Hi!
Zuerst mal lobe ich dich dafür, wie sehr du dich deinem Freund annnimmst, wie sehr dir seine Probleme auf deinem Herzen lasten und du den Mut und die Kraft hast, ihm beizustehen anstelle dich abzuwenden. Denn leider wenden sich die Mehrheit von Angehörigen ab. Aber du stehst fest zu ihm! Auf diese innere Kraft kannst du stolz sein! Hut ab!
Er weiß gar nicht, warum er sich erbricht, er macht es einfach. Andererseits schämt er sich sehr dafür.
Er hat ja schon seit längerem Bulimie und je länger man Bulimie hat, desto mehr rücken die tiefer sitzenden Gründe in den Hintergrund, bis man gar nicht mehr weiß, wieso man k***. Dies ist bei vielen Betroffenen so, erst in folge durch Therapie lässt sich dieses Problem lösen.
Ja, ich schämte mich auch sehr dafür. Ich tat alles um es zu verheimlichen, denn „es ist ja unmännlich!“. Gleichzeitig war mir immer irgendwie in meinem Herzen klar, dass das Erbrechen ja „nicht normal“ ist, wodurch ich annahm ich sei geistig gestört, verrückt und müsse bei Bekanntwerden meiner Krankheit für immer in die geschlossene Anstalt eingeliefert werden. Darüber reden? Das war für mich auch nicht möglich, da ich es als unmännlich empfand meine Probleme durch Hilfe anderer Personen zu lösen.
Was kann ich jetzt am besten tun? Er redet, denke ich, über das meiste mit mir, was ihn belastet, vielleicht sogar über alles.
So wie du es beschrieben hast, hast du jetzt schon alles getan, was du tun kannst: Ihm Aufklärung gegeben, ihm die Möglichkeit von therapie aufgezeigt und, in meinen Augen das wichtigste, du hast ihm zugehört! Dies ist es was du tun kannst: Höre ihm zu, schenke ihm dein Ohr, wenn er es nötig hat. Doch gehe dabei nicht „zu weit“. Damit meine ich, dass du auch auf dich selbst achten sollst, tue dir manchesmal was gutes. Denn die gefahr, dass du in eine Co-Abhängigkeit fällst und dadurch selbst psychisch abstürzt ist sonst gegeben. Anders ausgedrückt: Wird es dir zu viel, grenze dich kurz ab und tue dir etwas gutes. Alles andere hilft nicht – auch meine Frau musste dies lernen. Sie war Co-Abhängig, doch dadurch wurden unsere Probleme nur größer als kleiner
Was würde Euch in so einer Situation helfen oder hat Euch geholfen? Vielleicht sogar bestimmte Gedanken, auf die man jemandem bringen kann?
- Mir zuhören
- Mich k*** lassen, anders ausgedrückt: Mich nicht zum nicht-k*** zu zwingen
- Mich nicht zum Essen zwingen
- Mich frei lassen in meinen Entscheidungen
- Mich aber nicht dabei unterstützen, also meine Frau hätte einiges schlimmer gemacht, wenn sie mir 100 Würstel und ein Brechmittel dazu gegeben hätte, wenn du verstehst wie ich das meine
- Wenn ich aufhören will, dann: vorschläge machen (nicht überreden, nicht zwingen) für: spazieren gehen, tagebuch schreiben, malen, usw, also auf ablenkungen hinweisen
- Als ich Magersucht hatte, war es hilfreich, dass meine Frau einfach sehr lecker ein Essen gekocht hat, dann hat sie das sehr lecker, schön und schmackhaft auf den Tisch gestellt, dabei war auch die Tischdekoration sehr schön hergerichtet. Sie hat nur für sich selbst aufgedeckt und dann vor mir einfach zu essen begonnen. Irgendwann, so nach dem dritten oder vierten Versuch dieser Art hatte ich dann doch Lust auf Essen bekommen. Dadurch entstand dann ein schjönes romantisches Essen zu zweit. Nun das geht auch unter Freunden: Dann halt eben ein gemütliches Beisammensein unter Freunden
Er meinte auch einmal, daß das wohl keiner verstehen könne, der nicht selbst an Eßstörungen leidet. Würdet ihr das auch sagen? Ich glaube das eigentlich nicht.
Ich sehe es schon so, wie dein Freund – die Probleme einer ES, der Sucht und das Sucht-Decken-müssen kann nur zu 100% verstehen, wer eine ES hatte. Erst vor kurzem hatte ich den Wunsch, dass auch meine Frau an Bulimie leiden würde, dann würde sie mich verstehen. Auch wenn ich froh bin, dass es so nicht ist und ich hoffe, dass sie nie an Bulimie erkrankt.
Denn ein nicht-betroffener von Bulimie kann über den Verstand, also durch Wissen-Aneignen, einiges über Bulimie lernen und auch über den Verstand verstehen. Das wäre für mich ein 90% verstehen von Bulimie.
Ich gebe dir den Tip, k*** nicht auszuprobieren – du kansnt dies auch über das Lesen von Büchern, Berichten von Betroffenen usw verstehen lernen!
Im Moment ist er noch mit jemandem befreundet, der ein ähnliches Problem hat wie er (aber auch wohl Probleme mit der Einsicht hat). Er meinte, sie helfen sich jetzt gegenseitig. Wie sieht es dabei mit positiven und negativen Erfahrungen aus – also bei so einer Art von Gemeinschaft?
Kommt drauf an, es kann eine runter ziehende Wirkung haben, insbesondere sie gemeinsam FA und dann K***-Attacken haben, es kann aber auch heilende Wirkung haben, wenn wirklich beide aufhören wollen. Ein Beispiel: Meine Frau hat Panikattacken. Ja ich auch. Wir hätten uns gegenseitig in unseren Angststörungen runter ziehen können, was auch lange Zeit der Fall war. Doch wir sind nun beide schon seit langem unabhängig von ein ander in Therapie und wir wollen beide die Panikattacken hiner uns lassen. Daher helfen wir uns heute gegenseitig, wenn ein/e Partner/in von uns plötzlich eine Attacke hat.
In jedem Fall würde ich mich gerne noch näher darüber informieren. Hat jemand dazu noch Literaturvorschläge oder Internetseiten, Tipps über den „Bulemie-verstehen-Faden“ hinaus? Hintergrund ist bei ihm wohl vor allem s*x**ll* m*ssbr**ch und Gewalt in der Kindheit.
Also bulimie.at ist mal ein guter Tip
Bücher findest du im Forum in der Rubrik „Bücherliste“ – hier nochmals der Link:
http://www.bulimie.at/board/portal.php?page=8
Ich als Mann kann mal „Darüber spricht man(n) nicht“ empfehlen, da es von einem ehemalig betroffenen Mann für Männer geschrieben wurde.
Mir hat auch „die Bulimie besiegen“ sehr geholfen, da hier einige Selbsthilfetips drinnen enthalten sind, auch wenn die Hintergründe für bulimie fast ausschliesslich auf Hintergründe von Frauen bezogen ist (so wie die Mehrheit der ES-Selbsthilfe- und Informationsbücher).
Bezüglich Hintergrundinformationen „Männer und Esstörungen“ hätte ich in meiner Arbeit noch ein paar Links (bin aber jetzt zu Hause). Du müsstes dafür bis nächsten Dienstag warten, dann stell ich ihn dir gerne zur Verfügung.
Suchst du auch Informationen „s*x**ll* m*ssbr**ch bei Männern“? Wenn ja, habe ich auch da ein paar Bücher zu empfehlen (denn auch leider da die meisten Bücher auf Frauen bezogen sind und oft Männer ausgelassen werden), die ich selbst auch gelesen habe, denn meine Bulimie und Magersucht hängen mit meinem erlebten m*ssbr**ch zusammen – habe oft genug einfach nur die Erinnerungen ausgek***
Ich habe dir übrigens gerne geholfen, insofern für dich hilfreiches dabei war.
Lg
Mart1