Umgang mit Suizidalität - Eltern??

#1
Ich würde schon gerne mit jemanden über meine Gedanken und meine Gefühle reden, habe aber Angst damit für mein Umfeld zu einer unerträglichen Belastung zu werden.
Bei meinem ersten Suizidversuch hat meine Freundin mehr als vorbildlich reagiert und für mich den Rettungsdienst organisiert. Ich bin ihr dafür mehr als dankbar, schäme mich aber auch sehr, ihr eine solche Belastung zugemutet zu haben.
Ich würde auch gerne ein-zwei Leute in den "Notfallplan" einbinden, aber auch hierbei habe ich die Befürchtung meinem Umfeld eine zu große Belastung zuzumuten. Ich möchte mit den Leuten doch weiterhin befreundet bleiben und sie nicht zu meinen "Betreuern" machen und damit vergraulen.

Ich möchte den Leuten keine Angst machen, wenn ich ausnahmsweise mal ehrlich bin und ich möchte auch nicht gezwungen werden auf Versprechen wie "versprich mir, dass Du Dir nichts antust" einzugehen oder auf Fragen wie "muss ich mir jetzt Sorgen machen" zu reagieren. Wie soll ich darauf denn reagieren? Wenn ich ehrlich bin mache ich ihnen Angst und wenn ich sage, "ich verspreche es" und "nein, du musst dir keine Sorgen machen" dann ist das oft eine Lüge, die ausschließlich den Zweck hat mein Umfeld zu beruhigen. Ich fühle mich aber auch nicht gut damit, anderen Leuten zuliebe eine Welt aus Lügen um mich herum aufzubauen, das führt zur totalen Isolation.

Und was ist mit meinen Eltern? Da die Polizei im Spiel war, war es nicht zu vermeiden, dass meine Eltern miteinbezogen wurden. Wie soll ich mit meinen Eltern umgehen? Wie sollen sie damit umgehen? Ich kann ihnen ihre Angst um mich nicht nehmen. Ich möchte nicht, dass sie ständig in Angst sind, wenn sie anrufen und niemand abnimmt, weil ich ggf. schlichtweg nicht zu Hause bin oder auch einfach mal keine Lust habe ans Telefon zu gehen.

Lieben Gruß
Lupus

#2
Hallo Mondwolf,

ich finde deinen Gedankenganz entspricht grade meinen Gedanken. Ich denke auch oft nein ich sag niemanden bescheid wenn ich mich umbringen will. Doch was mach ich simse meine beste Freundin am donnerstag an und sie ruft mich dann an, weil sie sich solche Sorgen gemacht hat.

Ich mache den Fehler nie wieder, denn ich möchte anderen keine Sorgen bereiten und nicht das alle immer um mich Angt haben müssen. Doch manchmal will ich einfach nur noch sterben.

Ich kann dich also super gut verstehen, meine Eltern haben aber nie was mitbekommen.

LG suesse101

#3
Nein Süße, ich glaube, Du hast mich NICHT richtig verstanden.

Es geht mir nicht darum, niemandem etwas zu sagen, wenn ich mich umbringen will...sondern darum, mir ein Umfeld für mich und meine Erkrankung zu schaffen, das tragfähig ist, Notfälle erkennt und im Notfall funktioniert - eben lebenserhaltend und nicht das Gegenteil!!
Nur ist das nicht so einfach sich ein solches Umfeld zu schaffen, denn das kann für Freunde eine enrome Verantwortung, Druck und eine Belastung bedeuten, die sie kaum übernehmen können oder wollen. Und das möchte ich ihnen nicht aufdrängen und noch weniger will ich sie erpressen.
Eine Freundschaft ist für mich etwas, was auf einer Balance zwischen Geben und Nehmen beruht und hat etwas mit Gleichstellung zu tun. Ich sehe diese Balance stark ins Ungleichgewicht gebracht, wenn eine Seite solche Belastungen aushalten muss. Und ich sehe die Gefahr, dass aus einer guten Freundschaft ein Abhängigkeitsverhältnis wird, das mit Freundschaft dann nichts mehr zu tun hat. Davor habe ich Angst...die wenigen Freunde die ich habe durch diese Belastung auch noch zu verlieren. Ich weiß nicht, wie ich dafür eine Lösung finden soll - ehrlich sein zu können und dennoch keine Spur von Angst und Sorge zu hinterlassen.

Aber ich denke, was Du hier eigentlich sagen wolltest ist etwas ganz anderes. Die wenigsten hier, nicht ich und auch nicht DU - das bilde ich mir ein Deinen Beiträgen deutlich entnommen zu haben - wollen sich WIRKLICH umbringen. Die meisten Versuche oder Gedanken haben ja doch eher appelativen Charakter (Hilferuf) oder den Charakter einer parasuizidalen Pause (Ruhe, Schlaf, raus aus DIESEM Leben, aber nicht generell).
Auch bei Dir scheint das so zu sein...Du rufst um Hilfe...daher finde ich es gut und nicht beschämend, wenn Du Deine Freundin anrufst! Das bedeutet nicht, dass man nur zu schwach ist um sich zu suizidieren sondern dass man die Kraft hat sich Hilfe zu holen.
Und ich würde Dich herzlich bitten, Dir eine sog. Notrufkarte zu besorgen oder Dir selbst eine zusammenzustellen mit Telefonnummern vom örtlichen Rettungsdienst, Giftnotruf, die für Deinen Bezirk zuständige Psychiatrie, Hausarzt, Therapeut - und diese Karte auch Deiner Freundin zu geben. Ggf. sprich mit ihr mal ab, was für "Notfälle" eintreten könnten und bei welchem Notfall wie zu handeln ist. In so einen Notfallplan andere Menschen mit einzubinden sollte den Sinn und Zweck haben, dass in einem solchen Notfall andere für einen handeln müssen, weil man selbst dazu entweder kaum noch in der Lage ist, zu große Angst hat oder in einem solchen Moment zu verblendet ist um einen Notfall als solchen zu erkennen. Das meine ich mit tragfähigem Umfeld.

Und mal ganz ehrlich Süße...diese vermeindlichen "Suizidversuche" (ich setze das jetzt ganz bewußt in Klammern!) sind never drauf angelegt, dass sie wirklich funktionieren. Und lass Dir gesagt sein: es verändert sich nichts, aber auch rein gar nichts! Du wirst wieder aufwachen und das ziemlich schnell und Deine Konflikte werde sich nicht gelöst haben.
Und wenn wir nochmal ganz ehrlich sind, dann haben wir doch alle große Angst vor´m Tod - verdrängen aber gerne, dass er versehentlich (!) tatsächlich eintreten könnte?!
Ich habe Todesängste ausgestanden und habe plötzlich erkannt, dass ich doch auf jeden Fall leben will und war verdammt dankbar dafür, dass man mir geholfen hat!
Tu mir den Gefallen und denk mal drüber nach!

Lieben Gruß
Lupus

#4
Danke Mondwolf deine Worte taten mir eben total gut. Du hast vollkommen recht jeder Suizidversuch bei mr war ein Hilferuf!!!
Aber manchmal habe ich einfach angst vor dem Leben...es ist so schwer zu leben und vorallem zu überleben...

Und ja viell. sollte ich ner guten Freundin mal bescheid sagen was sie tun kann wenn sie wieder so eine sms von mir bekommt..!?

Ach ich muss einfach noch mal nachdenken und weis nciht was ich jetzt ncoh schreiben soll.....sorry das ich dich erst falsch verstanden habe.

LG suesse

#5
Mondwolf hat geschrieben:Es geht mir nicht darum, niemandem etwas zu sagen, wenn ich mich umbringen will...sondern darum, mir ein Umfeld für mich und meine Erkrankung zu schaffen, das tragfähig ist, Notfälle erkennt und im Notfall funktioniert - eben lebenserhaltend und nicht das Gegenteil!!
Das erste was mir dazu eingefallen ist, ist ein Zitat, welches ich vor zwei Tagen gelesen habe.

"Egoismus heißt nicht leben, wie man zu leben wünscht, sondern von anderen verlangen, dass sie so leben, wie man es wünscht."

- Oscar Wilde -

Ich glaube, ich könnte mit so einem Menschen nicht umgehen. Ne mehrjährige stat. Therapie würd ich da vllt. nahelegen, damit ich mein eigenes Leben wieder leben kann und nicht das eines "erpresserischen" anderen auf eine so belastende Art und Weise führen muss.

Klingt hart, aber irgendwie saß es mir jetzt ganz dick im Hals oO... Zum k* find ich das und Zuspruch ist das letzte was ich da verteilen würd... dann lieber unzählige A*tritte, bis man aus der Tour raus ist und zu leben beginnt.

#6
@Suesse:
Und ja viell. sollte ich ner guten Freundin mal bescheid sagen was sie tun kann wenn sie wieder so eine sms von mir bekommt..!?
Ja, und vielleicht - wo wir grad bei der Diskussion sind - solltest Du Deine Freundin auch mal fragen, ob das für sie eine Belastung ist und ob sie die Rolle übernehmen möchte / kann!! Wenn sie das ablehnt, dann muss man auch das akzeptieren, denn das kann man niemandem verübeln. Aber vielleicht gibt es auch ganz einfache Dinge, die in solchen Situationen helfen wie z.B. schlichtweg nicht allein sein, ´ne Tasse Tee zusammen trinken, zusammen fernsehen und sich ablenken lassen...


@ Ritzeratzekatze:
Ich glaube, ich könnte mit so einem Menschen nicht umgehen. Ne mehrjährige stat. Therapie würd ich da vllt. nahelegen, damit ich mein eigenes Leben wieder leben kann und nicht das eines "erpresserischen" anderen auf eine so belastende Art und Weise führen muss.
Lies Dir meinen Beitrag doch bitte nochmal aufmerksam durch - und zwar mehr als die ersten, von Dir zitierten Zeilen. Dann wirst Du merken, dass ich Deiner Auffassung auf der einen Seite vollkommen zustimme auf der anderen Seite aber auch für mich nach einer Lösung suche, die für andere weder belastend und schon gar nicht "erpresserisch" ist! Genau das ist der Konflikt. Das Unangenehmste ist: auch ich könnte mit einem solchen Menschen nicht umgehen und wäre weder willens noch ansatzweise dazu fähig soetwas zu (er-) tragen. Wenn ich das anders sehen würde, so hätte ich keine Zweifel auch jemand anderem soetwas zuzumuten.
Zum k* find ich das und Zuspruch ist das letzte was ich da verteilen würd... dann lieber unzählige A*tritte, bis man aus der Tour raus ist und zu leben beginnt.
Was meinst Du mit "Zuspruch"? Ganz sicher geht es nicht um Mitleid, damit ist niemandem geholfen!
Aber glaubst Du wirklich, dass "Arschtritte" die Lösung sind? Oder habe ich Dich falsch verstanden? Wie würden solche "Arschtritte" denn bei Dir ausschauen? (das meine ich jetzt nicht provokant, es ist eine ernstgemeinte Frage!)

Lieben Gruß
Lupus

#7
Ich habe deinen Hilferuf verstanden.
Ich ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du dir um deine Eltern und um ihre Gedanken Sorgen machst. Ach du liebes braves Kind :wink:
Angst um ein Kind. Das ist so ziehmlich das selbstverständlichste, das ein Elternteil nur haben kann. Und da muss das Kind nicht unbedingt Bulimie haben.
Angst vor den ersten Schritten. Damit es ja nicht niederfällt und sich seinen Allerwertesten anhaut oder noch schlimmer, auf die Nase fällt.
Angst, dass irgend jemande meinem kleinen Liebling etwas antut, wenn er das erste mal alleine von der Schule nach Hause geht.
Angst, dass ein böser böser Mann kommt, wenn mein Liebling 16 oder 17 Jahre wird und mir das Süsse auf das ich so lange aufgepasst hab, weg nimmt. Ups, ach ja der könnt ja dann mein Schwiegersohn werden.
Angst, wenn die ersten Ausfahrten mit dem eigenen Auto kommen. Da wird die Angst er riesengroß. Hoffentlich passiert nichts.
Also wurscht, Angst, Angst, Angst........
Gut, du hast versucht, dir das Leben zu nehmen. Du hast recht, da kommt ein Angstaspekt mehr hinzu.
Aber du bist ein sehr vernünftiger Mensch. Der sich nun sogar Gedanken um diese Angelegenheit macht. Der durchexerziert, warum das alles passiert ist.
Nimm diesen Thread. Druck ihn aus und zeig ihn deinen Eltern. Ich kann dir versichern, dass du sie ganz bestimmt wieder ruhiger stellen kannst damit. Ebenso deine Freundin.
Übrigens, wenn du das nicht magst, dann erklär deinen Eltern genauso wie du es hier gemacht hast, deine Sorgen um sie und ihre Ängste.

Ganz liebe und innige Grüße
von einer Mama
Bussi schickt Hedi

#9
Mondwolf hat geschrieben:Dann wirst Du merken, dass ich Deiner Auffassung auf der einen Seite vollkommen zustimme auf der anderen Seite aber auch für mich nach einer Lösung suche, die für andere weder belastend und schon gar nicht "erpresserisch" ist! Genau das ist der Konflikt. Das Unangenehmste ist: auch ich könnte mit einem solchen Menschen nicht umgehen und wäre weder willens noch ansatzweise dazu fähig soetwas zu (er-) tragen. Wenn ich das anders sehen würde, so hätte ich keine Zweifel auch jemand anderem soetwas zuzumuten.
Dein Konflikt ist mir durchaus bewusst, sonst hättest du das ja auch alles nicht angesprochen ;). Was ich mir nicht begreiflich machen kann, ist der Umgang mit diesem Konflikt. Du kannst das Problem greifen, du weißt was falsch ist und ganz eigtl. kennst du auch die Lösung dazu. Aber irgendwie magst du das Problem nicht richtig loslassen, oder?

Aber glaubst Du wirklich, dass "Arschtritte" die Lösung sind? Oder habe ich Dich falsch verstanden? Wie würden solche "Arschtritte" denn bei Dir ausschauen? (das meine ich jetzt nicht provokant, es ist eine ernstgemeinte Frage!)
Nein, ich denke Arschtritte sind eine freundliche, meist vergebens angebotene Hilfestellung die nicht zu selten missverstanden wird. Aber es soll wohl Leute geben, die darauf anspringen. Ein Arschtritt wie ich ihn eher verteile sieht komplett anders aus, er entspricht einer bewussten Ignoranz gegenüber den Problemen der betreffenden Person. Nicht dass du das falsch verstehst, ich höre z.B. jedem zu, aber ich würde ihn nie in seiner Haltung festigen oder umgekehrt, sondern alles als gegeben stehen lassen. Als eine Art Aufforderung sein Leben komplett selbst in die Hand zu nehmen, ohne das Gefühl zu bekommen man wäre verlassen.

So habe ich es zumindest gelernt..., denn so ist man mit mir umgegangen. Du kennst deine Grenzen, weißt aber auch, dass du nicht in der Lage bist sie immer abzustecken. Vielleicht wäre es nicht verkehrt das deinem Umfeld zu erklären und die anderen zu bitten ihre Grenze eindeutig zu nennen, wenn du zu weit gehst. Orientiere dich an dem was andere machen. Ich tu das z.B. mittlerweile nur noch. Wenn ich nicht weiß wie ich auf etwas reagieren soll, dann sehe ich mir an, wie ein anderer damit fertig wird (oder frage auch ganz direkt, selbst wenn die Fragen total paradox klingen). Learning by Abschauing sozusagen. Und so blöd es klingt, mit der Zeit lernt man was andere fühlen und man lernt ihre Grenzen ganz automatisch auf sich zu übertragen.

Und der Arschtritt den ich meine besteht einfach nur darin jemanden durch eine vergrößerte Distanz auf den Weg zu bringen, selbstständig zu lernen was Leben heißt ;)

lg, katze

hi

#10
leider kann ich mir auf zeitmangel nicht alle beiträge durchlesen....schade.

aber jetzt aus der sicht der mutter:

auch meine tochter hatte suizidgedanken. in wirklichkeit wollte sie damit nix anderes als aufmerksamkeit erreichen. so quasi...wartet nur:wenn ich tod bin, dann werdet ihr schon sehen. ...sie wollte eigentlich mich(meinen
mann??) damit bestrafen, für dinge, die in wirklichkeit immer unausgesprochen geblieben sind.

ich habe todesängste ausgestanden. ich hab mich gar nicht mehr aus dem haus getraut und hab ständig ihre nähe gesucht.wenn ich weg war, hatte ich auch ständig angst um sie und für nix anderes mehr einen kopf.

nach langem arbeiten an mir selbst (hat echt monate gedauert) habe ich erkannt, daß meine tochter ein eigener mensch für sie allein ist und
verantwortung für ihr leben übernehmen muß.

wir haben das thema selbstmord miteinander besprochen, ich hab ihr
klipp und klar gesagt: wenn du das machst, dann bist einzig und allein
du die jenige, die den größten schaden trägt. du bist der verlierer -
du verlierst das höchste gut - nämlich hier auf dieser welt sein zu dürfen.

ich leb verdammt gerne und laß mir von niemandem und von rein gar nix mehr mein leben vermiesen, geschweigedenn zerstören.

das hat echt gewirkt --- sie weiß,daß sie MICH auf diese art und weise
keinesfalls bestrafen kann!!

sie geht mittlerweile sehr behutsam mit ihrem leben um, und gewinnt immer mehr freude daran, ZU LEBEN, nicht zur überleben.

ciao - schmetterling1

#11
Mondwolf,

ich finde es großartig, wie gut Du Dich mit der Situation auseinandersetzt und wie ehrlich Du dabei zu Dir selbst bist.
Ich kenne Deine Freunde/Freundinnen und Familie nicht, aber was meinst Du: wenn Du mit ihnen so reden kannst, wie Du es hier im Thread geschildert hast, dann denke ich, ist das ein guter Schritt. Dann wissen sie auch klar, daß Du eben NICHT sterben willst, sondern Dich in solchen Momenten einfach unglaublich hilflos und verzweifelt fühlst. Vielleicht kommt Ihr gemeinsam in einem Gespräch auch darauf, was Dir in solchen Momentan am besten helfen kann (Ablenkung, einfach für Dich da sein, zuhören, Umarmung, ...).
Letzten Endes spüren die Angehörigen ja meist ohnehin, daß etwas nicht stimmt. Da ist es für die bestimmt auch besser, sie wissen, was los ist.
Ich bin im übrigen sicher, daß Du auch sehr viel für Deine Freunde da bist und keinen Moment zögern würdest, ihnen in einer schwierigen Situation beizustehen. Du verdienst das gleiche!

Liebe Grüße,
s.