Meine Tochter.....

#1
Hallo....

Ich würde mich gerne erstmal vorstellen. Ich bin Katja, 33 Jahre alt und komme aus Bremen.
Ich habe 3 Töchter im Alter von 10, 12 und 15 Jahren.
Und ich bin wohl eine von den leichtgläubigen Müttern, die immer denken, mich trifft "sowas" nie.
Es stellte sich vor 2 Wochen als Irrtum heraus. :(
Meine 15 jährige Tochter kam weinend zu mir und sagte, sie hätte ein Problem. Ich nahm sie in den Arm und hörte ihr erstmal nur zu.
Ich hätte im ersten Augenblick auch nichts sagen können.
Irgendwie war es ein Schock.
Und der erste Gedanke war..... WARUM????
Sie erzählte mir, das sie sich seit 3 Monaten regelmässig übergibt.
Das es ihr sogar gefällt.
Nach den "wahren" Gründen suchen wir gerade.
Naja. Heute haben wir jedenfalls den ersten Termin bei einer Suchberatung.
Bringt es was? Ich weiß es nicht. Ich hoffe es.
Aber mir ist schon klar, das es so einfach nicht sein kann.
Ich liebe meine Tochter so sehr und will nichts anderes als ihr helfen.
Für sie da sein. Ihr zeigen, das sie sich auf mich verlassen kann.
Aber ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich sie beobachte.
Und genau das will ich nicht.
Tja. Nun ist guter Rat teuer.
Ich bin zwar nur Angehörige einer Betroffenen, aber glaubt mir, ich fühle mich mindestens genauso hilflos.
Allen die das lesen, bin ich dankbar für einen gut gemeinten Rat.
Ausserdem gibt es jetzt Jemanden, der ganz fest an alle Betroffen denkt, gedanklich Mut macht und euch die Daumen drückt, den richtigen Weg zu finden.
Nämlich mich!!!!

Lieben Gruß Katja

#2
Meine liebe Katja
Lass dich erst einmal von mir ganz lieb in den Arm nehen *drück*.

Oja das ist ein riesen Schock für eine Mutter, die eben genau dieses Denken hat: mich trifft sowas nicht. Aber sind wir doch ehrlich, denken das nicht alle Mütter.
Du hast schon mal ganz toll reagiert und ich denke auch die richtigen Worte für deine Tochter gefunden.
Dass ihr euch proffessionelle Hilfe holt ist schon der zweite sehr gute Schritt. Allerdings Suchtberatung? :roll: Gibt es in eurer Nähe nicht eine Anlaufstelle für Essstörungen? Na egal, dort wird man euch sicher auch zur richtigen Stelle weiter leiten können.
Was ich dir noch zusätzlich vorschlagen würde, ist, sollte deine Tochter einen guten Therapieplatz finden - das ist mal ganz wichtig, so wäre es für dich sehr gut, ebenso zu einer Beratungsstelle zu gehen und für dich und deine Unterstützung Hilfe zu holen.
Du wirst möglicherweise eine Stelle brauchen, an der du dir Kraft und Stütze holen kannst.
Wie sieht es denn mit deinem Partner aus. Kannst du hier Kraft tanken?
All diese Dinge sind ganz wichtig. Bitte übersiehe sie nicht.

Ich bin gerne für jegliche Frage für dich da.

Deine Hedi

PS. Meine Tochter ist vor 4 Jahren an dieser Krankheit gestorben und ich habe mich seither mit all den Problemen für Betroffene und Angehörige auseinandergesetzt und wahnsinnig viel gelernt.

#3
hallo Katja!

dann heiß ich dich mal hier herzlich willkommen und ich muss dir sagen, ich finde es toll, dass du sie in den arm genommen hast, ihr zugehört hast! das ist so unglaublich viel wert, weil leider nicht alle eltern so sind!

dass du mit ihr zu einer suchtberatung gehen willst finde ich im grunde eine gute idee, aber eines gibt mir schon zu denken, sie sagt, es gefällt ihr, wenn sie sich übergibt.

das problem ist, um die krankheit zu bekämpfen muss man es SELBER wollen, dann kann man aufhören! ich meine damit, wenn man selber nicht aufhören will, kann man 100e therapien machen, sie werden mehr oder weniger nichts nützen.

der wille, der wunsch aufzuhören muss von einem selber kommen, von außen dringt sonst nicht wirklich viel durch. leider, ich hab es selber durchgemacht, am anfang denkt man, man hat eine lösung für all seine probleme gefunden, doch dann erkennt man langsam aber sicher, dass man ein problem hat, bis man sich aber eingesteht, dass man krank ist, das ist ein langer weg.

ich wünsch dir und deiner tochter alles nur erdenklich gute, haltet zusammen!

liebe grüße, iggy

#4
Liebe Hedi...

Als erstes nehme ich dich ganz lieb zurück in den Arm.
Deine Tochter ist daran gestorben? Das tut mir so wahnsinnig leid.
Ich finde schwer die richtigen Worte dafür.
Wie schaffst du es, damit jeden Tag auf´s Neue umzugehen?
Ich ziehe den Hut vor soviel Kraft!!!

Zur Erklärung Suchtberatung.
Dort gibt es 2 Ansprechpartner, die speziell für Essgestörte ein offenes Ohr haben. Um 17 Uhr heute haben wir den 1. Termin.

Ich hoffe, selber dort auch ein offenes Ohr zu finden.
Um Kraft zu tanken, um meiner Tochter auf ihrem Weg zu helfen.
Ich hoffe, das wir dort auch eine Antwort auf das Warum finden.
Das halte ich für wichtig.
Ich wüsste sonst nicht, wo ich anfangen soll.

Ja. Ich habe einen liebe- und verständnisvollen Partner an meiner Seite, zu dem auch meine Tochter ein vertrautes Verhältnis hat.
Sie hat sich ja uns Beiden gegenüber geöffnet.
Und ich bin froh, das ich ihn habe.

Vielen lieben Dank auch für deine Antwort.
Dafür, das ich mich an dich wenden kann.
Auch das tut gut. Merke ich schon jetzt.
Habe nicht mehr das Gefühl, so ganz alleine zu sein. Lächel...
Und vielleicht auch nicht mehr ganz so hilflos.

Deine Katja

#5
hey du,

Also erstmal HERZLICH WILLKOMMEN! :)
Erstmal hast du meinen Respekt,was deine Reaktion gegenüber deiner Tochter angeht..find ich super,denn ich glaube viele von uns haben da ganz andere Erfahrungen gemacht.. :wink:
Also ich weiss ja,dass auch aus Bremen kommst..und du wohl bald einen Therapieplatz suchen wirst..wenn du willst kann ich dir ganz viele Adressen per PN schicken! :)

Liebe Grüße =)

#6
Liebe Iggy...

Danke für deinen Beitrag...
Gestern waren wir bei einer Beratungstelle...
Eigentlich ist der Wunsch sich zu übergeben schon viel länger bei meiner Tochter, als es ihr selber bewusst war...
Sie hat einige Adressen von Therapeuten bekommen...
Und sie will den Weg dorthin gehen...
Gott sei Dank...
Ich kann sie ja im Endeffekt nur unterstützend begleiten...
Der Wille muss von ihr kommen, wie du schon gesagt hast...
Ob er schon richtig ausgeprägt ist???
Ich weiß es nicht... *seufz*
Aber ich bin für sie da, wenn sie mich braucht...

Es erschreckt mich übrigens unheimlich, wie wenig Eltern es hier gibt...
Interessieren sich wirklich so wenige dafür???
Immer wieder lese ich, das sich Betroffene nicht an ihr Eltern wenden... Warum??? Gibt es so wenig Verständnis dafür??? Ist unbegreiflich für mich...

Ich als Mutter leide doch genauso mit und will nur das Beste für mein Kind...

Ich glaube, ich wäre gerne die Mutter von euch allen...
Wenn es helfen würde...

Iggy... Ich hoffe, das du deinen Weg gehst...
Lass es mich bitte wissen...

@ Knuddel...

Ich habe gestern viele Kontaktadressen bekommen...
Mal schauen, welchen Weg wir gehen...
Franzi muss ihn ja gehen...
Ich versuche nur, dabei ihre Hand zu halten...

Du bist auch noch sehr jung...
Hast du denn Unterstützung von zu Hause???
Wie geht es dir im Moment???

Lieben Gruß Katja

#7
hallo du, ist schön wieder von dir zu lesen!

hm, es gibt verschiedene arten von eltern bzw. verschieden arten wie eltern es auffasssen!

ich hab es meinen eltern mit viel herzklopfen und bauchweh gesagt, naja, meine mama hat gesagt:"DU nicht, DU bist normal (= du hast gefälligst normal zu sein, du hast zu funktionieren)!"

meine papa arbeitet im medizinischen bereich und meinte ganz trocken:"Bulimie, das ist aber das wo man sich den finger in den hals steckt um absichtlich zu erbrechen."

was mir bis jetzt noch wehtut, dass ist dieses Nicht-Fragen - "warum" - "bedrückt dich etwas" - "du kannst jederzeit mit uns reden"

davon kam nichts....

irgendwann hab ich dann erkannt, dass es besser ist (für mich) wenn ich ohne sie kämpfe - das heisst nicht, dass sie aus meinen leben "verbannt" sind, ich sehe sie gerne, ich besuche sie gerne, aber DAS thema, das mich seit 4 jahren beschäftigt bleibt ihnen verschlossen.

im moment ist es für mich auch nicht wichtig mit ihnen drüber zu reden, weil es andere leute gibt mit denen ich sehr gut und in sehr intensiven gesprächen die ES erläutern kann!

einerseits tut es mir weh, weil ich sie damit ausgrenze, aber es geht nun mal nicht anders.

leider sind nicht alle eltern /mütter so wie du!

schade, ich finde dein verständnis, deine haltung großartig!

was ich noch sagen wollte, ich bin dabei meinen weg zu gehen, ich mache seit anfang jänner therapie und bin seitdem auch clean! die letzten monate waren ein kampf, aber jetzt merke ich, es zahlt sich aus! :)
Zuletzt geändert von IntelligentGirl22 am Do Mai 11, 2006 17:51, insgesamt 1-mal geändert.

#8
KatjaHB33 hat geschrieben:Ich als Mutter leide doch genauso mit und will nur das Beste für mein Kind...
bei mir was es genau das... meine mutter hat mich auch gefragt, warum ich so lang geglaubt hab, es vor ihr verheimlichen zu müssen... sie war ja wirklich immer für mich da, ich konnte mit allem zu ihr kommen, nur damit hatte ich hemmungen - weil ich ihr nicht wehtun wollte!
ich hab es sehr lange nicht übers herz gebracht, ihr diesen schock zu versetzen... als es dann soweit war hat sie zum glück super reagiert (naja, mein ex hat vorher geplaudert, und daß da was ist hat sie sich schon lang gedacht...)

warum hier so wenig eltern sind?
ich hab den riesenfehler gemacht, meinem ex diese seite zu zeigen - damit bin ich schon nimmer so unbefangen, wenn ich hier schreibe! wenn ich wüßte, daß meine mutter hier mitliest, ich glaub ich könnt nimmer schreiben... das gehört zur privatsphäre dazu, daß man hier in einer anderen welt ist, mit anderen leuten, die einen anders kennen als alle da "in echt" draußen! naja, mittlerweile haben sich schon einige treffen ergeben :wink: aber dennoch, das hier ist eine andere welt, in der man weniger gehemmt und befangen ist als da draußen - solang die beiden realitäten getrennt bleiben...

ich wünsch dir und deiner tochter alles gute auf eurem weg!

pic
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

#9
hey katja
finde es echt super dass du deiner tochter so helfen möchtest!! wie schon gesagt, wären wohl ziemlich viele hier froh so ne ma wie dich zu haben ;)

sei froh dass sie zu nem therapeuten geht und sich nicht weigert..
vielleicht kann er ja was bewirken.. allerdings stimmt das schon, man muss es SELBST wollen, sonst bringt keine thera was!

wünsch euch aufjedenfall viel glück und vorallem kraft!!

lg, butt

#10
hey du,

Okay,aber falls du mal welche brauchst..ich bin da!;)
Zu deinen beiden Fragen:
Hast du denn Unterstützung von zu Hause???
Jaaa,hab ich ganz viel Unterstützung!Es gibt immer "Fehler",die Eltern machen,natürlich nicht extra,aber sie sind wirklich wunderbar!!!!

Wie geht es dir im Moment???
Im Moment gehts mir nicht sooo gut,ich suche schon lange lange einen Therapieplatz,werde aber wohl in eine Jugendpsychiatrie gehen..wie gehts dir denn?;)

Liebe Grüße =)

#11
Hallo (:

ich wollte ebenfalls mal sagen wie toll ich es von dir finde , dass du so zu deiner tochter stehst und ihr versuchst zu helfen!
deine tochter kann wirklich froh sein dich als mutter zu haben.

habt ihr denn schon bei den therapeuten angerufen?

ich wünsche dir & deiner tochter ganz viel kraft und das sie wieder gesund wird auch wenn das eventuell eine ganze weile dauern kann.

alles liebe ,

#12
Hallo Katja, auch ich finde es klasse, dass du deine Tochter unterstützt, nur passiert es häufig, dass die Tochter das gar nicht so unbedingt will, also von der B* loskommen, da sie sie irgendwie braucht...was vielleicht auch auf deine Tochter zutrifft, ich denke es zumindest, da sie die Bulimie erst so kurz hat... setz sie bitte nicht unter Druck und daskannst du ganz schnell tun,indem du ihr zu viele Ratschläge gibst, was das Essen angeht oder sie gar zu etwas zwingst...tu das bitte nicht und halte sie bloß nichtvom K* ab, so schwerdas ist,nur wenn sie dich um etwas bittet, dann versuch ihr zu helfen...

lg und viel Kraft!