Hat meine Kollegin Bulimie? | 3 Antworten

#1
Von Ada am 18.01.2002

Hallo!

Seit ungefähr 3 Wochen geht meine Arbeitskollegin nach jedem Essen auf´s WC.

Am anfang hab ich Ihr ja geglaubt, dass Sie nichts bei sich behalten kann, wegen einer Magenverstimmung, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher!

Sie isst auch wesentlich mehr als vorher und eigentlich auch immer, egal was, und auch so viel Süsses, was sie vorher nicht gemacht hat.

Es gibt Gerüchte, dass sie es schon einmal hatte, und künstlich ernährt werden musste.

Kann ich helfen?
Soll ich was sagen?
Soll ich versuchen mit Ihr zu reden?

Ich kann es doch nicht ignorieren - oder???

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Hat meine Kollegin Bulimie?
Von Asyl am 19.01.2002


Schwierige Sache. Ich wüsste wohl auch nicht so recht, was ich da täte. Wie gut ist denn Euer Verhältis, kennst Du sie persönlich ein bisschen? Wie ist Euer Arbeitsverhältnis, steht sie "unter dir"? Wie groß ist die Firma, bekommen das mehrere Leute mit oder hast Du das Gefühl, ihr Verhalten fällt nur Dir auf? Deiner Beschreibung nach dürfte Sie ja tatsächlich bulimische Symptome haben (gerade wenn sie früher schon mal essgestört war).
Ich denke mir, dass es grundsätzlich sehr angebracht ist, den Versuch zu unternehmen, Ihr zu helfen, bzw. zu signalisieren, dass Verständnis und Hilfe da sind. Immerhin legt Sie ja ein offensiv verändertes Essverhalten an den Tag und dürfte also schon ziemlich unter Kontrollverlust leiden, wie mir scheint.
Aber gerade in der Arbeitssituation ist das sicher eine sehr sensible Angelegenheit: die Kollegen kriegen das mit, vielleicht haben nicht alle Verständnis, sie könnte sich leicht ausgegrenzt oder gar "gemobbt" fühlen, wenn die Leute über ihr Problem reden, was sie am Rande sicher mitbekommen würde. Es reichen oft Blicke und Anspielungen, die einen enormen Druck auf die Betroffene ausüben können.


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Betreff: Re: Hat meine Kollegin Bulimie?
Von Jumper am 19.01.2002


Hallo,

ich find´s auf jeden Fall toll, dass du deiner Kollegin helfen willst--hört sich schon so an, als hätte sie eine Ess-Störung. Ich selbst leide seit 5-6 Jahren an Bulimie. Ich versuche mir gerade vorzustellen, was für ein Verhalten ich mir wünschen würde, wenn es jemand ahnt. Ich glaube, wenn mich jemand direkt darauf ansprechen würde, würde ich ihn eiskalt abblitzen lassen, so tun, als wäre der Gedanke daran total absurd und lächerlich und mich in Zukunft von dieser Person fernhalten (hängt natürlich auch von der Beziehung ab). Auf der anderen Seite würde ich mir wünschen, dass es jemanden gäbe, der versucht mich zu verstehen und vor allem der mich so kennt, wie ich wirklich bin. Wenn möglich würde ich an deiner Stelle versuchen solche Gerüchte abzuwerten, zu sagen, dass du nicht dran glaubst, selbst wenn du es tust, denn durch solche Gerüchte wird der Druck auf deine Kollegin nur größer. Am besten wär es, wenn du es schaffen würdest ihr Vertrauen zu gewinnen, dass sie es dir von selbst erzählt. Am ehesten würde ich es wohl jemandem erzählen, bei dem ich nicht das Gefühl hätte, er würde es weiter erzählen und vor allem müsste ich das Gefühl haben, dass die freundschaftliche Beziehung nicht darunter leiden würde. Solltest du sie trotzdem drauf ansprechen wollen, würde ich es für sinnvoll halten, dass du dir hier so viele Beiträge wie möglich durchliest, um dir über die wahren Ausmaße der Krankheit und vor allem über falsche Reaktionen von Angehörigen bewusst zu werden.

Ich weiß wirklich nicht, was das beste wäre. Am meisten Vertrauen habe ich immer zu Menschen, die mich mit meinen Komplexen akzeptieren und die nicht ständig mein Essverhalten kritisieren.

Ich hoffe du machst das Richtige, was auch immer das sein mag. V I E L G L Ü C K


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Betreff: Re: Hat meine Kollegin Bulimie?
Von Ada am 19.01.2002


@ Asyl
Sie ist meine Vorgestetzte, aber wir haben ein recht gutes Verhältnis, wir verbringen oft die Mittagspause mitsammen und meistens gehen wir am Abend noch was essen, weil wir beide in Nö arbeiten und nur 1 mal pro Woche nach hause fahren.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand anderen auf der Arbeitsstelle auffallen würde, da die anderen (6 personen) nie die Mittagspause oder den Abend mit Ihr verbringen da 4 Kollegen nur 20 Stunden die Woche da sind.

@ Jumper
Ich glaube auch dass, wenn ich sie darauf anspreche sie es abstreiten würde, darum versuch ich auch mir hier Rat zu holen.
Ich habe schon überlegt, ob ich mit Ihrer Vorgesetzten darüber reden soll, sie haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis zueinander, aber sie verbringen nicht so viel Zeit miteinander das es Ihr auffallen könnte.
Ich habe auch daran gedacht mit ihrer Mutter Kontakt aufzunehmen?
Aber beides ist irgendwie halt ein Verrat an ihr! - oder?

Ich muss noch dazu sagen, dass sie eine sehr starke und selbstbewuste Frau ist, die aber bei manchen Sachen ausrasten kann. zB: wenn etwas nicht so gemacht wurde wie sie sich das Vorstellt, dann fliegen auch mal Sachen aus dem Fenster und es wird zimlich laut. Aber dafür geht sie auch 1 mal pro Woche zur Behandlung wegen der Wutanfälle und sie hat es so einigermassen unter Kontrolle.
Aber irgendwie hat sie auch Vertrauen zu mir, da ich als einzige Ihre s*x**ll* Neigung kenne. Außer natürlich in Ihrem Freundeskreis zuhause.

Vielleicht könnt Ihr mir ja eure Meinung dazu Mitteilen - ich hoffe Ihr könnt mir bei meiner Entscheidung helfen.


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Betreff: Re: Hat meine Kollegin Bulimie?
Von Edith am 19.01.2002


Liebe Ada,

es ist wirklich eine sehr schwierige Situation.
Vom Gespräch mit Ihrer Mutter würde ich Dir auf alle Fälle abraten. Das ist ein Vertrauensbruch ihr gegenüber und kann auch wenn Du helfen willst wirklich falsch verstanden werden.
Wenn Ihr Euch gut versteht und Du das Gefühl hast, daß sie Dir vertraut, kannst Du doch einfach mal versuchen, das Gesprächsthema in diese Richtung lenken, ohne es direkt anzusprechen. Vielleicht nützt sie ja die Gelegenheit und öffnet sich von sich aus?

Ingnorieren ist für Dich der einfachste aber bestimmt nicht der richtige WEg.
Viel Mut und Glück - egal wie Du Dich entscheidest! Bist wirklich eine Freundin!

Alles Liebe
Edith