Hi Celine!
Deine Texte hier erinnern mich sehr stark an meine Frau vor einem jahr.
Ja, sie fühlte sich genauso hilflos, verzweifelt und verletzt wie du es beschreibst! Mittlerweile ist aber in meiner Ehe vieles anders, denn sie selbst begab sich dann in Therapie, weil es ihr auch schon zu viel wurde - damals war sie schon am überlegen selbst zu k*** um mich zu verstehen. Glücklicherweise konnte ich ihr damals selbst zu verstehen geben, dass sie mir damit am wenigsten helfen würde. Daher ging sie selbst zu einer Beratungsstelle und ist nun als Angehörige in Therapie.
Denn ja - ihr Angehörigen habt es verdammt schwer mit uns Bulemikern - ja ihr Angehörigen habt genauso ein Recht auf Freude/Liebe und Glück im Leben!
Daher hier mal Dinge, die ich im Laufe zu meiner Frau sagte und auch was sie mir so mitteilte wie sie damit umgeht:
Sie versuchte mich zu kontrollieren und zu zwingen. Sie zwang mich zu mEssen, sie kontrollierte mich beim Klo-gehen. Nun dieser Zwang und diese Kontrolle liesen alles in mir mehr und mehr erstarren, erzeugte Angst und Verletzung in mir selbst, wodurch ich im Teufelskreis der Bulimie noch weiter runterutschte.
Daher kontrolliert sie heute nicht mehr, daher zwingt sie mich heute nicht mehr zum Essen - nun dieser Schritt ging aber auch nur, weil ich selbst in Thera bin und längst kapiert habe, dass ich ein erwachsener Mann bin, der durch das Erwachsen-Sein verantwortlich für das eigene Leben ist.
Daher fühlt sie sich nicht mehr verletzt, wenn sie mich doch wieder k*** hört, denn sie weiß, dass ich da raus will und sie weiß dass es einfach nur ein Rückfall ist! Nun deine Schwester ist noch nicht in Thera doch kannst auch du ihr über Informationen (zB Broschüren von Beratungsstellen) mitteilen, dass sie ihren Körper, ihr Leben dadurch zerstört und das sie an einer Sucht leidet und das sie sich dadurch immer schlecht fühlen wird, denn zuerst der rausch der befreiung, dann die depression des leidens (ausserdem erzeugt das schlechte essverhalten psyische missstimmungen, erst gesundes essen gleicht die psyche aus) weiters kannst du ihr mitteilen, dass sie sehr wohl nicht damit alleine ist, sondern zig tausende Frauen und Männer an dieser Krankheit leiden und das diese auch heilbar ist. Jedoch gib ihr einfach das Material, wenn ihr alleine seid und du auch sicher sein kannst, dass eure Eltern das Material nicht sehen - sag ihr ruhig, dass das zwischen euch beiden bleibt - niemand davon erfährt auch eure eltern nicht und auch, dass sie sich selbst den zeitpunkt aussuchen sollte, wann sie das material liest - nur wegwerfen sollt esie es nicht. aber mach keinen zwang daraus. der zwang von aussen erzeugt so starken inneren druck. damals hätte ich fast meine frau verlassen, weil ich es einfach nicht aussiehlt. es genügte schon ein blick von ihr und ich musste k+** gehen, weil es mir weh tat.
heute weiß meine frau, dass ich ein eigener mensch mit eigener verantwortung bin und sie mir die verantwortung nicht abbnehmen kann. denn jedesmal wenn sie das tut, zucke ich aus, werde wahnsinnig vor wut, wut die ich durch k*** wieder rauslasse. wut auf mich selbst, dass ich es wieder mal nicht schaffte, wut auf die krankheit wut auf meine frau, dass sie nicht stark genug ist. tja und so k+** ich fröhlich vor mich hin.
sorgen machen ist ok, doch kann dieses sorgen-machen auch angehörige in den wahnsinn treiben, wichtig ist, dass du dich abgrenzen kannst - such dir selbst dinge die dir gut tun und tue sie! lass die wut im sinnvollen raus zB male ein bild, schreibe es in ein tagebuch, verfasse darüber gedanken. es ist sinnlos die wut an deiner schwester rauszulassen. denn diese wut beschrieb mir meine frau folgendermassen:
"diese wut ist eigentlich die wut auf mich selbst. wut, dass ich dir nicht helfen kann. wut, dass ich so hilflos bin. immer habe ich eine lösung gefunden. doch hier nicht und daher wut unendliche wut. ja ich bin auch auf dich wütend, wütend, dass du das tust, wütend, dass du dich selbst zerstörst. ja ich bin wütend auf die krankheit" - daher hat sie das einfach aufgeschrieben. sie schrieb der bulimie einen brief und sie fühlte sich danach besser
wenn du das gefühl hast, dass deine schwester nicht glücklich ist bzw. wirkt dann kannst du es nicht ändern - nur sie selbst kann das tun! du bist frei von dieser schuld, auch wenn du glücklich mit deinem leben bist!
sie mag es dir vielleicht so gesagt haben, so bin ich mir sicher, dass dies nur ein vorwand für die vielen weiteren gründe ihrer bulimie sind.
jaja, auch ich hab das meiner frau damals nämlich gesagt - doch ich sagte es um sie bewußt zu verletzen und somit durch die verletzung endlich das gespräch abzubrechen und nicht mehr darüber reden zu müssen. eine taktik, die ich oft anwendete um unangenehmen gesprächen aus dem weg zu gehen.
aber dies war kein grund, es war einfach eine flucht aus dem unangenehmen gespräch heraus.
heute lässt auch meine frau zu, wenn ich zu viel esse. sie sagt kein wort. nö, sie läßt es zu. wenn mir nachher schlecht ist, dann sagt sie einfach, dass ich genau weiß, dass mir das nicht gut tut. denn sie weiß, dass ich ein eigener mensch bin der selbst entscheiden muss ob es mir gut oder schlecht geht.
fühle dich also nicht verletzt, wenn deine schwester so handelt, sie will niemanden anderen verletzen als sich selbst. anders ausgedrückt: sie will nicht dir oder deinen eltern weh tun: sie leidet an einer sucht. Erst dies hat meiner Frau erst begreiflich gemacht, dass ich sie nicht damit verletze sondern ich eben süchtig bin.
also betrachte deine schwester als eigenen menschen und versuch ihr über mitgefühl und nicht mitleid zu helfen. mitgefühl ist wenn man sich in andere menschen hineinfühlen kann und dadurch auch intuitiv lösungsvorschläge finden kann (die eben vorschläge bleiben, annehmen kann die person diese oder auch nicht). mitleiden ist, sich selbst mehr und mehr im leid verfallen lassen, wodurch keine lösung mehr möglich ist.
lg
mart1