Stefan_Co hat geschrieben:Aber es scheint halt so, dass von Heute auf Morgen bei den Betroffenen einfach ein Schalter umgelegt wird und den eigenen Partner unwichtig erscheinen lässt. Vielmehr suchen sich die Betroffenen dann Personen / Freunde die eben nicht, Sie mit ihren Problemen konfrontieren. Und dass sind halt, wenn wir es auf das s*x**ll* beziehen wollen würden, nun mal Männer / Frauen denen die Krankheit nicht auffällt oder die einfach KEIN Interesse an dem Menschen haben ihn so kennen und lieben zu lernen, wie es nur in einer wirklichen Beziehung möglich wäre / ist.
also dem muss ich eindeutig widersprechen. ich bin selbst betroffen, seit 14 jahren, seit 8 jahren ist es bulimie. es ist schon richtig, und mir selbst ist es auch am wichtigsten überhaupt, dass mein partner von mir abstand nimmt, wenn er merkt, dass ihn die situation runterzieht oder belastet. ich bin selbst in einer beziehung, und seitdem geht es mir viel besser. mein freund unterstützt mich, hört mir zu, liebt mcih. und ich versuche ihm ebenso etwas zu geben und bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er bei mir ist und trotzdem es so schwierig ist an meiner seite steht. es war bei uns auch schon oft sehr schwierig und wir haben überlegt, wie es weitergehen soll, weil diese krankheit (habe leider noch diverse andere psychische probleme, die die situation noch viel mehr verschärfen) einfach so auslaugend und zerstörerisch ist. ich kann dir aus eigener erfahrung nicht sagen, wie es ist, wenn man raus ist, bezüglich der zuneigung zum partner, aber ich kenne viele, die wie berta sophie bereits erwähnt hat, nur noch enger zusammengeschweißt wurden durch das gemeinsame bekämpfen der krankheit. natürlich ist der wille der erkrankten person der wesentliche punkt der genesung, denn ohne dem wird es kaum möglich sein.
ich wäre meinem freund nicht böse, wenn er im laufe meiner hoffentlich weiter fortschreitenden genesung irgendwann sagt, es ist ihm zu viel und er schafft es nciht mehr, denn ich bin ihm dankbar für jeden augenblick den er für mich da war und ich liebe ihn sehr. und nein, bei mir hat sich noch kein schalter umgelegt, der meine liebe plötzlich verpuffen lässt und ich halte das für nahezu unwahrscheinlich. was schon der fall ist, ist, dass ich manchmal einfach total überlastet und kaputt bin, und dadurch einem stadium der inneren abgekühltheit unterliege oder in manchen momenten stark mit mir selbst beschäftigt bin, weil ich einfach total fertig bin. ich weiß in diesen momenten aber immer noch, dass ich ihn liebe, und er weiß das auch. natürlich ist das schwer und anstrengend, besonders auch für ihn. und ich selbst wünsche mir nur allzu oft, einfach ganz normal sein zu können, weil krank sein einfach so anstrengend, kraftraubend und zeitintensiv ist. ich fand krank sein schon immer als negativ, aber ich wusste auch nicht, was ich sonst tun sollte bzw fand auch gar nicht, dass ich es wert war, etwas besseres zu verdienen.
was ich damit sagen möchte ist, dass ich meinem freund dankbar für alles bin was er für mich tut, getan hat und noch tun wird, weil er mir mit seiner liebe, seinem verständnis, seinen gesprächen, seiner unterstützung mir so unendlich viel gegeben hat. ich wäre sonst jetzt vermutlich nicht hier. natürlich bin ich noch lange nciht gesund, aber ich bin gewillt weiterzukämpfen, auch für ihn, oder eben gerade wegen ihm, weil er mir gezeigt hat, dass ich ein wertvolles wesen bin, das es verdient hat, geliebt und geachtet zu werden.
und nein, ich hatte davor beziehungen und romanzen mit männern, die mich nicht mit dem problem konfrontiert haben, und das war viel viel schlimmer. es wurde unter den tisch gekehrt, totgeschwiegen, nicht wahrgenommen, und es war höllisch für mich. und ich würde keinesfalls so eine beziehung mehr wollen. ich bin so froh, jemanden gefunden zu haben, der so zu mir steht, mit dem ich reden kann, der für mich da ist. natürlich ist das zeitweise auch unangenehm, damit konfrontiert zu werden, weil die krankheit manchmal so stark ist, dass man einfach nachgeben möchte. aber es ist ja auch nicht so, dass wir 24h am tag nonstop nur über so was reden würden oder er mich nach jedem bissen anglotzt und ausfragt. und wenn ich mal lust auf oberflächlichkeit habe, kann ich das auch mit ihm haben. und wenn ich auch das nicht möchte, hab ich genug freunde, die keine ahnung haben und sehr an der oberfläche schwimmen, und ein treffen mit diesen personen reicht mir dann schon wieder für die nächste zeit an oberflächlichkeiten.
leider, nach dieser langen zeit intensiver krankheit, geht es nicht von einem tag auf den anderen, ganz normal und gesund zu sein und nie wieder einen gedanken an essen, ängste und ähnliches zu verschwenden. ich wünschte es wäre so. er wünscht es sich genauso. aber es ist ein harter kampf. aber ich bin bereit, ihn zu kämpfen und freue mich, so jemanden wie ihn an meiner seite zu haben. natürlich ist es auch ein warten, hoffen, immer wieder rückschläge miterleben. ich weiß nicht, wie lange ein partner so etwas aushält, aber wir versuchen so offen wie möglich über alles zu reden und für einander dazusein, und ich versuche ihm so oft wie möglich zu zeigen, wie wichtig er für mich ist, wie sehr ich ihn liebe und wie dankbar ich bin dass er für mich da ist. natürlich kann ich das nicht so wie ich es könnte wenn ich gesund wäre. aber ihc hoffe, ihm irgendwann alles, was er mir gegeben hat, zurückgeben zu können. ich kann auch nicht sagen, ob ich jemals gesund werde und es schaffe. ich kann nur sagen, ich werde alles daran setzen und mein bestes versuchen.
natürlich falle ich viel zu oft noch in alte schemata zurück, führe mich auf wie ein kleinkind, bin schlecht gelaunt, verschlossen, fertig. aber ich merke auch, wenn er in den momenten, wo ich so festgefahren bin und es selbst nicht merke oder mich nicht befreien kann, dass es hilft, wenn er ganz konkret und direkt es anspricht, oder irgendetwas ganz anderes, auch absurdes als sonst macht und mich so aus dem konzept bringt. im ersten moment ist das schon verstörend, beängstigend und komisch. manchmal sag ich dann gar nichts oder gehe kurz weg, weil ich mich erstmal fangen muss, weil er das schema zerbrochen hat. aber dann geht es meist viel einfacher, darüber zu reden oder es anders zu machen.
es gibt leider kein patentrezept oder methoden die immer und bei jedem helfen. aber versuchen kann man es. ich glaube, das wichtigste ist, dass die situation klar ist und ein stetiger austausch stattfindet. und dass sich der partner des betroffenen nicht runterziehen und auslaugen lässt, sondern auch auf sich schaut und sich zurückzieht, wenn es nötig ist. für mich war das auch verstörend am anfang, als er in solchen situationen angefangen hat distanz zu schaffen und habe auch dementsprehcend reagiert, aber nachdem wir darüber geredet haben warum er das tut, ist es mir nur recht, dass er sich schützt. am anfang habe ich es so interpretiert, dass er sich aus dem staub macht, sobald er merkt es wird mit mir unangenehm oder es geht mir schlecht. ich habe es als liebesentzug empfunden und gemeint ,dass er vermutlich wie alle anderen davor ist, die sich so ziemlich alle aus dem staub gemacht haben, sobald es ihnen nicht mehr passte. erst nachdem er es ausgesprochen hat, hab ich es verstanden.
auf alle fälle hat gerade er mir kraft gegeben, weiterzumachen, nciht aufzugeben, zu versuchen, wieder ein lebenswertes leben anzustreben. ohne ihm wäre ich sehr wahrscheinlich nicht mehr hier, weil ich mich vermutlich ganz aufgegeben hätte, so, wie es die meisten bisher getan haben.