Möchte gerne verstehen

#1
Hallo allerseits,

je mehr Beiträge ich hier im Forum über die Krankheit Bulimie lese, desto weniger werde ich daraus schlau. Je mehr ich lese, desto verwirrter werde ich. Vor allem desto mehr hilfloser fühle ich mich. Ich würde gerne nachvollziehen, was in einem vorgeht. Aber das werd ich wahrscheinlich nicht können und deswegen ist es ziemlich schwer das hinzunehmen. Vor allem versuche ich gerade alle Verhaltensweisen meiner Freundin durch die Bulimie zu erklären, was mit Sicherheit völlig absurd ist. Und ich merke auch, dass die Bulimie sich zwischen uns drängt. Zwischen uns drängt ist vielleicht auch der falsche Ausdruck. Weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich weiß, dass das Ganze nichts mit Vertrauen zu tun, wenn sie mir darüber von sich aus nichts erzählen möchte. Aber mir fehlt jemand, mit dem ich darüber reden kann. Und langsam frisst mich diese Krankheit auch mit auf, um ehrlich zu sein. Ich weiß, so sollte es nicht sein. Es ist auch nicht immer so. Aber manchmal merke ich eben, wie es mich überkommt und ich einfach keinen anderen Gedanken mehr fassen als versuchen zu verstehen... Ich traue mich auch nicht sie zu fragen, ob ich sie zu einem Gespräch mit ihrer Therapeutin einmal begleiten dürfte. Ich weiß auch nicht, ob mir das was helfen würde. Aber ich möchte dabei nichts unversucht lassen, sie zu verstehen. Und soweit ich das hier recht verstanden habe, hat jeder seinen individuellen Grund für diese Krankheit. Ich weiß im Grunde genommen auch gar nicht, was ich mit diesem topic hier bezwecken will. Ich bin im Moment einfach recht verzweifelt, und weiß nicht, an wen ich mich wenden sollte. Vielleicht erwarte ich auch nur ein paar Stellungnahmen. Wäre schön, wenn sich jemand die Zeit nehmen würde und dies tun würde.

Gruß Saint

#2
Gerne - denn ich möchte immer wissen, was in meinem Freund wohl vorgeht. Oder in anderen, die mich kennen und die davon wissen.

Bulimie ist ein psychische Krankheit ( ok, du weißt das, aber ich versuche, dir so einen kleinen Einblick zu gewähren). Das jede ihre persönliche Ursache hat, stimmt schon. Es gibt jedoch Parallelen.

Alle haben irgendwann gelernt, dass sie scheiße sind. Ja, genau das. Entweder wurden sie mißhandelt und wie ein Stück Dreck benutzt, oder sie wurden emotional erpresst und bekamen dadurch immer das Gefühl, alles falsch zu machen, obwohl sie sich ganz normal verhalten haben, einige wurden auch erst in der SChule gemobbt.
Egal wie, die Grundaussage war "anders = besser".
Aber anders heißt in diesem Fall auch, dass man jegliche Gefühle, Meinung, Empfindungen, jedes Fitzelchen seiner Wahrnehmung kritisch hinterfragt und natürlich sofort verwirft, wenn eine Gegenposition da ist.

Dieser Druck ist nicht auszuhalten. Und irgendwann drängt all das verdrängte "Ich" nach oben und will raus. Aber in der Zeit bis dahin hat man schon verlernt, sich wahrzunehmen und zu artikulieren. Das Kotzen erfüllt dann viele Funktionen. Entweder als Bestandteil einer irrwitzigen Diät, weil man glaubt, wenn man dünn ist, läuft alles von allein und man ist endlich eine gute Person. Oder weil man sich danach spürt - läuft ähnlich wie Selbstverletzung. Man empfindet es als reinigend.

Das kannst du natürlich nicht verstehen und du solltest das auch nicht wollen. Du musst es nur wissen. Wenn du es nachvollziehen kannst, dann bist du auch betroffen... :?

Deine Freundin ist vermutlich nicht in der Lage, ihre Gefühle richtig einzuordnen oder auszuleben. Sie weiß vermutlich nicht so genau, wer sie ist. Sie hat irgendwann verlernt sie zu sein und hat deshalb keine Kontrolle über ihr Leben, gibt dem aber durch die Krankheit einen festen Rahmen. Entweder als Katalysator, um sich zu spüren, als Bestrafung, um zumindest kleine Momente mit ihrem eigentlich "Ich" erleben zu dürfen, auch wenn das ja "böse" ist oder sie benutzt die Krankheit als Plan um sich den gegebenen Umständen besser anpassen zu können, um in der Welt, in die sie hineingeboren wurde, besser weiterleben zu können.

Ich persönlich will nie von meinem Freund, dass er mich rettet, das kann er gar nicht. Aber ich will, dass er es weiß und hinnimmt. Ich sehe das für mich als Reifungskrise. Ich brauche noch etwas, um mich zu finden, weil es mir als Kind aberzogen wurde, ich zu sein. Bis ich mit mir, meinen Gefühlen, meinen Wünschen und meiner Umwelt klarkomme brauch ich noch viel Lehrgeld. Ich möchte, dass er mir das nicht vorwirft, sondern mich in den Arm nimmt.

Ich denke, es ist eine gute Idee, mit deiner Freundin mal mitzugehen und eure Beziehung mit ihrer Therapeutin zu besprechen. Vor allem kann dein Bild der Situation der Psychologin auch helfen, deine Freundin besser kennenzulernen ( sonst kennt sie ja nur die Sicht deiner Freundin), wie wirkt sie auf andere? Was macht sie häufig? Wie reagiert sie häufig?
Und das kann ihr helfen, deiner Freundin zu helfen, schlag das ruhig vor.
Zuletzt geändert von aymone am Do Feb 03, 2011 11:12, insgesamt 1-mal geändert.

#3
Hallo filialunae,

ich habe ehrlich gesagt nicht mit einer solchen ehrlichen und tiefsinnigen Antwort gerechnet. Dafür schon einmal größten Dank. Ich bin froh, dass mir jemand die Entscheidung, meiner Freundin vorzuschlagen, mit zur ihrer Therapeutin zu gehen, erleichtert hat. Die Umstände sind auch insgesamt noch ein wenig komplizierter, als ich sie beschrieben hatte; aber das wäre nun zu viel das hier alles aufzuführen. Aber das mit der Gegenposition und dem damit verbunden Verwerfen seiner eigenen Gefühle und Meinung sind wirklich 2 Dinge, die mich stark belasten, da ich nie weiß, in welcher Phase sie sich gerade befindet. Ich muss erst nochmal meine Gedanken ordnen. Ich weiß im Moment auch nicht so recht, was ich auf Deinen Beitrag antworten sollte. Meine Freundin kommt erst am Freitag wieder zurück. Ich muss Deine Antwort erstmal setzen lassen. Aber trotzdem nochmal vielen Dank. Du hast mir auf jedenfall weitergeholfen.

Saint

#4
Bedenke - ich bin keine Therapeutin - höchstens therapieerfahren. Und ich beschäftige mich viel mit wissenschaftlichen Seiten, mit Zahlen und Fakten. Das ist für mich einfacher, als das rein emotionale Begreifen und hilft mir, meine eigenen Positionen zu formulieren. Wie gesagt, die Gefühle sind das Problem...

Ich würde mir nicht so viel Gedanken darum machen, in welcher Phase sie gerade ist. Wenn sie ganz tief im Selbstzweifel drin ist, dann kannst du es eh nur falsch machen - ist zumindest bei mir so.
Sie wird dir aber kaum böse sein, wenn du ein bisschen feinfühlig bist und sie darauf hinweist, dass du sie nicht verletzten wolltest, wenn es denn mal geschehen ist. Da sie in Therapie ist, schätze ich mal, weiß sie ja, dass sie ab und zu nicht ganz richtig "tickt".

#5
Ja das weiß sie. Sie sagt es mir ja dann auch. Aber wenn ich sie frage, was sie denn gerade beschäftigt, dann meint sie nur "ich weiß es selbst nicht". Ist das wirklich so oder möchte sie einfach nur nicht mit mir darüber reden ? Ich werde das Thema einfach mal behutsam zur Sprache bingen. Und ich glaube, ich bin manchmal etwas zu feinfühlig. Sowohl was sie angeht, als auch mich persönlich. Dabei muss ich auch noch etwas an mir arbeiten. Mir das Ganze nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Denn seit Freitag, seit dem sie weg ist, beschäftigt mich im Grunde genommen nichts anderes mehr. Jetzt am Freitag kommt sie zurück. Ich muss das Ganze einfach mal auf mich zu kommen lassen.

Saint

#6
Mein Freund fragt mich auch oft, was ich denke, wie ich mich fühle. Auf die zweite Frage kann ich eine ANtwort geben. Das ist leichter...
Aber oft schwirren mir so viele gegensätzliche Gedanken durch den Kopf, teilweise sehr krasse und ich will ihn nicht schockieren, ihm keine Sorgen bereiten, habe Angstr ihm alles zu sagen, möchte viele DInge mit mir selbst ausmachen und ihn nicht damit belasten.

Er weiß nichts von meiner Krankheit und es fällt mir schwer, ihm davon zu erzählen. Vielleicht tu ich es nie...
Ich hoffe, dass ich in dem kommenden halben Jahr Auslandsaufenthalt schaffe gesund zu werden...

Frag sie doch einfach, ob sie es dir nicht sagen will oder ob sie wirklich verwirrt ist und es nicht in worte fassen kann.
Vielleicht hilft es, wenn du sie in den Arm nimmst und sie dir Gedankenfetzen an den Kopf wirft...

Mir hilft es oft mir über mich selbst klar zu werden, wenn ich es aufschriebe. Deshalb ist für mcih dieses Forum sehr wichtig...

Ich versuchs mal zu erklären...

#7
Hallo Saint!

Ich kannmir gut denken, wie hilflos Du Dich fühlst, ich glaub, mir würde es auch nicht anders gehen. . . Ich habe über Eßstörungen maturiert (damals hatte ich noch keine Bulimie), und damals habe ich mich noch gewundert, wie man zu so einer Erkrankung kommen kann. Ich dachte, mir könne so etwas niemals passieren, doch da hatte ich mich geirrt.

Mir ist oftmals vom anderen Geschlecht sehr weh getan worden, und irgendwann hatte ich dann das Gefühl, das alles passiert nur, weil ich nicht genüge. Weil ich nicht schlank genug, nicht perfekt bin.

Ich habe ein Ventil gebraucht, wo ich die ganze Traurigkeit ablassen konnte - Selbstverletzung ähnlich wie andere sich die Arme aufritzen. Selbstverletzung aus dem Grund, weil der Schmerz, den man sich selber macht, den anderen Schmerz, für den man nichts kann, überschatten soll, UND weil es ein Schmerz ist, den man SELBST kontrollieren kann (glaubt man zumindest...) Bulimie, sagt meine Therapeutin mir immer, ist eine Art Kontrollübernahme. Die Betroffenen, die sich oft mit ihrem Alltag vollkommen überfordert fühlen, empfinden das Brechen als einzige Möglichkeit, einmal etwas selber in der Hand zu haben. Die Krankheit dient dem Streß-Abbau. Meine Therapeutin hat mir dazu noch etwas sehr interessantes erklärt : Menschen, die an Bulimie leiden, schreien ja (wie man fast überall nachlesen kann) förmlich nach Liebe. Und daß sie dabei zu einem exzessiven Eßverhalten greifen, ist kein Wunder – denn „Essen“ ist der urtümlichste Instinkt, den ein Lebewesen hat. Ein Baby, das Hunger hat, weint nach seiner Mami. Und die Mami kommt dann und füttert das kleine Baby. Das Baby ist glücklich, SATT, und fühlt sich in den Armen der Mami geborgen und GELIEBT.
Und genau dieser Urinstinkt kommt bei den Bulimikern im späteren Leben wieder ans Licht – sie fühlen sich alleine, oftmals ungeliebt. Aber jetzt ist keine sinnbildliche Mami mehr da, die einen füttert – was passiert also? Man füttert sich selber ! Man stopft sich voll, mit allem, worauf man gerade Lust hat – als Ersatz für die Liebe, nach der man sich sehnt. Dabei wird dann alles andere unwichtig. Es ist plötzlich egal, daß das Erbrechen unangenehm ist, daß es oft Schmerzen verursacht. Die Schmerzen lenken eben oft auch von allem anderen Unheil ab.
Sicher ist es bei jedem ein wenig anders, aber im Wesentlichen triffts das glaub ich schon ganz gut.

Zumindest bei mir ist es total so – je mehr Streß ich habe, umso dringender „brauche“ ich mein Essen, um wieder ruhiger zu werden. Und je mehr ich mir allein vorkomme, umso mehr esse ich, um mir „was Gutes“ zu tun. Dann folgen die Schmerzen, um mich zu betäuben, solange, bis ich schlafen gehe, jemanden finde, um etwas zu unternehmen usw.

Das ganze wird zu einem Automatismus. Es läuft alles wie von selber ab, und daß ein Außenstehender es wohl nie begreifen können wird, ist absolut logisch!
In Bezug auf Deine Freundin möchte ich Dir folgendes sagen : die Isolation und das Sich-Allein-Fühlen, wäre bestimmt das Schlimmste für sie, deswegen solltest Du versuchen, nicht zuzulassen, daß sich die Bulimie zwischen Euch drängen kann. Wenn sie darüber sprechen will, dann hör ihr zu. Akzeptiere, daß sie krank ist – sprich sie vielleicht einmal drauf an, und zeig ihr, daß Du Interesse an ihr hast! Vielleicht redet sie auch nur deswegen nicht darüber, weil sie Angst vor Deiner Reaktion hat. Wenn Du sie fragst, und sie immer noch nicht reden will, dann ist es besser, Du läßt sie in Ruhe. Sag ihr, daß Du immer zuhören wirst, wenn sie ihre Meinung ändern sollte. Ich rede sehr viel mit meinen Freunden und Eltern darüber. Es ist hart für alle, aber sie kommen besser damit klar als früher, wo jeder gesehen hat, daß etwas nicht stimmt, und ich versucht habe, es zu verheimlichen. Und mir geht’s auch besser, weil ich mich nicht ständig verstellen muß.

Vielleicht habe ich Dir ein bisschen weiterhelfen können – ich finde es super, daß Du Dir Gedanken um sie machst!
Ich wünsche Euch beiden alles Liebe, und hoffe, daß Eure Freundschaft durch diese Krise wächst und nicht zerbricht!!!

#8
hallo kleiner Schmetterling,

erstmal vielen Dank für Deinen Beitrag. Muss was richtig stellen : Also sie ist nicht nur "eine" Freundin, sondern meine Freundin. Also meine Partnerin. Und ich bin männlich, falls das nicht irgendwo angegeben sein sollte. Und ich muss sagen, Deine Antwort hat mir wirklich weitergeholfen. Es steckt in dem letzten Absatz : Für mich ist es schlimmer zu ertragen, wenn sie nichts darüber sagt, als wenn sie überhaupt etwas darüber sagt. Auch wenn sie mir nur Gedankenfetzen an den Kopf werfen würde... Das würde mir mit Sicherheit helfen. Denn nichts ist schlimmer, als diese verdammte Ungewissheit. Mittlerweile weiß ich, wie ich mit ihr umzugehen habe. Aber ich fühle mich trotzdem ausgegrenzt.
Und das mit dem geliebt werden... Ich versuche jede erdenkbare Minute mit ihr verbringen zu können... Auch wenn es nur 10 Minuten sind, die ich sie vielleicht noch einmal sehen könnte... Ich nutze sie. Wir haben das letzte mal vor einem Monat über ihre Krankheit gesprochen gehabt. Dabei hat sie mir auch von einer Therapiesitzung erzählt. Wobei sie eine Art Rollenspiel gemacht haben. Die Bulimie war also dabei eine Person. Ich habe das auch nicht so richtig verstanden muss ich ehrlich gesagt zugeben. Aber ich würde es gerne verstehen. Und in diesem Gespräch hatte ich aber das Gefühl, dass sie sich mir öffnet und auch mit mir darüber reden möchte. Doch das kommt eben einfach recht selten vor. Und ich wünsche mir eben einfach mehr dabei einbezogen zu werden...

Saint

#10
Hallo Saint und hallo Filia !

@filia

schön Dich hier mal wieder zu lesen. Mit grossem Respekt, wie immer. Aber auch mit dem guten Gefühl, dass Deine Meinung für mich immer ein wichtiger Bestandteil dieses Forums war.

@saint

je mehr Beiträge ich hier im Forum über die Krankheit Bulimie lese, desto weniger werde ich daraus schlau. Je mehr ich lese, desto verwirrter werde ich. Vor allem desto mehr hilfloser fühle ich mich. Ich würde gerne nachvollziehen, was in einem vorgeht
Du musst es nicht nachvollziehen können. Das geht auch nicht. Weil wenn Du es nachvollziehen könntest, steckst Du selber tief drinnen. Du musst es lernen zu akzeptieren. Du musst lernen, wo Deine Möglichkeiten sind, ihr etwas zu vermitteln, was sie nicht kennt. Eine Gratwanderung zwischen Hilflosigkeit und Stärke. Sei ihr ein Partner. Zeige ihr, wo sie stark ist und bleibe an ihrer Seite, solange Du es kannst und sie es will.
Vor allem versuche ich gerade alle Verhaltensweisen meiner Freundin durch die Bulimie zu erklären, was mit Sicherheit völlig absurd ist
Du kannst es nicht logisch erklären. Es ist Dein Willen, der es möglich macht.
Vor allem versuche ich gerade alle Verhaltensweisen meiner Freundin durch die Bulimie zu erklären, was mit Sicherheit völlig absurd ist. Und ich merke auch, dass die Bulimie sich zwischen uns drängt. Zwischen uns drängt ist vielleicht auch der falsche Ausdruck. Weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich weiß, dass das Ganze nichts mit Vertrauen zu tun, wenn sie mir darüber von sich aus nichts erzählen möchte. Aber mir fehlt jemand, mit dem ich darüber reden kann
Bulimie ist stark. Auch für Angehörige. Und Du brauchst einen Ausgleich. Du musst jemanden haben, mit dem Du darüber reden kannst. Fühle Dich hier gut aufgehoben. Und - es hat was mit Vertrauen zu tun.
ob ich sie zu einem Gespräch mit ihrer Therapeutin einmal begleiten dürfte.
Frage sie. Es ist wichtig, in eine Therapie als Angehöriger mit eingebunden zu werden. Aber es kostet auch Kraft. Mehr als Du Dir vielleicht heute vorstellen kannst. Überlege diesen Schritt, weil sie muss sich dann auf Dich verlassen können. Es hat nichts mit "ich rette sie" zu tun. Das kannst Du nicht. Aber sie benötigt jemanden, an dem sie sich festhalten kann. Eine Vertrauensbasis, die sehr wichtige Ausmasse hat.

@filia
Alle haben irgendwann gelernt, dass sie scheiße sind
Das stimmt so nicht, filia. Du hast das so akzeptiert. Gelernt hast Du was anderes. Und das wehrt sich gegen das antrainierte - nicht gelernte.

anderst = nicht gleich besser. Das findet in Deinem Kopf statt.

Du kannst Dich artikulieren. Aber Worte können es nicht reparieren.

Du lernst aber, dass es einen Widerspruch gibt. Zwischen den eigenen Fähigkeiten und dem, was Du meinst zu sein. Sei Mensch - so blöd und einfach formuliert. So unendlich schwer zu leben. Schon klar,

eine guten Nacht an Fila an Saint und alle die es noch lesen mögen

Caruso

#11
Hallo Saint!

Erstmal hast Du meinen größten Respekt, dass Du so kämpfst. Menschen wie Du gibt es leider viel zu wenige. Werde ja fast ein wenig neidisch, dass Deine Freundin so nen tollen Freund hat!!!

Ich denke, Deine Freundin hat schon einen großen Schritt gemacht, dass Du es weißt. Das ist für viele hier nicht grad selbstverständlich, es überhaupt irgendjemanden zu sagen. Das zeigt zumindest, dass sie Dir vertraut und Dich teilhaben lassen möchte.

Ob sie das dann auch kann, ist auf nem ganz anderen Blatt geschrieben.
Viele Bulimiker sind Menschen, die Angst davor haben, andere damit zu überfordern, womit sie ja selbst überfordert sind. Näömlich mit sich selbst irgendwo.

Das größte Problem ist der Selbstwert, der total schlecht ist. Daran ändert auch nichts, dass man von anderen Leuten gesagt bekommt, dass man ok ist, wie man ist. Nicht, solange man das nicht selbst glaubt.

Viele Dinge sind einfach für Nichtbetroffenen nicht nachvollziehbar. Ist ja normal. Wie schon filia sagte, wenn Dus wirklich nachvollziehen könntest, wärst Du selbst betroffen!

Allenfalls kannst Du eine Unterstützung sein. Nachvollziehen können viele von uns die einzelnen Dinge ja selbst manchmal nicht. Es brodelt etwas in einem, was man nicht benennen kann und das kommt irgendwann unweigerlich in welcher Form auch immer an die Oberfläche.

Die Idee an einer Therastunde mitzukommen, finde ich gut. Frag ie einfach mal. Kann aber sein, dass sie das nicht möchte, weil sie sich schämt oder irgendwelche anderen Gründe hat. Das ist dann nicht böse gemeint oder so. Ich denke mal, sie steht halt immer so ein bisschen zwischen den Stühlen. Einerseits will sie Dich denk ich schon teilhaben lassen, aber dich andererseits nicht überfordern. Scham ist auch ein Gefühl, dass oft mitschwingt. Man kann Angst davor haben, dass man den anderen abstößt, zumal man ja eh oft denkt, nicht zu genügen... Das ist sehr komplex und total kompliziert und verworren. Besonders, wenn man in schlechter Verfassung ist.

Ich persönlich fände es gut, wenn jemand mit zur Thera gehen wollte. Aber das ist halt bei jedem verschieden. So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch die Symptome, Gefühle Gedanken und die Art, wie man damit umgeht.

Ich finde es jedenfalls super, dass Deine Freundin zur Thera geht, das zeigt ja auch, dass sie was tun will und ich denke aus der Thera wird sie viel Positives ziehen. Und dann hat sie Dich ja auch noch als Unterstützung!

Du bist echt großartig!!!

LG Nadine