Betroffene direkt ansprechen??

#1
Hallo allerseits!

ich und einige meiner freundinnen sind derzeit ziemlich ratlos: Eine Freundin von uns ist seit geschätzten 2 Jahren magersüchtig. Zuerst haben wir es ihrer peniblen Erziehung angerechnet, dass sie so streng auf Nahrung und Sport achtet und nicht geahnt dass sie krank sein könnte, da sie immer eine der energiereichsten und motiviertesten aus der Klasse war, irgendwann sah sie aber nicht mehr gesund aus, manchmal wirkte ihre haut sogar gelblich.

Wir haben öfter gehört dass man Betroffene nicht darauf ansprechen soll wenn sie nicht von selbst aus darüber reden, deshalb haben wir Anfang letztes Schuljahr eine vertrauenswürdige Lehrerin angesprochen, diese hat dem Schularzt aufgetragen sie sich besonders gut anzuschauen, er hat uns dann unseren bösen Verdacht bestätigt.

Diese Lehrerin ist auch persönlich zu den Eltern der Betroffenen gefahren um mit ihnen zu sprechen. Sie meinten, sie haben schon lange bemerkt dass sie zu wenig isst, aber ihre Mutter war versessen darauf dass das nur eine "pubertäre Selbstfindungsphase" ist und dass bald wieder vorbei geht.

Anscheinend hatte sie inzwischen wenige Therapiesitzungen, allerdings ist jetzt ein Jahr vergangen und sie sieht so schwach und zerbrechlich aus wie nie, und wenn ich in manchen Fächern neben ihr sitze fällt es mir besonders auf wie unkonzentriert und müde sie ist und selbst einfache Dinge nicht versteht.
Es geht mittlerweile immer weiter bergab mit ihrer Gesundheit und wir wissen nicht mehr was wir noch tun können. Das einzige was uns einfällt ist sie direkt anzusprechen und ihr unsere Hilfe anzubieten, allerdings wissen wir nicht ob es dadurch vielleicht noch heftiger wird und sie sich dann beobachtet und durchschaut fühlt.

Was meint ihr?

Re: Betroffene direkt ansprechen??

#2
Hallo,

es ist lieb, dass du dich um deine Freundin sorgst.

Aber erstmal Offtopic: Magersucht und Bulimie liegen in einigen Fällen zusammen vor, sind aber ja nicht gleichzusetzen. Ich möchte dich keinesfalls angiften, dass du hier geschrieben hast, war nur ein bisschen verwundert, da du ja nur von Magersucht sprichst.

Egal, ist ist definitiv der Fall, dass die meisten Essgestörten nicht gern auf ihr Problem angesprochen werden. Da ich persönlich keine Erfahrungen mit Magersucht habe, kann ich dazu aber nichts sagen, bei mir ist es bei Bulimie der Fall, ist aber ja auch in gewissem Maße ein bisschen ekeliger.
Ob man jemanden ansprechen sollte hängt aber wohl ganz von den beteiligten Personen, ihrer Beziehung zueinander und der gesamten Situation ab. Wenn man mit jemandem nur lose Kontakt hält, wäre es denke ich ziemlich unangenehm, bei der besten Freundin sieht es anders aus. Grundsätzlich kann man niemandem Hilfe aufzwingen, eine Essgestörte muss die Hilfe auch annehmen wollen. Mit Ratschlägen oder Kommentaren liegen Außenstehende oft daneben, auch wenn es echt gut gemeint ist. Du kannst ihr aber denke ich auf neutrale Weise sagen, dass du dir Sorgen wegen ihres Zustandes machst.

Du solltest dich aber, wenn du sie ansprichst auch auf eine Abfuhr gefasst machen und es nicht übel nehmen. Ich habe oft aggressiv reagiert und den anderen angegiftet, obwohl oder gerade weil er recht hatte. :roll: Und danach eben auch normal und unverkrampft mit der Kranken umgehen, nicht zu sehr und nicht zu wenig auf's Essen fokussieren.
Zuletzt geändert von Katzenpfote am Mo Jan 16, 2012 18:08, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Betroffene direkt ansprechen??

#3
Hallo!

Finde ich gut, dass ihr euch um eure Freundin sorgt!

So wie das klingt, steht es ja sehr schlimm um sie.

Vllt. hilft es ihr, wenn Du ihr erklärst, dass man sie auch gegen ihren Willen und wenn sie bereits volljährig ist, einweisen kann, wenn Lebensgefahr besteht. Oder sie fällt schon davor ins Koma... na toll :|

Wie alt ist sie denn, wenn ich fragen darf?

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Betroffene direkt ansprechen??

#4
hi, also ich finde es schön, dass ihr so aufmerksam seid und euch auch viele gedanken macht.
sag ihr doch, wenn du eine enge freundin bist, dass dir aufgefallen ist, dass sie immer müde etc ist und du, wenn sie bedarf am reden hat immer für sie da bist. dann stoßt du sie nicht vor den kopf wegen der ES, signalisierst ihr aber rückhalt, wenn sie ihn braucht.