nicht sich selbst ansehen zu müßen!!
Co-Abhängigkeit ist das Stichwort.
@frank
Alles was du versuchts für sie zu tun, wird keine Früchte tragen! Arbeite an dir selbst und frag dich warum du ein Problem mit der Krankheit deiner Freundinn hast. Es ist nämlich ihr Problem und nicht deines, doch aus irgendeinem Grund machst du es auch zu deinem Problem. Hilf ihr indem du damit aufhörst.
Wobei das für Dich ein mindestens genauso schwieriger Weg da raus wird, wird wie für sie.
Die Frage die sich stellt: Ist Sie Dir das wert????
Lg Tom
Verfasst: Do Jun 07, 2007 12:37
von Donaldini27
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